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Nachrichten aus Krakau, April 2006
(Wörterbuch-Handexemplare)
(Grimmforum, 30. April 2006)

Bei einem Besuch in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau (am 25. und 26. April) haben wir die Möglichkeit gehabt, mit Angehörigen der Bibliothek über die Umstände zu sprechen, unter denen die neun Bände des DWB aus dem Besitz der Brüder Grimm dort entdeckt wurden. Die Mitarbeiter der Bibliothek, Frau Katarzyna Cieślik und Herr Piotr Kuliszewicz, berichteten uns, daß die Bände sich an verschiedenen Stellen der Bibliotheksmagazine befanden. Vor drei Jahren wurden Frau Cieślik und Herr Kuliszewicz bei der Bearbeitung von Beständen auf einen Band aufmerksam, der durch einen Hinweis auf die Brüder Grimm im Vorsatz, durch Notizen und durch das rote Signaturschild der Libri impressi cum notis manuscriptis auffiel. Als sie erkannt hatten, worum es sich handelt, suchten sie in den Magazinen nach anderen derartigen Bänden, bis die Exemplare 2005 komplett vorlagen. Sie wurden im Herbst 2005 der Handschriftenabteilung überwiesen, nachdem sie desinfiziert worden waren, wie es bei allen Beständen, die neu in die Handschriftenabteilung überführt werden, der Fall ist.

Die Bände sind in sehr gutem Zustand. Alle neun sind Halbleinenbände mit Titelschildern aus Papier auf dem Rücken, auf die jeweils die Inhaltsangaben geschrieben sind. Die Bände mit den Korrekturfahnen (Nr. 33 und 34) ließ offenbar noch Jacob Grimm anfertigen. Auf den Rückenschildern stehen von seiner Hand die Beschriftungen „A—C.“ und „D E.“, die später in der Königlichen Bibliothek um den Titel und die Verfassernamen ergänzt wurden. Die Schilder zu den sieben Bänden von Jacob Grimms Handexemplar (Nr. 35 bis 41) sind komplett in der Königlichen Bibliothek geschrieben. Hier gibt es keine Anhaltspunkte, daß die Bände bereits zur Lebenszeit Jacob Grimms so gebunden waren. Eher ist zu vermuten, daß die breitrandigen Bögen bis zu seinem Tod lose neben seinem Schreibtisch aufgestapelt waren und daß Herman Grimm sie binden ließ. Jacob Grimms Handexemplar ist ganz einheitlich gebunden; die beiden Bände 33 und 34 weichen deutlich davon ab und unterscheiden sich auch voneinander (durch verschiedenfarbiges Marmorpapier).

Die vollständige Sichtung der Bände bestätigt die Feststellungen, die schon anhand der Probescans getroffen wurden. Jacob Grimms Exemplar (35 bis 41) ist durchgehend mit Nachträgen annotiert; bis zu den letzten Artikeln (das Exemplar reicht bis FROMM) gibt es kaum Doppelseiten, die keine Annotationen enthalten. Die bisher als „Wilhelm Grimms Exemplar“ bezeichneten Bände (33 und 34) sind nun eindeutig als eine Sammlung der Korrekturbögen zu identifizieren, auf denen v. a. der Verleger Hirzel und der Korrektor Hildebrand den Brüdern Grimm während ihrer jeweiligen Arbeitsphasen am Wörterbuch Ergänzungsvorschläge und Anfragen übermittelten. Annotationen von Jacob und Wilhelm Grimm sind in diesen beiden Bänden selten. Diejenigen Korrekturen, die sie aus den Leipziger Notizen übernahmen, sowie ihre eigenen Korrekturen schrieben sie in ein weiteres Exemplar der Druckfahnen, das sie aus Leipzig erhalten hatten und mit ihren Entscheidungen zurückschickten. Auch hiervon ist manches erhalten, allerdings nicht in Krakau.

Wir danken Frau Anna Kozłowska, Frau Cieślik, Herrn Kuliszewicz und Herrn Bibliotheksdirektor Prof. Pietrzyk für ihre freundliche und sachkundige Betreuung während unseres Aufenthalts.
Alan Kirkness
Berthold Friemel


Berthold Friemel, 30. April 2006

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Stichwortnachträge J. Grimms zu D
(Krakauer DWB-Handexemplar)
(Grimmforum, 14. März 2006)

Von Jacob Grimm nachgetragene Stichwörter auf der Alphabetstrecke
D – DARMBÄHE, Band 2, Spalte 641 – 780

Die Bereitschaft, Wörter ins Wörterbuch an alphabetischer Stelle aufzunehmen, auch wenn sie im Sprachgebrauch (noch) nicht voll durchgesetzt sind, scheint bei Jacob Grimm größer zu sein als bei seinem Bruder. So bemerkt er zum Artikel DANNEN (Spalte 746): „die verba mit dan und dannen wären aufzuführen wie die mit hin und hinnen. u. die mit dar.“ Wilhelm Grimm hatte insgesamt 24 Verbindungen von dannen mit Verben in den Artikel integriert, einige davon sogar mit zwei bzw. drei Belegen, wie etwa dannen kehren, dannen tun, dannen ziehen. Der Grund für diese abweichende Praxis Wilhelm Grimms mag darin zu sehen sein, daß sich die Verbalverbindungen mit dannen nur bis Ende des 16. Jahrhunderts nachweisen lassen. Ab dem 17. Jahrhundert lebt dannen fast ausschließlich in der Verbindung von dannen weiter.
Jacob Grimm geht auf die unterschiedliche Praxis bei der Behandlung der Präfixbildungen bzw. „Partikelzusammensetzungen“ im Vorwort zu Band 2, Sp. IV f., datiert „6. februar 1860“, noch einmal ein: „ich kann es nicht folgerichtig finden, dasz alle mit durch gebundnen verba, neben sorgfältiger unterscheidung ihrer trennbarkeit und untrennbarkeit, einzeln und alphabetisch eingetragen, die an den partikeln dannen, dahin, daher, danieder, daran, darein haftenden aber unter diesen partikeln verzeichnet und abgehandelt werden. Das heiszt grammatisch verfahren, nicht lexicalisch. im lexicon will man alphabetisch aufschlagen und zur stelle finden, was man sucht.“
Die Aufnahme und Behandlung wenig gebräuchlicher Wörter ist auch für die Nachfolger der Brüder Grimm ein nie befriedigend gelöstes Problem geblieben. In den jüngeren Bänden wurde mit den sogenannten Kompositionstypen eine Darstellungsform entwickelt, die möglichst viele Wörter zu berücksichtigen vermochte, ohne das Wörterbuch allzusehr aufzuschwemmen. An alphabetischer Stelle erscheinen die Wörter, deren schriftsprachliche Gebräuchlichkeit hinreichend nachzuweisen ist.
Wilhelm Grimm hat neben der die Verbindungen mit Verben zusammenfassenden Darstellung bei DANNEN in vielen Artikeln für die Partikelzusammensetzungen eine frühe Form der Kompositionsübersichten genutzt, die eine schnelle Information ermöglicht. Dabei wird das Hauptstichwort mit Kapitälchen gekennzeichnet, die einzelnen Partikelzusammensetzungen werden in normaler Type, abgesetzt und in alphabetischer Folge, wiedergegeben. Jacob Grimms Nachträge sind teils als Kapitälchenansätze, teils in Normalschrift nachgetragen.

Zeichen in der Liste

* Vorhanden ist eine lateinische und / oder deutsche Bedeutungserklärung, oft in der Form einer Synonymenangabe oder eines Synonymenverweises.
# Vorhanden ist ein Textbeleg mit Belegstellenangabe und / oder ein vom Lexikographen selbst formuliertes Textbeispiel, meist ein kurzes Syntagma.
+ Vorhanden ist ein Stellennachweis, z.B. ein Hinweis auf eine Buchung in einem Wörterbuch oder Glossar, und / oder ein Belegstellenangabe ohne Textbeleg.
^ Vorhanden ist ein Querverweis auf ein anderes Stichwort, und zwar nicht nur auf ein von Jacob Grimm bereits bearbeitetes Stichwort, sondern auf (potentielle) Stichwörter mit einem beliebigen Anfangsbuchstaben.

DABENEBST +
DACHBALLE m. #
DACHKLINSE #
DACHLÖSE f. destructio +
DADADADERN #
DADRAUF +
dadrüben +
DÄFTLE, n. +
daheim, n. heimgang, grab +
daher halten #
daher lügen #
daher regnen #
daher schnarchen #
daher schneien #
daher setzen # (von W. G. unter 2, Sp. 680, zitiert)
daher streichen #
daher tagen #
daher traben #
DAHEREIN +
dahin haben *
dahin leben #
dahin rollen
dahin schmitzen +
dahin wagen #
DAIG #
damascenieren +
DÄMEL, m. #
DÄMLICH, was dämisch. # (W. Grimm: DÄMELIG, wie dämisch)
DÄMMERHAFT.
DÄMPFE f. +
danieder reiten #
danieder stauchen #
daran wollen #
dran rücken #
DARAUF HIN #
drauf los nehmen.
drauf los schlagen
drauf los trinken
drein metzen #
drein plumpen
drein tappen +
DARF, s. dürfen. ^
DARHEBEN #

Wilhelm Braun, 14. März 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplare des Buchstabens D
(Grimmforum, 7. März 2006)

Die bisherigen Beiträge in diesem Forum zu den Grimmschen Handexemplaren des „Deutschen Wörterbuchs“ galten der von Jacob Grimm in der ersten Lieferung bearbeiteten Wortstrecke A bis ALLVEREIN. Hier berichten wir kurz über die von Wilhelm Grimm ausgearbeitete Wortstrecke D bis DARMBÄHE, DWB Bd. II, Sp. 641-780.

Jacob Grimms Exemplar (Libri impr. c. n. mss. 2° 37) zeigt ein ähnliches, aber viel weniger extensiv annotiertes Bild wie bei A. Etwa 10 der 70 gescannten Seiten weisen keine Notizen auf; auf anderen Seiten stehen nur verinzelt Zusätze und Anmerkungen; andere Spalten wiederum enthalten viel mehr Nachträge. Insgesamt wird deutlich, daß er die Arbeit seines Bruders sehr genau gelesen hat. Er fügt auch hier neue Stichwörter hinzu, einige in Versalien, einige dagegen, vor allem Subeinträge bei den Partikelverben mit DAHER und DAHIN etc., in Kleinbuchstaben: darauf geht Wilhelm Braun in einem gesonderten Beitrag näher ein. Die meisten Annotationen sind zusätzliche, aus schriftlichen Quellen zitierte Textbelege und selbverfaßte Textbeispiele. Grimm vervollständigt einige Quellen- und Belegstellenangaben und trägt einige Querverweise ein. Selten kommentiert er die Arbeitspraxis seines Bruders. Ein aufschlußreiches Beispiel hierfür ist DAME auf Sp. 702, wo Jacob Grimm zunächst Wilhelms Angabe, daß es „wahrscheinlich erst in der zweiten hälfte des 17ten jahrhunderts bei uns eingeführt ist“, in Frage stellt und am breiten rechten Rand viele Belege nachträgt, die ein früheres Vorkommen belegen. Es erhebt sich die Frage, ob er eigens dazu eine kleine Untersuchung durchgeführt oder aber mit der für ihn typischen Nachlektüre der Quellen und mit seiner ernormen Kenntnis gearbeitet hat? In der Neubearbeitung des DWB und des historischen „Deutschen Fremdwörterbuchs“ wird das deutsche Lehnwort Dame jetzt übrigens übereinstimmend auf 1592 zurückdatiert.
Bei Wilhelm Grimms Exemplar (Libri impr. c. n. mss. 2° 34) handelt es sich wiederum offensichtlich um Revisionsbogen. Die meisten Korrekturen und Nachträge, seien es Textbelege, seien es Syntagmen als Beispiele, stammen vom Korrektor Rudolf Hildebrand. Es ist auffällig, daß in der Druckfassung Wilhelm Grimm die allermeisten berücksichtigt und übernommen hat. Dies trifft ebenfalls auf die Notizen des Verlegers Salomon Hirzel zu: zu beinahe 20 Stichwörtern trägt Hirzel an den Rändern zusätzliche Textbelege nach, ganz besonders aus Goethe und Schiller, und diese Belege werden in die endgültige Fassung der Buchhandelsausgabe auch aufgenommen. Am unteren Rand von Sp. 706 trägt er beispielsweise zwei Belege aus Goethe zum Stichwort DAMM nach und unterhalb Sp. 742 zwei Goethe-Belege für DANN. Auf Sp. 670 fügt Hirzel einen Textbeleg aus Schiller für das Stichwort DACHUNG hinzu, und in der gleichen Spalte korrigiert Hildebrand u.a. die unalphabetische Anordnung der Stichwörter DACHTRAUFE bis DACHTSTANGE.

