Kategorien
Allgemein

„Panzerschrank der Kasseler Sparkasse“
Sondierungen der dt. UNESCO-Kommission in Berlin
(KHM-Handexemplare Kassel)
(Grimmforum, 22. November 2007)

Die Kasseler HNA berichtet heute über den aktuellen Aufbewahrungsort der zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehörenden fünf Handexemplare der Grimmschen „Kinder- und Hausmärchen“:

a.

b.

Es handelt sich hier auch insofern um ein brisantes Thema, als die Zugänglichkeit für die Forschung und für die Öffentlichkeit ein wichtiges Kriterium bei der Aufnahme von Dokumenten in das UNESCO-Programm Memory of the World ist. Wie der HNA-Kommentar richtig bemerkt, sind die Handexemplare zur Zeit für niemanden xxxxxxxxxx – für die Öffentlichkeit nicht, und nicht für die Wissenschaft. (Wie erzählt wird, erklärte der Kasseler Kulturdezernent Thomas-Erik Junge im Oktober, eine Einsichtnahme in diese Bücher könne nur in seiner Begleitung erfolgen.)

Eine diskussionswerte Frage ist die Schätzung der Bücher auf 30.000.000 Euro. Dies scheint reichlich unrealistisch. Wer nahm diese Schätzung vor, was sind die Motive?

Der im Artikel der HNA genannte Vorsitzende des deutschen Nominierungskomitees für das UNESCO-Welterbe, Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, war kürzlich in unserer Arbeitsstelle in Berlin zu Gast. Übrigens nicht im Auftrag des Landes Hessen, sondern zunächst eimal in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Nominierungskomitees, und dann auch im Einvernehmen mit Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen. Das Ziel Prof. Leonhards war es, Alan Kirkness und mich für das im heutigen HNA-Artikel skizzierte Verfahren zu gewinnen, das man allerdings nicht als „Lösungsvorschlag“ bezeichnen kann. Verlangen es die Richtlinien des „Memory of the World“ doch, daß vor einer Aufnahme von Dokumenten in das Register rechtliche Gegebenheiten wie Eigentum, Besitz und Copyright festgestellt werden müssen. Ein Verfahren, das die Eigentümerfrage als ungeklärt und vorerst nicht klärbar hinstellt, entspricht diesen Richtlinien also nicht. Ohnehin ist die Eigentumsfrage ja bereits seit Monaten geklärt. Aufgrund des Vertrages zwischen Stadt Kassel und Land Hessen über die Gründung der Gesamthochschulbibliothek (1975) befinden die Bücher sich im Eigentum des Landes Hessen und gehören zu den Beständen der heutigen Universitätsbibliothek Kassel.

An einem bestimmten Punkt seines Gespräches mit uns nahm Herr Prof. Leonhard die Büsten der Brüder Grimm in den Blick und stellte die Frage, was die Brüder Grimm wohl zu den Debatten um ihr Erbe sagen würden.

Kaum etwas aus dem „Grimmzirkus“ der letzten zwei Jahre hätte die Brüder Grimm wohl so in Erstaunen versetzt wie die Tatsache, daß die fünf Märchenbücher aus ihrer Bibliothek im Jahr 2007 als 30 % des Eigenkapitals ihrer langjährigen Heimatstadt Kassel gelten.
Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.


Berthold Friemel, 22. November 2007

Kategorien
Allgemein

Handexemplare in Fängen kaufmännischer Buchführung
(KHM-Handexemplare Kassel)
(Grimmforum, 26. Februar 2007)

Überraschend berichtet die "Hessisch-Niedersächsische Allgemeine" heute, daß die Wertermittlung von 30 Millionen Euro für die Handexemplare der KHM in Zusammenhang mit der Ermittlung des Eigenvermögens der Stadt Kassel Ende 2006 erfolgte. Ziel ist es offenbar, die Kreditwürdigkeit der überschuldeten Stadt zu verbessern. Der angesetzte Wert der Grimmschen Handexemplare macht nach dem HNA-Bericht 30 % des angenommenen Gesamtvermögens der Stadt, also einschließlich öffentlicher Gebäude, Straßen usw., aus. Zur Verbringung der Grimm-Bücher in einen Banktresor und zum heute hinzugekommenen ‚kaufmännischen Aspekt‘ der Angelegenheit gibt es im HNA-Forum weiterhin eine rege Diskussion:

"Curt" schrieb:"Klaus Weltermann" schrieb:
… 2. Die Handschriftenabteilung der Uni-Bibliothek hat Erfahrung mit der Be und Verwahrung von kostbaren Schriften. Warum wurde nicht der doch so kurze Draht zur UNI genutzt um hier eine professionelle und sichere Verwahrung zumindest vorübergehend sicherzustellen????? Könnte es mit der derzeitigen offenen Rechtsfrage zu tun haben???
Oder anders: Es ist scheinbar wichtiger Recht zu behalten, anstatt das Weltkulturerbe der Welt zu erhalten!…
Auf den Punkt, lieber KW!
Die Unibibliothek ist die letzte Institution, die zur Zeit Zugriff auf die Handexemplare bekommen darf. Die könnten ja auf die Idee kommen, das einfach nicht mehr herauszurücken und sich so ein Eigentum zu "ersitzen". Das Bankschließfach hat m.E. in erster Linie die Funktion, den Zugriff des Landes Hessen auf sein Eigentum zu erschweren.
Aber immerhin sind die Handexemplare nun nicht mehr in dem unsicheren – und ja auch unter konservatorischen Gesichtspunkten äußerst mangelhafen und jedenfalls nicht besser als ein Bankschließfach geeigneten – Palais Bellevue untergebracht.
Offen bleibt nach wie vor die Frage, wie die Handexemplare sowie eine weitere größere Anzahl (offenbar dreistellig!) im Laufe der Jahre aus der Landesbibliothek entwendeter Grimmalia der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden sollen. Bei den Handexemplaren ist wenigstens noch klar, wo sie sind. Bei den anderen Grimmalia weiß das – vielleicht und hoffentlich – der Doktorlauer. Aber ob die sachgerecht aufbewahrt werden oder in irgend einem Keller vor sich hin schimmeln – oder schlimmeres – weiß sonst niemand.
Curt

"J.B.Kärner" schrieb:
"Curt" schrieb:
Das Bankschließfach hat m.E. in erster Linie die Funktion, den Zugriff des Landes Hessen auf sein Eigentum zu erschweren.
Ich bitte Sie. Wenn der Staatsanwalt ermittelt und zu einem Ergebnis kommt, hält ihn wohl kein Bankschließfach zurück. Aber natürlich haben Sie Recht. Erst einmal wegschließen, da fühlt man sich sicherer, auch wenn man auf sehr dünnem Eis steht.
Die gleiche Funktion, nämlich zu bluffen, hat die Wertangabe 30 Millionen. Das klingt nach "Weltmarke", nach "weltweit besten Kenner der Brüder Grimm", nach "internationalem Zentrum der Grimm-Forschung", nach "Welthauptstadt der Brüder Grimm", nach "Internationalisierung der Grimms in Zeiten der Globalisierung" – um nur einige der Phrasen aus der Dreschwerkstatt Lauer/Junge zu nennen.
Ich halte den Wert für frei erfunden. Genau so frei erfunden wie die 20 nicht existierenden Bücher von Dr. Lauer, die angeblich 110-jährige Geschichte der Grimm-Gesellschaft, die Schenkungslegende der Handexemplare, die gefälschte "Märchenwerkstatt" der Brüder Grimm auf der EXPO und in Japan. Was sonst noch alles gefälscht und getrickst wurde, kann leider nicht nachvollzogen werden, da sich Herr Junge momentan dafür entschieden hat, diese unlauteren Machenschaften zu decken. Er soll aber nur aufpassen, dass er nicht wegen Beihilfe zur Unterschlagung dran ist!

"Klaus Weltermann" schrieb:
Ein Gegenstand der weltweit einzigartig ist, nicht zum Verkauf steht – also nicht auf dem markt verfügbar ist, zudem in öffentlichen Besitz (egal ob Stadt oder Land) , hat keinen Wert der sich in EURO ausdrücken lässt.
Er steht nicht zum Verkauf, und ist im Verlustfall unwiederbringlich – Nicht für 1 Milliarde !
So etwas lag unter Junge bei IHM im Regal……..
Was soll der Quatsch mit den 30 Mio. Euro?????
Gruß
KW

"Klaus Weltermann" schrieb:
"J.B.Kärner" schrieb:
Ich bitte Sie. Wenn der Staatsanwalt ermittelt und zu einem Ergebnis kommt, hält ihn wohl kein Bankschließfach zurück. Aber natürlich haben Sie Recht. Erst einmal wegschließen, da fühlt man sich sicherer, auch wenn man auf sehr dünnem Eis steht.
Lieber Herr Kärner !
So eine Vermutung :
Vergessen Sie dass der OB beim UNI-PRÄSI war und dort das Spiel "Piep Piep Piep -wir haben uns alle lieb" gespielt hat ?????
Da kommt kein Staatsanwalt, warum auch ? Die Stadt hat das Erpressungpotential der BGG – beseitigt- es könnte ein Übereinkommen der Stadt mir dem Land zustandekommen -es gibt unterm Strich eigentlich nur Sieger – sehen wir von der BGG ab !
Was halten Sie von folgender Lösung: Die Stadt Kassel erkennt das Eigentum des Landes Hessen an – allerdings mit der Maßgabe dass die Handschriften in Kassel bleiben ……
Volltreffer für Kassel !
Die BGG wird zum substanzlosen Verein schrumpeln und ER hat nix mehr zu melden !
Alles klar ?
KW

"Philipp Schwarz" schrieb:
"hna" schrieb:
Kassel fehlt Eigenkapital
Barthel: Ermittelte 100 Mio. Euro "äußerst knapp" – mögliche Probleme bei Krediten
Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD).
Von Peter Ketteritzsch
Kassel. Die Stadt Kassel verfügt nur über "eine außerordentlich knappe Eigenkapitaldecke". Das sagte Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD) gestern während einer Podiumsdiskussion der SPD Kassel-West zum möglichen Verkauf städtischer Betriebe.
Im Zuge der Umstellung von der kameralistischen auf die kaufmännische Buchführung habe die Verwaltung ermittelt, dass das Eigenkapital der Stadt zum Stichtag 31. Dezember 2006 lediglich 100 Millionen Euro betrage.
Die Posten in der Erhebung reichen laut Barthel von Schulen und städtischen Straßen bis zu den auf einen Wert von 30 Millionen Euro bezifferten Märchen-Handexemplaren der Brüder Grimm, um deren Eigentumsrechte gegenwärtig ein heftiger Streit tobt. Die Eigenkapitaldecke müsse verstärkt werden, forderte der Kämmerer. Andernfalls werde die Kreditwürdigkeit der Stadt massiv leiden. Die Debatte über einen Verkauf städtischer Betriebe, allen voran der Städtischen Werke, sei allerdings "eine Diskussion zum falschen Zeitpunkt". Laut Barthel hätte man über die Verkäufe diskutieren müssen, als man die Leistungen beschlossen habe, die heute den Haushalt belasten.
Barthel bekannte sich zu dem Bieterverfahren um einen eventuellen Verkauf der Stadtwerke, das allerdings weiterhin auf Eis liegt.
Der Kämmerer wies Gerüchte zurück, wonach es Sondierungsgespräche mit dem Energieversorgungsunternehmen E.on gibt. "Es gibt keine separaten Gespräche." E.on sei allerdings "ein ganz wichtiges Unternehmen", und die Stadt habe ein "hohes Interesse" daran, dass E.on in Kassel bleibt.
In diesem Zusammenhang kritisierte Barthel die Städtischen Werke. Dort sehe man E.on immer als "bösen Feind".
"E.on als böser Feind – das ist nicht die Sicht der Stadt."
Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel
Diese Sicht sei nicht die Sicht der Stadt. Die Energieversorgung in den Umlandgemeinden, dem Geschäftsgebiet von E.on, das räumten im Landkreis lebende Mitarbeiter der Städtischen Werke ein, sei "so schlecht nicht".
25.02.2007

"Klaus Weltermann" schrieb:
"Philipp Schwarz" schrieb:
"hna" schrieb:
Die Posten in der Erhebung reichen laut Barthel von Schulen und städtischen Straßen [b]bis zu den auf einen Wert von 30 Millionen Euro bezifferten Märchen-Handexemplaren der Brüder Grimm, um deren Eigentumsrechte gegenwärtig ein heftiger Streit tobt. Die Eigenkapitaldecke müsse verstärkt werden, forderte der Kämmerer.[/b] Andernfalls werde die Kreditwürdigkeit der Stadt massiv leiden. Die Debatte über einen Verkauf städtischer Betriebe, allen voran der Städtischen Werke, sei allerdings "eine Diskussion zum falschen Zeitpunkt". Laut Barthel hätte man über die Verkäufe diskutieren müssen, als man die Leistungen beschlossen habe, die heute den Haushalt belasten.
Da schau her ! Deswegen auch die Aktivitäten um die Bäder in Kassel , und die plötzliche Taxierung der Handexemplare ! Man hat mal tief in die Kasse geschaut und muß nun Werte ausgraben……
Lieber Herr Barthel !
Was ist denn nun wenn die Handexemplare doch dem Land gehören ???????
Und was ist wenn sich die Städtischen Werke nicht durch eine "Konsolidierung der Bäder in Kassel" schönschminken" lassen ??????
Gruß
KW

"Chris" schrieb:
"Clarence" schrieb:
Zur Erinnerung:
§ 246
Unterschlagung
(1) Wer eine fremde bewegliche Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zueignet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist.
(2) Ist in den Fällen des Absatzes 1 die Sache dem Täter anvertraut, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe.
(3) Der Versuch ist strafbar.
insofern nicht zutreffend, da es hier im subjektiven teil keine enteignungsabsicht gibt, da laut ihrem bekunden die bücher niemals aus deren besitz entlassen wurden.
es bleibt m.E. ein zivilrechtlicher streit.
CHRIS

"Bonobo" schrieb:
Grimm-Handexemplare = 30 % des Eigenkapitals der Stadt Kassel?
Vorschlag: gleich auch die Handschriftenabteilung der Landesbibliothek beschlagnahmen und in Banktresor schaffen = mögliche Verdreifachung des Eigenkapitals der Stadt!

