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Frankenstein = Dippel?
(Grimmforum, 2006)

Ich habe eine mit Jacob Grimm verbundene Frage zur Wahrscheinlichkeit bzw. „Tiefe“ der Verbindung zwischen der Burg Frankenstein bei Darmstadt und Mary Shelleys berühmter Novelle.
Sicher keine ausschließlich entscheidende, aber zumindest als positiver Beleg möglicherweise wichtige Rolle scheint mir ein Brief zu spielen, den Jacob Grimm an Mary Shelleys Stiefmutter Mary Jane Clairmont geschrieben haben soll (Übersetzerin der Grimms) und der im Internet hier und da ohne nähere Quellenangabe erwähnt wird. In diesem Brief soll Grimm Clairmont eine Geschichte über den Alchimisten, Theologen und Arzt Johann Konrad Dippel darlegen. Dieser in unserer Gegend bis heute erzählten Geschichte zufolge (soweit ich das wirklich nachvollziehen kann, mir erzählte mein Großvater etwas Derartiges bei einem Familienspaziergang auf der Burg vor ca. 25 Jahren) hatte Dippel versucht, einen neuen Menschen aus Körperteilen und Blut von Jungfrauen zu konstruieren und dabei das Burggefängnis der Burg Frankenstein als Labor benutzt.
Dippel war ein umstrittener Alchimist, in dessen Labor (andernorts) die Farbe „Berliner blau“ entdeckt bzw. erstmals synthetisiert wurde. Historischer Hintergrund der Geschichte sind möglicher Weise Obduktionen, die Dippel durchgeführt haben mag. Womöglich haben Gegner Dippels daraus die beschriebene Geschichte konstruiert. Einen Teil der Burg soll Dippel übrigens auch versehentlich gesprengt haben (das alles gab natürlich meine Erinnerung an die gruselige Geschichte, die mein Großvater mir erzählte, nicht mehr her, sondern ist Ergebnis einer bisher eher oberfächlichen Recherche).
Mich interessiert brennend, ob dieser Brief von Jacob Grimm an Mary Clairmont tatsächlich existiert (und ob er vielleicht sogar einsehbar ist) bzw. was sich dazu sagen lässt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ihre Meinung dazu mitteilen könnten oder mir auf andere Weise bei der (womöglich vorläufig bleibenden) Beantwortung dieser umstrittenen Frage helfen könnten.
Ebenso interessant wäre für mich die Frage, ob es irgendwelche anderen Belege dafür gibt, dass die Grimms von Dippel Notiz genommen haben.

Alex Deppert, 12. Juni 2006
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Bestenfalls eine Teilwahrheit

Eben habe ich in die Diskussion zum betreffenden Wikipedia-Artikel eine Nachfrage geschrieben, ob sich der Kontakt der Grimms zu Lady Clairmont und deren Übersetzungsarbeit an den Grimmschen Märchen belegen lassen. Hier könnte eventuell der wahre Kern der Geschichte liegen. Nicht bestätigen läßt sich hingegen, daß in der ersten Auflage „Kinder- und Hausmärchen“ eine Frankenstein-Geschichte enthalten gewesen sei (so auch Heinz Rölleke auf Anfrage). Ohnehin hätten die Grimms eine Geschichte, die sich auf einen bestimmten Ort wie die Burg Frankenstein bezöge, eher ihren „Deutschen Sagen“ als der Märchensammlung zugeordnet.
Ein Verzeichnis der uns bekannten Grimm-Korrespondenzen findet man unter http://www.grimmnetz.de/bv. Ein Briefwechsel mit Lady Clairmont ist nicht bekannt.
Simon Gilmour, der in unserer Grimm-Briefausgabe (Stuttgart, Hirzel) die Briefwechsel der Grimms mit englischsprachigen Partnern betreut, wird aber vielleicht noch recherchieren, ob es irgendeinen Bezug des Kreises Shelley / Byron / Clairmont zu den Grimm-Märchen gibt.

PS
In den „Deutschen Sagen“ der Brüder Grimm gibt es einen Text, der sich auf die Burg Frankenstein bezieht und der davon handelt, daß ein Ritter von Frankenstein mit einem neben dem Dorfbrunnen lagernden Lindwurm gekämpft habe, siehe http://gutenberg.spiegel.de/grimm/sagen/Druckversion_g219.htm.

Berthold Friemel, 17. Juli 2006

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Bernhard Lauer zur Burg Frankenstein
In seinem Beitrag „Brüder Grimm-Stätten heute. Authentische Orte, alte und neue Mythen“ im vor einigen Wochen erschienenen „Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft“, Band 13 / 14 (2003 / 2004) behandelt Bernhard Lauer die in diesem Thread von Alexander Deppert aufgeworfene Frage (S. 47):

Mit einem sehr dubiosen Kunstgriff verbindet man die nahe Darmstadt gelegene Burg Frankenstein über die Brüder Grimm mit der berühmten Monstergestalt von Mary Shelley (1797-1851), indem man „neueste Forschung“ bemüht und auf dieser „Grundlage“ behauptet, daß deren Stiefmutter Mary Jane Clairmont, die die Grimmschen Märchen ins Englische übersetzt haben soll, mit Jacob Grimm 1813 einen Briefwechsel über diese „Sage“ geführt haben soll.(1) Weder das eine noch das andere ist zu belegen, und die Schöpfer dieses neuen Mythos flüchten sich am Schluß denn auch dahin, daß sie den angeblichen Briefwechsel in eine ominöse Privatsammlung verlegen, zu der natürlich nur sie Zutritt gehabt hätten und deren Besitzer keinerlei weitere Information darüber gestatten würde(2).