In einigen wenigen Fällen lesen sich die Notizen Hirzels wie Briefe an Wilhelm Grimm. So steht z.B. am unteren Rand zwischen Spalten 676 und 677: „der setzer bittet ehrerbietig um etwas brot“ und unterhalb Sp. 714: „MS dankbar erhalten“.
Im Gegensatz zu den vorliegenden Seiten aus A finden sich diesmal auch Notizen von Wilhelm Grimm selbst. Oberhalb Sp. 641 hat er beispielsweise das Empfangsdatum der Korrektur notiert: „31 märz 1855“, und oberhalb Sp. 770: „am 29ten O[ct.?]“. Am linken Rand oberhalb Sp. 777 schreibt er: „Ich bitte mir noch eine Revision zu senden“. Die vier Spalten 777-780 liegen unter den gescannten Seiten in nicht weniger als drei Fassungen vor. In der ersten Fassung finden sich zahlreiche Korrekturen und Nachträge von Wilhelm Grimm selbst. In der zweiten Fassung, wohl der von Wilhelm erbetenen nochmaligen Revision, kommen Notizen von Hildebrand und Hirzel vor, wie sie sonst von Sp. 641 bis 776 verzeichnet sind. Die dritte Fassung entspricht genau der Buchhandelsausgabe und weist keine Notizen mehr auf. (Nebenbei angemerkt: Die anschließenden vier Spalten 781-784 liegen ebenfalls in drei Fassungen vor.) Die Klärung der hier aufgeworfenen Fragen nach den verschiedenen Stadien der Korrektur und Revision muß einer genaueren Untersuchung vorbehalten bleiben.

Insgesamt läßt sich aus den vorliegenden gescannten Ausschnitten aus den Grimmschen Handexemplaren folgendes schließen:
Bei Jacob Grimms Exemplar handelt es sich – wie zu erwarten war – um die Buchhandelsausgabe auf gutem Schreibpapier mit breitem Rand, die der Verleger eigens hergestellt hat, damit die Grimms wohl mit Blick auf eine etwaige zweite Auflage Nachträge und Zusätze hinzufügen könnten. Jacob hat einer solchen zweiten Auflage auch vorgearbeitet, wohl wissend, daß er selbst sie nicht mehr erleben würde.
Bei Wilhelm Grimms Exemplar handelt es sich – wider Erwarten – um Korrektur- und Revisionsbogen, die vor allem Notizen von Rudolf Hildebrand und Salomon Hirzel aufweisen. Sie bieten für eine etwaige zweite Auflage kein neues Material, sind dahingegen für die Entstehung der Erstbearbeitung sehr aufschlußreich. Sie werfen zugleich die Frage auf: wo befindet sich das Exemplar Wilhelms auf gutem Schreibpapier mit breitem Rand? Der erste Band wird jetzt im Museum Haldensleben aufbewahrt, aber der Standort des zweiten Bands ist noch unbekannt.
Ob überhaupt, und wenn ja, inwieweit sich diese vorläufigen Ergebnisse bestätigen werden, wird sich erst bei der Autopsie der übrigen jetzt in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau wieder zugänglichen Handexemplare ergeben.

(Bilder: ehemalige Preußische Staatsbibliothek, z. Z. in der Biblioteka Jagiellonska Kraków, Libri impr. c. n. mss. 2° 37, Sp. 702, und 2° 34, Sp. 670)
Alan Kirkness

Alan Kirkness, 7. März 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplar Jacob Grimms
Neue Stichwörter
(Grimmforum, 15. Februar 2006)

Jacob Grimm: Neue Stichwörter AALKISTE bis ALLVERBREITUNG

Die nachfolgende Liste umfaßt Stichwörter, die Jacob Grimm nachträglich in sein Handexemplar der ersten Lieferung des „Deutschen Wörterbuchs“, Bd. I, Sp. 1—240 (A bis ALLVEREIN, Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Libri impr. c. n. mss. 2° 35) eintrug. Häufig besteht der neu angelegte Wörterbuchartikel, wie in der gedruckten Buchhandelsausgabe, aus dem Stichwort und unterschiedlichen weiteren Komponenten, die hier durch Zeichen zumindest angedeutet werden sollen. Nicht eindeutige Fälle werden durch runde Klammern ( ) angezeigt; unterschiedliche Kombinationen von Zeichen bzw. Komponenten sind möglich. Diese etwa 330 neu angesetzten Wörter machen einen besonders charakteristischen Anteil der Nachträge aus, die Jacob Grimm vorgenommen hat; mengenmäßig überwiegen aber bei weitem die zusätzlichen Belege und Hinweise zu bereits vorhandenen Artikeln.
Wilhelm Braun in Berlin, ein großer Kenner des Grimmschen Wörterbuchs, an dem er mehrere Jahrzehnte mitgearbeitet hat (sowohl am Abschluß der ersten Ausgabe als auch an der Neubearbeitung seit den 60er Jahren), legte folgende erste Beobachtungen zu der Liste vor. Er hat auch selbst einen sorgsamen Vergleich der Liste mit den Kopien der Originale vorgenommen und Korrekturen / Ergänzungen beigetragen.

Zu den Nachträgen Jacob Grimms in seinem Handexemplar Band I des DWB, Spalte 1—240 (= A—ALLVEREIN)
Auf dieser Alphabetstrecke mit 2.805 Stichwörtern trägt Jacob Grimm — offenbar als Vorbereitung einer zweiten verbesserten Auflage — insgesamt etwa 330 weitere Wörter nach (darunter auch einige bloße Verweise, oder auch Wörter, deren Gestalt noch nicht festgelegt ist). In der Regel sind diese Nachträge mit je einem Beleg bzw. mit einem Hinweis auf eine Fundstelle versehen; mehrfach findet sich ein Verweis auf ein Vorgängerwörterbuch wie etwa STIELER (1691).
Von diesen nachgetragenen Stichwörtern wurden in der Neubearbeitung des „Deutschen Wörterbuchs“ (2DWB) 130 zumeist mit eigenem Artikel berücksichtigt, die übrigen 200 Wörter sind auch im 2DWB-Archiv nicht ausreichend belegt und aus unterschiedlichen Gründen zurecht nicht aufgenommen worden. Es handelt sich dabei um
1. (Mehrfach)zusammensetzungen wie: ABDANKPLATZ, ABENDSFUNKE, ABENDGOLDGEWÖLK, ABENDLISPEL, ACKERPOSTLAUF, AFFENBOSSIERLICHKEIT
2. ung-Ableitungen: ABMERGELUNG, ABPRÜGELUNG
3. Mundartausdrücke: ABFERGETE, ABGAGELN, ABGOSCHEN, ABSCHARBEN
4. engfachsprachliche Ausdrücke: AALKISTE, ABERKALB
5. Diminutiva: ABSCHIEDSLIEDCHEN.
In der Vorrede zu Band I, Sp. XXV f. spricht Jacob Grimm von der „sucht der vervielfältigung und übertreibung aller ableitungs- und zusammensetzungstriebe der deutschen sprache“, der auch CAMPE erlegen sei. Es ist daher zunächst davon auszugehen, daß seine zahlreichen Nachträge, denen „die rechte beglaubigung abgeht“, noch nicht in jedem Fall für eine Neuauflage des DWB endgültig vorgesehen waren. W. Braun

Zeichen in der Liste

* Vorhanden ist eine lateinische und / oder deutsche Bedeutungserklärung, oft in der Form einer Synonymenangabe oder eines Synonymenverweises.
# Vorhanden ist ein Textbeleg mit Belegstellenangabe und / oder ein vom Lexikographen selbst formuliertes Textbeispiel, meist ein kurzes Syntagma.
+ Vorhanden ist ein Stellennachweis, z.B. ein Hinweis auf eine Buchung in einem Wörterbuch oder Glossar, und / oder ein Belegstellenangabe ohne Textbeleg.
^ Vorhanden ist ein Querverweis auf ein anderes Stichwort, und zwar nicht nur auf ein von Jacob Grimm bereits bearbeitetes Stichwort, sondern auf (potentielle) Stichwörter mit einem beliebigen Anfangsbuchstaben.