Ich würde das Zitat noch etwas weiter fassen als Herr Weltermann, dann wird es aufschlußreicher:

"hna" schrieb:
Kassel fehlt Eigenkapital
Barthel: Ermittelte 100 Mio. Euro "äußerst knapp" – mögliche Probleme bei Krediten
Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD).
Von Peter Ketteritzsch
… Im Zuge der Umstellung von der kameralistischen auf die kaufmännische Buchführung habe die Verwaltung ermittelt, dass das Eigenkapital der Stadt zum Stichtag 31. Dezember 2006 lediglich 100 Millionen Euro betrage.
Die Posten in der Erhebung reichen laut Barthel von Schulen und städtischen Straßen [b]bis zu den auf einen Wert von 30 Millionen Euro bezifferten Märchen-Handexemplaren der Brüder Grimm, um deren Eigentumsrechte gegenwärtig ein heftiger Streit tobt. Die Eigenkapitaldecke müsse verstärkt werden, forderte der Kämmerer. Andernfalls werde die Kreditwürdigkeit der Stadt massiv leiden.

Die Stadt hat die Wertermittlung für die KHM-Handexemplare im Zusammenhang mit ihrer Finanzknappheit vorgenommen. Es wäre interessant zu erfahren, wie sie zu der Summe von 30 Millionen überhaupt gekommen ist. Ob Banken solch eine Summe als seriös ansehen?
Gedenkt die Stadt Kassel, jetzt die Handexemplare als Sicherheit bei der Kreditaufnahme einzusetzen? Nur ein Grund mehr für Land und Uni, ihr Eigentum zügig wieder in ihren Besitz zu bringen, finde ich.
Aber für den Stadtkämmerer, Herrn Dr. Barthel, hätte ich noch einen Hinweis. Laut Gutachten des Richters Blume(1) gehört die gesamte alte Landesbibliothek, darunter die Handschriftenabteilung und zahlreiche seltene Bücher, ebenfalls nicht dem Land, sondern der Stadt Kassel. Lassen Sie sich das nicht entgehen! Der Wert dürfte das von Ihnen festgestellte Gesamtvermögen der Stadt Kassel weit übersteigen.
Fahren Sie mit einigen LKWs und Polizei am Brüder-Grimm-Platz 4a vor, klingeln Sie bei der Handschriftenabteilung (Öffnungszeiten siehe Internet) und beschlagnahmen Sie alle Bestände! Lagern Sie sie dann in einem Banktresor als Eigentum der Stadt Kassel ein! Kurz- und mittelfristig werden Sie dann keine Probleme mehr haben, von den Banken weitere Kredite zu bekommen, denn das Eigenkapital der Stadt hätte sich dadurch wohl mindestens verdreifacht!
Ja, Herr Dr. Barthel, tun Sie das, denn im Prinzip würden Sie dabei nicht anders verfahren, als bisher schon mit den neun Bänden Handexemplaren Grimmscher Märchen. Wer A sagt, muß auch B sagen, Herr Dr. Barthel!

(1) Aus der rechtlichen Stellungnahme von Eckehart Blume, Vorsitzender Richter am Hessischen Verwaltungsgerichtshof Kassel: "… Vielmehr sind der Stadt durch den Vertrag von 1975 erstmals auch die Handschriften der MuLB als Eigentum zugewachsen, die das Land sich in dem Vertrag von 1957/1958 noch vorbehalten hatte."

Herr Hilgen, Herr Junge, Herr Dr. Barthel, zögern Sie nicht: es ist eine harte Maßnahme, aber sie dient dem Wohle Kassels!
Greifen Sie zu!

Bonoboche, 26. Februar 2007

Kategorien
Allgemein

Grimms Märchen jetzt im Banktresor
(KHM-Handexemplare Kassel)
(Grimmforum, 25. Februar 2007)

Nachdem der Stadt Kassel klarwurde, welchen materiellen Wert die zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gemachten Märchen-Handexemplare haben, ließ die Kulturverwaltung sie jetzt aus dem Museum in einen Banktresor bringen. Ich hole die betreffenden Beiträge aus dem HNA-Forum hier herüber:

Hier das heutige Ergebnis der zum Brauch gewordenen vormitternächtlichen Presseschau.
Die Stadt hat den materiellen Wert der Kasseler Handexemplare von Grimms Märchen feststellen lassen und sie nun in einen Banktresor verbracht.

HNA von Samstag schrieb:

Kassel
Ein Streit um 30 Millionen Euro
Stadtverordnete haken bei den kostbaren Märchen-Handexemplaren der Brüder Grimm nach

Von Jörg Steinbach
http://mitglied.lycos.de/bonobo2006/l_welterbe_hna.jpg
Steht in der Kritik: Grimm-Museumsdirektor Dr. Bernhard Lauer mit den kostbaren Märchen-Handexemplaren der Brüder Grimm.
kassel. Die alten Märchenbücher mit den handschriftlichen Anmerkungen der Brüder Grimm stehen jetzt im Banktresor. Sicherheitshalber, wie Kassels Bürgermeister und Kulturdezernent Thomas-Erik Junge (CDU) gestern den Stadtverordneten im Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Grundsatzfragen erklärte. Denn die zum Weltdokumentenerbe erklärten Handexemplare der Grimms sind äußerst wertvoll. Geschätzter Wert: 30 Millionen Euro.

Mit dieser Zahl überraschte der Bürgermeister auch die Stadtverordneten, die sich für den seit Jahren schwelenden und seit Kurzem offen ausgetragenen Streit um die Eigentumsrechte an den kostbaren Büchern aus dem Nachlass der Brüder Grimm interessieren. Denn jetzt ist klar: Es geht nicht bloß darum, ob ein paar alte Schmöker in einem Bücherschrank des Landes Hessen, der Stadt Kassel oder der Brüder-Grimm-Gesellschaft stehen. Es geht auch um richtig viel Geld.

Deshalb wollte die FDP-Fraktion auch haargenau wissen, wie es um den Anstellungsvertrag von Dr. Bernhard Lauer bestellt ist. Der ehrenamtliche Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft ist gleichzeitig bei der Stadt angestellter Direktor des Brüder-Grimm-Museums.

Der am 17. Juli 1989 mit Lauer geschlossene Anstellungsvertrag enthält keine konkrete Arbeitsplatzbeschreibung. Mit der Frage, welche Sofortmaßnahmen der Magistrat eingeleitet hat, um die konkrete Gefahr abzuwenden, „dass die Besitz- und Eigentumsverhältnisse an Kasseler Grimm-Beständen weiter verändert werden“, tat sich der Bürgermeister sichtlich schwer. Nachdem FDP-Chef Frank Oberbrunner klargestellt hatte, dass es dabei nicht um die sichere Aufbewahrung der Handexemplare gehe, sondern um die Frage, ob ein städtischer Bediensteter in fragwürdiger Weise mit wertvollem Eigentum der Stadt oder des Landes umgegangen ist. Denn seit Wochen wird immer klarer, dass die Grimm-Gesellschaft mehrfach versucht hat, sich auch als Besitzer jener Bände auszugeben, die ihr nicht gehören. Zugleich hat die Brüder-Grimm-Gesellschaft wiederholt ihre eigene Geschichte falsch dargestellt, um Eigentumsrechte zu behaupten, die nicht gegeben sind.

Darauf machte auch Kai Boeddinghaus (Linke.ASG) aufmerksam. Lauer habe die Bücher aus dem Eigentum der Stadt oder des Landes der Grimm-Gesellschaft zugeordnet. Dazu der Bürgermeister: „Ich habe keinen Anlass, in irgendeiner Weise Herrn Lauer zu verdächtigen.“ Zwar räumte Junge ein, dass in den von Lauer formulierten Anträgen an die Unesco zur Anerkennung der Handexemplare als Weltkulturerbe die Grimm-Gesellschaft als Eigentümer genannt werde. Diese in englischer Sprache verfassten Schriftstücke müssten aber noch genau überprüft werden.

„Ich wundere mich, wie sie mit diesem Thema umgehen“, sagte dazu Bernd W. Häfner (FWG) an den Bürgermeister gewandt. Zumal „die Person Lauer“ auch in anderen Zusammenhängen in der Kritik stehe.

Unzufrieden waren die Stadtverordneten auch mit den Antworten auf zwei Fragen, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt wurden. Wie die Stadt mit der Grimm-Gesellschaft umgehen will, wenn sich bewahrheitet, dass Lauer wertvolle Bestände aus öffentlichem Eigentum in vorgeblichen Besitz der Grimm-Gesellschaft umgewidmet habe, dazu mochte der Bürgermeister nichts sagen. Auch nicht zu der Frage, ob gegen Lauer disziplinarrechtliche, standesrechtliche, arbeitsrechtliche oder strafrechtliche Schritte eingeleitet werden.

23.02.2007
http://www.hna.de/kasselstart/LINK00_20070223213407_Ein_Streit_um_dreinull_Millionen_Euro.html
(Hervorhebungen Bonobo)

Meine ergänzende Frage an den Vikar Junge:
Die entsprechenden Passagen im englischen Antragstext der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. an die UNESCO mit den von Herrn Lauer verfälschten historischen und rechtlichen Angaben wurden seit Mitte November breit diskutiert und auch Ihnen immer wieder unterbreitet. Was glauben Sie, wer für Ihre Ankündigung, diese fremdsprachigen Textpassagen müßten jetzt erst noch genau geprüft werden, noch Verständnis und Respekt aufbringt? Ich sehe bei Ihnen vor allem Kleinmut, Unfähigkeit, Fehlentwicklungen zu analysieren und ihnen entgegenzusteuern, und Arroganz, mit der Sie an einem Amt festhalten, für das Sie Ihre Nichteignung Tag für Tag beweisen. Sie sind nach meiner Meinung ein Verhängnis für Kassel.
Ergänzend noch einige Beiträge aus der Diskussion im HNA-Forum zu diesem Bericht, http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=36907#p36907

„Tiefblick“ schrieb
HNA von Samstag schrieb
kassel. Die alten Märchenbücher mit den handschriftlichen Anmerkungen der Brüder Grimm stehen jetzt im Banktresor. Sicherheitshalber, wie Kassels Bürgermeister und Kulturdezernent Thomas-Erik Junge (CDU) gestern den Stadtverordneten im Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Grundsatzfragen erklärte. Denn die zum Weltdokumentenerbe erklärten Handexemplare der Grimms sind äußerst wertvoll. Geschätzter Wert: 30 Millionen Euro.
„Bollchen im Karlshospital-Thread“ schrieb:
Die Veranstaltung am Mi. 21.2. 07 … im Stadtmuseum“ …

Bericht Dr.Axel Halle:
Er berichtet ausführlich von den bekannten Qerelen um die Eigentumsrechte an den Grimm-Schwarten. Seine persönliche Verärgerung ist ihm direkt anzumerken. („mein bürgerliches Rechtsempfinden sagt mir….“). Er geht auf Fragen der Anwesenden im Einzelnen ein: die Handexemplare befinden sich in wenig gesicherten Räumen des Museums, in einem Gebäude, das im Wesentlichen zweiadrig elektrifiziert ist.“ Wenn sie wissen wollen, was das bedeutet , erwähne ich nur die Anna-Amalia-Bibliothek. Ich will Ihnen aber keine Angst machen“. Die aktuelle Verlustzahl beziffert er auf 1000 Bücher, also solche, die eigentlich der Uni-Bibl. gehören, sich aber in der Gewalt von Dr.L. befinden. Beifall.

Gibt es da irgendeinen Zusammenhang? Geht jetzt so langsam der Arsch auf Grundeis? Herr Junge, es wird noch frostiger, ziehen Sie sich schon mal warm an. Wer sich mit Leuten wie Lauer anfreundet braucht ein dickes Fell …

„Clarence“ schrieb:
Zur Erinnerung:
§ 246
Unterschlagung
(1) Wer eine fremde bewegliche Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zueignet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist.
(2) [color=red]Ist in den Fällen des Absatzes 1 die Sache dem Täter anvertraut, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe.[/color]
(3) Der Versuch ist strafbar.[/quote]

„Ralph Hallstein“ schrieb:
HNA von Samstag schrieb:
Der am 17. Juli 1989 mit Lauer geschlossene Anstellungsvertrag enthält keine konkrete Arbeitsplatzbeschreibung.
Dazu der Bürgermeister: „Ich habe keinen Anlass, in irgendeiner Weise Herrn Lauer zu verdächtigen.“ Zwar räumte Junge ein, dass in den von Lauer formulierten Anträgen an die Unesco zur Anerkennung der Handexemplare als Weltkulturerbe die Grimm-Gesellschaft als Eigentümer genannt werde. Diese in englischer Sprache verfassten Schriftstücke müssten aber noch genau überprüft werden.
„Ich wundere mich, wie sie mit diesem Thema umgehen“, sagte dazu Bernd W. Häfner (FWG) an den Bürgermeister gewandt. Zumal „die Person Lauer“ auch in anderen Zusammenhängen in der Kritik stehe.
Herrn Häfner ist zuzustimmen: hat man vergessen, daß die Kritik an Lauer seinerzeit auch wegen des Zustandes des Museums einsetzte? Eine Kritik, die vor knapp einem Jahr noch von Junge geteilt wurde – ich erinnere an das berühmte Wort vom „Handgestrickten“. Was ist mit den Vorwürfen, Bestände des Museums und der Bibliothek kompetenten Benutzern vorzuenthalten? Und vergessen wir auch nicht, daß die ganze heute breit entfaltete Malaise ihren Ausgang in Lauers megalomanen Ansinnen nahm, auch noch die Präsidentschaft der BGG an sich zu reißen. Herr Junge – haben Sie ein kurzes Gedächtnis oder sind Sie voller pastoraler Naivität nicht in der Lage einzuschätzen, mit welcher Persönlichkeit Sie „große“ Kulturpolitik zu gestalten beabsichtigen ? Nur ein ganz klein wenig politischer Instinkt sollte Ihnen sagen, daß jetzt noch der Zeitpunkt vorhanden ist, sich von Lauer deutlich zu distanzieren.
Die Information über den Arbeitsvertrag macht zudem deutlich, daß hier einer machtbewußten Persönlichkeit die Möglichkeit geboten wurde, ihre Selbstentfaltung zu erproben. Das Resultat ist in jeder Hinsicht mager.
Und noch eine Frage an Herrn Junge: wer überprüft eigentlich den englischen Text – doch nicht etwa der polyglotte Freund Lauer ?

