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Nachträglich zu „Grimms Mördchen“
„Pfarrer Braun“ in Kassel
(Grimmforum, 30. Oktober 2010)

Hier nachträglich einige interessante Links zur Kasseler Fernsehsensation „Grimms Mördchen“. Das war ein Krimi aus der Serie „Pfarrer Braun“:

Wikipedia schrieb: Pfarrer Guido Braun kann es – trotz des ausdrücklichen Verbots durch seinen Bischof Hemmelrath – nicht lassen, sich in seiner jeweiligen Dienstgemeinde um geheimnisvolle Todesfälle zu kümmern.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrer_Braun

2009 wurde eine Folge der Serie in Kassel gedreht. Die Lokalzeitung HNA berichtete dazu:

HNA schrieb: Das wahre Leben bietet immer noch die besten Vorlagen. Auch für das Drehbuch von „Grimms Mördchen“, einer Folge der Pfarrer-Braun-Reihe, der vor einem Jahr in Kassel gedreht wurde … Laut Drehbuch kämpfen Dr. Gauß, Direktor des Brüder-Grimm-Museums, gespielt von Christoph M. Orth, und Uni-Professor Penkofer (Ludger Pistor) erbittert um das Aufbewahrungsrecht für die bibliophilen Schätze der Grimms. Mehrere Morde werden begangen.
Um die echten Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm gibt es in Kassel seit Jahren eine Auseinandersetzung, die bis heute nicht geklärt ist. Sowohl die Stadt als auch das Land beanspruchen, Eigentümer der wertvollen Bände zu sein. Bei dem Streit spielte auch der echte Direktor des Kasseler Grimm-Museums eine nicht unerhebliche Rolle.
Es ist eine Auseinandersetzung, die auch Oberbürgermeister Bertram Hilgen bestens bekannt ist. Kassels Stadtoberhaupt hat vor einem Jahr in „Grimms Mördchen“ eine Statistenrolle übernommen. Hilgen, der auch im echten Leben Jura studiert hat, spielt den Anwalt des Museumsdirektors. Die Szenen wurden im und vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) am Brüder-Grimm-Platz gedreht.

http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/moerder-grimm-erbe-963678.html

Die Stadt Kassel gab der Crew aus Anlass der Dreharbeiten einen Empfang. Auf den Internetseiten der Stadt Kassel hieß es begeistert:

Stadt Kassel schrieb: Kassel ist erneut Filmstadt. Die Hamburger Produktionsgesellschaft „Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH“ dreht eine Folge der Serie „Pfarrer Braun“ in Nordhessen. Produzent ist das Mitglied des Kassel-Beirats Hubertus Meyer-Burckhardt, der im Jahr 2002 bereits verantwortlich für den Kriminalfilm „Tödliches Vertrauen“ zeichnete.
Auch in der aktuellen Produktion sind die Kassel-Bezüge vielfältig, denn es geht um das Erbe der Brüder Grimm und traditionsreiche Schauplätze.
http://www.stadt-kassel.de//aktuelles/meldungen/14186/index.html

Zur Erstausstrahlung im Oktober 2010 wurde der Film auch in ein Kasseler Kino übertragen:

Stadt Kassel schrieb: Die Brüder Grimm sind eine Marke, die für Kassel weltweit wirbt. Auch in der neuesten Folge der Serie „Pfarrer Braun“ spielt das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen eine tragende Rolle. „Grimm Mördchen“ zeigt dabei als Kulisse einer skurrilen Geschichte rund um die Handexemplare der Brüder Grimm Kassels schönste Schauplätze. Bei der Präsentation auf großer Leinwand im Cineplex-Kino Capitol reagierte das Publikum mit Szenenapplaus. …
Oberbürgermeister Bertram Hilgen dankte dem bei der Kinopremiere anwesenden Produzenten der Serie, Hubertus Meyer-Burckhardt, der zugleich Vorsitzender des Kassel-Beirats ist, für dessen Engagement für seine Heimatstadt. „Die Pfarrer- Braun- Serie hat eine große und treue Fangemeinde. Ich bin dem großem Freund der Stadt, Hubertus Meyer-Burckhardt, sehr dankbar, dass die Episode ‚Grimms Mördchen‘ in Kassel gedreht wurde. Einzigartige Orte, wie der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe mit der Löwenburg, werden so einem breiten Fernsehpublikum vorgestellt.“
http://www.stadt-kassel.de/aktuelles/meldungen/14216/index.html