Stichwortliste

[alltageshut, m. +]
[alltagspfif, +] (diese beiden ersten unter anderen Stichwörtern eingetragen, nicht durch Kapitälchen als Stichwörter ausgewiesen?)
AALKISTE, f. *
AALWEHRE, +
ABAB, #
ABBALBIEREN, #
ABBEDEUTEN, * #
ABBEILEN, *
ABBEITEN, * +
ABBEKÜMMERN, #
ABBERSTEN, #
ABBESTATTEN, +
ABBICKELN, #
ABBILLIGEN (?), #
ABBLATTERN, *
ABBLÜMEN, +
ABBLUTEN, *
ABBRECHER, m. #
ABBRICH, *
ABBRÜCHLICH, +
ABBUDEN, *
ABBÜFFEN, *
ABBUHLEN, * #
ABCONTRAFEHUNG, f. +
ABDANK, #
ABDANKPLATZ, m. +
ABDRUMEN, #
ABE, #
ABEBBEN, #
ABENDBROCKE, m. #
ABENDDÄMMER, +
ABENDGOLDGEWÖLK, n. #
ABENDHELL, #
ABENDKÜRZUNG, f. +
ABENDLISPEL, m. +
ABENDRAST, #
ABENDSCHREIER, m. (*)
ABENDSFUNKE, m #
ABENDVESPER, f. +
ABENDZEHRUNG, f. #
ABENTEUERTÜCHER, * +
ABERBETEN, #
ABERBULEN, #
ABERDROHEN, * #
ABEREINS, * +
ABERFLEHN, #
ABERGESANG, m. +
ABERKALB, n. *
ABERLÜGEN, #
ABERMANEN, + (lies ABERMAHNEN)
ABERNÖTHEN, * #
ABERRATEN, * +
ABERSCHINDEN, +
ABERSCHWÄTZEN, +
ABERST, * +
ABERTRAGEN, * +
ABERTRIEGEN, +
ABERWARTEN, #
ABFÄLLIGKEIT, f. +
ABFEIM, m. * +
ABFERGETE, f. * +
ABFICKEN, *
ABFICKFACKEN, * #
ABFILLEN, #
ABFIRMEN, * #
ABFISELN, * #
ABFITZELN, #
ABFLACHSEN, #
ABFLEIEN, * +
ABFLIEHEN, * +
ABFLÜCHTIG, +
ABFRISCHEN, * #
ABGAGELN, #
ABGEBÄNDE, #
ABGEBRANNT, ^
ABGEFEIMT, ^
ABGEFÜHRT, ^
ABGEGRIFFENHEIT, (*)
ABGEILEN, * +
ABGELTUNG, f. #
ABGERITTEN, #
ABGESCHLAGENHEIT, f. * +
ABGESCHÖPF, n. #
ABGESCHR[IFT] (? nicht eindeutig zu lesen, weil im Bug), +
ABGEWOGENHEIT, * +
ABGLUMSEN, * +
ABGOSCHEN, *
ABGRUNDSUNGEHEUER, n. #
ABHARREN, * #
ABHÄSZIG, * #
ABHAUSEN, * +
ABHELGEN, * #
ABHELL ?, * #
ABHELLEN, * #
ABHELLIG, *
ABHINDERN, #
ABKAMPELN, #
ABKAUEN, #
ABKAUZEN, * + ^
ABKERBEN, #
ABKIFFELN, (*) +
ABKIRREN, ABKITTERN, * #
ABKLUCKEN, * #
ABKRAUEN, #
ABKRIECHEN, +
ABKÜLLERN, #
ABLÄHMEN, * +
ABLAPPEN, #
ABLÄSSIG, # ^
ABLASSUNG, f. * #
ABLÄSZ, #
ABLEGEKAMMER, f. *
ABLEIB, m. * +
ABLESUNG, f. * +
ABLEUCHTEN, # +
ABLIEBEN #
ABLÖFFELN, #
ABLÖSCHIG, +
ABMÄKELN, *
ABMAUSEN, * +
ABMERGELUNG, f. * +
ABMORDEN, #
ABMUCKEN, *
ABMÜRPFEN, * +
ABMURZEN, *
ABMUSELN ?, +
ABNÖTEN, #
ABÖSEN, #
ABPFETZER, m. * +
ABPFITSCHEN, ^ + (#) (Belege für pfitschen, nicht abpfitschen, daher ( ))
ABPLUMPEN, * +
ABPRACTICIEREN, * #
ABPRÜGELUNG, +
ABRAMMELN, sich +
ABRAUSCHEN, #
ABRED, adj. * #
ABRÖSTEN, * +
ABRUPFER, m. * +
ABSAGUNG, f. #
ABSAMMELN, *
ABSÄUBERUNG, f. +
ABSCHALTEN, #
ABSCHÄNDEN, # ^
ABSCHARBEN, * # ^
ABSCHATZ, m. *
ABSCHEIBELN, #
ABSCHEISZEN, +
ABSCHEUBILD, n. +
ABSCHEUUNG, f. +
ABSCHIEDLÄCHELN, n. #
ABSCHIEDSLIED, n. #
ABSCHIEDSLIEDCHEN, n. #
ABSCHLAFEN, #
ABSCHLEUFEN, * +
ABSCHLINGEN, * #
ABSCHLITZEN, *
ABSCHMAROTZEN, +
ABSCHNAUZEN, +
ABSCHNEID, ^
ABSCHNEIDLICH, #
ABSCHRÄGUNG, #
ABSCHÜSSELN, +
ABSCHWEINEN, +
ABSCHWENZEN, +
ABSCHWINDELN, *
ABSETZFERKEL
ABSETZLING, *
ABSICHTREIN, #
ABSINNEN, +
ABSOLUTZ, f. # +
ABSPELTEN, * +
ABSPRACHE, f. * #
ABSPRÜTZEN, * +
ABSTALT, f. * #
ABSTEUEN, #
ABSTOCK[EN ?], # +
ABSTRAUFEN, ^ +
ABSTRIEFELN, +
ABSTÜPPELN, * #
ABTANZ, m. #
ABTGEMÄSZ, #
ABTHEILIG, * #
ABTIEFEN, #
ABTILGER, m. #
ABTRAMEN, * +
ABTRAPPEN, # +
ABTRAUER, f. *
ABTREIBLING, m. # +
ABTRETER, m. * #
ABTRITTEL, n. #
ABTRITTSHAUS, n. * +
ABTRÖCKELN, +
ABTROLLERN, * #
ABTRÜBEN, #
ABTRUNKEN, +
ABTSMÜTZE, * +
ABURKUNDEN, +
ABVERSTELEN, #
ABVERSTERBEN, * #
ABVEXIEREN, #
ABWALMEN, # ^
ABWANK, m. +
ABWEDELN, #
ABWEIBEN, ^
ABWEISSTEIN, m. #
ABWERT[HUNG ?], * +
ABWINSELN, #
ABWIRTSCHAFTEN, #
ABWÖLBEN, #
ABWÜNSCHEN, #
ABZAPP[ELN], #
ABZÄRTELN, *
ABZÄRTELUNG, f. #
ABZAUBERN, # +
ABZEISEN, +
ABZEUGEN, #
ABZINS, m. +
ABZUCKEN, +
ABZÜGELN, #
ABZWÄNGEN, #
ACCURAT, +
ACHSELKLAPPE
ACHSELZWICKEL
ACHSENSTELLER, n. pr. +
ACHTEST, ^
ACHTHABUNG, f. * +
ACHTSNIT, m. #
ACKE, ^
ACKERBUB, m. +
ACKERBURSCH, * +
ACKERGANG, m. #
ACKERMAUS, f. * +
ACKERN, ^
ACKERPOSTLAUF, m. #
ACKERSAME, m. +
ACKERSCHATZ, m. +
ACKERSITZ, m. #
ACKERWERKEN, #
ACKERZEILE, f. * +
ADAMAST, m. * +
ADAMSFLECK, m. #
ADAMSRIPPE, f. * #
ADELHEU, n. #
ADELKEIT, f. +
ADELSBURSCH, ^
ADELSOHN, m. *
ADELSPAR, m. *
ADELWEIB, n. * +
ADENLICH, #
ADERHOLZ, n. *
ADERLASZBINDE, f. #
ADERZOGE ?, #
ADLERGEDANKE, #
ADUCHE, f. * +
ÂFAR, * #
AFFENBERNE, * +
AFFENBOSSIERLICHKEIT, +
AFFENBOSZLER, ^
AFFENGEPRÄNG, n. +
AFFENGEZAU, n. (*) +
AFFENSCHA[NDE ?]
AFFENSCHMA[LZ ?], #
AFFENSPRUNG, m. #
AFFENTHAL, n. +
AFFENTHALER, m. #
AFFENTHIER, n. * #
AFFENWAGEN, m. #
AFTERASZ, + (*)
AFTERAUS, adv. * +
AFTERBELL, f. * +
AFTERBERGEN, * +
AFTERGEDING, +
AFTERHASZ, m. +
AFTERKALB, n. *
AFTERKLAFFEN, * +
AFTERKLAPPE, f. (*)
AFTERKOSE, f. #
AFTERKRANZ, m. #
AFTERLIST, f. +
AFTERMONTAGS, +
AFTERREDERISCH, #
AFTERTEIDING, f. +
AFTERTHEIL, * +
AFTERWAGEN, m. #
AFTERZORN, +
AHEDUCHT, ADUCHT, f. ^
AHNENSTAMM, m. #
AHNIG, #
ALAMODIST, +
ALANTSBIRN, +
ALASTER, ^
ALBERSTOLZ, m. #
ALBERTÄTIG, * +
ALBRECHT, * #
ALCHEN, * #
ALENBOCK, * +
ALFÄNZELN, #
ALLAN, (*) #
ALLAS, ^
ALLBEFRUCHTEND, #
ALLBLENDEND, +
ALLDERO, +
ALLEBENS, adv. + ^
ALLEGAR, *
ALLEHAND, * +
ALLEINMACHT, f. +
ALLELAUT, * + #
ALLENGAHENS, +
ALLENHAND, adv. +
ALLENSAND, # ^
ALLERA[?], *
ALLERHAND, adv. * #
ALLERKRAUSEST, #
ALLERLEUTSBRAUT, f. *
ALLERSACH, adv. * #
ALLERSCHLACHTER, m. (*) +
ALLERUNAUSSTEHLICHST
ALLERWERTHEST, * ^
ALLESAN, ^ #
ALLFÄLLIG, #
ALLGEHORSAM, +
Allhand, * # (so eingetragen auf Sp. 236, aber ohne Kapitälchen)
ALLHEUT, adv. +
ALLKRAFT, f. #
ALLMANNSMUTTEL, *
ALLMITALL, +
ALLMITT, #
ALLMITTELST, adv. *
ALLREIT, adv. * +
ALLSDINGS, adv. #
ALLSONST, *
ALLSONSTEN, #
ALLTAG, adv. +
ALLTAGSWEISE, +
ALLVERBREITUNG, f. +

Alan Kirkness

Alan Kirkness, 15. Februar 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplar Jacob Grimms
(Grimmforum, 15. Februar 2006)

Zu Probescans aus Jacob Grimms Handexemplar des „Deutschen Wörterbuchs“ (wie im Fall des anderen, vor zwei Tagen vorgestellten zweiten Exemplars handelt es sich um die erste Lieferung von 1852, A bis ALLVEREIN) folgt hier eine erste Auswertung von Alan Kirkness, die dieser übersandt hat und die wir mit Bildern von zwei Spalten illustrieren. Im Unterschied zu dem anderen Exemplar handelt es sich hier beim Drucktext um die im Buchhandel erschienene Endfassung, zu der Jacob Grimm nachträgliche Zusätze notierte. Die insgesamt sieben Bände von Jacob Grimms Exemplar haben die Signaturen Libri impr. c. n. mss. 2° 35—41.

Jacob Grimms Handexemplar der ersten, von ihm bearbeiteten Lieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ (Spalten 1—240, Stichwörter A bis ALLVEREIN) weist auf jeder Seite Zusätze und Nachträge auf. Auf mancher Seite ist nicht nur der eigens dafür vorgesehene breite Rand voller Notizen, sondern ebenfalls auch die anderen Ränder, und häufig finden sich weitere Notizen zwischen den Zeilen des gedruckten Textes. Alle Notizen stammen ausnahmslos von Jacob Grimm. Es handelt sich in erster Linie um zusätzliche Textbelege mit Belegstellenangaben, z. B. aus Hans Sachs, und um von ihm selbst verfaßte kurze Beispieltexte. Hinzu kommen nachgetragene Angaben zur Bedeutung und zur Bedeutungsentwicklung und / oder zur grammatischen Verwendung bestimmter Stichwörter sowie Querverweise auf bereits bearbeitete und noch zu erarbeitende Stichwörter. Darüber hinaus nimmt Jacob Grimm ca. 330 ganz neue, durch Versalien kenntlich gemachte Stichwörter auf, die unten aufgelistet und kurz kommentiert werden (die Liste dieser Stichwörter wird ebenfalls hier im Grimmforum zugänglich gemacht).