„Maki“ schrieb:
„Tiefblick“ schrieb:
HNA von Samstag schrieb:
kassel. Die alten Märchenbücher … 30 Millionen Euro.
„Bollchen im Karlshospital-Thread“ schrieb:
Die Veranstaltung am Mi. 21.2. 07 … Bericht Dr.Axel Halle: … Die aktuelle Verlustzahl beziffert er auf 1000 Bücher, also solche, die eigentlich der Uni-Bibl. gehören, sich aber in der Gewalt von Dr.L. befinden. Beifall. … dickes Fell …
Die Unterbringung der Grimm-Raritäten in einem Banksafe würde ich eher als symbolische Geste oder als Vorgaukelung von Handlungswillen ansehen. Denn dass die Bücher verschwinden, beschädigt oder zerstört werden, war zwar nicht auszuschließen (zumal angesichts des voriges Jahr im Bellevue bereits vorgefallenen Wasserschadens, über den der Öffentlichkeit nach wie vor nichts näheres bekannt ist, und des von Herrn Halle erwähnten Zustands der Elektroanlage).

Aber die tatsächliche akute Gefahr liegt doch anders, und davor verschließt der Bürgermeister Junge laut HNA-Bericht demonstrativ die Augen:
Wenn es in solch einem herausragenden Fall dazu gekommen ist, dass der von der Stadt bestellte Museumsleiter ihm anvertraute Bestände in seinem Ehrenamt als Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft zu deren Gunsten umzuwidmen versucht, also sie als deren Eigentum ausgibt und sie damit dem öffentlichen Eigentum entfremdet, auf was für Ideen mag er dann noch gekommen sein? Wie ist es um die Unterlagen im Grimm-Museum beschaffen, die Auskunft über die Herkunft und den Eigentumsstatus der anderen dort verwahrten Bestände geben? Ist seit Ende 2005, als der Skandal begann, etwas unternommen worden, um zu verhindern, dass dort Unterlagen beseitigt, Angaben verändert oder Bestände abtransportiert werden?
Man wird nicht alles, was belangvoll ist und der Öffentlichkeit gehört oder öffentliches Eigentum aktenkundig macht, in einen Banksafe schaffen können. Wichtig wäre, die Gefahr zu sehen, die hier von einer konkreten Person ausgeht, und ihr einen Riegel vorzuschieben

„Klaus Weltermann“ schrieb:
Hallo !
Die Frage des Bankschließfachs ist interessanter als sie auf den ersten Blick erscheint !
1. Ein Bankschließfach ist sicher ein guter Ort um die wertvollen Dokumente vor Eigentumsdelikten zu schützen. Ist es aber auch ein guter Ort um die Bücher vor dem Zerfall zu schützen ???? Die Bücher haben eine dreistellige Altersangabe ! Wie sieht es mit der Luftfeuchtigkeit dort aus, mit der Temperatur ???
Wie wird anerkannten Grimmforschern der Zugriff auf das anerkannte Weltkulturerbe ermöglicht????? Wäre das nicht angezeigt?
2. Die Handschriftenabteilung der Uni-Bibliothek hat Erfahrung mit der Be und Verwahrung von kostbaren Schriften. Warum wurde nicht der doch so kurze Draht zur UNI genutzt um hier eine professionelle und sichere Verwahrung zumindest vorübergehend sicherzustellen????? Könnte es mit der derzeitigen offenen Rechtsfrage zu tun haben???
Oder anders: Es ist scheinbar wichtiger Recht zu behalten, anstatt das Weltkulturerbe der Welt zu erhalten!
Die Werke könnten von der Uni aufbereitet werden und im Internet der Forschung zur Verfügung gestellt werden! Ein derartiges Ansinnen wurde ja schon von Dr. Halle angekündigt. Was ist aber wenn alle lesen können??? Verliert dann nicht ER seine Machtposition ????
3. Im Reiche des Kulturdezernenten scheint eine merkwürdige Denke zu herrschen !
Ein anerkanntes Weltkulturerbe der UNESCO darf frei bei IHM auf dem Schreibtisch liegen.
Erst wenn jemand bestätigt dass das Erbe 30 Mio EURO wert ist, und jemand nachfragt, kommt dieses nicht in eine adäquate Verwahrung – nein – es kommt dahin wo man 30 MIO aufbewahrt – zur Bank !!!! Unglaublich ! Nochmal : Dies alles geschieht nicht unter den Augen des Stadtkämmerers, sondern unter der Regie des KULTURdezernenten ! Könnte es sein dass der Mann vollkommen unfähig ist dieses Amt zu bekleiden????
Kulturdezernent Junge : Sechs, Setzen !
Einen schönen Sonntag wünscht
KW

Bonoboche, 25. Februar 2007

Kategorien
Allgemein

15 Jahre Verlag der Grimm-Gesellschaft in Kassel
Brüder Grimm-Journal
(Grimmforum, 15. November 2006)

15 Jahre Verlag der BGG Kassel

Am Sonntag wurden 15 Jahre Verlag der BGG in Kassel gefeiert und zugleich die Richtung der Kasseler Grimmforschung vorgegeben: Nach Jahren mühevoller Grimm-Forschung in der ersten Reihe (Dr. Lauer: „Das Jahrbuch der Grimm-Gesellschaft – ihre Hauptpublikation – hat sich zum internationalen Forum der Grimm-Forschung entwickelt“), will man nun auch abseits der wissenschaftlichen Forschung Neuland betreten. Die HNA berichtet in der heutigen Ausgabe:

Frau Holle jetzt im handlichen Format
Grimm-Gesellschaft gibt neue Publikation heraus

KASSEL. Mit einer neuen Publikation will die Brüder-Grimm-Gesellschaft ein Publikum auch jenseits der Fachwelt ansprechen. Vorsitzender Klaus Dieter Staubach und der Direktor des Kasseler Brüder-Grimm-Museums, Dr. Bernhard Lauer, präsentierten jetzt das neue Projekt. In diesen Tagen erscheint das erste Heft eines neuen „Brüder Grimm Journals“. Es ist für drei Euro im Museum und in Kasseler Buchläden erhältlich.

Auf 34 durchgehend farbigen Seiten im DIN-A-4-Format stellen Lauer und andere Autoren das Wirken der Grimms vor und legen im Leitartikel den Schwerpunkt auf das europäische Denken der Brüder.

Weitere Themen sind unter anderem die Ausstellung „Frau Holle“, die noch bis 24.12. im Brüder-Grimm-Museum zu sehen ist, eine Spurensuche nach Grimm-Gräbern auf deutschen Friedhöfen, eine Bildernachlese zur Museumsnacht, ein Bericht über vom Land Hessen geförderte Grimm-Ausstellungen in Japan sowie Buchvorstellungen. Das Heft soll künftig zweimal im Jahr erscheinen. Startauflage: 5000 Exemplare. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst steuert 2500 Euro bei.

Bei einem Festakt der Brüder-Grimm-Gesellschaft wurde die 15-jährige Verlagstätigkeit der Gesellschaft gewürdigt. Rund 100 Publikationen sind in dieser Zeit erschienen, so Staubach.

Lauer betonte, dass sich das Jahrbuch der Grimm-Gesellschaft – ihre Hauptpublikation – zum internationalen Forum der Grimm-Forschung entwickelt habe. Bis 2004 sind die Jahrbücher bereits erschienen, die neueste Ausgabe sei fertig, ihre Finanzierung aber noch nicht gesichert. (fra)

14.11.2006

Siehe auch: http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=28819#p28819
Heinz Trautmann, 15. November 2006

Kategorien
Allgemein

Kasseler Handexemplare der Grimm-Märchen
Unstimmigkeiten um Eigentum und UNESCO-Programm
(Grimmforum, 2006-2009)

Unstimmigkeiten um Weltdokumentenerbe
Wie auch in diesem Diskussionsforum bereits thematisiert wurde, gab die Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. 2004 in einer Bewerbung bei der UNESCO und seitdem in mehreren Print- und Internet-Veröffentlichungen an, die Kasseler Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm und Jacob Grimms Handexemplar vom Band 1 der „Deutschen Grammatik“ in der Erstausgabe von 1819 befänden sich seit (ca.) 1897 kontinuierlich im Eigentum der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. Der bei der UNESCO zum Zweck der Aufnahme von fünf Bänden der Märchen-Handexemplare in das „Weltdokumentenerbe“ eingereichte Text kann auf den Internetseiten der UNESCO abgerufen werden: http://portal.unesco.org/ci/en/ev.php-URL_ID=23214&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=-465.html
(Link aktualisiert am 14. 11. 2009, BF)

Die Angabe der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V., sie sei seit 1897 Eigentümerin der Märchen-Handexemplare, wurde während der letzten Monate allgemein bekannt. Für die Grimm-Forschung war diese Behauptung überraschend, da sie mit den bisher (etwa in Ludwig Deneckes Monographie „Jacob Grimm und sein Bruder Wilhelm“, 1971) vorliegenden Informationen nicht übereinstimmte. Das war Grund genug, die Überlieferungsgeschichte dieser Bücher und die damit zusammenhängenden Eigentumsverhältnisse einmal gründlich zu recherchieren.

Die Recherchen, die ich gemeinsam mit Kollegen aus Kassel und Auckland (Neuseeland) und mit Unterstützung der Universitätsbibliothek Kassel unternommen habe, kommen zu folgendem Ergebnis:
Zwei Bände von Jacob Grimms Handexemplar der „Deutschen Grammatik“ schenkte Herman Grimm der Landesbibliothek Kassel 1885, neun Bände Handexemplare der Grimmschen Märchen gelangten 1932 ebenfalls auf Verfügung Herman Grimms durch Johannes Bolte in die Bibliothek. In keinem der beiden Jahre bestand eine Grimm-Gesellschaft. Die alte Kasseler Grimm-Gesellschaft wurde 1897 gegründet und 1920 aufgelöst. Ihr gesamtes Eigentum ging satzungsgemäß an die Landesbibliothek. Die jetzige Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. wurde 1942 gegründet. Die Kasseler Handexemplare der Grammatik und der Märchen befanden sich niemals im Eigentum einer Grimm-Gesellschaft.
Vielmehr sind die Kasseler Grimm-Handexemplare der Märchen und der „Deutschen Grammatik“ ein alter Bestand der Landesbibliothek Kassel und befinden sich (aufgrund des Vertrages zwischen dem Land Hessen und der Stadt Kassel vom 12. Dezember 1975 über die Übernahme der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel und Landesbibliothek in das Bibliothekssystem der damaligen Gesamthochschule) heute im Eigentum der Universitätsbibliothek Kassel.

Die Nachforschungen zur Überlieferungs- und Eigentumsgeschichte ergaben also, daß die von der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. im Antrag mehrfach wiederholten Informationen zu den Überlieferungs- und Eigentumsverhältnissen an diesen Büchern völlig unrichtig sind. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es das Ziel dieser Verfälschungen gewesen sein könnte, die Handexemplare aus dem öffentlichen Eigentum zu entfremden und völlig in die Verfügungsgewalt der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. zu bringen. Der Fall geht über die elf Bände Handexemplare weit hinaus, weil diese Ansprüche der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V., wenn sie unwidersprochen blieben, wohl früher oder später auch für andere Grimm-Bestände aus der ehemaligen Landesbibliothek Kassel (und für Grimmiana aus städtischem Eigentum) erhoben würden. Die im Fall der Märchen-Handexemplare aufgedeckte Entfremdung öffentlichen Eigentums zugunsten einer privaten Körperschaft zeigt, daß sich das vom Brüder Grimm-Museum verwahrte öffentliche Eigentum in akuter Gefahr befindet.

Unsere Recherchen können jetzt im Detail auf folgender Internetseite nachverfolgt werden: http://www.grimmnetz.de/grimm-mow

Berthold Friemel, 7. Dezember 2006
📩

HNA zum Weltdokumentenerbe: „Doppelt falsch“
Aus dem HNA-Forum kopiere ich den dort von „Grimmig“ eingestellten Artikel des HNA-Kulturredakteurs Dirk Schwarze zum vermutlich unberechtigten Eigentumsanspruch der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. auf Handexemplare von Werken der Brüder Grimm:

„Grimmig“ schrieb:
„HNA“ schrieb:

Streit um Welterbe
Vorwurf an Brüder Grimm-Gesellschaft: Falsche Zuschreibung

Von Dirk Schwarze

Kassel. In dem seit vorigem Jahr ausgetragenen Streit um die Brüder Grimm-Gesellschaft ist eine neue Runde eröffnet worden. Dabei geht es um die Frage, ob die Kasseler Handexemplare der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm-Gesellschaft gehören, wie diese behauptet, oder ob die Universitätsbibliothek als Nachfolgerin der Landesbibliothek Eigentümerin ist.
Für etliche Bücher und Schriften von und zu den Grimms sind die Eigentumsfragen deshalb schwer zu klären, weil die Geschäftsräume der Grimm-Gesellschaft in dem Gebäude der Murhardschen Bibliothek liegen, die heute mit dem Restbestand der Landesbibliothek zur Universitätsbibliothek gehört.
Sieben Wissenschaftler und Bibliothekare haben jetzt in einem gemeinsamen Schreiben an die Unesco erklärt, alle überlieferten Fakten sprächen gegen die Behauptung der Grimm-Gesellschaft, ihr gehörten die Bücher und sie allein verfüge über alle Urheberrechte. Dieser Anspruch führt dazu, dass Wissenschaftler nur unter erschwerten Bedingungen mit diesen Handexemplaren arbeiten können.