(1) Vgl. dazu z. B. den jüngst erschienenen ADAC-Führer Literaturland Hessen. Der Süden. Hrsg. von Heiner Boencke. Frankfurt a. M.: ADAC u. Hess. Rundfunk, 2004, S. 14 f.
(2) So der offensichtliche Erfinder dieses neuen Mythos‘, Walter Scheele: Burg Frankenstein. Mythos – Wahrheit – Legende. Frankfurt a. M.: Societäts-Verlag, 2001, S. 100-102; darin heißt es: „In britischem Privatbesitz liegt, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, ein Brief von Jacob Grimm an Mary Jane aus dem Jahr 1813. Donald E. Glut [ein wenig seriöser Journalist; B. L.] hat ihn gesehen, und 25 Jahre später war ich der erste, der ihn wieder zu Gesicht bekommen hat – mit der Auflage, nichts direkt daraus zu zitieren.“


Berthold Friemel, 13. August 2006

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Bitte um Hinweise zu Grimms Topfpflanzenvorlieben
(Grimmforum, 2006)

Das Museum Haldensleben besitzt seit 1964 einen Nachlassteil der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Die Enkelin Wilhelm Grimms, Albertine Plock, war in Althaldensleben ansässig und vermachte diese bedeutende Hinterlassenschaft dem Museum Haldensleben. Darunter befinden sich neben zahlreichen Büchern, Kleinmöbeln, Gebrauchsgegenständen, schriftlichen Unterlagen und Fotografien auch mehrere Büsten und Kleidungsstücke.

Das Museum Haldensleben widmet den Brüdern Grimm seit 1978 eine Dauerausstellung zum Leben und Werk, die nach mehreren vorherigen Umgestaltungen 2005 völlig neu konzipiert und überarbeitet wurde. Da sich unter den Nachlassteilen besonders viele Stücke aus Herman Grimms Besitz befinden, will die neue Dauerausstellung unter dem neuen Titel „Die Brüder Grimm und ihre Familie“ gerade diese Stücke erstmals präsentieren und die Nachkommen der Brüder Grimm mehr in den Mittelpunkt der Dauerausstellung rücken.

In diesem Jahr beteiligt sich das Museum Haldensleben an dem Projekt „Gartenträume“ (Themenschwerpunkt der Landesmarketinggesellschaft für 2006 in Sachsen-Anhalt) mit einer Sonderausstellung unter dem Titel „Mein kleiner grüner Kaktus – Eine kleine Kulturgeschichte des Zimmergartens“. Dabei geht es in erster Linie um eine Präsentation zur Geschichte der Topfpflanze. In diesem Zuge möchten wir aber auch unsere Dauerausstellungen mit themen- bzw. zeittypischen Topfpflanzen dauerhaft ausstatten.

Bekannt ist, daß die Brüder Grimm ein ganz besonderes Verhältnis zur Pflanzenwelt hatten und auch Pflanzenteile als Erinnerunsstücke oder Lesezeichen in ihren Büchern aufbewahrten. Wir würden gern die Fensterbretter unserer Dauerausstellung mit den „Lieblingsblumen“ der Brüder (Wilhelm Grimm – Primel, Jacob Grimm – Goldlack und Heliotrop / BGG 1963, S. 251) ausgestalten und bitten daher hier im Forum um weitere Hinweise, mögliche Briefstellen, Zitate oder bekannte Abbildungen, wie die von Ludwig Emil Grimm „Der Lotte ihre Stube“ (Aquarell, 1821) mit Oleander und Sommerflieder, die für eine solche Ausstellung nützlich sein könnten. Wer kann Vorlieben von Herman Grimm und seiner Frau Gisela oder auch anderen Familienmitgliedern nennen? Angedacht ist zur Zeit Herman Grimm als Goethekenner vorzustellen und das Verhältnis Goethes sowie seiner Zeit zur Pflanzenwelt näher zu charakterisieren.

Für Hinweise oder kritische Bemerkungen sind wir jederzeit aufgeschlossen und empfehlen auch einen Besuch unser Homepages http://www.museumhaldensleben.de und http://www.ecomusee.de!

Judith Vater, 14. Februar 2006
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Zu einigen Pflanzen der Familie Grimm
Liebe Frau Vater,

zwar handelt es sich hier nicht um mein Spezialgebiet, aus der Kenntnis häuslicher Verhältnisse der Familie Grimm kann ich dennoch einige Hinweise zu deren Pflanzen geben. Sie verweisen auf das BGG 1 (1963), S. 251. Dort wird Herman Grimms Essay „Die Brüder Grimm und die Kinder- und Hausmärchen“ zitiert. Um den Lesern des Forums eine genauere Vorstellung zu vermitteln, zitiere ich diese Passage (nach Herman Grimm: Aufsätze zur Literatur. Hrsg. von Reinhold Steig. Gütersloh: Bertelsmann 1915, S. 164f.):

