Geänderter Antrag für Weltdokumentenerbe an Unesco
(KHM-Handexemplare Kassel)
(Grimmforum, Oktober 2008 / März 2009)

Die HNA teilt mit heutigem Datum (20.10.2008) folgendes mit:

Neue Urkunde für Grimm-Bücher

Geänderter Antrag für Weltdokumentenerbe auf dem Weg an Unesco-Kommission

Von Ellen Schwaab

KASSEL. Auch wenn die Eigentumsverhältnisse an den Handexemplaren der Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen im Detail noch nicht geklärt sind, soll der Urkundentext für das Weltdokumentenerbe geändert werden. Stadt und Land sollen als Eigentümer genannt werden und nicht die Grimm-Gesellschaft. Ein entsprechender Antrag ist in Abstimmung mit der nationalen Unesco-Kommission formuliert worden und nun auf dem Weg zur internationalen Unesco-Kommission in Paris, wie Kulturdezernent Thomas-Erik Junge auf Anfrage bestätigte. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft wird in dem Antrag lediglich als Kooperationspartner erwähnt. Die bereits vorhandene Anerkennung als Weltdokumentenerbe werde davon nicht berührt, sagt Junge. "Es geht nur um eine Präzisierung." Stadt und Land erheben jeweils Anspruch auf die kostbaren Bücher, die im Juni 2005 auf Antrag der Brüder-Grimm-Gesellschaft in das Weltdokumentenerbe aufgenommen wurden. Ihr Wert wird auf 30 Millionen Euro geschätzt. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft hatte sich in dem Schreiben an die Unesco einmal allein und einmal mit dem Grimm-Museum als Eigentümer/Besitzer der Handexemplare bezeichnet, was später zu einer heftigen Kontroverse führte. Inzwischen spielt die Grimm-Gesellschaft in dem Streit keine Rolle mehr. Stadt und Land, beziehungsweise die Universität Kassel sehen sich als die rechtmäßigen Eigentümer. Wie es sich mit den Eigentumsverhältnissen im Einzelnen verhält, müssen Juristen klären. Unterdessen verpflichteten sich Stadt und Land, so Junge, das Erbe zu würdigen und zu betreuen. Die Kinder- und Hausmärchen mit handschriftlichen Anmerkungen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm liegen noch immer für die Öffentlichkeit verborgen im Tresor der Kasseler Sparkasse. Eigentlich sollten sie nach Angaben des Kulturdezernenten in der Vitrine ausgestellt werden, in der früher das ebenfalls kostbare Hildebrandslied aufbewahrt wurde. Doch die Vitrine entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen der Versicherungen und müsse deshalb aufgerüstet werden. Zurzeit prüfe man, ob dies möglich sei. Wenn nicht, müsse man eine neue Vitrine anschaffen. ✍
Jeanne d’Arc, 20. Oktober 2008
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Junge: mit deutscher UNESCO-Kommission abgestimmt

Laut einem HNA-Bericht vom 27. 2. stellte der Kasseler Kulturdezernent, Bürgermeister Junge, auf der vorigen Sitzung des Kulturausschusses der Kasseler Stadtverordnetenversammlung klar, dass es keinen neuen Antrag zu den Grimm-Handexemplaren an die UNESCO gegeben habe.

Es gebe ein mit der Unesco vereinbartes Verfahren, in dem Stadt, Land und Grimm-Gesellschaft – zu diesem Zeitpunkt vertreten durch Ministerin Silke Lautenschläger, Oberbürgermeister Bertram Hilgen und BGG-Vorsitzenden Werner Neusel – ein mit der deutschen Kommission vorab abgestimmtes, gemeinsames Schreiben abgesandt hätten, um formale Fehler zu bereinigen. "Es gibt aber keinen neuen Antrag", wiederholte Junge mehrfach, sondern eine Überarbeitung des bestehenden Textes.