Die ARD als Auftraggeberin des Kunstwerks führte in ihrer Programmvorschau folgendermaßen in die Handlung ein:

ARD schrieb: Monsignore Mühlich (Gilbert von Sohlern) will seinen alten Schulfreund Pfarrer Hummel besuchen, doch der sitzt ziemlich leblos im Sessel. Mühlich hat gute Gründe, am natürlichen Tod des Kameraden zu zweifeln und wendet sich an den Spezialisten Pfarrer Braun (Ottfried Fischer). Für den kriminalisierenden Wanderprediger bedeutet dies: Ab nach Kassel! Brauns neues Pfarrhaus, die berühmte Löwenburg, erweist sich als reinstes Märchenschloss. Weniger märchenhaft ist die erbitterte Fehde, deren Zeuge Braun sogleich wird: Dr. Gauß (Christoph M. Ohrt), Leiter des renommierten Kasseler Brüder-Grimm-Museums, und der arrogante Germanist Prof. Penzkofer (Ludger Pistor) streiten mit harten Bandagen um das Aufbewahrungsrecht der millionenschweren Grimmschen Heiligtümer, die aus Sicherheitsgründen im Safe der hiesigen Bank lagern. Als deren Direktor Zapf (Claudius Freyer) und kurz darauf der kauzige Totengräber Bockelmann (Uwe Rohde) das Zeitliche segnen, bescheinigt die Gerichtsmedizinerin Martha (Aglaia Szyszkowitz) jeweils einen natürlichen Tod. Ist es Zufall, dass die schöne Martha mit Prof. Penzkofer verheiratet ist? Braun nimmt erst einmal eine Prise Schnupftabak und beginnt zu kriminalisieren.
http://programm.ard.de/TV/daserste/pfarrer-braun–grimms-moerdchen/eid_281066056641946#top

Die Erstsendung des Films soll mehr als fünf Millionen Zuschauer gehabt haben:

Den Tagessieg holte Pfarrer Braun für die ARD: Bei „Grimms Mördchen“ schauten gestern zur besten Sendezeit 5,1 Millionen Zuschauer ab 3 Jahren zu – das entspricht einem Marktanteil von 15,7 Prozent.
http://www.horizont.net/marktdaten/tvquoten/pages/show.php?id=5049

Ein voller Erfolg also für die Grimm-Hauptstadt Kassel:

HNA schrieb: Die Stadt Kassel und die HNA hatten für Donnerstagabend zu einem Public Viewing ins Cineplex-Capitol eingeladen, wo Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Hubertus Meyer-Burckhardt, der Produzent des Krimis, 500 Kasseler, Kasseläner und Kasselaner begrüßten.
Die waren nach 90 Minuten nicht nur von dem Film, sondern auch von ihrer Stadt begeistert. „Ein witziger Film, der einmal mehr bestätigt hat, wie schön Kassel ist. Hoffentlich wird er noch oft im Fernsehen wiederholt“, sagte Fazilet Karakas-Butte (51) nach der Vorstellung. Irmgard Strecker (77) aus Zwehren hätte sich „Grimms Mördchen“ am liebsten gleich nochmal angeschaut. „So auf der großen Lewinwand sieht man Kassel gleich noch mal mit ganz anderen Augen“, sagte sie.
„Amüsanter Film, optimale Kulisse, gute Werbung für die Stadt“, lautete der kurze, aber begeisterte Kommentar von Kathrin Schaumlöffel (22) aus Kassel. Andreas Keuchel (45) fand: „Das war schon eine Liebeserklärung des Produzenten an seine Heimatstadt.“ (wd)
http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/quote-kasseler-pfarrer-braun-hatte-mehr-zuschauer-alsder-fussball-972877.html

Da vergisst man schnell, dass der Star des Films, Ottfried Fischer, laut der zweiten Kasseler Zeitung (dem „Extra-Tip“) einige bissige Bemerkungen über den Drehort gemacht haben soll:

„Einfach zu schade, dass es ab 23.30 Uhr am Königsplatz so dunkel ist, dass ich meine Filme dort entwickeln könnte“, lästerte er gekonnt und wies Oberbürgermeister Bertram Hilgen darauf hin, dass man in Kassel die schönen alten Häuser besonders leicht finden könne, „weil sie von hässlichen Bauten aus den 50er Jahren umrahmt sind.“
http://www.extratip.de/index.php?artikel=35759