An den Fenstern der Studierstuben meines Vaters und meines Onkels standen ihre Lieblingsblumen. Bei Jacob Goldlack und Heliotrop, bei Wilhelm, wie ich schon sagte, die Primel.* Auf einer ganz frühen Zeichnung, die ihn an seinem Schreibtische darstellt, steht ein solcher Blumentopf neben ihm. Sie hatten beide dasselbe kameradschaftliche Verhältnis zur Natur wie Goethe. Alles Blühende und Sprossende erfreute sie.
Das Gedicht Platens auf eine Geißblattblüte, welche der Dichter spät im Herbste noch auf einem Spaziergange fand, habe ich meinen Vater oft mit Bewegung vorlesen hören, und Goethes Veilchen, das Mozart so schön komponiert hat, war ihm besonders lieb. Beide Brüder hatten dieselbe Art, von ihren Spaziergängen einzelne Blüten und Blätter mitzubringen, die sie in die am meisten von ihnen gebrauchten Bücher legten. Oft ist auf den getrockneten Blättern das Datum und auch der Ort fein aufgeschrieben, von wo sie stammen. Ihr ganzes Leben begleiten diese Zeichen der Erinnerung. Zuweilen auch sind sie besonders in Papier geschlagen und nähere Umstände dazu bemerkt. So fand ich ein Kleeblatt vom Grabe der Mutter, das mein Vater an dem Tage mitnahm, als mein ältestes, frühgestorbenes Brüderchen, das nach Jacob Jacöbchen hieß, neben ihr begraben wurde.** Es liegen in Jacobs und Wilhelms Büchern viele Blätter und Blüten von diesem einzigen mütterlichen Grabe nur. Ich finde unter alten Schriften in Papier eingeschlagen eine vertrocknete Rosenknospe, und darauf steht: „Von der lieben Mutter ihrem Grab. Am 18. Juni um acht Uhr von mir abgebrochen für meinen lieben Bruder zum Andenken an mich.“ Das Jahr, und welcher Bruder gemeint sei, fehlt. Noch eine andere Lieblingsblume [S. 165] hatte mein Vater. In einem Briefe meiner Mutter, den sie nach seinem Tode schrieb, lese ich: „Diese Gänseblümchen sind vom lieben Wilhelm seinem Grabe. Es ist ganz besäet damit und hat sie doch niemand gesät, und im Herbst sollen Lilien darum gepflanzt werden, das waren seiner Mutter und der Lotte Lieblingsblumen“.***

* Vorher (S. 161) teilt Herman Grimm bereits mit: „Mein Vater erhielt am 24. Februar ebenso sicher einen Topf mit blühenden Primeln, seiner Lieblingsblume, mit der für mich der Begriff von Geburtstag verbunden ist.“
** Also noch ein weiteres, wenn auch nicht erhaltenes Grimm-Grab in Kassel. Vgl. „Grimm-Gräber in Kassel“ hier im Forum.
*** Ein Ausschnitt dieses Briefs von Dorothea Grimms, vermutlich geschrieben am 22. Mai 1860, hat sich (mit dem Stempel „Grimm-Schrank“) im Staatsarchiv Marburg, 340 Grimm, Br 1673, erhalten. Der Inhalt weicht vom Mitgeteilten Herman Grimms ab. Da die unterdrückte Stelle sich auf Pflanzen bezieht, teile ich sie hier mit: „diese beiden Gänseblümechen sind vom lieben Wilhelm seinem Grab es ist ganz besät damit und hat sie doch niemand gesät, es sieht so unschuldig und rührend aus, ich habe viel Reseda jetzt darauf gesät und im Herbst sollen Lilien darum gepflanzt werden das waren seine, seiner Mutter und der Lotte lieblings Blumen.“

Aus Teilen des Familienbriefwechsels (Jacob, Wilhelm und Dorothea mit Herman Grimm, zit. n. Kasseler Ausgabe, Briefe, Band 1) trage ich folgende Stellen zusammen, ohne Vollständigkeit zu beanspruchen. Die Kinder Wilhelms hatten von Kindheit an das gleiche „kameradschaftliche“ Verhältnis zu Pflanzen und Blumen wie Vater und Onkel, wie zwei Briefe aus den 1830er Jahren zeigen. Am 29. Juni 1836 schreibt Jacob an Herman nach Kassel: „Hier gibt es jetzt viele rosen, aber seit Gustelchen weg ist bringt mir niemand welche.“ (S. 36) Am 18. Mai 1838 schreibt Herman an Wilhelm: „Ich habe mir ein Herbarium angelegt, und zeichne mir jede Blume, in das Buch welches ich als ich zuletzt in Cassel war, vom Oncle Louis bekommen habe, ab. Ich freue mich auf der Mama ihren Geburtstag sehr und schenke ihr ein gemahltes stiefmütterchen.“ (S. 45)
Das Wiepersdorfer Tagebuch Herman Grimms von 1847 wird mit einem Gedicht an eine in das Buch eingelegte Nelke eröffnet. Hier finden sich mehrere getrocknete Blumen.

Anfang am 24 Juli 1847.

Du gern empfangne gern verschenkte Nelke
Gieb ew’ge Frische diesem jungen Buch
und sei getrost ob auch die deine welke
denn du erlebtest lieblichste genug.
Stolz sei die Sonne die dir Wärme schickte
Stolz sei der Stock der deine Knospe trug
da ihrer Augen Sonne auf dich blickte
Stolz sei der Regen der dich frisch benäßt‘
du wurdest ja als ihre Hand dich pflückte
An ihre Lippen sanft gepreßt.