Zur Illustration wird hier zunächst Spalte 45 (ABGEBUNG und ABGEHEN) abgebildet und kurz kommentiert. Oben werden zwei neue Stichwörter in Versalien nachgetragen, ABGEFEIMT und ABGEFÜHRT, beide nur mit einem Verweis versehen.
Am schmalen Bugrand werden zahlreiche Belege mit Belegstellenangaben zum Stichwort ABGEHEN hinzugefügt. Auf der oberen Hälfte der Spalte werden einige weitere Belege und zwei Textbeispiele zwischen den Zeilen des gedruckten Textes nachgetragen. Am unteren Rand, unterhalb der beiden Spalten 45 und 46, finden sich noch zahlreiche Textbeispiele ohne und Textbelege mit Belegstellenangaben. Die Belege sind sowohl Wörterbüchern als auch literarischen Quellen entnommen, wobei die meisten aus frühneuhochdeutscher Zeit stammen, z. B. Keisersberg und Hans Sachs. Die genaue An- und Zuordnung der Beispiele und Belege bleibt völlig unklar, denn nirgends gibt Jacob Grimm an, wo sie in den Text zu integrieren wären.

Sodann wird Spalte 175 (ACKERRAIN—ADAM) abgebildet. Am breiten Rand links der Spalte werden sechs neue Stichwörter nachgetragen, am Rand unten noch ein weiteres. Die substantivischen Stichwörter werden durch die Angabe m. oder f. grammatisch bestimmt; ggf. durch ein lateinisches (ACKERZEILE) oder ein deutsches (ADAMAST) Interpretament semantisch erklärt; und entweder mit einem Beleg oder einem Stellennachweis versehen. Unklar ist, ob das ebenfalls am linken Rand nachgetragene ackerschwein als Stichwort gilt oder nicht. Zwischen den Zeilen des Textes wird nur einmal ein Stellenhinweis hinzugefügt (s. ACKERSCHNALLE). Zum Stichwort ADAM werden zahlreiche Belege nachgetragen, deren Zuordnung wiederum unklar bleibt.

(Bilder: ehemalige Preußische Staatsbibliothek, z. Z. in der Biblioteka Jagiellonska Kraków, Libri impr. c. n. mss. 2° 35, Sp. 45 und 175)

Berthold Friemel, 15. Februar 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplar „Wilhelm Grimms“
(Grimmforum, 13. Februar 2006)

Alan Kirkness schickte folgende Resultate einer ersten Durchsicht der Probescans zu dem Handexemplar des Grimmschen Wörterbuchs in Krakau, das als das „Wilhelm Grimms“ gilt (Libri impr. c. n. mss. 2° 33 f.). Überraschendes Hauptresultat der ersten Analysen ist, daß Wilhelm Grimms Handschrift auf diesen 120 Seiten gar nicht erscheint, daß die bisherige Zuordnung also gründlich überdacht werden muß.

Außerdem bestätigt sich, daß der gedruckte Text hier im Exemplar „Wilhelm Grimms“ meist nicht der endgültige ist. Es handelt sich überwiegend um Druckfahnen.
Und nun hat Alan Kirkness das Wort:

Wilhelm Grimms Handexemplar der ersten Lieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ (Sp. 1—240, Stichwörter A bis ALLVEREIN) besteht hauptsächlich aus Druckfahnen und weist Notizen von vier verschiedenen Autoren auf:
1. Jacob Grimm — nur vereinzelt;
2. Karl Reimer, Spiritus rector und bis Ende 1852 Mitverleger des Wörterbuchs — ebenfalls nur vereinzelt;
3. Salomon Hirzel, bis Ende 1852 Mitverleger und ab 1853 alleiniger Verleger des Wörterbuchs — Notizen auf etwa 10 Seiten;
4. Rudolf Hildebrand, Korrektor des Wörterbuchs und später Nachfolger der Brüder Grimm als Bearbeiter — viele Notizen auf ca. 100 Seiten.
Die Zuordnung der Notizen ist nicht immer eindeutig, außer jedem Zweifel steht jedoch, daß keine einzige von Wilhelm Grimm stammt. Korrekturen von Satz- und Druckfehlern sind rar. Bei den meisten Annotationen handelt es sich um zusätzliche Textbelege und -beispiele zu vorhandenen Stichwörtern; weniger häufig finden sich Angaben zur regionalen oder zeitlichen Verbreitung bestimmter Wortformen und -verwendungen; und vereinzelt werden neue Stichwörter nachgetragen. Jacob Grimm reagiert unterschiedlich auf die Korrekturen und Nachträge: in vielen Fällen nimmt er sie, meist in abgewandelter Formulierung, in die endgültige Druckfassung auf; in anderen Fällen dagegen berücksichtigt er sie nicht.

Zur Illustration werden hier Sp. 221—222 abgebildet, wo nacheinander Hildebrand, Reimer und Hirzel Nachträge zum Stichwort ALLERDINGS liefern.
Am breiten Rand rechts weist Hildebrand in deutscher Schrift auf unterschiedliche, von Jacob Grimm nicht erwähnte Verwendungen von ALLERDINGS hin und fügt in lateinischer Schrift zwei kurze, selbst verfaßte Textbeispiele für eine konzessive Verwendung des Stichworts hinzu.

Dann trägt Reimer zwei Belege aus Lessing und Dahlmann mit genauen Belegstellenangaben nach.
Am rechten Rand unten gibt Hirzel zwei Textbelege aus Schleiermacher und Goethe an, und am unteren Rand trägt er noch drei weitere Belege nach, einen in der Mitte aus Schlegel und zwei unterhalb von Sp. 221 aus Jacob Grimms Schrift „Über seine Entlassung“.

a.

b.

(alle Bilder bisher: ehemalige Preußische Staatsbibliothek, z. Z. in der Biblioteka Jagiellonska Kraków, Libri impr. c. n. mss. 2° 33, Sp. 221 f.)

Bei seiner Revision nimmt Jacob Grimm in die Druckfassung die Angabe „Oft concessiv“ auf und belegt diese Verwendung mit drei, allerdings stark gekürzten Hirzel-Belegen aus Schleiermacher, Goethe und Schlegel.

(Quelle: Online-DWB, http://www.dwb.uni-trier.de)

Berthold Friemel, 13. Februar 2006

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Grimm-Handexemplare des „Deutschen Wörterbuchs“
(Grimmforum, Januar 2006)

Grimm-Handexemplare des “Deutschen Wörterbuchs” in Krakau

Zum Start des Grimmforums nutze ich diese neue Informationsmöglichkeit, um eine kaum noch erwartete, aber für die Grimmforschung hochbedeutende Entdeckung näher bekanntzumachen: daß nämlich die lange kriegsbedingt als verschollen geltenden Handexemplare des “Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm” aufgefunden worden sind. Dieser Fund dürfte für alle Grimmforscher(innen), insbesondere natürlich diejenigen, die sich für Jacob und Wilhelm Grimm als Lexikographen und für das “Deutsche Wörterbuch” interessieren, von großer Bedeutung sein. Für mich persönlich beispielsweise ging damit eine mehr als 30jährige Suche glücklich zu Ende, und ich weiß, daß ich keineswegs allein auf der Suche war. Der letzte Versuch, die Exemplare zu finden, knüpfte 2005 an die mehrjährigen Forschungsreisen und Rundfragen Werner Schochows an. Auch er ging in seiner 2003 erschienenen Bilanz zum Verbleib ausgelagerter Bestände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek Berlin (Bücherschicksale. Die Verlagerungsgeschichte der Preußischen Staatsbibliothek, dargestellt aus den Quellen. Berlin 2003) noch davon aus, daß die Grimmschen Handexemplare des Wörterbuchs verschollen seien. Seine Darstellung und der persönliche Kontakt zwischen ihm und der Berliner Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel wurden jedoch zum Anlaß, an den in Betracht kommenden Orten erneut konkret nachzufragen.
Im späten September 2005 teilte eine Mitarbeiterin der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau überraschend mit, daß die Handexemplare nach Restaurierung der Forschung in der Handschriftenabteilung der Bibliothek wieder zugänglich gemacht würden. Später übermittelte uns die Bibliothek eine genauere Beschreibung der Exemplare und freundlicherweise auch zwei Beispielbilder. Außerdem informierte sie verschiedene interessierte Institutionen in Deutschland, u. a. die Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz und das Brüder Grimm-Museum Kassel, offiziell über den Fund. Somit scheint die Zeit gekommen, von den Exemplaren auch hier im Grimmforum zu berichten.
Von Wilhelm und vor allem Jacob Grimm ist bekannt, daß sie ihre Handexemplare des Wörterbuchs als Arbeitsexemplare ständig benutzt und mit zahlreichen Nachträgen und Zusätzen annotiert haben. Von diesen Annotationen darf man sich vielfachen Aufschluß über ihre Lexikographie versprechen. Die insgesamt neun Bände können gewissermaßen als eine von den Brüdern Grimm selbst vorbereitete zweite Auflage ihres Anteils am “Deutschen Wörterbuch” angesehen werden.
Meine Anfragen bei verschiedenen polnischen Institutionen zum Verbleib der Handexemplare waren Teil einer Neusichtung der Archivüberlieferung zum Grimmschen Wörterbuch im Zusammenhang mit der Edition der Briefwechsel Jacob und Wilhelm Grimms mit ihren Wörterbuch-Verlegern Salomon Hirzel und Karl Reimer. Unter anderem wurden bei dieser Gelegenheit noch ein bisher unbekanntes detailliertes Arbeitsprotokoll Jacob Grimms zum Wörterbuch und ein weiteres, bisher auch unbekanntes Exemplar des Wörterbuchs aus seinem Besitz aufgefunden. Die Krakauer Nachricht war krönender Abschluß der Recherchen des Sommers 2005, denn sie traf wenige Tage nach Herbstanfang und am vorletzten Tag meines Berliner Aufenthalts ein. (Die Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglichte mir diese Arbeiten 2005 mit einem mehrmonatigem Stipendium, für das ich auch an dieser Stelle herzlich danke.)
Anläßlich des 220. Geburtstages von Wilhelm Grimm am 24. Februar 2006 wird im Grimmnetz ausführlich über die Handexemplare des Wörterbuchs und andere neuentdeckte Materialien zur Wörterbucharbeit der Brüder Grimm berichtet. Erste Details aus den Bildern der Krakauer Exemplare wird Berthold Friemel in den nächsten Tagen hier im Forum einfügen. Ein ausführlicher Forschungsbericht zu den neuen Funden erscheint im Band 16 des „Brüder Grimm Gedenken” und geht dieser Tage in den Druck.
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Alan Kirkness


Alan Kirkness, 16. Januar 2006
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Bilder der Krakauer DWB-Handexemplare
Wie von Alan Kirkness in seiner Nachricht angekündigt, trage ich zu seiner einführenden Beschreibung Bilder nach. Es lagen zunächst zwei Bilder aus zwei der in Krakau aufgefundenen Bände vor.

Die insgesamt neun Bände erhielt die damalige Königliche Bibliothek in Berlin 1898 vom Sohn Wilhelm Grimms, Herman, mit der Information, die beiden stärkeren Bände seien das Handexemplar Wilhelm Grimms, die sieben dünneren das Handexemplar Jacob Grimms. Die Gliederung in Wilhelm Grimms Exemplar ist laut alten Katalogen der Berliner Staatsbibliothek A bis C = Band I, D bis E = Band II. Jacob Grimms Exemplar reicht ebenfalls laut alten Katalogangaben von A bis FROMM, es fehlen hiernach also nur einige wenige letzte Artikel, die er noch verfaßt hat.