Der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Dr. Ostermann, hatte sich im Kulturausschuss auf den HNA-Bericht vom Oktober bezogen. Durch Nachfrage bei der UNESCO habe er

in Erfahrung gebracht, dass dort "überhaupt nichts" vorliegt: "Es wird auch überhaupt nicht verhandelt."

Der Kulturdezernent betonte demgegenüber, Kassel sei "in Verhandlungen mit allen Unesco-Stellen." Er

wandte sich erregt dagegen, dass er auf der Grundlage von Artikeln und Telefonaten einzelner Stadtverordneter Auskunft geben solle. Wenn ihm unterstellt würde, er sage die Unwahrheit, "dann geht mir der Hut hoch", sagte Junge: "Da bin ich sehr empfindlich."

Zum Stand des Antragsverfahrens reichte Dr. Ostermann im Kulturausschuss laut Bericht des HNA-Reporters von Busse 15 Anfragen ein. Am Schluss seines Artikels fasst von Busse zusammen, fest stehe, dass nicht die Grimm-Gesellschaft Eigentümerin der Handexemplare sei. Es sei aber noch unklar, ob sie Stadt oder Land zustehen. Die "Kinder- und Hausmärchen" sollten nach Ankündigung von Kulturdezernent Junge

so schnell wie möglich – und auf jedem Fall noch in diesem Jahr – in einer noch in Auftrag zu gebenden speziellen Sicherheitsvitrine an einem attraktiven Ort in einer hochwertigen Ausstellung präsentiert werden.

Zur Zeit lägen die laut HNA nach wie vor auf 30 Millionen Euro geschätzten Handexemplare noch immer im Tresor der Kasseler Sparkasse.

Die Ausstellung "in einem eigenen Raum in einer Vitrine" hatte Dezernent Junge allerdings schon einmal zum Frühjahr des vergangenen Jahres angekündigt. Daran habe ich bereits in dem diesbezüglichen Kasseler Forum erinnert, das übrigens zwischenzeitlich auf eine private Seite umgezogen ist, weil die HNA den Forumbetrieb wegen Wartungsarbeiten vorübergehend eingestellt hat:
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Bonobo schrieb: In dem oben zitierten HNA-Artikel von Herrn von Busse (27. 2.) steht übrigens auch:

HNA schrieb: "Es gibt unterschiedliche Auslegungen dessen, was in den Verträgen steht. Das müssen wir bewerten", sagte Junge. … Die auf einen Wert von 30 Millionen Euro geschätzten Kinder- und Hausmärchen sollten so schnell wie möglich – und auf jedem Fall noch in diesem Jahr – in einer noch in Auftrag zu gebenden speziellen Sicherheitsvitrine an einem attraktiven Ort in einer hochwertigen Ausstellung präsentiert werden. Zurzeit liegen sie im Tresor der Kasseler Sparkasse.
Das haben wir doch schon vor Jahresfrist so ähnlich gelesen, damals von der unvergesslichen Frau Schwab:
Original-Intrigenstadl # 5666, 26. 3. 2008, schrieb:
HNA schrieb: Die ungeklärten Eigentumsrechte an den Handexemplaren der Grimmschen Kinder und Hausmärchen ziehen Kreise. Es muss geklärt werden, wer die Urkunde der Unesco erhalten soll.Ihr Wert wird auf 30 Millionen Euro geschätzt.
Jeannine Korsinek schrieb: Das ist doch ganz toll Renate!!!! Wie im Lotto!!!! Fasst wie im Wirklichen Leben.
HNA schrieb: Dabei geht es darum, wie man das Eigentumsproblem in dem Urkundentext umgehen kann.
HNA schrieb: Sein Wunsch sei, so Junge, die Handexemplare in einem eigenen Raum in einer Vitrine zu zeigen. Bis zum Frühjahr will Junge eine Lösung für die Bücher präsentieren, die zurzeit in einem Banktresor lagern.

Inzwischen haben wir ein Jahr später wieder Frühjahr und eine neue, nicht viel anders klingende Ankündigung.
http://forum.kassel-internet.de/viewtopic.php?id=2


Bonoboche, 7. März 2009

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