Unstimmigkeiten

An die Unesco haben sich die Wissenschaftler deshalb gewandt, weil die fünf Handexemplare von Jacob und Wilhelm Grimm im vorigen Jahr in das Weltdokumentenerbe (Memory of the World) der Unesco aufgenommen worden sind. In den Unterlagen fand der neuseeländische Grimm-Experte Alan Kirkness Unstimmigkeiten in der Begründung, warum die Handexemplare Eigentum der Brüder Grimm-Gesellschaft seien. Daraufhin untersuchten Wissenschaftler in Berlin und Kassel, hier waren es vor allem Dr. Axel Halle und Dr. Konrad Wiedemann von der Universitätsbibliothek, die Quellen und kamen zu eindeutigen Ergebnissen: Nach dem Tod von Hermann Grimm kamen die damals neun Bände der Handexemplare 1899 in den Besitz von Johannes Bolte in Berlin. Der übersandte sie 1932 der Landesbibliothek Kassel, der (und ihren Nachfolgeeinrichtungen) sie seitdem gehörten.
Nach Darstellung der Grimm-Gesellschaft sieht die Geschichte ganz anders aus: Hermann Grimm habe 1897 die Brüder Grimm-Gesellschaft mitbegründet. Von ihm habe die Gesellschaft die Handexemplare erhalten. Sie sei also seit über 100 Jahren Eigentümerin.

Doppelt falsch

Nach Einschätzung der Wissenschaftler ist diese Darstellung doppelt falsch. Erstens hätten sich, wie oben dargestellt, die Bände von 1899 bis 1932 in Berlin befunden. Zum zweiten sei die Grimm-Gesellschaft in ihrer heutigen Form erst 1942 gegründet worden. Die 1897 ins Leben gerufene Grimm-Gesellschaft sei mit der satzungsgemäßen Maßgabe 1920 aufgelöst worden, ihr Eigentum der Landesbibliothek zu übertragen.

Der Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft, Dr. Bernhard Lauer, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Präsident der Gesellschaft, Dieter Staubach, zeigte sich überrascht von dem Eigentumsstreit. Er will die Rechtsfrage prüfen lassen. Ihm liege aber nichts an einem Streit. Auf Anfrage meinte er: „Es ist mir eigentlich egal, wem die Bände gehören.“ Klar sei nur, dass sie nach Kassel gehörten und von allen genutzt werden könnten.

17.11.2006

Ich habe dazu kommentiert:
„Doppelt falsch“. Wie kam es dazu? Weiß der Geschäftsführer nicht, wann seine Gesellschaft gegründet wurde? Hat er keine Ahnung, wann und wie die Bücher, die er auf Ausstellungen zeigt und zu denen er einen Antrag an die UNESCO stellt, wirklich nach Kassel gelangt sind? Wie kommt er zu seiner an die UNESCO gerichteten Version, daß die Bücher seit 1897 der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. gehören? Hatte er Kenntnis von der wirklichen Aktenlage und verschwieg etwas, oder hat er einfach eine Geschichte erfunden, die ihm taktisch gefiel? Beides wäre eine Fälschung. Vermutlich ist es eine Mischung von beidem. Vieles deutet jedenfalls auf Verfälschung zum Vorteil eines eingetragenen Vereins, dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer er ist, und den Versuch einer Entfremdung bedeutender Vermögenswerte aus der öffentlichen Hand, die sein Arbeitgeber ist.

Bonoboche, 18. November 2006
📩
Staubach: Handexemplare gehören nun der ganzen Menschheit

In zwei Weihnachts- und Neujahrsbriefen an die Mitglieder der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. äußerten sich deren Vorstand und gesondert der Vorsitzende Klaus Dieter Staubach zu den Diskussionen um das Eigentum an den Kasseler Handexemplaren von Werken der Brüder Grimm. Der Vorstand erklärt in seinem Brief, daß die auf der Website http://www.grimmnetz.de/grimm-mow und im Brief von sieben Wissenschaftlern an die UNESCO gezogenen Schlußfolgerungen zum Eigentum an den Kasseler Märchen-Handexemplaren unrichtig bzw. unvollständig seien. Zu der im eigenen Antrag der Grimm-Gesellschaft aus dem Jahr 2004 mehrfach enthaltenen Behauptung, die Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. selbst sei seit 1897 Eigentümerin der Handexemplare, bleiben die beiden Briefe jegliche Stellungnahme und Erklärung schuldig. Die Passage zum Thema Handexemplare im Brief des Vorstands lautet:
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/Kapitaen2.jpg
In seinem separat beigefügten persönlichen Brief bedauert der Vorsitzende der Grimm-Gesellschaft, Staubach, daß die bereits weit fortgeschrittenen Vorbereitungen zur Verleihung der Weltdokumentenerbe-Urkunde (an wen? an die Brüder Grimm-Gesellschaft?) dadurch torpediert wurden, und stellt die kühne Behauptung auf, die Handexemplare gehörten nunmehr der ganzen Menschheit.
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/Kapitaen.jpg
(Scans eingestellt ins HNA-Forum von Jeanne d’Arc, http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=31958#p31958 ff.)

Bonoboche, 22. Dezember 2006
📩

Urkundliches zum Weltdokumentenerbe
Im Brief des Vorstands der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. zu den Eigentumsverhältnissen an den Kasseler Handexemplaren der Grimmschen Märchen heißt es, für den von Grimm-Forschern und Kasseler Bibliothekaren jetzt vorgelegten Überblick zur Geschichte der Kasseler Grimm-Handexemplare seien bisher nicht oder schwer zugängliche Dokumente bereitgestellt worden.

Klaus Dieter Staubach, Bernhard Lauer, OAR Tampe, Heidrun Helwig, Peter Vaupel schrieben:

Es spricht für die erfreuliche Zusammenarbeit mit der Berliner Grimm-Sozietät, daß auch von dort Zuarbeit geleistet wurde und inzwischen die Bereitstellung verschiedener bisher nicht oder nur schwer zugänglicher Dokumente erfolgt ist.

Dieser Satz ist absurd und verwunderlich. Sämtliche Bücher und Archivbestände, die für die Dokumentation http://www.grimmnetz.de/grimm-mow herangezogen wurden, sind und waren frei zugänglich. Es befinden sich darunter gedruckte Werke, die zur Standardliteratur in der Grimm-Forschung bzw. zur Geschichte der Kasseler Grimm-Pflege gehören (insbesondere das Anmerkungswerk von Bolte-Polívka, der Bericht von Edward Lohmeyer zu zehn Jahren Kasseler Grimm-Gesellschaft und der Katalog zur Ausstellung des Grimm-Museums von Dieter Hennig).

Folgende drei wesentliche Punkte waren in der Grimm-Forschung eigentlich allgemein bekannt, gehen allein schon aus den drei genannten Publikationen hervor und gehörten zum Standard, den man voraussetzen konnte und kann:
1. Die alte Kasseler Grimm-Gesellschaft war eine Gründung von Bibliothekaren der Landesbibliothek und sammelte für diese.
2. Die Kasseler Handexemplare von Werken der Brüder Grimm gehörten zu den Beständen der Landesbibliothek, später der Murhardschen und Landesbibliothek Kassel.
3. Die jetzige Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. wurde 1942 gegründet.

Schon angesichts dieser – es sei wiederholt – allgemein bekannten Tatsachen hätte es nicht dazu kommen dürfen, in dem Antrag der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. zu behaupten, diese selbst sei seit (ca.) 1897 Eigentümerin der Handexemplare. Es ist nach der Verantwortlichkeit und nach den Motiven für diese Behauptung zu fragen, und es sind Konsequenzen anzumahnen. Was Kassel schadet, sind das in diesem Fall kraß hervortretende, einigermaßen krankhaft zu nennende Verhältnis zur Wahrheit und der an Interessen einer kleinen Gruppierung orientierte vorrangig taktische Umgang mit den Grimm-Beständen. Unumgängliche Voraussetzung für eine künftig wieder positivere Rolle Kassels im Konzert der Grimm-Orte ist es, jetzt für Offenheit in der Behandlung dieses Falles zu sorgen und vor allem die alten Grimm-Bestände in einer fairen und rechtmäßigen Weise wieder ihrer Eigentümerin zur Verfügung zu stellen.

Berthold Friemel, 22. Dezember 2006
📩

Anfrage zu Kasseler Handexemplaren im hessischen Landtag

Der Hanauer Landtagsabgeordete Aloys Lenz (CDU) richtete eine Anfrage an die hessische Landesregierung mit der Bitte um Klarstellung der Eigentums- und Besitzrechte an den Kasseler Handexemplaren der Grimmschen Märchen. Lenz veröffentlichte auf seiner Website folgende Pressemitteilung:

Website von Aloys Lenz schrieb:

Eigentumsrechte an „Kinder- und Hausmärchen“ umstritten
Aloys Lenz will Klarheit über Handexemplare der Grimms

Den Streit um die Eigentumsrechte an den „Ur-Exemplaren“ der Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen zwischen der Brüder-Grimm-Gesellschaft e.V. in Kassel und der dortigen Universitätsbibliothek hat der Hanauer Landtagsabgeordnete Aloys Lenz (CDU) zum Anlass genommen, eine Parlamentarische Anfrage an die Hessische Landesregierung zu richten. Lenz bezieht sich dabei auf entsprechende Meldungen regionaler Zeitungen.
Dort wurde von dem Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft in Kassel der nicht nachvollziehbare Eigentumsanspruch auf die Handexemplare erhoben. Die Universitätsbibliothek Kassel, Nachfolgerin der Hessischen Landesbibliothek, ist bisher als unumstrittene Eigentümerin aufgetreten. Da sie eine Landeseinrichtung ist, so erklärte Lenz, habe die Öffentlichkeit ein Anspruch darauf zu wissen, ob die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen der Allgemeinheit oder einem Verein gehören. Immerhin seien die insgesamt neun Bände mit Anmerkungen und Korrekturen der Brüder Grimm von der UNESCO in das Welt-Dokumentenerbe aufgenommen worden. Der Abgeordnete betrachtete es als wenig konstruktiv, wenn sich zwei Institutionen, die sich mit dem Leben und Werk der großen Söhne Hanaus und Hessens befassen, öffentlich um Eigentumsansprüche streiten.

Lenz möchte deshalb mit seiner Anfrage von der Hessischen Landesregierung Auskunft über die tatsächlichen Besitz- und Eigentumsverhältnisse an den unschätzbar wertvollen Büchern der Brüder Grimm.

http://www.aloys-lenz.de/pr_aktuell/newsletter050107.htm

Berthold Friemel, 9. Januar 2007
📩

Anfrage zu Kasseler Handexemplaren u. A. im Kasseler Rathaus

Am Mittwoch, 17. Januar 2007 16.30 Uhr tagt der „Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Grundsatzfragen“ im Kasseler Rathaus. Unter TOP 13 findet sich ein Anfrage der Kasseler F.D.P.-Fraktion mit dem Titel: „Brüder-Grimm-Museum“.
http://sdnet.stadt-kassel.de/tops.do?tid=914
Der Antrag enthält – wie man dort lesen kann – Folgendes (einfach auf das Vorlagen-Icon klicken, dann öffnet sich ein PDF):
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/FDP_Anfrage.jpg

Jeanne d’Arc, 11. Januar 2007
📩

Brief der Uni Kassel an die Stadt wegen der Handexemplare

HNA, Kassel, schrieb:
Uni bohrt wegen Grimms nach
Brief an Stadt zum Eigentümer-Streit um Handschriften und Bücher

Brüder-Grimm-Handschriften: Wer ist Eigentümer?

Von Dirk Schwarze

KASSEL. Der Streit um die Eigentumsrechte an Teilen der Grimm-Bibliothek, insbesondere der Grimmschen Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen, schwelt weiter. Nachdem im November sieben Wissenschaftler und Bibliothekare in einem Brief die Behauptung der Brüder Grimm-Gesellschaft als unhaltbar zuückgewiesen hatten, die Handexemplare seien seit über 100 Jahren ihr Eigentum, hat nun die Leitung der Universität Kassel in einem Brief an die Stadt die von den Wissenschaftlern dargelegte Rechtsposition bekräftigt. Das Schreiben ist an das Rechtsamt gerichtet, das im Auftrag des Oberbürgermeisters die Eigentumsrechte prüfen soll.

Fast zeitgleich hat der Hanauer Landtagsabgeordnete Aloys Lenz (CDU) zum Streit eine parlamentarische Anfrage an die Landesregierung gerichtet. Lenz geht davon aus, dass der Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft, Dr. Bernhard Lauer, einen „nicht nachvollziehbaren Eigentumsanspruch auf die Handexemplare erhoben“ habe. Die Öffentlichkeit habe einen Anspruch darauf, zu erfahren, ob die zum Unesco-Weltdokumentenerbe erklärten Handexemplare der Universitätsbibliothek und damit dem Land oder einem Verein gehörten.

Der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Axel Halle, betonte gegenüber der HNA, dass es der Uni nicht um einen Konflikt gehe, sondern um eine Verständigung mit der Stadt. Doch der Sachverhalt müsse endlich geklärt werden. Wie Halle sagte, könne anhand einiger Bücher nachgewiesen werden, dass sie von der Grimm-Gesellschaft umgewidmet worden seien. Man müsse klar trennen zwischen den Büchern und Handschriften, die sich vor 1957 im Besitz der Landesbibliothek befanden, und solchen, die für die Murhardsche oder direkt die Grimm-Gesellschaft angeschafft worden seien.