Auf dem Drachenfels bei Bonn sammelt Herman für Auguste während seines dortigen Aufenthalts im Jahre 1848 „eine art rothes moos […] die sehr leicht forttreibt, so eine saftige pflanze.“ (S. 114)

Im Familienbriefwechsel der 1850er Jahre finden sich die Pflanzen der Grimms in der Linkstraße 7 immer wieder erwähnt. Am 24. Oktober 1851 meldet Herman seiner verreisten Mutter auf die Friedrichshütte bei Bebra: „das lorbeerbäumchen hat die Ottilie zum gärtner getragen.“ (S. 218). Seinem Vater schreibt er am 16. August 1853 nach Rheinbreitbach: „dein cactus, den ich einmal verloren glaubte, weil ihm bei offengebliebenem fenster ein platzregen fast alle erde fortgeschwemmt hatte, wächst rasch weiter, die Asclepia am fenster im saal noch üppiger, der lorbeerbaum kümmert so hin, ich habe ihm der läuse wegen alle blätter abgeschnitten, nun scheint ihm neue lust zu kommen.“ (S. 241) Mit Asclepia müsste eine Art aus der Familie der Asclepiadaceen (Schwalbenwurzgewächse) gemeint sein, vermutlich Schwalbenwurzenzian (Gentiana asclepiadea), eine Staude mit überhängenden Stielen. Die Pflanze kann bis zu einem Meter hoch wachsen und sie treibt im Herbst violettblaue Blüten. In den folgenden Wochen protokolliert Herman das Wachstum dieser Pflanze, am 6. September 1853: „die asclepia rankt sich immer weiter an der wand, und ist schon oben über die mitte des fensters hinaus, ich will ein nägelchen einschlagen sonst hält sie sich nicht mehr in der höhe.“ (S. 245), am 14. September: „die asclepia hat sich schon über die hälfte des fensters gerankt, wenn ihr wiederkommt ist sie gewiss schon rechts angekommen“. Im gleichen Brief erfährt man noch mehr über die Topfpflanzen der Grimms: „dem papa sein orangenbäumchen ist voller knospen. der lorbeer treibt schwach, der kamelienbaum hat knospen aber schon lange und ohne sich zu verändern.“ (Ebd.)

Drei Jahre später, am 8. Mai 1856, berichtet Dorothea ihrem Sohn Herman nach Italien: „ich gehe den Morgen gleich in deine Stube es ist so kalt darin. Die arme Kamelie friert auch, sie wird langsam roth.“ (S. 275); am 13. Mai: „wir denken immer an dich, das Grüne Reischen was in deiner Stube auf dem Tisch steht ist ganz grün und aufgegangen die Kamelie wird roth.“ (S. 281); am 20. Mai: „Dein Reischen auf dem Tisch ist noch immer grün und die Kamelie noch lange nicht auf, die wartet auf dich ich auch.“ (S. 288) Aus dem Harz bittet Dorothea am 28. August des gleichen Jahres Herman in Berlin: „gieße manchmal den alten Kaktus,“ über der Zeile ergänzt Wilhelm Grimm: „auch des Papa Blumen.“ (S. 313) Wie wichtig Wilhelm diese Angelegenheiten waren, zeigt auch Dorotheas Brief vom 12. September 1856 aus Ilsenburg: „der Papa meinte die große Fächerpflanze von Gerhards müßte wohl bald aus dem Garten rauf sonst verdürbe sie ich verstehe es nicht, wie wir weg gingen sollte die Ottilie unßre Kamelie zum Gärtner bringen um sie umzupflanzen ob sie es wohl gethan hat? wir haben noch einen großen Baum dort dann könnte sie sie beide abholen und bezahlen was es kostet vergiß es nicht.“ (S. 317)

Im Jahr 1857 reist Herman Grimm für mehrere Monate nach Italien. Über seine Pflanzen wird er regelmäßig informiert. Kurz nach seiner Abreise schon, am 29. April, meldet Dorothea: „ich ging immer wieder in deine Stube 2 Weiden blühen so schön“ (S. 320); am 20. Mai schreibt Auguste an Herman: „Dein Heliotrop blüht wundervoll morgen wird die Blüthe dem alten Becker zu seinen Geburtstag gebracht“ (S. 335); am 26. Mai schreibt Dorothea: „gestern blühte eine Wundervolle Weide ich wollte sie abbrechen und dir in den Brief legen da war sie auf einmal zu. Die Erbsen blühen noch nicht“ (S. 340); einen Monat später meldet sie: „Deine Weiden haben ausgeblüht Die Erbsen wachsen wie toll blühen aber nicht“ (S. 352); am 28. Juli: „Denk nur deine Weide blüht noch immer es ist mir so rührend, die Erbsen waren verdrocknet, ich habe drei Schoten geärndet“ (S. 369). Schließlich erfahren wir mit Herman am 10. September 1857 auch von den anderen Pflanzen: „Die Asklepia blüht das Granatbaumchen blüth und die Camelie hat dicke Knospen, der Gumi Baum ist auch gut im stand, deinen Heliotrop hat der apapa in feinem Fenster und pflegt es sehr.“ (S. 399)

Vielleicht finden Sie aber auch im Briefwechsel Jacobs mit Wilhelm einige Bemerkungen zu den Pflanzen.