Die zwei farbigen Bilder, die uns die Krakauer Bibliothek zunächst zur Verfügung stellte, stammen jeweils aus den ersten Bänden der beiden Exemplare, mit den alten Berliner Signaturen „Libri impressi cum notis manuscriptis 2° 33“ im Fall Wilhelms, dasselbe „2° 35“ im Fall Jacobs.
Bei Jacob Grimm, 2° 35, handelt es sich um die Wortstrecke ANNEHMEN bis ANNOCH, bei Wilhelm, 2° 33, um AUFSPRENGEN bis AUFSTEHEN. Hier zunächst der aufgeschlagene Band Jacob Grimms in Gesamtansicht:

Die breiten Ränder sind ausgiebig für Notizen benutzt; solche finden sich aber auch an anderen Stellen, wie zum Beispiel an den inneren Rändern, wo sie so weit hineinreichen, daß sie kaum zu lesen sind. Vermutlich wurden diese Notizen angebracht, ehe die Exemplare so gebunden wurden. Wann dies geschah, bleibt noch zu prüfen.
Auf beiden Beispielphotos sind Nachträge zum gedruckten Text zu erkennen, beispielsweise auf dem Bild aus Jacob Grimms Exemplar zur veralteten Bedeutung ‚absichtlich‘ des Wortes ANGENOMMEN:

Das andere Exemplar, das Wilhelm Grimm zugeschrieben wird, zeigte bereits auf dem ersten uns zugegangenen Bild Überraschendes. Dieser Eindruck verstärkte sich durch die am 19. Januar eingetroffenen weiteren Probescans, weshalb ich diesen Text am 21. Januar ändere und die auf die Besonderheiten bezogenen Aussagen verstärke und korrigiere. In der nächsten Zeit werden wir hier im Grimmnetz und im Grimmforum weiter darauf eingehen.
Zunächst einmal überrascht es, daß die laut bisheriger Überlieferung von Wilhelm Grimm stammenden Notizen teilweise in deutscher Schrift geschrieben sind (nämlich diejenigen Anteile, die im Wörterbuch kursiv zu drucken wären). Wilhelm Grimm verwendete in dieser Zeit im allgemeinen nur die lateinische Schrift, aber die Verwendung der deutschen zur eindeutigen Markierung des kursiv zu setzenden Textes wäre immerhin denkbar; auch sind die auf dem ersten farbigen Probebild enthaltenen Textstücke dieses Schreibers ähnlich genug zu Wilhelm Grimms Handschrift, um die überlieferte Zuschreibung erst einmal beizubehalten.
Zweitens überrascht es in diesem Wilhelm Grimm zugeschriebenen Exemplar, bei den Nachträgen zu AUFSTECKEN eine weitere zusätzliche Handschrift, nämlich, wie Alan Kirkness gleich herausfand, die des Verlegers Salomon Hirzel, zu bemerken:

Am interessantesten an dieser Stelle ist aber, daß die hier angebrachten Notizen im DWB I, Sp. 746 f., sinngemäß verwertet wurden (also durch Jacob Grimm anders organisiert und formuliert). Die Bedeutung ‚aufstecken, einhalten, feierabend machen‘ hat Jacob Grimm noch als Punkt 5 eingeschoben; vorher schloß ’nichts aufstecken, nichts erreichen‘ als Punkt 5 den Artikel ab, in der Endfassung wurde letzteres Punkt 6. Für die zwei Seiten aus diesem Exemplar, die auf dem ersten aus Krakau angekommenen Bild zu sehen sind, ergibt sich daraus, daß sie aus einer Revision der Druckbögen vom Arbeitsanteil Jacob Grimms stammen. Der Drucktext ist also hier noch nicht der endgültige.
Man sieht auf dem ersten Bild aus diesem Band,
– daß die zwei Seiten aus dem Arbeitsprozeß am noch nicht abgeschlossenen ersten DWB-Band stammen;
– daß jemand den Text genau durchgearbeitet und Nachträge vorgenommen hat – sofern dies in der Tat Wilhelm Grimm gewesen wäre, dem das Exemplar zugeschrieben wird, würde sich eine sonst biographisch nicht belegte intensive Mitarbeit Wilhelm Grimms bereits am Band I des Wörterbuchs herausstellen (als Autor von Wortartikeln wurde er eigentlich nur beim Buchstaben D aktiv);
– daß mehrere Personen in diesem Exemplar Notizen angebracht haben, außer dem Hauptschreiber auf jeden Fall Jacob Grimm und Hirzel,
daß also – zusammenfassend gesagt – das Wilhelm Grimm zugeordnete Krakauer Exemplar sowohl mit dem darin enthaltenen Drucktext als auch bei den handschriftlichen Anmerkungen Befunde bietet, die nach den vorab verfügbaren Informationen (aus alten Katalogen der Staatsbibliothek und aus Akten) nicht so zu erwarten waren.

Die Arbeitsabläufe, denen die in den Krakauer Exemplaren überlieferten Notizen zuzuordnen sind, werden sich erst nach genauer Sichtung aller in Betracht kommenden Dokumente endgültig darstellen lassen. Daß dies aber nun überhaupt möglich wird, ist dem herrlichen Krakauer Fund zu danken; und daß wir hier schon darüber berichten können, dafür gebührt unser großer Dank der Jagiellonen-Bibliothek, die zur Vorab-Übersendung der zwei Probebilder bereit war.

Berthold Friemel, 17. Januar 2006
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Weitere Digitalisierung / Mitteilung Jagiellonen-Bibliothek
Aus Krakau traf mittlerweile eine Partie digitalisierter Seiten ein. Es handelt sich um den Alphabetabschnitt A bis ALLVEREIN, was der ersten, zur Leipziger Frühjahrsmesse 1852 erschienenen DWB-Lieferung entspricht, jeweils aus dem Exemplar Wilhelm und Jacob Grimms. Resultate aus diesen weiteren Ablichtungen teilen wir in nächster Zeit hier mit. Die Jagiellonen-Bibliothek übermittelte ferner folgenden Zusatz zur am 16. / 17. Januar hier im Grimmforum veröffentlichten Darstellung:

der Bericht von Ihnen und Prof. Kirkness im Grimmforum … spiegelt den Verlauf des Sensationsfundes in der Jagiellonen-Bibliothek richtig wider. Wir sind damit vollkommen zufrieden. …
Die Darstellung auf der Grimmforum-Seite könnte vielleicht um die Information ergänzt werden, dass sich alle neun Bände des Wörterbuchs in einem einwandfreien Zustand befinden. Alle Bände sind gebunden, von verschiedenem Umfang – die beiden Bände Wilhelm Grimm Handexemplars sind die dicksten, am dünnsten ist der letzte Band Jacob Grimm Handexemplars, der nur einen Teil des Buchstabens F beinhaltet. Das ganze Wörterbuch wurde desinfiziert, was ein Standardvorgehen für alle für die Magazine der Sondersammlungen bestimmten Objekte ist. Von bestimmter Bedeutung ist auch die Tatsache, dass die Jagiellonen-Bibliothek als erste über den Fund berichtet hat. Im November 2005 wurde die Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz darüber in Kenntnis gesetzt, und im Dezember 2005 – die Brüder-Grimm Gesellschaft in Kassel sowie auch das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften der Universität Trier.
Es sei hier auch erwähnt, dass Ihrem Bericht eine prompte Reaktion polnischer Presse folgte; schon am 17. Januar 2006 ist eine Notiz in der Tageszeitung „Rzeczpospolita“ erschienen und weitere Zeitungsredaktionen und Fernsehsender haben die Bibliothek besucht.


Berthold Friemel, 20. Januar 2006
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Übersicht über die neun Bände der Handexemplare
Aus einigen Presseberichten über das Auffinden der Grimmschen Handexemplare in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau geht nicht immer unmißverständlich hervor, um welche neun Bände es sich handelt. Deshalb füge ich hier eine Übersicht über die Bände ein, die uns freundlicherweise von der Bibliothek übermittelt wurde:

Libr. impr. c. not. ms. Fol. 33-41

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Korrekturblätter, mit zahlreichen eigenhändigen Korrekturen von Jacob Grimm. und anderer Hand

Wilhelm Grimms Handexemplar:
Bd. A-C
(1. Bl. nicht gez., Sp. 33-36, 769-770, 769-770, 1-10, 41, 44-48, 57-64, 49-92, 94-95, 97-1552, 1557-1560, 1553-1556, 1561-1824, 1-612, 609-612, 613-640 + 1 Bl. ms. vor Sp. 7692)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 33)

Bd. D-E
(Sp. 641-780, 777-780, 781-784, 781-784, 777-968, 961-964, 961-968, 965-1000, 1101-1124, 1025-1712, 1-96, 89-1096, 1053-1060, 1105-1208 + 3 Bl. ms.: am Anfang, nach Sp. 964 und 1496)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 34)

Jakob Grimms Handexemplar:
Bd. I, Leipzig 1854: A-Biermolke
Teilbd. 1., Leipzig 1854: A-Auslüften
(Sp. I-XCII, 1097-1100, 1-912 + 1 Abb. + 9 Bl. ms.: am Anfang, nach Sp. LXXXIV, LXXXVIII, 4, 212, 376, 604, 724)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 35)
Teilbd. 2., Leipzig 1854: Auslüftigen-Biermolke
(Sp. 913-1824)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 36)

Bd. II, Leipzig 1860: Biermörder-D
Teilbd. 1., Leipzig 1860: Biermörder-Decher
(Sp. I-XVIII, 1-880 + 3 Bl. ms.: nach Sp. 332, 696, 836)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 37)
Teilbd. 2., Leipzig 1860: Dechgeld-Dwatsch
(Sp. 881-1776)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 38)

Bd. III, Leipzig 1862: E-Forsche
Teilbd. 1., Leipzig 1862: E-Errennen
(Sp. I-VIII, 1-36, 1 Bl. nicht gez., 37-944 + 1 Bl. ms. nach Sp. 116 und 1 der Sp. 234, 266 u. 345 geklebt)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 39)
Teilbd. 2., Leipzig 1862: Errettbar-Forsche
(Sp. 945-1904 + 2 Bl. ms.: nach Sp. 1116 und 1640)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 40)

Bd. IV,I,1, Leipzig 1878: Forschel-Gefolgsmann
Teilbd. 1., Leipzig 1863: Forschel-Fromm
(Sp. 1-240 + 2. Bl. nicht gez. am Ende)
(Libr. impr. c. not. ms. Fol. 41)

Alan Kirkness, 22. Januar 2006

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Märchenhandlungsorte
(Grimmforum, 2006-2007)

Noch eine Frage:

Die Deutsche Märchenstraße wurde ja erst recht spät ins Leben gerufen. Gab es denn vor 1945 und besonders im 19. Jahrhundert schon konkrete Orte, die mit den Märchen der Brüder Grimm in direktem Bezug gesehen wurden, wie heute die Trendelburg mit dem Rapunzelturm und die Sababurg, das Dornröschenschloss? Oder ist im 19. Jahrhundert nie der Versuch unternommen worden, bestimmte Orte, Schlösser, als explizite Märchenhandlungsorte zu >verkaufen<? Weiß man dazu irgendetwas? Gibt es vielleicht sogar eine entsprechende Publikation??

Danke!