Anlass für den neuerlichen Konflikt war der von der Grimm-Gesellschaft ausgefertigte Antrag an die Unesco, die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen als Weltdokumentenerbe anzuerkennen. Nach Ansicht der Wissenschaftler und der Uni Kassel geht der Antrag von falschen Behauptungen aus: Die heutige Grimm-Gesellschaft könne schon deshalb nicht seit über 100 Jahren Eigentümerin sein, weil sie erst 1942 gegründet wurde. Auch hätten sich die Handexemplare nicht seit Ende des 19. Jahrhunderts in Kassel befunden, sondern seien bis 1932 in Besitz des Berliner Grimm-Forschers Johannes Bolte gewesen. Und dieser habe sie ausdrücklich der Landesbibliothek übersandt.

Die Lage ist deshalb kompliziert, weil die Landesbibliothek, aus der Teile der Grimm-Bibliothek stammen, selbst mehrfach ihren Status geändert hat. Die ursprünglich eigenständige Landesbibliothek wurde 1957 mit der städtischen Murhardschen Bibliothek vereinigt und gehört seit 1976 zur Unibibliothek Kassel. Erschwerend kommt hinzu, dass die Grimm-Gesellschaft ihr Büro in dem Gebäude hat, in dem die Landesbibliothek und die Murhardsche vereinigt wurden.

12.01.2007

Bonoboche, 13. Januar 2007
📩

Lauer & Co: Eigentumsangaben 2004 kurz, aber korrekt


Gestern wurde eine öffentliche Erklärung des Vorstands der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. bekannt, in dem dieser sich nochmals zu dem Antrag auf Registrierung der Kasseler Handexemplare der Grimmschen Märchen als Weltdokumentenerbe einschließlich der darin getroffenen Aussagen zu den Eigentums- und Besitzverhältnissen bekennt. In dem Antragstext war dargestellt worden, die Bände befänden sich seit 1897 kontinuierlich in Besitz und Eigentum der Grimm-Gesellschaft (siehe dazu http://www.grimmnetz.de/grimm-mow). In der jetzigen Erklärung wird dies relativiert, gleichwohl wird die Nennung der Grimm-Gesellschaft in der Rubrik „Owner“ verteidigt und nunmehr zusätzlich ein Eigentum der Stadt Kassel an den Grimmschen Handexemplaren behauptet.
Hier die einschlägigen Beiträge aus dem HNA-Forum, http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=34752#p34752

„Grimmig“ schrieb
Vorstand der BGG schrieb
Zum Status der Kasseler Handexemplare
der „Kinder- und Hausmärchen“
Erklärung des Vorstandes der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V.

1. Die seit 1959 im Brüder Grimm-Museum (BGM) befindlichen Kasseler Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ (KHM) der Brüder Grimm wurden am 17.6.2005 von der UNESCO auf Antrag der Brüder Grimm-Gesellschaft (BGG) vom 8.4.2005 offiziell in das Weltdokumentenerbe (Memory of the World) eingetragen. Der Antrag wurde vom Vorstand der BGG unter der Verantwortung des damaligen Vorsitzenden gestellt; sowohl die Stadt Kassel als auch die Mitglieder des Wissenschaftlichen Rates der BGG wurden im Vorfeld der Antragstellung informiert.

2. Diejenigen Wissenschaftler und Bibliothekare (teils Mitglieder im Wiss. Rat der BGG), die mit ihrem Schreiben vom 13.11.2006 an die UNESCO-Kommission in Paris sowie durch Darstellungen in den Medien einen öffentlichen Eigentumsstreit ausgelöst haben, waren weder an der Antragstellung bei der UNESCO und noch an der nachfolgenden Anerkennung der KHM als Weltdokumentenerbe beteiligt.

3. Die Eigentumsfrage spielte bei der Anerkennung der KHM als Weltdokumentenerbe keine entscheidende Rolle; vielmehr waren und sind die im Antrag der BGG formulierten fachwissenschaftlichen und wissenschaftshistorischen Darlegungen Grundlage der positiven Entscheidung durch die UNESCO.

4. Die Frage von Eigentum und Besitz wurde im Antrag an die UNESCO durch die BGG kurz, aber korrekt dargestellt; unter der Rubrik „Owner“ bzw. „Propriétaire“ ist sowohl die BGG als Antragsteller als auch das BGM Kassel (und damit auch die Stadt Kassel) als verwahrende Institution aufgeführt. Das Wort Eigentum kommt im Antrag weiter nicht vor, wenngleich die extrem kurz gehaltene bestandsmäßige Darstellung der Geschichte der Handexemplare für die Zeit von 1897 bis 1957 korrektur- und ergänzungsbedürftig ist. Zur Zeit wird dazu eine umfangreiche Dokumentation der BGG erarbeitet.

5. Eigentum und Besitz sind unstrittig so: Mit dem Vertrag von 1959 haben die Stadt Kassel und die BGG gemeinsam das BGM gegründet. Die Handexemplare der KHM, die seit 1958 im Eigentum der Stadt Kassel stehen, wurden mit der Museumsgründung in das neue Museum eingebracht und werden seither dort ununterbrochen verwahrt, konservatorisch und wissenschaftlich betreut und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Über die Eigentums- und Besitzverhältnisse geben rechtliche Stellungnahmen klare Auskunft.

6. Die von den o.g. Wissenschaftlern und Bibliothekaren aufgeführten Dokumente zur Bestandsgeschichte sind zu begrüßen, für rechtliche Bewertungen jedoch ohne Bedeutung. Die aufgestellte Behauptung, die BGG hätte mit dem Antrag „alleinige“ Eigentumsansprüche geltend gemacht, entbehrt der Grundlage und ist falsch.

7. Die Kasseler Handexemplare der KHM gehören nach der ehrenvollen Anerkennung durch die UNESCO zum materiellen Gedächtnis aller Menschen und damit der ganzen Welt. Die BGG fordert daher die o.g. Wissenschaftler und Bibliothekare auf, zu einem produktiv und sachlich geführten wissenschaftlichen Diskurs zurückzukehren und diesen Diskurs nicht zum Schaden der Brüder Grimm-Stadt Kassel in den Medien, sondern in und mit der BGG zu führen.

Der Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft
http://www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=3&idart=271&m=&s=

„Tiefblick“ schrieb
„Bonobo“ schrieb
Jede/r kann selbst vergleichen und urteilen!
Fragen wir doch mal die eine Hälfte des Vorstandes:
http://mitglied.lycos.de/bonobo2006/STAUBJUNGE7.jpg
Die Erklärung des Zweiervorstandes verlangt nach dem Stempel, den Frau Schüssler dem Rathaus überlassen hat. 😆 😆 😆

„kipunji“ schrieb
Vorstand der BGG schrieb

2. Diejenigen Wissenschaftler und Bibliothekare (teils Mitglieder im Wiss. Rat der BGG), die mit ihrem Schreiben vom 13.11.2006 an die UNESCO-Kommission in Paris sowie durch Darstellungen in den Medien einen öffentlichen Eigentumsstreit ausgelöst haben, waren weder an der Antragstellung bei der UNESCO und noch an der nachfolgenden Anerkennung der KHM als Weltdokumentenerbe beteiligt.

Das hier genannte Schreiben von Wissenschaftlern und Bibliothekaren an die UNESCO, http://www.grimmnetz.de/download/grimm_tales_mow.pdf, ist im einzelnen unterzeichnet von:

Dr Alan Kirkness
Emeritus Professor of Applied Language Studies, University of Auckland

Dr Claudia Brinker-von der Heyde, Professor of Medieval Studies,
Institute of German Studies, University of Kassel

Dr Berthold Friemel, Director of the Centre for Grimms‘ Correspondence,
Humboldt University of Berlin

Dr Andreas Gardt, Professor of German Linguistics and Language History,
Institute of German Studies, University of Kassel

Dr Axel Halle, Head Librarian, University Library, University of Kassel

Dr Konrad Wiedemann, Head of Manuscript Department, University Library,
University of Kassel

Wolfgang Windfuhr, former President of the Association of the Brothers Grimm
(Kassel), former member of the City Council Kassel (Chair of the Cultural
Committee), former member of the Provincial Parliament of Hesse (Chair of the
Committee for Academic Affairs and Art)

Der Letztgenannte war zur Zeit der Antragstellung Präsident der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V.
Der jetzige Vorstand der BGG weist in seiner Erklärung darauf hin, dass der Antrag mit den falschen Angaben, dass die Grimm-Gesellschaft seit 1897 die Märchen-Handexemplare in Besitz und Eigentum habe, in der Verantwortung des damaligen Präsidenten gestellt worden sei. Des weiteren schreibt sie aber, die Unterzeichner des Briefes an die UNESCO seien an der Antragstellung bei der UNESCO und an der nachfolgenden Anerkennung als Weltdokumentenerbe nicht beteiligt gewesen. Gibt es da nicht einen Widerspruch, und was soll überhaupt damit gesagt werden?

Handelt es sich vielleicht um eine Freudsche Fehlleistung, durch die ungewollt genau das ausgesagt wird, was zutrifft:
Ein (zu) vertrauensvoller Präsident wurde als Abnickmaschine für dubiose untergeschobene, ihm weisgemachte Inhalte instrumentalisiert?

„buerger cassels“ schrieb:

Wem die Handexemplare gehören: Sollen doch die Juristen auf allen Seiten sich die Köppe einkloppen.

Wichtig ist vielmehr der Erkenntnis zum Durchbruch zu verhelfen, dass das Bellevue aufgrund seiner Bausubstanz, des räumlichen Zuschnitts, seiner Größe und der Beschränkungen des Denkmalschutzes als moderner Museumsstandort ausscheidet. Da hilft auch kein „drangeklatschter“ Bau. Nur eine großzügige bauliche Lösung und eine sinnliche und multimediale Umsetzung kann alle Facetten des Grimm-Themas für Kassel noch retten. In die – wie ich meine – das documenta-Kunstwerk zum Wörterbuch Deutsche Sprache integriert werden sollte. Wieso spricht in Kassel niemand mehr über letzteres? Fehlt es an Sponsoren? Mich hat das Werk sehr angesprochen. Und es würde sehr gut hierher passen?!

Für das Bellevue könnte ich mir viele wunderbare Nutzungen vorstellen – mit oder ohne Bezug zu den Grimms. Oder geht Ihnen das auch zu weit?

„Curt“ schrieb:
„Grimmig“ schrieb:
Vorstand der BGG schrieb:
Zum Status der Kasseler Handexemplare
der „Kinder- und Hausmärchen“
Erklärung des Vorstandes der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V.

Der Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft
http://www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=3&idart=271&m=&s=
Punkt 2: Völlig irrelevant – was soll diese Bemerkung.
Punkt 3: Wohl richtig, aber ebenfalls irrelevant.
Punkt 4: „Das Wort Eigentum kommt im Antrag weiter nicht vor…“ – auch richtig, der Antrag wird auf Englisch und Französisch gestellt, das deutsche Wort „Eigentum“ kommt also nicht vor.
Punkt 5: Besitz und Eigentum sind eben nicht unstrittig. Land und Stadt streiten ja gerade darüber, wer nun Eigentümer ist. Fest steht nur: Nicht die BGG. Darüber hinaus legen die Verträge zwischen Land und Stadt offenbar fest, dass auch die Bücher, die sich im Eigentum der Stadt befinden, in der Landesbibliothek aufbewahrt werden sollen. Und dafür gibt es gerade in konservatorischer Hinsicht sehr gute Gründe: Die Aufbewahrung im BGM ist aufgrund der baulichen Situation äußerst unsicher (z.B. aufgrund veralteter Elektroinstallationen) und nach allem was man hört auch konservatorisch mangelhaft (Klimatisierung, UV-Schutz).
Punkt 6: Ein „alleiniger“ Eigentumsanspruch wurde tatsächlich nicht gestellt, denn das Wort „alleinig“ wurde nicht verwendet. Was soll das wieder. Offenkundig wurde ja ein ganz normaler Eigentumsanspruch vertreten, ohne Nennung weiterer Eigentümer. Und das soll implizieren, dass eigentlich jemand anders der Eigentümer ist? So ein Quark! Die Behauptung, dass die Behauptung der Wissenschaftler jeder Grundlage entbehre, ist eine Frechheit.
Punkt 7: Das übliche Schema: Derjenige, der ins Nest geschissen hat, behauptet, die anderen, die sich darüber empören, ließen das Nest so schmutzig aussehen. „Müsst ihr denn alle Welt auf meine Schweinereien aufmerksam machen?“ Eine durchsichtige, plumpe Unverschämtheit, die, wie die gesamte Stellungnahme, auf das uninformierte Publikum zielt und auch nur dort verfangen könnte.
Ein empörter
Curt

„Maki“ schrieb:
Guten Abend, Curt,
Liebe HNA,
ist Ihnen aufgefallen, dass der Vorstand der Grimm-Gesellschaft mit seiner Erklärung auf einen Brief antwortet, der mehr als zwei Monate alt ist? Der Brief hatte gravierende Vorwürfe erhoben, zwei Monate hat die Grimm-Gesellschaft herumgedruckst, und nun bringt sie diese Erklärung zustande. Zu den erhobenen Vorwürfen und zum eigentlichen Problem äußert sich auch diese neue Erklärung unklar und verworren.
Wer ist Eigentümer und wer ist ggf. vom Eigentümer abweichend Besitzer der Weltdokumentenerbe-Bücher, und auf welche rechtliche und historische Argumentation stützt sich der vertretene Standpunkt?
Dazu bleibt der Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft die klare Antwort, die man von ihm erwarten konnte und musste, schuldig. Mitglieder der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V., Mitglieder des wissenschaftlichen Rats der Grimm-Gesellschaft, hat dieser Vorstand Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung?

„Bonobo“ schrieb
„buerger cassels“ schrieb
… dass das Bellevue aufgrund seiner Bausubstanz, des räumlichen Zuschnitts, seiner Größe und der Beschränkungen des Denkmalschutzes als moderner Museumsstandort ausscheidet. Da hilft auch kein „drangeklatschter“ Bau. Nur eine großzügige bauliche Lösung und eine sinnliche und multimediale Umsetzung kann alle Facetten des Grimm-Themas für Kassel noch retten. In die – wie ich meine – das documenta-Kunstwerk zum Wörterbuch Deutsche Sprache integriert werden sollte. Wieso spricht in Kassel niemand mehr über letzteres? Fehlt es an Sponsoren? Mich hat das Werk sehr angesprochen. Und es würde sehr gut hierher passen?!