Von auswärtigem Kritkastergerede ganz zu schweigen:

TV Spielfilm schrieb: Die hirnlosen Gags werden nur noch von den plump (Hansi Jochmann) bis peinlich (Peter Heinrich Brix) agierenden Mimen getoppt. … Unheimlich bräsige Märchenstunde.

http://www.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/pfarrer-braun-grimms-moerdchen,4295431,ApplicationMovie.html

Bonoboche, 30. Oktober 2010
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Anmerkung der Redaktion 2020
Der ARD-Krimi „Grimms Mördchen“ ist derzeit bis zum 12. 3. 2021 in der ARD-Mediathek verfügbar

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Extratip: Neues zum Museumsplan
(Brüder Grimm-Museum Kassel)
(Grimmforum, 12. Mai 2010)

Wie der Kasseler Extratip am vorigen Wochenende nach Recherchen bei Experten berichtete, liegt diesen das Gutachten, das am Ende des vorigen Postings erwähnt wurde („Gutachten zum Neubau eines Museums fertiggestellt“), inzwischen vor:

Quelle: Extratip Kassel von Sonntag, 9. Mai 2010

Bonoboche, 12. Mai 2010

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Ausstellung „Die Brüder Grimm
in Kassel und Göttingen“
(Grimmforum, 16. April 2010)

Im Foyer des Neubaus der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (Platz der Göttinger Sieben) läuft ab 21. April eine von Klaus Düwel und Hans-Jörg Uther konzipierte Grimm-Ausstellung.

Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen schrieb: Die Ausstellung informiert über die Kasseler und Göttinger Schaffensjahre der Brüder Grimm. Sie wurde von Göttinger Wissenschaftlern in Kooperation mit der SUB Göttingen erarbeitet.

http://www.sub.uni-goettingen.de/archiv/ausstell/2010/grimm.html

Berthold Friemel, 16. April 2010

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Ein Jahr „Dachmarke GrimmHeimat Nordhessen“
(Grimmforum, 24. März 2010)

Wie die Kasseler HNA berichtete, wurde am 7. 3. 2010 auf der Burg Waldeck das einjährige Jubiläum der „Dachmarke GrimmHeimat Nordhessen“ von 150 Personen feierlich begangen. Die Dachmarke, unter der man in Nordhessen den Tourismus kräftig ankurbeln wolle, habe dafür gesorgt, dass Nordhessen im Tourismus erstmals wirklich vereint sei. Die HNA zitiert Regionalmanager Holger Schach: „Weil bei dem Thema keiner verliert, macht auch jeder mit.“

Durch das Thema Grimm könne der Tourismus in Nordhessen bis zum Jahr 2020 um zehn Prozent gesteigert werden, so hoffe Schach. Heute werde mit dem Tourismus in Nordhessen ein jährlicher Umsatz von etwa 2,5 Milliarden Euro erzielt, eine Milliarde bleibe davon in der Region. 50.000 Menschen seien im nordhessischen Tourismus beschäftigt.

Die Aktivitäten der GrimmHeimat Nordhessen sind laut HNA „ebenso mannigfach wie mitunter bescheiden“:

HNA schrieb: Da werden Köche zu Märchenköchen weitergebildet, gibt es für Hotels ein Förderprogramm Märchenbetten und es wird ein Märchenspiel auf den Markt kommen (eine Mischung aus dem verrückten Labyrinth und Sagaland). Die SB-Union lässt Schokoladentafeln mit Märchenmotiven herstellen, es folgen märchenhafte Milchtüten und Kekse. Diverse Prospekte sind in Vorbereitung, und es wird unter anderem Baumwolltragetaschen sowie Regenschirme geben. Außerdem wird man zu einer Promotiontour ab dem Herbst in Einkaufszentren im Rhein-Main- und Ruhrgebiet aufbrechen. Die Liste der Aktivitäten ist lang und ließe sich fortsetzen.