Mit freundlichen Grüßen
Holger Ehrhardt✍
Holger Ehrhardt, 15. Februar 2006
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Kaktus?
Liebe Frau Vater, aus dem schon mündlich genannten Skizzenbuch Herman Grimms von 1841 hier eine Zeichnung Herman Grimms von einem Blumentopf, der sich entweder im Haus Ludwig Emil Grimms an der Kasseler Bellevue oder in der Berliner Grimm-Wohnung in der Lennéstraße befunden haben muß:

Ich kann leider botanisch überhaupt nicht einschätzen, was das für eine Pflanze ist, aber wenn man es herausfindet, hat man sogleich ein Gewächs mehr, das bei Grimms heimisch war — oder es stellt sich als eines der oben von Herrn Ehrhardt schon genannten heraus.

(Bild: Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessens, Bad Homburg v. d. H., 1.3.253; Photo: K. B. Kaindl / B. Friemel)

Berthold Friemel, 26. Februar 2006
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Gesuchte Pflanze

Der von Herman Grimm abgebildete Sukkulent dürfte eine Haworthie sein. Bei der Unterfamilie Hexangularis findet man die Unterart Haworthia attenuata. Ihr englischer Name „Zebra Plant“ verweist auf die weißen Streifen auf den dunkelgrünen Blättern. Jedoch bin ich kein Botaniker und könnte mich irren, zumal ich keine Abbildung mit einer Blüte gefunden habe.
Wer Lust hat, kann vergleichen unter http://www.haworthia.com/


Holger Ehrhardt, 1. März 2006

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Funde im Bw. Jacob / Wilhelm Grimm
Ich ergänze zu den von Holger Ehrhardt schon genannten Quellen einige Zitate aus dem Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm, hrsg. von Heinz Rölleke, Stuttgart 2001:

– Jacob Grimm an Wilhelm, 29. Mai 1811. „viel tausend Grüße, die Resedapflanzen werden wohl nach u. nach verdorren, wenn ihr sie nicht pflegt. Dein treuer J.“ Es scheint also, als habe Jacob Grimm 1811 Resedapflanzen besonders in Pflege gehabt, nach denen er sich erkundigte, als er hier von Gotha aus nach Hause schrieb. (Die Reseda scheint Dortchen Grimm ja auch in ihrem oben von Holger Ehrhardt zitierten Brief neben der Lilie mitzumeinen, wo sie von den Lieblingsblumen Wilhelm Grimms und der alten Frau Dorothea Grimm, geb. Zimmer, spricht.)

– 1840 hatte Jacob Grimm in seinem Zimmer Kaktuspflanzen. Als er nach Berlin reiste, um sich wegen der näheren Umstände der Übersiedlung zu erkundigen, und Jacobs Zimmer nicht geheizt wurde, nahm Wilhelm die Kakteen zu sich hinüber: „Deine cactuspflanzen habe ich bei der kälte in mein zimmer genommen, wo sie sich ganz wol fühlen.“ (Wilhelm Grimm an Jacob, 20. Dezember 1840)

– Blumen wurden selbstverständlich zum Geburtstag verschenkt, wie hier an Wilhelm Grimm: „Die Tante hat mir 4 Louisd’or geschenkt, ich sollt mir einen schwarzen Rock dafür kaufen, was ich aber noch laßen will, die Lotte ein seiden Schnupftuch und das Dortchen einen Kuchen und ein paar Blumen.“ (Wilhelm Grimm an Jacob, 9. März 1814)

– Jacob Grimm an Wilhelm Grimm, Paris, 22. Mai 1814: „Es ist mir eingefallen: ob ihr jetzt nicht viel schöne Blumen vor den Fenstern ziehen könnt. Das müst ihr thun.“

– Wilhelm an Jacob Grimm, 20. Dezember 1814, noch über die alte Wohnung im „Märchenhaus“ in der Kasseler Marktgasse beim Kaufmann Simon Wille: „So oft wir West wind haben, rauchts in unserer Stube ohne Barmherzigkeit, da sitze ich also bei der Lotte im kleinen gelben, das ist auch ein Nachtheil, indeßen will ich mich doch freuen, wenn ich fürs folg. Jahr wieder es behalte, was sich in acht Tagen zeigen muß. Manche meiner Blumen gehen mir leider zu Grund, du kannst wohl leicht Samen von einigen recht schönen wunderlichen südlichen oder asiatischen mitbringen. Doch will ich dir, weil du doch mit vielem geplagt wirst, es auch nicht übel nehmen, wenn du es vergißest.“ (Jacob Grimm war zu der Zeit beim Wiener Kongreß.)

– Wilhelm an Jacob Grimm, 18. Januar 1815: „Bei den hellen Wintertagen ist es auch schön hier, die weiße Erde die schwarzen Bäume und der blaue Himmel. Dazu habe ich die Blumen in der Stube und wenn die von der Sonne beschienen werden, ists ordentlich wie ein Sommer.“

– wiederum Wilhelm Grimms Geburtstag, Wilhelm an Jacob Grimm, 28. Februar 1815: „Ein Unbekannter, wahrschl. der Itzig, hat mir eine prächtige Brot Torte und zwei schöne Blumenstöcke geschickt.“

– im neuen Domizil am Wilhelmshöher Tor, Wilhelm an Jacob Grimm, 2. Juni 1816: „Mit den Hauseinrichtungen, von den Schuldsachen schreibe ich dir nichts, geht es seinen geweisten Weg; die Blumen haben wenig Begießens nöthig. Ich habe mir einmal nach meinem Geschmack Rosen, Grasblumen und Lak gekauft und will auch Levcojen kaufen. Alle Stuben stehen voll Pfingstmayen.“

– Wilhelm Grimm an Jacob, 13. Juni 1816, über einen Besuch bei Arnims in Wiepersdorf: „Arnim kam später u. brachte mir einen Maiblumenstraus mit und war nicht weniger herzlicher gegen mich.“

Fortsetzung folgt gelegentlich.