Für das Bellevue könnte ich mir viele wunderbare Nutzungen vorstellen – mit oder ohne Bezug zu den Grimms. Oder geht Ihnen das auch zu weit?

Nein, das geht mir nicht zu weit – ich für mein Teil kann mich diesen Überlegungen im allgemeinen anschließen.
Wobei das Bellevue vielleicht nicht grundsätzlich ausscheidet, sondern bspw. die beiden unteren Etagen als Museum zur Lebens- und Alltagskultur Kassels (als Abteilung des Stadtmuseums) tauglich wären, im wesentlichen mit eingerichteten Wohnräumen (privaten verschiedener Schichten und Zeiten und fürstlichen). Kennen Sie die Interieurs, die zur Zeit etwas unglücklich im Erdgeschoß des Stadtmuseums aufgereiht sind?
Im Rahmen einer solchen Lösung könnte man auch den Saal im ersten OG authentischer ausstatten und ihm etwas von der früheren Festlichkeit zurückgeben.
Die beiden oberen Stockwerke könnten Verwaltungsräume des Stadtmuseums aufnehmen.

„Klaus Weltermann“ schrieb:
„Curt“ schrieb“:
„Grimmig“ schrieb:
Vorstand der BGG schrieb:
Zum Status der Kasseler Handexemplare
der „Kinder- und Hausmärchen“
Erklärung des Vorstandes der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V.

Der Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft …
http://www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=3&idart=271&m=&s=

Ein empörter
Curt
Hallo Curt !
Guter Beitrag !
Interessant ist meiner Ansicht nach auch, dass am Anfang der Diskussion immer bemängelt wurde dass die BGG als Eigentümer beim UNESCO-Antrag angegeben wurde, derzeit aber die Linie von BGG und Stadt gefahren wird, die Stadt wäre der Eigentümer… Das läßt tief blicken ! Erinnert mich an die Verteidigungsstrategie von Steinmeier im Fall Kurnaz.
Gruß
KW

Für die UNESCO jedenfalls war aufgrund des Lauerschen Antrags die Grimm-Gesellschaft die Eigentümerin:

UNESCO schrieb:
The Kassel Handexemplare (Annotated Reference Copies, of 1812/13) are unique, containing their handwritten notes, commentaries and supplements. They were in the possession of the Brothers Grimm themselves until 1859/1863; thereafter they were in the possession of Herman Grimm, eldest son of Wilhelm Grimm; and from 1897 onward – uninterruptedly – in the possession of the Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. (Association of the Brothers Grimm).

Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (Brüder-Grimm-Gesellschaft e.V.) sind neben der Luther-Bibel das bekannteste und weltweit am meisten verbreitete Buch der deutschen Kulturgeschichte.

http://esd.unesco.de/c_english/mow.htm
http://unesdoc.unesco.org/images/0014/001422/142252e.pdf
http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/unesco-heute/unesco-heute-2-05.pdf
http://www.asp.unesco.de/c_arbeitsgebiete/mow_d.htm
http://unesco-heute.de/0704/mow-nominierung.htm
http://www.unesco.de/mow-hausmaerchen.pdf?attachment=1
http://www.welterbestaetten.de/de/mow-3.htm

siehe auch u. a.:
http://www.hmwk-hessen.de/pressemitteilung.php?id=2004-06-15_83
http://www.kasselgewinnt.de/frame.asp?c=7&d=95&item=201
http://www.hmwk-hessen.de/pressemitteilung.php?id=2005-06-21_108
http://www.hanauonline.de/content/view/1690/102/
http://muse.jhu.edu/journals/marvels_and_tales/v019/19.2professional_notices.pdf
http://www.kuehne-hoermann.de/landtagaktuell/2005/Landtagaktuell_juli2005.pdf

Wenn da in dem Antrag, den ja übrigens jeder nachlesen kann, etwas anders zu verstehen gewesen wäre, hätte die UNESCO auf ihren diversen Seiten etwa geschrieben:
Die KHM (Stadt Kassel)
oder
Die KHM (Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek).

Aber an dem Antrag war eben nichts mißzuverstehen, er behauptete Eigentum und Besitz der Welterbe-Bücher durch die Grimm-Gesellschaft seit 1897.
Welch ein Hohn und welch eine Frechheit also, wenn der jetzige Vorstand diese Angaben in seiner Erklärung als „kurz, aber korrekt“ bezeichnet!

Bonoboche, 31. Januar 2007
📩

reçut en cadeau

Zur Erklärung des Vorstands der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. gab es im Forum der HNA folgende weitere Diskussion. Medienberichte über die Erklärung oder Stellungnahmen anderer Beteiligter sind bisher nicht bekanntgeworden.

„Klaus Weltermann“ schrieb:
Wer weder Entschuldigung noch Rechtfertigung hat, und auch personelle Konsequenzen scheut, muß sich halt was aus den Fingern saugen !
Gruß
KW

„Tiefblick“ schrieb:
Diese „Stellungnahme“ des Vorstandes der Brüder Grimm-Gesellschaft ist in der Tat interessant, zeigt er doch die Bemühung, einen Sachverhalt in eine andere Richtung zu drehen, der sich nicht drehen lässt. Insofern ist die „Stellungnahme“ – die darüber hinaus inhaltlich wenig überzeugend und kohärent ist – eine Offenbarung. Jeder Rechtsreferendar oder Germanistikstudent hätte wohl eine schlüssigere „Stellungnahme“ hinbekommen. Curt hat ja auf das völlig irrelevante Geschreibsel bereits hingewiesen.

Hier noch ein kleiner Nachtrag zu o. g. Einklammerung aus Bonobos Beitrag. Natürlich sah und sieht sich der Vorstand der BGG als Eigentümerin der Kasseler KHM. Wenn Herr Lauer schreibt: „Der Antrag wurde vom Vorstand der BGG unter der Verantwortung des damaligen Vorsitzenden gestellt; sowohl die Stadt Kassel als auch die Mitglieder des Wissenschaftlichen Rates der BGG wurden im Vorfeld der Antragstellung informiert.“ – lässt dies ganz klar erkennen, wer der Eigentümer ist. Denn nur dieser kann über etwas verfügen und schließlich wurde die Stadt lediglich informiert. Diese hatte also gar keine Mitsprache gehabt bzw. Initiative gezeigt.
Weiterhin ist im frz. Text der Bewerbung zu lesen: „reçut en cadeau“, in der engl. Fassung „donated to“ und im deutschen Text schließlich „erhielt die Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. von Herman Grimm die Handexemplare“ usw.

Sowohl die frz. als auch die engl. als auch die dt. Fassung sprechen somit von einem „GESCHENK“ an die BGG. Damit ist gem. BGB klar, dass eine „Übertragung des Eigentumsrechts“ stattgefunden hat, aus der eben auch o. g. Verfügungsgewalt resultiert, die einem Besitzer nicht, einem Eigentümer zwangsläufig zukommt.
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Zuwendung mit Schenkungswillen in Schenkungsabsicht (römisches Recht: animus donandi) erfolgen muss. Aus der Vertragsnatur der Schenkung ergibt sich, dass ein (bereits) angenommenes Geschenk ohne (neuerliche) Zustimmung nicht (einseitig) zurückgegeben werden kann. Daraus ergibt sich auch, dass die BGG – die ja die Schenkung offiziell propagiert – nicht plötzlich die Stadt als Eigentümerin bestimmen kann. Wann und wo hätte die rechtmäßige Übergabe durch Verkauf oder Schenkung stattgefunden? Wann und wo hat die Stadt Kassel eine Schenkung angenommen oder den Ankauf durchgeführt?

Wie man sieht, entbehrt die „Stellungnahme“ des Vorstandes der BGG – vorsichtig formuliert – jeglicher Logik. Ich denke, auch ein schönes Beispiel für die wissenschaftliche Qualität der lauerschen Publikationen …

„Maki“ schrieb:
Hat Herr Lauer eigentlich mittlerweile gesagt, wo man aus seiner Sicht Informationen oder Belege über diese Schenkung der Exemplare an die Grimm-Gesellschaft finden kann? Irgendwie muss er doch darauf gekommen sein?

„Bonobo“ schrieb:

Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft schrieb:

Über die Eigentums- und Besitzverhältnisse geben rechtliche Stellungnahmen klare Auskunft.
Welche rechtlichen Stellungnahmen, bitte?
HNA, können Sie helfen?

„chimp“ schrieb
65 jahre Brüder Grimm-Gesellschaft e. v., Kassel
1942 – 2007
1 jahr intrigenstadl
3. 2. 2006 – 3. 2. 2007
revolutionäres eigentumsverständnis des vorstandes der Brüder Grimm-Gesellschaft e. v.
Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft schrieb: Die Frage von Eigentum und Besitz wurde im Antrag an die UNESCO durch die BGG kurz, aber korrekt dargestellt; unter der Rubrik „Owner“ bzw. „Propriétaire“ ist sowohl die BGG als Antragsteller als auch das BGM Kassel (und damit auch die Stadt Kassel) als verwahrende Institution aufgeführt.
http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=34717#p34717
die Grimm-Gesellschaft erklärt also, wie oben zu lesen:
in der rubrik eigentümer wurde die Grimm-Gesellschaft als antragsteller und das BGM / damit die stadt Kassel als verwahrende institution angeführt.
nanu, ich dachte, in der rubrik eigentümer hätte man eher den eigentümer, und nur diesen, anführen sollen? was haben antragsteller und verarschende institution in dieser rubrik für eine relevanz? 😉

sehr geehrte kulturredaktion der hna, sehr geehrter herr dr. Pézsa,
könnten Sie herrn Staubach und herrn dr. Lauer bitte fragen, warum die Brüder Grimm-Gesellschaft e. v. im antrag an die UNESCO als antragsteller in der rubrik owner bzw. propriétaire (= http://de.wikipedia.org/wiki/Eigentum]Eigentümer) zu nennen war? begründet die stellung eines antrags bei der UNESCO eigentum an den gegenständen, für die der antrag gestellt wird?

(freilich kann man sich vorstellen, dass die Brüder Grimm-Gesellschaft e. v. diese bestände gern in ihrem eigentum hätte und dass herr dr. Lauer den UNESCO-antrag als chance sah, buchstäblich der welt so eine eigentümerschaft weiszumachen. nehmen Sie das so hin, HNA, oder sind Sie bereit, herrn Staubach und herrn Lauer, die es fertigbringen, auch nach all den schon stattgefundenen diskussionen eine dreiste erklärung wie die obige abzugeben, einmal wirklich kritisch zur rede zu stellen?)

Bonoboche, 2. Februar 2007
📩

Bürgermeister Junge: Lauer über das Ziel hinausgeschossen

Die „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ hat heute doch noch in ihrem Online-Angebot über die Erklärung des Vorstands der Brüder Grimm-Gesellschaft vom Dienstag und außerdem über das Rechtsgutachten berichtet, das die Stadt Kassel von ihrem Rechtsamt hat anfertigen lassen. Es wird nicht deutlich, ob der HNA das Gutachten vorliegt; anscheinend nicht, denn die Rechtsgründe für die vom Dezernenten wiedergegebenen Angaben des Gutachtens werden nicht genannt. Ich ziehe meinen Beitrag herüber, den ich zu dem HNA-Artikel in das dortige Forum gestellt habe:

Wie die HNA heute schreibt, wurde sie vom Bürgermeister Junge über ein Rechtsgutachten der Stadt informiert:

„HNA“ schrieb:
Falsche Angaben zu Grimm-Schriften
Rechtsgutachten zu Handexemplaren sieht die Stadt als Besitzerin – Unesco-Urkunde muss geändert werden

Von Tibor Pézsa und Dirk Schwarze

KASSEL. Die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm gehören nicht der Brüder-Grimm-Gesellschaft (BGG), wie diese in der Vergangenheit behauptet hat. Das ergab eindeutig das von der Stadt in Auftrag gegebene Rechtsgutachten. Die Folge ist, wie Kulturdezernent Thomas-Erik Junge im Gespräch mit der HNA einräumen musste, dass die Urkunde der Unesco zur Anerkennung der Handexemplare als Weltdokumentenerbe im Blick auf die Besitzverhältnisse geändert werden muss.

Die falschen Angaben hatte der Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft, Dr. Bernhard Lauer, gemacht. Nach Auskunft von Junge müsse Oberbürgermeister Bertram Hilgen als Personaldezernent nun prüfen, ob die „falsche Etikettierung durch Lauer mit besten Absichten erfolgt“ sei. Ohne Zweifel sei Lauer über das Ziel hinausgeschossen.

Die Grimm-Gesellschaft selbst rudert mittlerweile zurück. In einer auf ihrer Internet-Seite (http://www.Grimms.de) veröffentlichten Erklärung spielt der Vorstand die Eigentumsfrage herunter. Allerdings kann er sich nicht dazu durchringen, seine früheren Angaben zu korrigieren. Vielmehr versucht er, die Angaben zu verundeutlichen und behauptet: „Die Frage von Eigentum und Besitz wurde im Antrag an die Unesco durch die BGG kurz, aber korrekt dargestellt.“ Unter der Rubrik „owner“ (Eigentümer) seien sowohl die Grimm-Gesellschaft als auch das Grimm-Museum (und damit die Stadt Kassel) genannt. Und schließlich heißt es, „die extrem kurz gehaltene bestandsmäßige Darstellung der Geschichte der Handexemplare für die Zeit von 1897 bis 1957“ sei „korrektur- und ergänzungsbedürftig“.