Über „das größte Projekt, den Neubau des Brüder-Grimm-Museums in Kassel„, gebe es dagegen nichts Neues zu berichten. Vor acht Monaten sei das Schloss Bellevue in Kassel ausgeräumt worden, sonst habe sich nichts getan. In der gleichen Zeit, in der die Stadt Kassel ein Gutachten zum Neubau eines Museums fertiggestellt habe, sei in Bad Hersfeld „das Grimm-Science Center für Sprache (Baukosten elf Millionen Euro) hochgezogen“ worden, habe es am Rande der Zusammenkunft geheißen.

Immerhin sei „am Rande der Zusammenkunft auf Schloss Waldeck gemunkelt“ worden, „dass die Grimm-Gesellschaft das weltweit beachtete Jubiläum“ 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen (2012 / 2015) „auch in Schanghai feiern könnte. Oder an dem Standort, den der Konzern VW in China unterhält. Immerhin: Die Spitze der Brüder-Grimm-Gesellschaft mit Werner Neusel und Bernhard Lauer war gestern auf Schloss Waldeck dabei. Von früheren Miss-Stimmungen mit den Tourismus-Fachleuten war nichts mehr zu hören.

(Quelle: http://www.hna.de/nachrichten/hessen/ziel-mehr-touristen-662898.html
Hervorhebungen Bonoboche)

Bonoboche, 24. März 2010

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„Stiftungs-Juniorprofessur zum Werk der Grimm-Brüder“
in Kassel
(Grimmforum, 19. Februar 2010)

Laut heutigen Medienberichten wird an der Universität Kassel eine Professur zur Grimmforschung eingerichtet. In einer auf nh24.de veröffentlichten Meldung heißt es dazu:

nh24 schrieb: Freitag, 19. Februar 2010 um 11:36 Uhr
Kassel. Die Universität Kassel erhält eine Stiftungs-Juniorprofessur für die Erforschung der Werke der Brüder Grimm. Die Professur soll es ermöglichen, bislang unbeachtete Werke der beiden Sprachwissenschaftler und Märchensammler «einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen», sagte die Vizepräsidentin der Hochschule, Claudia Brinker-von der Heyde, heute in Kassel. Bei den 14 Stiftern der Professur handele es sich um Privatpersonen sowie Unternehmen aus der Region. Über die finanzielle Ausstattung der Professur machte die Universität keine Angaben.
Die Juniorprofessur nehme das Leben der Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) in Kassel zum Anlass, etwa bis heute erhaltene Dokumente der Arbeit der beiden Sprachwissenschaftler zu erforschen. Ziel sei es, eine «seriöse Grimm-Forschung» an der Universität zu etablieren, fügte Brinker-von der Heyde hinzu. (ddp-hes)

http://www.nh24.de/index.php?option=com_content&view=article&id=29845:kassel-erhaelt-stiftungs-juniorprofessur-zu-werk-der-grimm-brueder&catid=22:allgemein&Itemid=59

Bonoboche, 19. Februar 2010

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Kassel 1829: „Grimms gehn weg!“
(Grimmforum, 16. November 2009)

Von einem Kollegen erhielten wir folgende Frage:

In einem Schreiben erwähnt W. Grimm im Zusammenhang mit dem Wechsel von Kassel nach Göttingen ein abfälliges Wort des Kurfürsten „die Herrn Grimms gehn weg! groszer Verlust! Sie haben nie etwas   
f ü r   m i c h   gethan!“ (Wendeler-Edition, Nr. 61, S. 122). Kennst du einen weiteren Beleg oder gar ein Dokument, wo diese Worte bestätigt werden?

Die Äußerung steht im Zusammenhang mit der Kündigung der bisherigen Stellen an der Kurfürstlichen Landesbibliothek in Kassel durch die Brüder Grimm Ende Oktober 1829.

Nachdem der Direktor der Bibliothek, Johann Ludwig Völkel, verstorben war, legten sie dem Kurfürsten Wilhelm II. zunächst folgenden Antrag vor, dass Jacob Grimm auf die bisherige Stelle des Verstorbenen und Wilhelm Grimm auf die seines Bruders vorrücken möge:

Der Bibliothekar Dr. Jacob Grimm und der Bibliothek-Secretar Dr. Wilhelm Grimm … bitten allerunterthänigst dem Bibliothekar die erste und dem Sekretar die dadurch erledigt werdende zweite Bibliothekarstelle huldreichst zu verleihen.