Regina Freyberger, 30. Juni 2006
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Ortsbezüge zu Grimm-Märchen meist moderne Legenden
Das zunehmende Inbeziehungsetzen konkreter Orte zur Handlung von Grimmschen Märchen ist wohl eine Nebenerscheinung des neueren Tourismus. Eine fragwürdige selbstverständlich.
Eine noch ganz gesunde Vorform könnte man vielleicht in den Illustrationen Otto Ubbelohdes zu den Grimmschen Märchen sehen, für die er sich oft geeignete Orte in Hessen als Szenen suchte, denen ihrerseits etwas von dem Nimbus blieb, den sie durch diese Illustrationen erhielten.
Eigentlich ist die Beziehung zu konkreten Orten oder Personen der Gattung Märchen, wie sie im 19. Jahrhundert von verwandten Erzählformen per wissenschaftlicher Begriffsprägung abgetrennt wurde, fremd. Typisch für Märchen der Grimmschen Art ist es, daß die Handlung nicht zeitlich-historisch-örtlich und auch nicht auf authentische Personen fixiert ist. Solche Gebundenheiten sind demgegenüber nach Grimmschem Verständnis typisch für die Sage. Entsprechend haben die Brüder Grimm offenbar das ihnen vorliegende Material sortiert, wobei es allerdings nicht ganz ohne Widersprüchlichkeiten abging.
Jedenfalls sind konkrete örtliche Zuordnungen in den Grimmschen Märchen äußerst selten, etwa wie im „Mäken von Brakel“ (KHM 139): Et gieng mal ’n Mäken von Brakel na de sünt Annen Kapellen uner de Hinnenborg …. Nicht auszuschließen ist, daß örtliche Zuordnungen in der damaligen lebendigen Erzählpraxis gleichwohl häufiger waren, als es beim Durchsehen der Grimmschen Sammlung zunächst einmal den Anschein hat. Dieser Frage wäre in jedem Einzelfall gesondert nachzugehen, wobei veröffentlichte und — sofern vorhanden — unveröffentlichte regionale Erzählsammlungen heranzuziehen wären.

Vor allem ist aber festzustellen, daß es bei der Inanspruchnahme von Märchentraditionen mitunter zu grotesken Übertreibungen kommt, etwa wenn es zur Trendelburg heißt: Rapunzel soll hier, den Gebrüdern Grimm zufolge, ihr Haar herunter gelassen haben. (http://www.diemelradweg.de/streckenverlauf.php ?page=17). Derartiges ist bei den Brüdern Grimm nicht zu lesen. Als Kommentar zu solch forschen Behauptungen sei zitiert, was Heinz Rölleke unlängst aus gegebenem anderen Anlaß sagte: Nun wissen wir alle, dass sich an das Gedenken an die Märchen-Brüder Grimm mehr erfundene Märchen geheftet haben als sonst schon allenthalben im kulturgeschichtlichen Erinnern üblich. Doch die meisten dieser bestenfalls gut gemeinten, jedenfalls seriöse Interessenten irreführenden Erfindungen gehen aufs Konto der Manager der sogenannten Märchenstraße oder lokaler Kulturstätten, die nicht auf Genauigkeit aus sind, sondern auf Attraktion, und die gern für eine Steigerung der Touristenzahlen ihre Seele verkaufen. (Zitiert in einem anderen Beitrag des Grimmforums.)

Mit derartiger verfälschender Reklame ist niemandem gedient. Die Erlebnisse des angeblich authentischen Orts werden Talmi, sobald man die Legenden an der historischen Überlieferung mißt, und gelernt hat der Tourist bestenfalls, nächstens vorab kritischer zu sein — wenn er überhaupt etwas merkt freilich. Der Ort, für den diese Art von Reklame gemacht wird, ist damit letztlich eher seines Eigenwertes beraubt. (Traurig ist mitunter, daß die sehr interessante wirkliche Geschichte einer Örtlichkeit anscheinend nicht „zieht“ und durch den Bezug zu Grimmschen Märchen aufgeputzt werden muß.)
Man sollte sich bei dieser Art von Marketing beschränken auf:
– Märchen, Sagen und Legenden, die tatsächlich in einer touristischen Region existiert haben und die in ein Tourismuskonzept einbezogen werden können
– tatsächliche Bezüge zu den Grimms und ihrer Märchensammlung, für die dann dasselbe gilt
– Örtlichkeiten, in deren Natur und Kulturdenkmälern etwas aus der historischen Umwelt der Märchen überlebt hat und die dann eben im Sinn eines ‚als ob‘ und historischen Konjunktivs zu den Märchen in Beziehung gesetzt werden können (wenn das seriös gemacht wird, fördert es sowohl einen authentischen Zugang zu den Märchen als historisches Bewußtsein allgemein).

Berthold Friemel, 8. Juli 2006
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Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!

Wieso ich überhaupt auf den Gedanken verfiel, dass unter Umständen schon früher gewisse Ort mit den Grimmschen Märchen in Beziehung gesetzt wurden, lag gerade an Künstlern wie Ubbelohde. Ich wusste, dass Otto Ubbelohde in seinen Zeichnungen zu den Grimmschen Märchen, hessische Schauplätze als Vorlage für seine Illustrationen wählte und zwar dezidiert als >Märcheninterpretation<. Hermann Vogel ließ sich für seine Gesamtausgabe 1894 (München: Braun und Schneider) an den Motiven seiner vogtländischen Heimat inspirieren: dies dürfte allerdings eher als >inhaltslose< (nicht interpretierende) Motivübernahme anzusehen sein. Und der Landschaftsmaler Viktor Paul Mohn schuf derart >realistisch< wirkende Märchenlandschaften für den 1882 entstandenen Märchenstrauß (Berlin: Stilke), dass sie den Eindruck erwecken, man könnte sie – wie seine Dornröschenburg – tatsächlich (topographisch) identifizieren.
Dadurch drängte sich letztlich der Gedanke auf, dass unter Umständen schon damals bestimmte Orte als märchenhaft wahrgenommen wurden, – auch wenn die Grimmschen Märchen dazu keine Anhaltspunkte liefern und es dem Wesen des Grimmschen Märchens – wie ich Ihnen vollkommen zustimme – zuwider läuft.
Daher ist es für mich gut zu wissen, dass ein – um es mal überspitzt zu formulieren – dezidierter Märchen>tourismus< im 19. und frühen 20. Jahrhundert noch nicht existierte. (Auf der Homepage der Deutschen Märchenstrasse wird nicht einmal darauf hingewiesen, wie es zu der Zuweisung der Örtlichkeiten zu den einzelnen Märchen gekommen ist…)

Und Sie haben absolut recht: es ist wirklich schade, dass gewisse Orte nicht über ihre eigene Geschichte, sondern nur noch über die >Märchenverbindung< als interessant verkauft werden können!

Nochmals vielen herzlichen Dank!

Regina Freyberger, 9. Juli 2006
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Auch die Illustrationen Viktor Paul Mohns lassen sich topografisch zuordnen.Mit seinen Illustrationen für „Märchen-Strauß für Kind und Haus“ hat er eindrucksvoll die sächsische Schweiz in Szene gesetzt,eine Landschaft,die heute noch den Eindruck erweckt,als könnten dort noch Zwerge nach Silber graben oder Hexen in den tiefen Wäldern hausen…😂

Rotkäppchen, 15. Februar 2007

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Redensarten, Abzählverse, Tischgebete, Kinderverse …
(Grimmforum, Januar 2006)

Für ein Schulbuch zum Thema Romantik suche ich Kinderverse, wie sie in der Zeit 1780-1850 in Deutschland entstanden sind und genutzt wurden, um daran Kulturgeschichtliches festzumachen.
Wer kann helfen?


Uwe-Carsten Edeler, 13. November 2006
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Folgendes werden Sie schon kennen?
– Brüder Grimm: Im Himmel steht ein Baum, Dran häng ich meinen Traum. Volkslieder, Kinderlieder, Kinderzeichnungen, hrsg. von Gabriele Seitz. – München (1985). – 141 S., illustriert mit Kinderzeichnungen der Brüder Grimm. ISBN 3-538-06747-3.
– Wiegen- und Kinderlieder. Gesammelt durch die Brüder Grimm, hrsg. von Heinz Rölleke. Weimar 1999.
– Unbedingt heranziehen müßte man den Anhang „Kinderlieder“ in Arnims und Brentanos Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“, am besten in der historisch-kritischen Ausgabe Heinz Röllekes mit dem wissenschaftlichen Apparat zu den einzelnen Liedern, der auf weitere Literatur hinleitet.
– Anschauen könnten Sie auch den Beitrag Verena von Hammersteins mit der Edition einer bisher unbekannten Sammlung schweizerdeutscher Kinderverse des 19. Jh. in: Brüder Grimm Gedenken, Bd. 14 (2001), ebenfalls mit weiterführender Literatur und Angaben zu großen veröffentlichten Sammlungen; Karl Simrocks klassische, sehr umfangreiche Sammlung von Kinderliedern, Reimen, Sprüchen und Abzählversen ist wohl die hauptsächliche, die in Betracht kommt.

Berthold Friemel, 14. November 2006

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Kritik an Grimm&Kassel un-anonym und auf den Punkt
Grimm / Kassel im HNA-Forum
(Grimmforum, 23. Juni 2006)

In den letzten Tagen wurde im Kasseler „Extra-Tip“ und durch den dortigen Kulturbürgermeister Junge neuerlich behauptet, die an den Kasseler Grimm-Zuständen und an der Person, die sie vor allem zu verantworten hat, geübte Kritik sei nicht nachvollziehbar, nicht nachprüfbar oder disqualifiziere sich durch Anonymität. Indessen werden diese Auseinandersetzungen ja sehr sichtbar zwischen Personen und Personengruppen ausgetragen und werden – aus guten Gründen und nach den Gepflogenheiten dieses neuen Mediums – in zwei Internet-Foren kritisch begleitet. Es scheint mir angemessen, konkrete Kritikpunkte zusammenzutragen, die ganz offen, keineswegs aus einem anonymen Dunkel vorgebracht wurden, um den durchsichtigen Abwehrstrategien den Boden zu entziehen. Zunächst zitiere ich den „Extra-Tip“ (21. 6. 2006):

Was man dem überaus aktiven Museumschef eigentlich genau vorwarf, das konnte nie richtig geklärt werden. Da wurde eher mit Unterstellungen und Vermutungen gearbeitet, konkrete Nachweise fehlten komplett. … Die hartnäckigsten Gegner von Dr. Bernhard Lauer sind ja nie aus dem Schutz der Anonymität hervorgetreten.

Die HNA in einem Internet-Beitrag vom 21. zitiert den Kasseler Kulturbürgermeister Junge:

„Die Arbeit von Dr. Lauer wird anerkannt“, sagt Junge. Die Vorwürfe gegen den Museumsleiter seien nicht nachprüfbar.