Berthold Friemel, 6. März 2006

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Reseda
Zur Ergänzung der obigen Beiträge kann ich hinzufügen, daß sich die originelle Vorliebe für Reseda in der Familie der Brüder Grimm noch über zwei Generationen gehalten hat. Die Ururenkelin Wilhelm und Dortchen Grimms erzählte mir am Mittwoch, ihre Großmutter Albertine Plock (die Tochter Rudolf Grimms) habe auch noch Jahr für Jahr im Garten Reseda ausgesät / aussäen lassen.

Berthold Friemel, 11. März 2006

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„Asclepia“
Hallo Herr Ehrhardt,

mit der rankenden „Asclepia“ ist sicherlich nicht der Schwalbenwurz-Enzian gemeint – der sieht ganz enzianmäßig aus und rankt nicht. Bei der erwähnten Topfpflanze kämen aus der Famile der Asclepiadaceae entweder die Wachsblume Hoya carnosa infrage oder die Kranzschlinge Stephanotis floribunda (W. Schultze-Motel, Berlin, pers. Mitteilung). Beide Arten sind alte Topfpflanzen.

Die Identifikation der im Beitrag von Herrn Friemel abgebildeten Pflanze als eine Art aus der Gattung Haworthia ist wahrscheinlich richtig.

Paul Schultze-Motel, 15. März 2006
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Alte Pflanzen
Lieber Herr Schultze-Motel,
vielen Dank für diese Korrektur. Da sehen Sie, was herauskommt, wenn man die engen Fachgrenzen überschreitet! Mein Bezugswerk war das für Botaniker sicherlich indiskutable „Botanica. Das Abc der Pflanzen. 10000 Arten in Text und Bild“ (Köln: Könemann, 1998, S. 399). Dort wird die von mir fälschlich angenommene Pflanze als einen Meter hoch beschrieben und kam somit als einzige in Frage.
Generell interessieren mich aber auch in anderen Zusammenhängen alte Pflanzen. Können Sie mir vielleicht ein Standardwerk nennen, im dem man sich über die Historie und Mode von Kulturpflanzen (besonders im 19. Jahrhundert) unterrichten kann?
Mit freundlichen Grüßen
Holger Ehrhardt
P.S. Bei der Haworthie bin ich mit „attenuata“ natürlich auch nicht sicher. Vielleicht gibt es auch hier eine historische Art?

Holger Ehrhardt, 16. März 2006
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Hallo Herr Ehrhardt,

ein ganz empfehlenswertes Buch über „heutige“ Zimmerpflanzen ist

Herwig, R. 1983: Pareys Zimmerpflanzen Enzyklopädie. Auswahl und Pflege von Pflanzen für Innenräume. Berlin: Parey.

Das Buch ist vergriffen, Sie können es aber vermutlich noch antiquarisch bekommen. Ein Buch speziell über historische Zimmerpflanzen gibt es meines Wissens nicht. Für eine genauere Bestimmung der Haworthie reicht das Bild leider nicht aus, dazu brauchte man die Pflanze selbst…

Viele Grüße, Paul Schultze-Motel


Paul Schultze-Motel, 10. Mai 2006

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Historische Schmuckpflanzen in Haldensleben
Das Museum Haldensleben hat vor einigen Tagen in einem großen Teil seiner Räume eine schöne Ausstellung über historische Schmuck-, vor allem Zimmerpflanzen eröffnet. Dabei ist auch die Grimm-Ausstellung mit Pflanzen ausgestattet worden, wie sie durch Bilder und Schriftzeugnisse für die verschiedenen Wohnorte der Grimms nachweisbar sind. Diese Pflanzen werden auf Dauer dort verbleiben; ebenso eine prachtvolle Sammlung zeittypischer Kakteensorten in der Biedermeier-Ausstellung des Hauses.

Rosa persiana und andere Pflanzen im Hof des Museums Haldensleben:


(Photo Juni 2004; auch jetzt steht die Rose gerade wieder in Blüte. „… die 1837 nach Europa eingeführte Rosa persiana ist in der Region lange verwurzelt. Diese gelbblühende Rosensorte hat in einigen Hundisburger Bauerngärten überdauert und eine hierher stammende Ablegerpflanze ziert heute das Biedermeiergärtchen des Museums“, heißt es auf der Website des Museums Haldensleben, http://www.museumhaldensleben.de/flyer2/fen_pflanzentiere.htm.)
Die bei den Grimms als Schmuckpflanze beliebte Reseda ist im Museumshof auch gesät worden.

Berthold Friemel, 10. Juni 2006

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Brüder Grimm als Reformierte
(Grimmforum, 2006)

Guten Tag,

ich bin auf der Suche nach Quellen / Belegen / Untersuchungen, die Auskunft darüber geben, wie sich die reformierte Herkunft der Brüder in ihrem Leben und ihren Werken bemerkbar machte.
Bisher konnte ich dazu nur recht knappe Aussagen finden, wie z.B. "Die Vorfahren der väterlichen Linie wirkten als Pfarrer der reformierten Kirche in Hanau und Steinau. Der Ernst und die äußerliche Schlichtheit der Reformierten bestimmt entsprechend die Lebensführung in der Familie Grimm…" (Hans-Georg Schede, Die Brüder Grimm).
Da der Vater ja früh verstarb und die Familie viele Jahre in Geldnöten lebte, muss sich die "äußere Schlichtheit" nicht unbedingt von der reformierten Lebensführung ableiten. Kann mich jemand auf eine ergiebigere Fährte führen?