(Edmund Stengel: Private und amtliche Beziehungen der Brüder Grimm zu Hessen. Bd. 2, Marburg 1886, S. 10)

Die Anträge wurden vom Kurfürsten am 5. 2. 1829 folgendermaßen beschieden:

Kurfürst Wilhelm II. schrieb:Beyde Gesuche werden abgeschlagen; welches das Oberhofmarschall-Amt denselben bekannt zu machen hat.
(ebd., S. 11)

Jedoch erhielt Wilhelm Grimm ab dem 1. 3. 1829 eine Gehaltszulage von 100 Talern jährlich (ebd.).

In der Annahme, dass sie in Kassel keine wesentliche Verbesserung ihrer sozialen Lage mehr erwarten dürften, unterhandelten die Brüder Grimm im Lauf des Jahres 1829 mit der Universität Göttingen und wurden dorthin berufen. Daraufhin beantragten sie Ende Oktober in Kassel ihre Entlassung. Die beiden Abschiedsgesuche sind nicht nachweisbar. Der Kurfürst bewilligte die Entlassungen sofort und reichte die Gesuche an das Oberhofmarschallamt wegen der Ausfertigung der „flachen Abschiede“ weiter sowie

Kurfürst Wilhelm II. schrieb:
an d. Museums- u. Archiv-Dir. Rommel um zweckmäszigere und für den Dienst vortheilhaftere Vorschläge wegen Wiederbesetzung eines Bibliothekars nebst eines Scribenten zu thun und die Instruction vorschläglich dahin abzuändern, dasz gedachte bei der Bibliothek angestellt Werdende mehr für die Bibl. als für sich selbst arbeiten.
(ebd.)

Diese Aktennotiz enthält also sinngemäß jene Aussage, nach der wir gefragt wurden. Auch der Wortlaut, den Wilhelm Grimm in seinem Brief an Meusebach zitiert, dürfte zutreffen. Vermutlich ist er im Zusammenhang mit der Ausfertigung der Abschiede gefallen und den Grimms von einer Person, die am Hof Zugang hatte, berichtet worden. Begreiflicherweise bleibt die Quelle ungenannt (es könnte sich um den Kammerherrn von der Malsburg, den Bruder eines verstorbenen Freundes der Grimms, handeln, der häufig mit dem Kurfürsten Umgang hatte). Wilhelm Grimm notierte am 4. November 1829 in einem Tagebuch:

Wilhelm Grimm schrieb:
Der Kurfürst hat geäußert: „Die Hr. Grimms gehen weg, großer Verlust! sie haben nie etwas für mich gethan!“
(Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. Grimm o. Nr., B)

Das Bibliothekspersonal war Teil des Hofstaats und Bibliothek und Museum gehörten zur Hofhaltung. Der Kurfürst war offenbar der Meinung, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen, durch die Jacob und Wilhelm Grimm inzwischen die vermutlich berühmtesten Bürger Kassels waren, vor allem von einer Vernachlässigung ihrer Dienstpflichten zeugten. Erst etwas später erkannte man bei Hof aufgrund von Äußerungen des sächsischen Geschäftsträgers Lützerode bei einem großen Festessen, dass der Weggang der Grimms tatsächlich ein Verlust war. Die Mätresse Gräfin Reichenbach ließ den Grimms noch eine ganz wunschgemäße Stellung an der Bibliothek mit höherem Gehalt als in Göttingen anbieten, was diese aber nun nicht mehr annehmen wollten.

Holger Ehrhardt
Berthold Friemel

Holger Ehrhardt und Berthold Friemel, 16. November 2009

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Jetzt wieder ausgestellt
(KHM-Handexemplare Kassel)
(Grimmforum, 31. August 2009)

Wie die Kasseler HNA am 30. 8. berichtet, ist das Handexemplar der KHM-Erstausgabe von 1812 / 15 jetzt wieder in Kassel ausgestellt. Ort ist eine Märchenpräsentation in einem gerade restaurierten und für Ausstellungszwecke eröffneten Teil des Kasseler Kulturbahnhofs (ehemals Hauptbahnhof). Die beiden Bände, laut Ausstellungsmacher Thorsten Smidt "das Allerheiligste", liegen in einer neuen Vitrine hinter zentimeterdickem Panzerglas. HNA-Reporter Mark-Christian von Busse:

Sie sind das bedeutendste Zeugnis der modernen Märchenforschung und das Kostbarste, was die Grimm-Stadt Kassel zu bieten hat: 2005 hat die Unesco die Märchenbücher zum Weltdokumentenerbe erklärt.