Dazu ist festzustellen: Kritik ist seit Monaten detailliert vorgetragen worden, öffentlich und nichtöffentlich. Die Kritikpunkte wurden mit zahlreichen Beispielen und Nachweisen versehen. Die Kasseler Reformgruppe kann Zeugen für Missstände wie Mobbing und das Xxxxxxxxxxxx von Beständen beibringen, sofern die Kasseler Stadtregierung diese Möglichkeit hätte in Anspruch nehmen wollen. Scharfe Kritik wurde vielfach frank und frei vorgetragen. Einige Beispiele:

Frau Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde, Professorin für mittelalterliche deutsche Literatur an der Universität Kassel, Mitglied des Wissenschaftlichen Rats der Brüder Grimm-Gesellschaft:

… was Herrn Lauer auszeichnet: dass er immer nur seine Position sieht und immer alles sofort abqualifiziert, was von einer Seite kommt, die nicht mit seiner Arbeit vollständig einverstanden ist. im DeutschlandRadio Kultur, 5. 5. 2006

Herr Prof. Dr. Alan Kirkness, emeritierter Professor für Germanistik und für linguistische Methodik aus Auckland, Neuseeland, u. a. Mitarbeiter am „Deutschen Fremdwörterbuch“ des IDS Mannheim, langjähriges Mitglied der Brüder Grimm-Gesellschaft, Experte für die Geschichte des Grimmschen Wörterbuchs:

Daß die Kasseler Bestände ohne Wenn und Aber allen Grimm-Forschern zugänglich gemacht werden, ist eine Selbstverständlichkeit. Daß dies jedoch in der jüngeren Vergangenheit xxxxx immer xxxx xxx xxxxxx der Fall gewesen zu sein scheint, wie aus Forenbeiträgen hervorgeht, xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx. Hier sind m. E. auf der Mitgliederversammlung dem bisherigen Vorstand harte Fragen zu stellen, die eine Antwort verlangen. Hier tut eine neue, ganz andere Praxis bitter not. in grimmforum.de, 24. 4. 2006

Herr Prof. Dr. Heinz Rölleke, Forscher zu den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm mit ausgezeichnetem internationalem Ruf, Grimm-Preisträger 1999, Mitglied des Wissenschaftlichen Rats der Brüder Grimm-Gesellschaft

Meine Damen und Herren, auf der schön gestalteten Einladung zu dieser heutigen Veranstaltung … ist ein altes Möbelstück abgebildet, ein Sekretär im Stil des frühen 19. Jahrhunderts. Ich weiss nicht, ob die Gestalter dieser Karte damit ein wenig einem Irrtum aufgesessen sind oder ob sie in sehr subtiler Ironie auf einige Gegebenheiten in und im Umfeld der Kasseler Brüder Grimm-Gesellschaft anspielen wollten. … Denn: Dieses Möbelstück ist seit knapp sechs Jahren weltberühmt. Seine Abbildungen zieren Hunderte Fotoalben, vor allem auch in Japan und den USA, mit Reiseandenken. Unter anderem dieser Sekretär vertrat nämlich auf der Expo in Hannover das Land Hessen und seine Kultur. Er war von der Brüder Grimm-Gesellschaft als Märchenschreibtisch der Brüder Grimm, sozusagen als das kostbarste Möbelstück aus der Grimmschen Märchenwerkstatt, identifiziert, angepriesen und eben auch nach Hannover herumgereicht worden. Nun wissen wir alle, dass sich an das Gedenken an die Märchen-Brüder Grimm mehr erfundene Märchen geheftet haben als sonst schon allenthalben im kulturgeschichtlichen Erinnern üblich. Doch die meisten dieser bestenfalls gut gemeinten, jedenfalls seriöse Interessenten irreführenden Erfindungen gehen aufs Konto der Manager der sogenannten Märchenstraße oder lokaler Kulturstätten, die nicht auf Genauigkeit aus sind, sondern auf Attraktion, und die gern für eine Steigerung der Touristenzahlen ihre Seele verkaufen. Hier aber hat sich die Brüder Grimm-Gesellschaft, die nach dem Wortlaut ihrer Satzung eine internationale wissenschaftliche Gesellschaft ist, die wissenschaftliche Zwecke verfolgt, mit einem zumindest fahrlässigen Irrtum vor aller Welt geoutet. Der in Frage stehende Sekretär wurde nach nicht zu bezweifelnder Familientradition im Jahr 1837 durch Ludwig Hassenpflugs, des vormaligen Schwagers der Brüder Grimm, zweite Gattin, Agnes von Münchhausen aus Rinteln, in die Ehe eingebracht. Vor einiger Zeit ist er dem Kasseler Grimmmuseum durch Frau Dr. Hassmüller aus Freiburg zum Geschenk gemacht worden. Ob dieses harmlose Möbelstück, das auf jeden Fall direkt überhaupt nichts mit den Brüdern Grimm zu tun hat, nun aus Unkenntnis oder in bewusster Irreführung falsch deklariert und zu einer kostbaren Reliquie aus dem Märchenhaus und aus dem Nachlass der Brüder Grimm hochstilisiert und gehandelt wurde, steht dahin. Beides ist in meinen Augen nicht recht entschuldbar. bei einem Vortrag in Kassel, 28. 4. 2006, Mitschnitt vorh. in Uni-Bibliothek Kassel; zu der genannten Einladung und zum Exponat „Märchenschreibtisch“ siehe http://www.grimmnetz.de/wp/2020/12/10/2347/

Herr Prof. Dr. Klaus Siebenhaar, Ausstellungs- und Theaterexperte, gebürtiger Kasseler, Professor für Kulturmanagement in Berlin:

Die Grimms und Kassel sind von außen betrachtet ein drittklassiges Trauerspiel oder ein bitteres Lehrstück kultureller Krähwinkelei. Keine Frage, die Grimms sind und bleiben ein kultureller Exportschlager und ein unvergleichliches Erbe. Wer aber die Weltmarke Grimm für sich reklamiert, muss international Erstklassiges bieten. Beispielsweise – und da beginnt das Elend – eine Ausstellung, eine Präsentation und Visualisierung des Grimmschen Erbes mit dem Zentralbereich Märchen auf höchstem Standard. Und das heißt: konzeptionell-didaktisch, ausstellungsästhetisch und -medial auf internationalem Museumsniveau, wie es einer Weltmarke gebührt. Nichts davon ist in Kassel sicht- und spürbar … Das Weltkulturerbe der Grimms verdient eine andere Pflege und Darstellung, sonst muss man sich nicht wundern, wenn andere dieses Erbe antreten oder längst angetreten haben. im Lion’s Club Kassel, Anfang 2006; Volltext wurde von der HNA veröffentlicht

Die Zusammenstellung lässt sich leicht ergänzen, aber für’s erste dürfte es wohl zur Anregung der Diskussion ausreichen, sich diese vier Zitate noch einmal genau zu überlegen. Ich rufe zur Ergänzung der Sammlung auf. Das in Kassel kursierende Windfuhr-Papier zur Qualität der Ausstellungsarbeit im BGM wäre es auch wert, zumindest in Auszügen noch einem größeren Personenkreis bekannt zu werden (mir liegt es z. Z. nicht vor).

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

milatosSO36, 23. Juni 2006
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Im Leserforum der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“, der einzigen ernstzunehmenden eigenständigen Zeitung in Kassel, besteht seit Anfang Februar ein Thread, der sich auf eine witzig-ironische, in den vertretenen Anliegen aber zumeist ernsthafte Weise mit den krisenhaften Entwicklungen der letzten Monate um das Brüder Grimm-Museum und die Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel auseinandersetzt (http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?id=800). Der Thread mit fast 1.900 Beiträgen und weit über 46.000 Zugriffen ist wohl das Thema, das in dem Kasseler Forum bisher das größte Interesse gefunden hat und damit Bürgermeisterwahl, Flughafenausbau Calden, Gestaltung von Königsplatz und Bahnhofsvorplatz usw. spielend überholte. Auch in der Geschichte des Grimm-Gedenkens und der Grimm-Forschung wird dieser Thread mehr als eine Fußnote sein, und daher möchte ich vorschlagen, die dortigen Erörterungen hier in konzentrierter Weise zusammenzufassen und als Bezugstexte für die Zukunft verfügbar zu machen. Denn in Wirklichkeit ist der Reformbedarf bei den Kasseler Grimm-Institutionen ja unverändert, und die Wahlentscheidung der BGG vom 6. 5. ist nur ein Aspekt der Sache; auch die Wahlentscheidung ist vielleicht keine so eindeutig „konservative“ wie zunächst gedacht; andere parallel verlaufende Entwicklungen verweisen nach wie vor in ganz andere, durchaus zukunftsträchtige Richtungen. In jedem Fall ist ein Dreivierteljahr nach dem Zutagetreten der Kasseler Probleme eine bereits deutlich veränderte Situation entstanden.

Zu dem Zweck, eine Zusammenfassung des Kasseler Threads hier zu beginnen, habe ich als eine der dort diskutierenden „Personen“ mich nun auch hier im Grimmforum registriert. Es scheint mir lohnend, sich gemeinsam darum zu bemühen, den Verlauf der Diskussionen in dem Kasseler Forum hier so zu rekonstruieren, daß man sich ohne zu großen Zeitaufwand ein Bild machen kann. Der Humor und die Vielfalt der Kasseler Diskussionen sollten dabei erhalten bleiben. Wo es inhaltlich dazugehört, sollten auch Beiträge aus den dortigen Diskussionen zu den Themen „Märchenwunderland“ und „Museumslandschaft“ einbezogen werden. Mein Vorschlag wäre, daß wir der Chronologie folgen und der Zeitbezug der einzelnen Beiträge immer möglichst sichtbar gemacht wird. Es wird nötig sein, dabei etwas zu experimentieren, und vielleicht können die Moderatoren des Forums Unterstützung leisten, wenn es nötig werden sollte, diesen Thread später zu straffen, denn das Ausmaß des Kasseler Originals sollte er nicht annehmen. Diskussionen über die Gestaltung dieses Zusammenfassungs-Threads kann man vielleicht in einem eigenen weiteren Thread führen und sich hier nur auf die möglichst zutreffende Zusammenfassung des Kasseler Hergangs beschränken.

Bonoboche, 4. Juni 2006
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Der Thread im HNA-Forum wurde am 6. Februar von einem Teilnehmer namens „Grimmig“ eröffnet, nachdem zuvor in dem Anzeigenblatt „Extra Tip“ zwei deutlich von B. Lauer inspirierte Beiträge erschienen waren, mit denen die bisherigen Zustände in Grimm-Gesellschaft und Grimm-Museum verteidigt werden sollten. Im ersten dieser Beiträge (vom 1. 1.) hieß es:

Klaus Becker schrieb am 1. 1. 06
Polit-Intrigen in Grimm-Gesellschaft Kampagne gegen den anerkannten Experten und Museumsleiter Dr. Lauer – SPD-Mann soll an die Spitze
Um ihr stolzes Erbe geht es: Jakob (rechts) und Wilhelm Grimm. Foto: privat