Vielen Dank vorab,

Astrid Brüggemann ✍
Astrid Brüggemann, 24. März 2006
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Grimm-Theologen
Zu den Theologen-Vorfahren der Brüder Grimm empfehle ich Ihnen als Einstieg den Aufsatz von Heinrich Bott: Die Vorfahren der Brüder Grimm im Hanauer Land. In: Brüder Grimm Gedenken 1963, S. 23 ff. Das reformierte Bekenntnis war in Hessen ja ohnehin weit verbreitet und ist jedenfalls als wesentlicher kulturgeschichtlicher Hintergrund für das Wirken der Brüder Grimm mitzudenken. Außerdem ist auffällig, daß sie sich in der Geschichte ihrer Familie über mehrere Generationen hinweg sehr gut auskannten und sich in engem Bezug zu den Vorfahren sahen. Hinsichtlich ihrer privaten Religiosität waren Jacob und Wilhelm Grimm zurückhaltend; eine zusammenfassende biographisch orientierte Darstellung dazu fehlt, es ist auch fraglich, ob es ein lohnendes Thema wäre. Dann müßte man schon Religion und Lebensphilosophie zusammen betrachten, und es würde sich vermutlich zeigen, daß die Fortführung expliziter reformiert-christlicher Prinzipien nicht sehr ausgeprägt war. Es wäre empfehlenswert, zur familiären Prägung der Brüder Grimm in ihren Kinderjahren auch ihre Selbstbiographien nachzulesen, die beispielsweise in der Ost-Reclam-Grimm-Schriftenauswahl "Über das Deutsche" vollständig enthalten oder auch sonst gut zugänglich sind.


Berthold Friemel, 8. Juni 2006

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Wilhelm Grimms Gedenkbuch
(Grimmforum, Januar 2006)

Prof. Klaus Düwel aus Göttingen bat mich, folgende Anfrage in das Forum zu stellen:

Im dritten Band von "Achim von Arnim und die ihm nahestanden" (Achim v. Arnim und Jacob und Wilhelm Grimm. Stuttgart: Cotta, 1904) beruft sich der Herausgeber Reinhold Steig auf S. 484ff. bei der Datierung von Ereignissen mehrfach auf ein "Gedenkbuch" Wilhelm Grimms. Auf S. 488 datiert er beispielsweise die Absendung des Manuskripts von Wilhelm Grimms Runenbuch und die Rücksendung des Verlegers Dieterich im Jahr 1821 mit folgendem überleitendem Text: "Beide Daten nach den Einzeichnungen in das Gedenkbuch."

In den Nachlassverzeichnissen finde ich weder ein solches Gedenkbuch, noch ein Tagebuch aus den fraglichen Jahren. Was meint Steig?

Holger Ehrhardt, 24. Januar 2006
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Nachweis: Berliner Grimm-Nachlaß

Es handelt sich um Tagebuchaufzeichnungen Wilhelm Grimms aus den Jahren 1820-22, die sich im Grimm-Nachlaßbestand der Berliner Staatsbibliothek unter der Signatur Nachl. Grimm o. Nr. B 1 befinden. Wilhelm Grimm spricht eingangs selbst von "Buch": "Am 5ten Julius 1820 Morgens halb 9 Uhr habe ich dieses Buch gemacht und angefangen". Soweit ich mich erinnere, ist es jetzt aber nur ein Konvolut loser Blätter. Wie ich an den in unserer Arbeitsstelle befindlichen Kopien sehe, bricht es offenbar nach 29 Seiten mitten in einem Satz ab. Alles in allem sieht es so aus, als seien diese Blätter entweder aus einem Quart- oder Foliobuch herausgenommen worden, oder – wahrscheinlicher – als habe WG nur die Absicht gehabt, sie später binden zu lassen. So scheint er ja auch mit seinen späteren Tagebüchern verfahren zu sein. Auch diese beschrieb er als lose Bögen.

Berthold Friemel, 28. Januar 2006
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Vielen Dank, sehr verehrter Herr Friemel,
ich werde Ihre Ausführungen an Herrn Düwel weiterleiten. Finden sich denn die bei Steig zitierten Stellen auch in den erhaltenen Seiten dieses Tagebuchs?
Bleibt nur zu hoffen, dass diese kleine Anfrage nicht als Intrige aufgefasst wird.
Freundliche Grüße
Holger Ehrhardt

Holger Ehrhardt, 29. Januar 2006

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Danke für die Nachfrage, Herr Ehrhardt. Ich habe nur eine Stichprobe gemacht, um die Zitate zu überprüfen. Diese war positiv. Es scheint mir sicher, daß es sich hier um das Gesuchte handelt. Gute Nacht im Hessenland!

Berthold Friemel, 29. Januar 2006

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Grimm-Gräber in Kassel
(Grimmforum, 16. Januar 2006)

Nach den schönen Aufnahmen vom Matthäus-Friedhof möchte ich die Grimm-Interessierten auf die vielleicht etwas weniger bekannten Kasseler Gräber der Familie Grimm hinweisen. Auf dem Friedhof an der Lutherkirche, ganz zentral gelegen, nur fünf Minuten vom Königsplatz entfernt, findet sich das Grab der Mutter der Brüder Grimm, Dorothea (1755-1808).