Schwerpunkte der Ausstellung sind die Märchen vom Rotkäppchen, vom Froschkönig und vom Fischer und seiner Frau, denen man auch auf Hörinseln lauschen kann. Der Hassenpflugsche Schreibsekretär aus der "Märchenwerkstatt"-Präsentation der Expo Hannover (siehe http://grimmforum.zide.net/viewtopic.php?t=103) und einige Originale von Ludwig Emil Grimm sind ebenfalls wieder mit von der Partie. Von Busse weiter:

Exemplarisch werden Märchenbeiträger, schriftliche Quellen und Märchenvorläufer vorgestellt, von der weltweiten Resonanz bis zum Computerspiel künden etwa herrliche Rokoko-Puppen aus dem Film "Der gestiefelte Kater" (1940). Die Ausstellungsarchitektur – mit langen Stoffbahnen – ist verblüffend, die Zahl der Vitrinen begrenzt, auf mühsam zu entziffernde Stellwände wird vollständig verzichtet. Gerade die Reduktion ist überzeugend.

Quelle: http://www.hna.de//kultursolo/00_20090830201659_Ein_Schatz_hinter_Panzerglas.html

Berthold Friemel, 31. August 2009

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Die Brüder Grimm in Szene setzen…
(Tagung Hofgeismar, Sept. 2009)
(Grimmforum, 18. August 2009)

Akademietagung vom 25.-27. Sept. 2009
In Kooperation mit der IHK-Initiative UNESCO-Welterbe
und der GrimmHeimat NordHessen
Ev. Akademie Hofgeismar
Weitere Infos: www.akademie-hofgeismar.de

Radeck, 18. August 2009

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Übersicht über Grimm-Bestände
(Grimmforum, 27. April 2009)

Berthold Friemel und ich haben in den letzten Monaten eine Übersicht zusammengestellt, in der die wichtigsten hessischen Grimm-Bestände kurz beschrieben sowie zueinander und zu außerhessischen Beständen ins Verhältnis gesetzt werden.

Anlass zu dieser Arbeit boten kulturpolitische Debatten der letzten Jahre, die durch Unkenntnis bzw. Ignorieren der wichtigsten Aufbewahrungsorte des Grimm-Nachlasses sehr zweifelhafte Perspektiven entwickelten. Als Illustration möge nur der jüngste Beitrag der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA) vom 25.4.2009 dienen, in dem der Journalist Werner Fritsch über das Brüder Grimm-Museum Kassel schreibt: „Heute umfasst das Museum große Teile der insgesamt 100.000 Bände fassenden Bibliothek der Sprachforscher …“. Der wohl bedeutendste Grimm-Forscher des 20. Jahrhunderts, Ludwig Denecke, der über 50 Jahre seines Lebens versuchte, die zerstreute Bibliothek von Jacob und Wilhelm Grimm zu rekonstruieren, konnte in seinem (freilich nicht vollständigen) Verzeichnis etwas über 7.000 Titel nachweisen, sodass man die Bibliothek der Brüder Grimm vorsichtig auf 10.000 Titel schätzen darf. Der größte Teil dieser persönlichen Bibliothek der Brüder Grimm, etwa 4.900 Titel, befindet sich heute in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. Der größte hessische Bestand aus der Bibliothek der Brüder Grimm befindet sich im Staatsarchiv Marburg (etwa 280 Titel). Das Brüder Grimm-Museum Kassel besitzt etwa 20 Titel (vgl. dazu die unten folgende Übersicht 3).
Die 38-seitige Bestandsübersicht ist bei kassel university press erschienen und kann über den Buchhandel sowie direkt beim Verlag bezogen werden (Nachfragen und Bestellungen bitte an: info[at]upress.uni-kassel.de). Gleichzeitig wird die Broschüre von der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin als Download angeboten:

http://www.grimmnetz.de/download/grimm-bestaende.pdf

Das Beilegeblatt mit der Übersicht auf einer Seite zum Download:

http://www.grimmnetz.de/download/grimm-bestaende_1s.pdf

Diagramme und Tabellen am Ende der Broschüre ermöglichen es, auf die Schnelle einen Eindruck der Verteilung der wichtigsten Objektgruppen wie Briefwechsel, Handexemplare eigener Schriften oder Werke Ludwig Emil Grimms auf die Hauptstandorte zu erhalten:

*

1. BRIEFE VON UND AN JACOB UND WILHELM GRIMM


2. HANDEXEMPLARE EIGENER WERKE (d. h. mit Randnotizen ergänzte Exemplare)

3. BÜCHER AUS DER PERSÖNLICHEN BIBLIOTHEK DER BRÜDER GRIMM

4. ZEICHNUNGEN UND AQUARELLE LUDWIG EMIL GRIMMS

5. ÖLGEMÄLDE LUDWIG EMIL GRIMMS

6. MÖBEL AUS WOHNUNGEN DER BRÜDER GRIMM

Holger Ehrhardt, 27. April 2009

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Geänderter Antrag für Weltdokumentenerbe an Unesco
(KHM-Handexemplare Kassel)
(Grimmforum, Oktober 2008 / März 2009)

Die HNA teilt mit heutigem Datum (20.10.2008) folgendes mit:

Neue Urkunde für Grimm-Bücher

Geänderter Antrag für Weltdokumentenerbe auf dem Weg an Unesco-Kommission

Von Ellen Schwaab

KASSEL. Auch wenn die Eigentumsverhältnisse an den Handexemplaren der Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen im Detail noch nicht geklärt sind, soll der Urkundentext für das Weltdokumentenerbe geändert werden. Stadt und Land sollen als Eigentümer genannt werden und nicht die Grimm-Gesellschaft. Ein entsprechender Antrag ist in Abstimmung mit der nationalen Unesco-Kommission formuliert worden und nun auf dem Weg zur internationalen Unesco-Kommission in Paris, wie Kulturdezernent Thomas-Erik Junge auf Anfrage bestätigte. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft wird in dem Antrag lediglich als Kooperationspartner erwähnt. Die bereits vorhandene Anerkennung als Weltdokumentenerbe werde davon nicht berührt, sagt Junge. "Es geht nur um eine Präzisierung." Stadt und Land erheben jeweils Anspruch auf die kostbaren Bücher, die im Juni 2005 auf Antrag der Brüder-Grimm-Gesellschaft in das Weltdokumentenerbe aufgenommen wurden. Ihr Wert wird auf 30 Millionen Euro geschätzt. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft hatte sich in dem Schreiben an die Unesco einmal allein und einmal mit dem Grimm-Museum als Eigentümer/Besitzer der Handexemplare bezeichnet, was später zu einer heftigen Kontroverse führte. Inzwischen spielt die Grimm-Gesellschaft in dem Streit keine Rolle mehr. Stadt und Land, beziehungsweise die Universität Kassel sehen sich als die rechtmäßigen Eigentümer. Wie es sich mit den Eigentumsverhältnissen im Einzelnen verhält, müssen Juristen klären. Unterdessen verpflichteten sich Stadt und Land, so Junge, das Erbe zu würdigen und zu betreuen. Die Kinder- und Hausmärchen mit handschriftlichen Anmerkungen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm liegen noch immer für die Öffentlichkeit verborgen im Tresor der Kasseler Sparkasse. Eigentlich sollten sie nach Angaben des Kulturdezernenten in der Vitrine ausgestellt werden, in der früher das ebenfalls kostbare Hildebrandslied aufbewahrt wurde. Doch die Vitrine entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen der Versicherungen und müsse deshalb aufgerüstet werden. Zurzeit prüfe man, ob dies möglich sei. Wenn nicht, müsse man eine neue Vitrine anschaffen. ✍
Jeanne d’Arc, 20. Oktober 2008
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Junge: mit deutscher UNESCO-Kommission abgestimmt

Laut einem HNA-Bericht vom 27. 2. stellte der Kasseler Kulturdezernent, Bürgermeister Junge, auf der vorigen Sitzung des Kulturausschusses der Kasseler Stadtverordnetenversammlung klar, dass es keinen neuen Antrag zu den Grimm-Handexemplaren an die UNESCO gegeben habe.

Es gebe ein mit der Unesco vereinbartes Verfahren, in dem Stadt, Land und Grimm-Gesellschaft – zu diesem Zeitpunkt vertreten durch Ministerin Silke Lautenschläger, Oberbürgermeister Bertram Hilgen und BGG-Vorsitzenden Werner Neusel – ein mit der deutschen Kommission vorab abgestimmtes, gemeinsames Schreiben abgesandt hätten, um formale Fehler zu bereinigen. "Es gibt aber keinen neuen Antrag", wiederholte Junge mehrfach, sondern eine Überarbeitung des bestehenden Textes.