In der Erklärung findet sich keine Rücknahme der im Unesco-Antrag erhobenen Behauptung, die Grimm-Gesellschaft sei seit 1897 ununterbrochen im Besitz der Handexemplare. Auch wird nicht die Position des Gutachtens übernommen, das die Stadt als Eigentümerin sieht. Außerdem meint der amtierende Vorstand, er sei gar nicht zuständig, da der kritisierte Antrag unter der Verantwortung des damaligen Vorsitzenden (Wolfgang Windfuhr) gestellt worden sei. Mit diesem Hinweis reagiert der Vorstand auf die Tatsache, dass Windfuhr zu den Unterzeichnern des Schreibens von Wissenschaftlern und Bibliothekaren gehörte, in dem die unberechtigten Besitzansprüche der Grimm-Gesellschaft offenbart wurden. Nach dem Gutachten ist die Stadt Eigentümerin der umstrittenen Grimmbücher. Dieses Ergebnis ist für viele Experten überraschend. Allgemein war man davon ausgegangen, dass die Werke 1932 der Landesbibliothek übergeben wurden und sich seitdem in deren Besitz (und damit im Eigentum des Landes) befinden.

Kompliziert wird die Lage aber dadurch, dass das Land Hessen 1957/58 die Landesbibliothek (mit Ausnahme der Handschriften) der Stadt übertrug. Erst 1976 kam die Landesbibliothek wieder an das Land zurück, weil sie nun mit der Universitätsbibliothek vereinigt werden sollte.

Genau in dieser Phase, nämlich 1959, wurde das von der Stadt und der Brüder-Grimm-Gesellschaft gemeinsam getragene Grimm-Museum gegründet. Da die beiden ersten Leiter des Museums, Ludwig Denecke und Dieter Hennig, zugleich Direktoren des Landes- und Murhardschen Bibliothek waren, konnten sie ohne große Komplikationen Grimm-Bestände aus der Bibliothek ins Grimm-Museum übernehmen, ohne damit an die Eigentumsrechte zu rühren.

Die Universität will, wie es auf Anfrage in der Pressestelle hieß, diesen komplizierten Sachverhalt nochmals prüfen. Sie ist aber erfreut darüber, dass nun bestätigt ist, dass die Grimm-Bände im öffentlichen Besitz sind.
url=http://www.hna.de/kasselstart/00_20070202204937_Falsche_Angaben_zu_Grimm_Schriften.html

Wieder kann man der HNA attestieren, daß sie sich nicht von der Versuchung zu eigener Recherche ankränkeln läßt, sondern am liebsten das transportiert, was andere verlautbaren.

Lieber Herr Pézsa, lieber Herr Schwarze, ich weiß, der Vertrag von 1975 ist sehr bürokratisch formuliert, so daß man eine Weile brüten und ihn mit dem alten Vertrag von 1957, auf den er sich zurückbezieht, abgleichen muß, ehe man den Sinn erfaßt. Aber haben Sie mal nachgelesen, daß dem Land im Vertrag von 1975 die Bestände der alten Landesbibliothek rückübereignet wurden, die die Stadt 1957 erhalten hatte? Und dazu gehören die jetzt diskutierten Bücher. Die Stadt hatte sie in der Zwischenzeit 1957-75 in ihrem Eigentum, sie waren Teil der Bibliothek geblieben und in niemandes Dritten Eigentum gegeben worden, und summa summarum sind sie mit rückübereignet worden.

Bonoboche, 3. Februar 2007
📩

Kommentar zum HNA-Artikel: Lauer über das Ziel hinausgeschossen

Liebe Leser,
hier noch der Kommentar zu dem von Bonobo eingefügten Artikel aus der HNA. Habe seit langem nicht sowas eindeutiges mehr in der HNA gelesen.
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/KommSchwarz.jpg

Heinz Trautmann, 4. Februar 2007
📩

HNA Kassel: Kasseler Grimm-Handexemplare wohl Landeseigentum

Am Sonnabend, dem 10. Februar, brachte die „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ folgenden Bericht über die aktuelle Konstellation im Streit um die unstimmigen Angaben der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. in ihrem Antrag an die UNESCO auf Registrierung der Kasseler Grimm-Handexeplare als Weltdokumentenerbe (2004):

Grimm und kein Ende?
Im Streit um die Handexemplare scheint das Land die Nase vorn zu haben


Von der Unseco zum Weltdokumentenerbe erklärt: Der Leiter des Kasseler Brüder-Grimm-Museums, Dr. Bernhard Lauer, präsentiert die wertvollen Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm.

Von Dirk Schwarze

KASSEL. Möglicherweise hatte sich die Stadt zu früh gefreut, als ihr das eigene Rechtsamt bescheinigte, sie sei Eigentümerin der Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm. Vieles spricht dafür, dass die von der Unesco zum Weltdokumentenerbe erklärten Bände sowie andere Grimm-Bücher rechtmäßiges Eigentum des Landes und seiner Landesbibliothek sind, die heute Teil der Universitätsbibliothek Kassel ist.

Die Uni- und Bibliotheksleitungen waren immer davon ausgegangen, dass weder die Stadt noch die Brüder-Grimm-Gesellschaft oder das Brüder- Grimm-Museum über die Eigentumsrechte verfügten. Kompliziert ist, wie berichtet, die Sachlage dadurch, dass die Landesbibliothek 1957/58 der Stadt übertragen und 1976 wieder vom Land übernommen wurde.

Protokoll aus dem Jahr 1975

Unserer Redaktion liegt das Protokoll der Stadtverordnetensitzung vom 1. Dezember 1975 vor, in der der Vertrag über die Rücküberführung der Landesbibliothek an das Land beraten wurde. Als Berichterstatter erläuterte Dr. Wolfgang Ziegler die Inhalte. Wörtlich sagte er: „… bedeutet das, dass die Bücher, die bei Abschluss des Vertrages von 1957/58 Eigentum des Landes Hessen waren, wieder in das Eigentum des Landes zurückfallen.“ Das schließt demnach die Handexemplare sowie andere Grimm-Bücher ein, die ab 1959 aus der Landesbibliothek ins Grimm-Museum übernommen wurden.

Wie Annette Ulbricht von der Uni-Pressestelle erklärte, sieht die Universität ihre Rechtsposition durch das Protokoll bestätigt. Das Land und die Uni seien stets davon ausgegangen, dass die strittigen Grimm-Werke dem Land gehörten. Allerdings sei die Universität unabhängig von der Eigentumsfrage an einer guten Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Brüder-Grimm-Museum interessiert. Außerdem begrüße sie, dass die Handexemplare als Weltdokumentenerbe der Unesco anerkannt worden seien.

Der Präsident der Grimm-Gesellschaft, Klaus Dieter Staubach, hatte in einer Stellungnahme gegenüber der HNA bemängelt, dass in dem Streit um die Bände das Verdienst, die Unesco-Anerkennung erlangt zu haben, völlig untergehe. Er bekannte sich aber auch dazu, dass die Eigentumsfrage schnell und abschließend geklärt werde.

Immerhin steht so viel fest: In dem aktuellen Eigentumsstreit spielt die Brüder-Grimm-Gesellschaft, die im Unesco-Antrag behauptet hatte, seit 1897 ohne Unterbrechung im Besitz der Handexemplare gewesen zu sein, keine Rolle. Sie kommt als Eigentümerin nicht infrage, obwohl sie sich in dem Antrag einmal zusammen mit dem Brüder-Grimm-Museum und einmal allein als „owner“ (Eigentümer, Besitzer) bezeichnet hat. Ebenso wenig haltbar ist die Behauptung, dass die Brüder-Grimm-Gesellschaft alle Vervielfältigungsrechte („all copyrights“) besitze.

Insofern muss der Antrag an die Unesco auf jeden Fall geändert werden. In ihrer jüngsten Erklärung hat die Grimm-Gesellschaft zwar die (möglicherweise überholte) Position übernommen, dass die Stadt die Eigentümerin der Handexemplare sei, doch schreibt sie gleichzeitig, „die Frage von Eigentum und Besitz wurde im Antrag an die Unesco (…) kurz, aber korrekt dargestellt“.

09.02.2007
http://www.hna.de/kasselstart/00_20070209195134_Grimm_und_kein_Ende.html

Bonoboche, 12. Februar 2007

📩

Neue Erklärung des Vorstands der Grimm-Gesellschaft

Auf der Website der Grimm-Gesellschaft, http://www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=3&idart=271&m=&s=, findet man seit einigen Tagen eine neue Fassung der Erklärung des Vorstands der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. zum Status der Kasseler Handexemplare von Werken der Brüder Grimm. Die vorige Fassung der Erklärung kann man noch am Schluß der Seite nachlesen.
Den Erklärungen ist ein Rechtsgutachten beigefügt, das für den Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft erarbeitet wurde.

Eigentumsfragen haben laut der Erklärung des Vorstands der Grimm-Gesellschaft weder in der Urkunde der UNESCO zum Weltdokumentenerbe (die dem Vorstand offenbar vorliegt) noch im jüngsten Schreiben der UNESCO (welchem?) eine Rolle gespielt. Der Antrag an die UNESCO sei nach bestem Wissen und Gewissen verfaßt worden; Angaben zu Eigentums- und Beitzverhältnissen im Antrag seien korrekt. Weiterhin heißt es in der Vorstandserklärung:
In einem Schreiben Bibliothekaren und Wissenschaftlern aus Kassel und Berlin an die UNESCO in Paris vom 13.11.2006 wurden falsche Angaben zum heutigen Eigentum und Besitz der Handexemplare gemacht; dort wird nämlich behauptet, die Handexemplare stünden im Eigentum der Universitätsbibliothek Kassel. Der amtierende Vorstand der BGG hat sich mit dieser Frage intern und nicht über die Medien intensiv beschäftigt. Ihm liegt seit dem 1.12.2006 eine rechtliche Stellungnahme des Vorsitzenden Richters am Hessischen Verwaltungsgerichtshof Eckehart Blume (s.u.) vor, die die im Antrag von der BGG formulierte Darstellung wie folgt präzisiert:
„Die Stadt Kassel ist seit 1958 Eigentümerin der Handexemplare der KHM der Brüder Grimm. Die BGG hat aufgrund des Vertrages von 1959 über das … Brüder Grimm-Museum einseitig nicht aufhebbaren Mitbesitz ….“ Die BGG hat dem Rechtsamt der Stadt Kassel diese Stellungnahme am 1.12.2006 zugeleitet; das Rechtsamt ist inzwischen ebenfalls zu dem Ergebnis gelangt, dass die Handexemplare seit 1958 im Eigentum der Stadt Kassel stehen und sich damit zu Recht seit 1959 im BGM befinden.

Wie aus dem beigefügten Gutachten ferner hervorgeht, sieht die Grimm-Gesellschaft sich auch als Mitbesitzerin sämtlicher von der Stadt in das Grimm-Museum eingebrachten Grimmiana. Wie die Stadt Kassel zu diesem Anspruch steht, ist bisher der Öffentlichkeit nicht bekannt.

Bonoboche, 12. Februar 2007
📩

Ein Prophet in Kassel

Im Lauf der vorigen Woche setzte die „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ (HNA) ihre Berichterstattung über die UNESCO-Unstimmigkeiten im Grimm-Museum fort. Die Grimm-Gesellschaft hielt im Grimm-Museum eine Informationsveranstaltung ab, wo der Vorsitzende der Gesellschaft, Staubach, für die aktuelle Situation die Formel fand:

Herr Staubach: Propheten haben es im eigenen Land immer besonders schwer … statt sich über die hohe Ehre und Anerkennung zu freuen und das Lebenswerk der Grimms entsprechend zu würdigen und zu pflegen, beschäftigt man sich Kassel seit Monaten mit nichts anderem als der eher zweitrangigen Frage nach Eigentum und Besitz

Eine Pressemitteilung über die Veranstaltung der Grimm-Gesellschaft wurde auf ihrer Homepage veröffentlicht. Darin heißt es u. a.:

Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. schrieb: Die UNESCO hat den großartigen geistigen Beitrag des Kasseler Brüderpaares zum Weltkulturerbe gewürdigt; in einem Schreiben an die Brüder Grimm-Gesellschaft vom 13.2.2007 stellt die UNESCO ausdrücklich fest, dass die Eigentumsfrage für das Weltdokumentenerbe keine Rolle spiele und sie keine Veranlassung für ein Eingreifen in diese Diskussion sehe.
Bei der gestrigen Veranstaltung referierte der Kasseler Richter Eckehart Blume über die Geschichte der Kasseler Handexemplare nach 1945 und ihren aktuellen rechtlichen Status, während der Grimm-Philologe und Museumsleiter Bernhard Lauer der Geschichte der verschiedenen Teile des persönlichen und wissenschaftlichen Nachlasses der Brüder Grimm nachging.
Die Brüder Grimm-Gesellschaft wird sich dafür einsetzen, die nutzlose Diskussion über Randfragen wie Eigentum und Besitz möglichst rasch zu beenden, und sie wird sich mit aller Kraft den anstehenden Projekten in Kassel, in Hessen und auch darüber hinaus widmen, denn ein Werk, dem auf ihre Initiative hin der Titel eines Welterbes zuerkannt wurde, muß auf Weltniveau gewürdigt und gepflegt werden, will man das geistige Vermächtnis der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm ernst nehmen. http://www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=3&idart=272&m=&s=

Die „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ brachte am Tag dieser Informationsveranstaltung (Mittwoch, 14. Februar) Informationen über städtische Recherchen zum Verhältnis zwischen Dienstpflichten und Ehrenamtlichkeit im Grimm-Museum:
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/Aufgaben.jpg
Am Donnerstag, dem 15. Februar, veröffentlichte die HNA Hintergrundinformationen zur Geschichtsfälschung der Brüder Grimm-Gesellschaft im Welterbe-Antrag an die UNESCO:
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/Artikel.jpg
Dem Artikel fügte die HNA eine ausführliche „Chronik einer Aneignung“ bei:

„HNA“ schrieb:

Die Chronik einer Aneignung
Wie sich die Brüder-Grimm-Gesellschaft Bücher aus der Grimm-Bibliothek allmählich einverleibte
Von Dirk Schwarze

KASSEL. Im Folgenden geben wir einen kurzen Abriss zur Geschichte des Streits um die Grimm-Bände:

1897
wird die „Kasseler Grimm-Gesellschaft“ gegründet, die sich zur Aufgabe macht, für die Landesbibliothek eine Sammlung von Erinnerungsstücken an die Brüder Grimm anzulegen.