Sie ist eine Gesellschaft, die einen der größten Schätze Kassels hütet: die Erinnerung an die legendären Brüder Grimm. Die nicht nur als Märchensammler Weltruhm für ihre nordhessische Heimat sicherten, sondern auch als herausragende Wissenschafter im internationalen Gedächtnis weiterleben. Anerkannt von internationalen Organisationen wie der UNESCO, respektiert praktisch in allen Ländern, in denen sie ihre Kenntnis über Sprachen und deren Herkunft auf sicheres, wissenschaftliches Niveau hoben. Nur die nach ihnen benannte Brüder Grimm-Gesellschaft in Kassel scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Dort droht jetzt eine Gefahr, die man lange von der Gesellschaft fernhalten wollte: Sie wird hineingezogen in politische Querelen.
Von KLAUS BECKER
KASSEL – Als neuen Präsidenten der Brüder Grimm-Gesellschaft möchte OB Bertram Hilgen ausgerechnet den Vorsitzenden des Kulturforums der Kasseler SPD durchsetzen, den früheren Uni-Präsidenten Hans Brinkmann. Der außer seiner parteipolitischen Qualifikation in Sachen Grimm bisher nicht in Erscheinung getreten ist.
Das Ganze läuft Hand in Hand mit einer massiven Kampagne gegen den Direktor des Brüder Grimm-Museums in Kassel, Dr. Bernhard Lauer. Der hat sich in den letzten Jahren mit unermüdlichen Fleiß – manche sagen sogar mit ausgesprochener Besessenheit – um das Thema ,Brüder Grimm‘ gekümmert. Fast 100 Publikationen aus seiner Feder sind in dieser Zeit zu den Grimms erschienen. Auch international hat sich Dr. Bernhard Lauer einen Namen gemacht. Zuletzt präsentierte er im spanischen Malaga eine Ausstellung über die Brüder Grimm, die große Anerkennung findet. Neben seiner intensiven Kenntnis über Leben und Werk der Brüder Grimm zeichnet sich Dr. Lauer wie die berühmten Brüder durch eine ausgesprochene Sprachen-Begeisterung aus. Kaum eine der großen Kultursprachen, in denen er nicht über die Brüder Grimm referieren kann. Selbst Japanisch hat er gelernt, um dem großen Interesse an den Brüdern in diesem fernöstlichen Land gerecht zu werden. Doch in Kassel selbst – der Prophet gilt bekanntlich am wenigsten im eigenen Lande – wird er angefeindet. Der Hauptvorwurf: Dr. Lauer „monopolisiere“ die Erinnerung an die Brüder Grimm, lasse andere nicht zum Zuge kommen. Der kann die Vorwürfe leicht zurückweisen: Unter seiner Verantwortung sind fast 100 Publikationen zum Thema Grimm erschienen, an denen zahlreiche Autoren beteiligt waren. Der Direktor des Brüder Grimm-Museums hat immer dafür gesorgt, möglichst viele andere Wissenschaftler mit einzubeziehen. Allerdings, daraus macht er keinen Hehl, verlangt er einen gewissen Einsatz und ein gewisses Niveau. So kann er zum Beispiel die Vorwürfe aus den Reihen von Kasseler Universitäts-Lehrern nicht verstehen, er xxxxxxxxx diese in ihrer Arbeit. Wer auf ihn zukomme, dem helfe er: Eine Erfahrung, die auch viele Journalisten bestätigen können, die von Dr. Lauer immer intensiv und ausgiebig mit Material versorgt wurden. Bedauerlicherweise sei aus den Reihen der Kasseler Universität bislang das Thema ,Brüder Grimm‘ zu selten aufgegriffen wurden. Sonst hätte er natürlich selbstverständlich gern auch diese Arbeiten unterstützt.
Beobachter vermuten, dass hinter der neuesten Kampagne gegen den Grimm-Experten Dr. Lauer ein Gegner aus der Brüder Grimm-Gesellschaft steht. Wolfgang Windfuhr, früherer Landtags-Vizepräsident der CDU und mehrere Jahre Präsident der Brüder Grimm-Gesellschaft. Er hat es bis heute nicht verwunden, dass die Grimm-Gesellschaft ihn nicht bedingungslos unterstützt hat und er deshalb zurücktreten musste. Beobachter sehen inzwischen eine seltsame Koalition. Dort der Mann des konservativen Lagers, auf der anderen Seite OB Bertram Hilgen, der seinen Kandidaten Hans Brinkmann in das Amt des Präsidenten hieven möchte. Was den für diese Aufgabe auszeichnet, können nur wenige sehen. Als Uni-Präsident hat sich Brinkmann nicht für die Grimms ausgezeichnet. Er sich nicht auch nicht mit Ruhm bekleckert in seiner Rolle als einer der Haupt-Initiatoren von Kassels privater Uni ,KIMS‘. Denn die musste bekanntlich mit beträchtlichen Schulden den Betrieb aufgeben. Eine Entwicklung, die Brinkmann offenkundig lange verborgen blieb. Jetzt möchte ihn OB Hilgen gern als Präsidenten der Grimm-Gesellschaft. Der frühere Uni-Präsident hat sich stets durch Sympathie zum früheren abgewählten OB Bremeier bemerkbar gemacht. Und man vermutet, dass er als Vorsitzender des Kulturforums der Kasseler SPD jetzt weitere Qualifikationen braucht, nachdem das Unternehmen ,KIMS‘ so kläglich gescheitert ist.
Hand in Hand mit dem Plan, Brinkmann in der Grimm-Gesellschaft durchzusetzen, läuft der Versuch, den anerkannten und renommierten Wissenschaftler und Museumsleiter Dr. Bernhard Lauer abzusägen. Er soll sich aus allen Gremien der Gesellschaft zurückziehen, so lautet die kategorische Forderung aus dem Rathaus. Eine Forderung, die Grimm-Begeisterte nur mit Fassungslosigkeit zur Kenntnis nehmen. Offenkundig soll die Grimm-Gesellschaft politisiert werden. Und der Sozialdemokrat Brinkmann, mit der ,KIMS‘ gescheitert, soll als Präsident durchgesetzt werden. (Zitat: Extra-Tip Kassel vom 1. 1. 2006, hier nach der Online-Ausgabe)

Am 29. Januar legte das Blatt nach, wiederum mit einem Beitrag von Klaus Becker, der mit B. Lauer seit den Zeiten der Veranstaltungsgesellschaft „200 Jahre Brüder Grimm“ (1985 / 86) zusammenarbeitet:

Klaus Becker schrieb am 29. 1. 06

(Bild- und Textzitat: Extra-Tip Kassel vom 29. 1. 2006)

Das Erscheinen dieses „Extra-Tip“-Beitrags war Anlaß für rege Diskussionen, die zunehmend nicht nur in privaten Kreisen, sondern auch im Internet geführt wurden, zum Beispiel auch im Grimmforum. In Kassel war dies der Zeitpunkt, als nach Meinung des HNA-Lesers „Grimmig“ das Faß übergelaufen war und er am 3. 2. seinen bis heute so sehr besuchten Thread eröffnete (http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?id=800&p=1):

Grimmig schrieb am 3. 2. 06: Der Kasseler Extra-Tip hat nach eigenen Recherchen und in Zusammenarbeit mit dem Direktor des Brüder-Grimm-Museums in Kassel, Bernhard Lauer, herausgefunden: Herr Lauer ist der GröForZ – der größte Forscher aller Zeiten – und Auffinder Büchern, die niemand vorher aufzufinden wusste. Jede Kritik an dem zugegebenermaßen merkwürdigen und leicht überdrehten Forscherverständnis wird als Intrige gekennzeichnet und durch den GröHaz – den größten Herausgeber aller Zeiten – Klaus Becker in die Welt hinausposaunt. Vertreter der Uni Kassel hat man bereits in der Brüder-Grimm-Gesellschaft den Stuhl vor die Tür gestellt und sie öffentlichkeitswirksam als Intriganten und Nichtsnutze (bezüglich der Grimmforschung) gebrandmarkt und im Sinne moderner Anprangerung der Lächerlichkeit preisgegeben.

Mit der Extra-Tip-Meldung vom letzten Sonntag scheint jedoch das Fass übergelaufen zu sein: Zumindest für die bundesdeutschen Grimmforscher, basiert der Artikel doch auf einer Lüge. Dennoch – nicht alle werden wach: Die Stadt Kassel und „Mitinhaber“ und „Chef“ des Brüder-Grimm-Museums / der Brüder-Grimm-Gesellschaft haben einen Burgfrieden verordnet – aus politischen Gründen, stehen doch demnächst Kommunalwahlen auf dem Programm. Und so haben zur Zeit weder OB Hilgen, noch Bürgermeister Junge ein Interesse an öffentlicher Aufruhr. Und die würde sich sofort einstellen, wenn der Dienstherr seinem Angestellten mal die Leviten lesen und Konsequenzen aus derartigem Verhalten ziehen würde. Fazit: Es geht kaum jemandem um das Brüder-Grimm-Museum, sondern lediglich um die eigenen Interessen. OB Hilgen sieht die SPD im Aufwind, verordnet Stillschweigen und sieht zu, wie sein Parteigenosse und designierter Nachfolger im Amt der Brüder-Grimm-Gesellschaft, Brinkmann, öffentlich demontiert wird. Der Bürgermeister und Kulturdezernent Junge hingegen mag sowieso keinen Stress und pflegt die Vorurteile derjenigen, die in dem Theologen eher einen zweiten Pfarrer Fliege als einen Politiker mit Weit- und Durchsicht sehen.

Die Knallhütter Brauerei im Landkreis kocht ihr eigenes Süppchen – hier gibt es keine Parteifreunde mehr, sondern es zählt nur noch das Geschäft – und so distanziert sich der Knallhüttenchef und SPD-Mitglied Bettenhäuser von seiner eigenen Partei und hofft auf weiteren Umsatz unter dem Märchenmann Lauer – das Schneewittchenbier muss schließlich unter das Volk. Übrigens auch der Stahlschrott von Kettensägen-Ricky, dessen Skulpturen sich in Kassel mittlerweile weiter Verbreitung erfreuen – Lauer sei Dank. Und so avanciert Ricky Weber auch schon mal zum lautstarken Sprachrohr Lauers – wie z. B. auf der letzten Versammlung der Brüder-Grimm-Gesellschaft – und bügelt die Lauerkritiker mit unterstem „Fullebrüggen“-Jargon nieder.

Das Brüder-Grimm-Museum und die Brüder-Grimm-Gesellschaft sind zu Versorgungsträgern verkommen. Zu Versorgungsträgern einiger lauerfreundlicher Mitläufer, die sich auf Kosten des kleinen Mannes – dem Steuerzahler mithin – ihre Schäflein ins trockene bringen, sekundiert von einer Zeitung, die ja – wohlgemerkt – kein Geld kostet und sich aus Anzeigen finanziert – ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

Anmerkungen: Buch oben im Bild: nicht die Krakauer DWB-Handexemplare, sondern im BGM Kassel befindliches Handexemplar der Märchen;
OB Bertram Hilgen, gewählt 2005 = SPD;
Bürgermeister Thomas-Erik Junge, verantwortlich für Kultur und schon länger amtierend = CDU;
Frank Bettenhäuser = Inhaber von Brauerei und Restaurant Knallhütte bei Kassel (aus der Inhaberfamilie stammte die Grimmsche Märchenbeiträgerin Dorothea Viehmann);
Kettensägen-Ricky = Reinhold Weber, Skulpturenkünstler in Kassel, stellte in Kassel in Zusammenarbeit mit dem BGM und mit der Firma Truss Haustechnik mehrere großformatige Zinkplastiken auf, die von Grimmschen Märchen inspiriert sind;
Fullebrüggen-Jargon: bezieht sich auf die Örtlichkeit „Fuldabrücke“ am Rand der Kasseler Altstadt, von „Grimmig“ am 26. 2. im HNA-Forum, # 317, noch folgendermaßen erklärt: „Fullebrüggenschbroche ist Kasselänisch auf Ephesus und Kupille Niveau. Ach ja – für die ‚Nichtkasseler‘: Fullebrüggenschbroche ist Kasseler Dialekt, der von den einfachen Leuten gesprochen wird / wurde. Für Nicht-Kasseler mag diese derb-deftige Sprache (hör moh Henner, host’se denn nit mähr alle, ahle Schlagge) als sehr beleidigend empfunden werden. Die ‚Neu-Fullebrüggenschbroche‘ weist weniger Dialekt auf, dafür wirkt sie in hochdeutscher Form sehr aggressiv und ist als Soziolekt auf einen bestimmten Gebrauchsraum beschränkt. Bei Missachtung dessen, kann es leicht zu Irritationen kommen, vor allem in Kombination mit erhöhter Lautstärke. So konnte bei vielen Teilnehmern der letzten GG-Versammlung der Eindruck entstehen, dass aus einer bestimmten Ecke eine Art ‚Niederbrüllkommando‘ eingesetzt wurde, wobei der Kasseläner an sich sofort erkannt hätte, dass es sich dabei lediglich um normales Rumpöbeln handelte. Ich hoffe, die Frage einigermaßen beantwortet zu haben.“

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

Bonoboche, 4. Juni 2006