Schräg dahinter, mit einem Abguss des Engels von Werner Henschel, sieht man das Grab von Lotte Hassenpflug, geb. Grimm, der Schwester von Jacob und Wilhelm.

Nicht ganz so zentral, in der Nähe der Kasseler Universität an der Holländischen Straße, befindet sich der Hauptfriedhof. Auch hier sind noch mehrere Gräber von Verwandten der Brüder Grimm vorhanden. Da ist zunächst eine Anlage mit acht Gräbern, darunter zwei Brüder von Jacob und Wilhelm: Carl und Ludwig Emil Grimm.

Zwischen beiden Brüdern ein etwas verwitterter Stein, auf dem man noch den Namen der Schwiegermutter Ludwig Emil Grimms, Friederike Böttner, geb. Wille (1769-1848), entziffern kann. Dass im oberen Teil der Name ihres Mannes, des Kasseler Hofmalers Wilhelm Böttner (1752-1805), stand, kann man nur noch mutmaßen.

Unweit davon findet man eine Grabanlage der Familie Hassenpflug. Interessant ist hierbei die Ruhestätte von Carl Hassenpflug, einem Sohn von Lotte. Er war Professor für Bildhauerei an der Kasseler Akademie. Sein Grab ist ebenso wie das Grab von Ludwig Emil Grimm ein Ehrengrab der Stadt Kassel.

Wenn man ganz genau sucht, findet man auch noch unter zwei Eiben versteckt einen Obelisken, das Grab eines Schwagers von Wilhelm Grimm, des Apothekers Johann Rudolf Wild (1783-1849).

Neben Gräbern von Verwandten finden sich auch Gräber von Freunden und Bekannten der Brüder Grimm, deren Geburts- und Sterbedaten sich häufig schlecht recherchieren lassen. Wäre hier nicht ein geeigneter Ort, solche Daten zu sammeln oder auszutauschen?

Holger Ehrhardt

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Heute auf dem St.-Matthäus-Friedhof in Berlin
(Grimmforum, 4. Januar 2006)

Ein passender Einstieg in dieses Forum können vielleicht einige Bilder sein, die ich heute vom St.-Matthäus-Friedhof in Berlin mitbrachte, wo Jacob, Wilhelm, Rudolf, Herman und Auguste Grimm begraben sind. Heute an Jacob Grimms Geburtstag fand ich den Friedhof sehr still und wenig besucht, anders als sonst manchmal. Fast immer traf man sonst jemanden, wenn man am 4. Januar an das Grimm-Grab ging. In einem Jahr kamen mehrere Leute dorthin, die Jacob Grimm als Verfasser der „Deutschen Mythologie“ ehren wollten und dazu eine Zeremonie mit Met abhielten! Sie luden zum Mittun ein, ich beschränkte mich aber lieber auf das Beobachten.

Heute, am 4. Januar 2006, auf dem St.-Matthäus-Friedhof:

Der Friedhof wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Als Wilhelm Grimm 1859 dort beigesetzt wurde, gab es erst wenige Gräber. Zur Zeit ist ein Buch von Herrn Bartholomäus in Berlin aus Anlaß des Jubiläums in Vorbereitung. Er ermittelte, daß erfreulicherweise die gesamte Grimmsche Grabstelle mit allen vier Steinen unter Schutz steht und erhalten wird. Nach seinen Recherchen ist sie noch im Originalzustand und wurde von den Kämpfen, die sich bei Kriegsende auf dem Friedhofsgelände abspielten, nicht beschädigt.
Die Fläche unmittelbar vor der Grimmschen Grabstelle wurde von Rolf Hochhuth erworben. Dort befindet sich jetzt das Grab von Ursula Euler-Hochhuth ( † Oktober 2004).

Berthold Friemel

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Realer Hintergrund der Märchen?
(Grimmforum, 2006)

Hallo!
Ich wüßte gerne, ob es Literatur über den realen Hintergründen der Grimmschen Märchen gibt – wo z.B. die "Sieben Berge" tatsächlich sind, wer Rapunzel war, etc.
Kann mir da jemand weiterhelfen? ✍
Jan, 12. April 2006
📩

Traxler
Frau Hartz würde Ihnen sicherlich passend zu der Frage folgendes Buch empfehlen:
Die Wahrheit über Hänsel und Gretel. Die Dokumentation des Märchens der Brüder Grimm von Hans Traxler.
Sie bekommen es bestimmt irgendwo antiquarisch.
Und da Frau Hartz besagte Empfehlung noch nicht abgegeben hat, tue ich es, damit eine hier gestellte Frage auch ihre Antwort findet.


Berthold Friemel, 7. Juni 2006

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Alexander Kluge „wie die Gebrüder Grimm“
(Grimmforum, 2. Januar 2010)

aus einem Interview mit Alexander Kluge, "der Freitag" Nr. 52 / 53, 23. 12. 2009

Sie sind ein Sammler.

Ja, wir müssen es machen wie die Gebrüder Grimm. Denen gehört meine ganze Bewunderung.

Das ist, was die Gebrüder Grimm uns gelehrt haben: Etwas sammeln. Wir sind Sammler. Die zivilisierteste Form der Sammlung liegt darin, Kooperationen, auch ungewollte, zusammenzufügen. Dafür kann ich schwärmen.

http://www.freitag.de/kultur/0952-zukunft-netz-kluge-interview

Bonoboche