Der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Dr. Ostermann, hatte sich im Kulturausschuss auf den HNA-Bericht vom Oktober bezogen. Durch Nachfrage bei der UNESCO habe er

in Erfahrung gebracht, dass dort "überhaupt nichts" vorliegt: "Es wird auch überhaupt nicht verhandelt."

Der Kulturdezernent betonte demgegenüber, Kassel sei "in Verhandlungen mit allen Unesco-Stellen." Er

wandte sich erregt dagegen, dass er auf der Grundlage von Artikeln und Telefonaten einzelner Stadtverordneter Auskunft geben solle. Wenn ihm unterstellt würde, er sage die Unwahrheit, "dann geht mir der Hut hoch", sagte Junge: "Da bin ich sehr empfindlich."

Zum Stand des Antragsverfahrens reichte Dr. Ostermann im Kulturausschuss laut Bericht des HNA-Reporters von Busse 15 Anfragen ein. Am Schluss seines Artikels fasst von Busse zusammen, fest stehe, dass nicht die Grimm-Gesellschaft Eigentümerin der Handexemplare sei. Es sei aber noch unklar, ob sie Stadt oder Land zustehen. Die "Kinder- und Hausmärchen" sollten nach Ankündigung von Kulturdezernent Junge

so schnell wie möglich – und auf jedem Fall noch in diesem Jahr – in einer noch in Auftrag zu gebenden speziellen Sicherheitsvitrine an einem attraktiven Ort in einer hochwertigen Ausstellung präsentiert werden.

Zur Zeit lägen die laut HNA nach wie vor auf 30 Millionen Euro geschätzten Handexemplare noch immer im Tresor der Kasseler Sparkasse.

Die Ausstellung "in einem eigenen Raum in einer Vitrine" hatte Dezernent Junge allerdings schon einmal zum Frühjahr des vergangenen Jahres angekündigt. Daran habe ich bereits in dem diesbezüglichen Kasseler Forum erinnert, das übrigens zwischenzeitlich auf eine private Seite umgezogen ist, weil die HNA den Forumbetrieb wegen Wartungsarbeiten vorübergehend eingestellt hat:
*
Bonobo schrieb: In dem oben zitierten HNA-Artikel von Herrn von Busse (27. 2.) steht übrigens auch:

HNA schrieb: "Es gibt unterschiedliche Auslegungen dessen, was in den Verträgen steht. Das müssen wir bewerten", sagte Junge. … Die auf einen Wert von 30 Millionen Euro geschätzten Kinder- und Hausmärchen sollten so schnell wie möglich – und auf jedem Fall noch in diesem Jahr – in einer noch in Auftrag zu gebenden speziellen Sicherheitsvitrine an einem attraktiven Ort in einer hochwertigen Ausstellung präsentiert werden. Zurzeit liegen sie im Tresor der Kasseler Sparkasse.
Das haben wir doch schon vor Jahresfrist so ähnlich gelesen, damals von der unvergesslichen Frau Schwab:
Original-Intrigenstadl # 5666, 26. 3. 2008, schrieb:
HNA schrieb: Die ungeklärten Eigentumsrechte an den Handexemplaren der Grimmschen Kinder und Hausmärchen ziehen Kreise. Es muss geklärt werden, wer die Urkunde der Unesco erhalten soll.Ihr Wert wird auf 30 Millionen Euro geschätzt.
Jeannine Korsinek schrieb: Das ist doch ganz toll Renate!!!! Wie im Lotto!!!! Fasst wie im Wirklichen Leben.
HNA schrieb: Dabei geht es darum, wie man das Eigentumsproblem in dem Urkundentext umgehen kann.
HNA schrieb: Sein Wunsch sei, so Junge, die Handexemplare in einem eigenen Raum in einer Vitrine zu zeigen. Bis zum Frühjahr will Junge eine Lösung für die Bücher präsentieren, die zurzeit in einem Banktresor lagern.

Inzwischen haben wir ein Jahr später wieder Frühjahr und eine neue, nicht viel anders klingende Ankündigung.
http://forum.kassel-internet.de/viewtopic.php?id=2


Bonoboche, 7. März 2009