1920
wird die Kasseler Grimm-Gesellschaft aufgelöst und ihr Eigentum satzungsgemäß der Landesbibliothek übertragen. Von der Auflösung dieser ersten Grimm-Gesellschaft ist in der Selbstdarstellung der heutigen Grimm-Gesellschaft lange nichts zu lesen. Stattdessen heißt es in der 2007 im Internet aktualisierten Geschichte entgegen der Faktenlage: „Bis zum Ersten Weltkrieg konnte in Kassel eine ansehnliche Grimm-Sammlung zusammengetragen werden, die (…) den Grundstock für das heutige Grimm-Museum bildete.“

1932
übergibt der Grimm-Forscher Johannes Bolte die neun Bände Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen, die er von Herman Grimm erhalten hatte, der Landesbibliothek.

1942
wird die heutige Brüder-Grimm-Gesellschaft gegründet. Sie nimmt keinen Bezug auf die frühere Gesellschaft und deren Erwerbungen, erhebt auch keine Ansprüche.

1957/1958
vereinbaren das Land Hessen und die Stadt, dass Kassel die Landesbibliothek mit allen Beständen (außer den Handschriften) übernimmt. Die Landesbibliothek wird mit der Murhardschen Bibliothek (zur LMB) vereinigt.

1959
gründen die Stadt und die Brüder Grimm-Gesellschaft das Brüder-Grimm-Museum, das seinen Sitz in der Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek hat und von dem Bibliotheksdirektor Ludwig Denecke in Personalunion geleitet wird. Auch Deneckes Nachfolger Dr. Dieter Hennig leitet zugleich Museum und Bibliothek. Das Museum wird als Bestandteil der Bibliothek angesehen, bis 1972 das Museum ins Palais Bellevue umzieht. In das Museum bringen die Grimm-Gesellschaft ihr Eigentum als Leihgabe und die Stadt ihren „Grimmiana-Besitz“ ein, ohne dass sie ausdrücklich als Eigentum übertragen werden. Dazu gehören auch die Bände aus der Landesbibliothek.

1975/76
heben das Land und die Stadt ihren Vertrag von 1957/58 auf, da für die Gesamthochschule eine angemessene Bibliothek geschaffen werden soll. Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek gehen in die Verwaltung des Landes über. Im Protokoll der Stadtverordnetensitzung vom 1. Dezember 1975 heißt es: Das bedeutet, „dass die Bücher, die bei Abschluss des Vertrages von 1957/58 Eigentum des Landes waren, wieder in das Eigentum des Landes zurückfallen“. Das gilt nach Meinung von Experten auch für die Grimm-Bestände. Die Grimm-Gesellschaft hingegen behauptet jetzt, die „Grimmiana“ seien städtisches Eigentum.

1985
wird im Fridericianum eine große Grimm-Ausstellung gezeigt, an der Dr. Hennig, zuletzt Leiter des Grimm-Museums, und sein späterer Nachfolger Dr. Lauer mitwirken. Die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen sowie andere Grimm-Bestände werden im Katalog und auf den Vitrinenschildern als Eigentum des Brüder-Grimm-Museums ausgewiesen. Als die Hochschulleitung vor Ausstellungsbeginn gegen die falsche Zuschreibung protestiert, antwortet Dr. Hennig fünf Wochen später: „In der Tat sind die aus Ihrer Bibliothek entliehenen Exponate für die o. g. Ausstellung bei der Hektik der Vorbereitungsarbeiten hinsichtlich ihrer Provenienz unterschiedlich ausgezeichnet worden. Ich sehe leider keine Möglichkeit mehr, diesen Sachverhalt im Katalog zu ändern (…)“

1985/86
spitzt sich der Streit erstmals zu. Zur Vorbereitung der Grimm-Ausstellung hatten die Organisatoren freien Zugang zu den Magazinen der Murhardschen Bibliothek und Landesbibliothek. Nachdem der Verdacht entstanden war, Bücher seien nicht nur entliehen, sondern zu Gunsten des Grimm-Museums oder der Grimm-Gesellschaft umgestempelt und -signiert worden, wurden Türschlösser zu den Magazinräumen ausgetauscht.

2004
wird der Antrag an die Unesco gestellt, wobei sich die Grimm-Gesellschaft einmal allein und einmal mit dem Grimm-Museum als „owner“ (Eigentümer/Besitzer) bezeichnet.

2006
wiederholt Dr. Lauer im verspätet erschienenen Jahrbuch für 2001 und 2002 seine alte, falsche Darstellung: „Nach der 1897 erfolgten Gründung der Brüder-Grimm-Gesellschaft e.V., deren erstes Ehrenmitglied Herman Grimm (1828-1901), der älteste Sohn Wilhelm Grimms, war, erhielt die Gesellschaft von ihm die Handexemplare der wichtigsten Werke der Brüder Grimm (…) für die Kasseler Grimm-Sammlung zum Geschenk.“

2006/07
weisen Grimm-Experten nach, dass diese Behauptung falsch ist. Dr. Lauer übernimmt jetzt die Darstellung, dass die Grimm-Werke der Stadt gehörten. Für die Grimm-Gesellschaft schreibt jedoch deren Mitglied, der Verwaltungsrichter Eckehart Blume, in einem Gutachten, die heutige Gesellschaft verfüge über einen „nicht aufhebbaren Mitbesitz (§ 866 BGB) an den Handexemplaren der „Kinder- und Hausmärchen“.

14.02.2007
http://www.hna.de/kasselstart/00_20070214214606_Die_Chronik_einer_Aneignung.html

Kulturredakteur Dirk Schwarze kommentierte den Vorgang:

Dirk Schwarze, HNA, schrieb:
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/Kommentar1.jpg

Am Freitag, dem 16. 2., informierte die HNA über das Ergebnis einer Nachfrage bei Oberbürgermeister Bertram Hilgen zum Thema Fälschung von Geschichts- und Eigentumsangaben im UNESCO-Antrag. Hilgen sagte, er werde sich zu Personalangelegenheiten des Museumsleiters Lauer nicht öffentlich äußern. Aufgrund eines Gutachtens des städtischen Rechtsamtes gehe er davon aus, daß die Grimmschen Handexemplare sich im Eigentum der Stadt Kassel befänden, er werde dies aber in einem Gespräch mit Vertretern der Universität diskutieren.

Bonoboche, 18. Februar 2007
📩

FWG fordert Konsequenzen für den Propheten

http://homepage.mac.com/jeanne_darc/FWG.jpg

(Zitat: HNA)

Jeanne d’Arc, 19. Februar 2007
📩

FAZ: Falsche Eintragung in UNESCO-Unterlagen

Laut FAZ ist in die Urkunde der UNESCO über den Status der „Kinder- und Hausmärchen“ als Weltdokumentenerbe die Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. als Eigentümerin eingetragen. Die Verantwortung für die falschen Angaben trage Bernhard Lauer. Der Kasseler Kulturdezernent Bürgermeister T. E. Junge interpretierte laut FAZ, Lauer habe im Wissen um den Rechtsstreit um das Eigentum an den Handexemplaren „im besten Wollen“ zu handeln beabsichtigt, als er die Grimm-Gesellschaft als Eigentümerin meldete, bis die Eigentumsfrage zwischen Land und Stadt geklärt sei.

„Jeanne d’Arc“ schrieb:

Hier der Originalartikel aus der FAZ v. 28.02.2007
http://homepage.mac.com/jeanne_darc/FAZ.jpg

http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=37360#p37360

Jeanne d’Arc, 2. März 2007
📩

Grimm-Gesellschaft: kein Streit, nichts umgewidmet

Da die jeweiligen Artikel der Kasseler HNA hier herübergezogen wurden, soll dies auch mit den heutigen Gegendarstellungen von Klaus Dieter Staubach und Bernhard Lauer geschehen (ins HNA-Forum eingestellt von Jeanne d’Arc):

http://lh6.ggpht.com/_6JPJnsPHMuY/TNgkIrnj2wI/AAAAAAAAAQI/GN-o0Yntmhw/12_gegendarstellungen%206%20iii%202007.jpg

Bonoboche, 7. März 2007
📩

Rundschreiben eines Anwalts von Dr. Lauer

Hartmut Lierow, ein von Herrn Dr. Lauer mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragter Rechtsanwalt, formulierte in dessen Auftrag eine Pressemitteilung, die von Lauer als Rundbrief an die Mitglieder der Brüder Grimm-Gesellschaft geschickt wurde. Die „Hesssisch-Niedersächsische Allgemeine“ (HNA) wird darin einer Kampagne gegen den Museumsleiter und Geschäftsführer geziehen. Das Rundschreiben wurde von „Curt“ im HNA-Forum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht:
S. 1

S. 2

Im Forum der HNA gab es um diesen Text eine lebhafte Diskussion. Zum UNESCO-Antrag mit den falschen Angaben der Grimm-Gesellschaft zu Überlieferungs- und Eigentumsverhältnissen der Kasseler Grimm-Handexemplare siehe die entsprechende Seite im Grimmnetz.

Herr Dr. Lauer selbst ließ in der gestrigen HNA wiederum eine Gegendarstellung abdrucken, die Jeanne d’Arc im HNA-Forum zugänglich machte:

Bonoboche, 22. März 2007
📩

Minister Corts: Eigentümer der Handexemplare noch unklar

Auf HanauOnline findet sich folgender Bericht, der aus der Sicht des Abgeordneten Aloys Lenz die Antwort des hessischen Wissenschaftsministers Udo Corts auf Lenz‘ Anfrage zum Eigentum an den Kasseler Handexemplaren der Grimmschen Märchen zusammenfaßt. Leider ist auch dieser Bericht von Fehlern behaftet; so ist z. B. die Angabe unzutreffend, daß die Handexemplare 1897 der alten Kasseler Grimm-Gesellschaft übergeben worden seien. Die Überlieferungsgeschichte ist im Detail rekonstruiert auf: http://www.grimmnetz.de/grimm-mow

„HanauOnline“ schrieb:

Aloys Lenz: Eigentumsrechte an Märchen-Handexemplaren weiter unklar

Sonntag, 18. März 2007

Gutachten sollen Auskunft geben im Streit um Grimm-Exemplare

Hanau – Die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes, haben weiterhin keinen eindeutigen Eigentümer. Wie der Hanauer CDU-Abgeordnete Aloys Lenz mitteilt, hätten auch die Antworten des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft auf seine diesbezügliche Parlamentarische Anfrage keine eindeutige Auskunft erbracht. Der Abgeordnete hatte Ende vergangenen Jahren mit einer parlamentarischen Anfrage auf Pressemeldungen reagiert, nach denen der Geschäftsführer der Kasseler Brüder-Grimm-Gesellschaft das Eigentumsrecht an der mehrbändigen, mit Anmerkungen von der Hand der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm versehenen Märchenausgabe geltend gemacht habe.

Bis dahin habe die unschätzbar wertvolle Urschrift der Kinder- und Hausmärchen als eindeutiges Eigentum der Universitätsbibliothek in Kassel und damit des Landes Hessen gegolten. Nun erfuhr Lenz jedoch in der Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst auf seine Anfrage, dass die Eigentumsrechte an den Handexemplaren nach gegenwärtigem Stand ungeklärt seien. Minister Corts habe mitgeteilt, dass die Prüfungen, die bereits beim Antrag auf Aufnahme der Arbeitsexemplare in das UNESCO-Weltdokumentenerbe im Jahr 2005 die Eigentumsfrage nicht eindeutig gewesen sei.. Seit Dezember 2006, so die weitere Auskunft des Ministers, prüfe das Rechtsamt der Stadt Kassel die Eigentumsfrage, jedoch habe sich das Ministerium entschieden, selbst auch ein Gutachten in Auftrag zu geben.

Wie Lenz erläutert, seien die Handexemplare im Jahr 1897 von Hermann Grimm, dem Sohn Wilhelms, zunächst der 1920 aufgelösten Brüder-Grimm-Gesellschaft übergeben und dann in den Bestand der städtischen Murhard’schen Bibliothek in Kassel überführt worden. Diese wurde vor einigen Jahren mit der Hessischen Landesbibliothek Kassel zur Universitätsbibliothek in der Verantwortung des Landes Hessen zusammengeführt. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft allerdings wurde 1940 neu gegründet und erhebt heute Ansprüche auf die neun Bände der Handexemplare. Auschlaggebend für die gegenwärtige Verwirrung um die Eigentumsrechte sei eben diese wechselvolle Geschichte der Bestände der Kasseler Bibliotheken, wie Lenz auch der Antwort des Ministers entnehmen konnte. Gegenwärtig befänden sich die Handexemplare im Kasseler Brüder-Grimm-Museum, welches von der Brüder-Grimm-Gesellschaft geführt werde.

Der Abgeordnete teilt die Auffassung des Ministers, dass eine schnelle Klärung der Eigentumsfrage unbedingt wünschenswert sei. Aloys Lenz: „Die Brüder Grimm und ihr Werk sind nicht nur ein Stück Hanauer und hessischer Identität, ihre Märchensammlung ist auch die kulturelle Botschaft Deutschlands an die Welt“. Darüber hinaus, so zitiert Lenz Minister Corts abschließend, sei gerade im Hinblick auf die gesteigerte internationale Aufmerksamkeit durch die Aufnahme der Märchensammlung in das Weltdokumentenerbe, „eine zügige juristische Klärung der strittigen Fragen wünschenswert“. (Büro Aloys Lenz, MdL)

http://www.hanauonline.de/content/view/8764/2/

Berthold Friemel, 24. März 2007
📩

Hess. Wissenschaftsminister zu Anfrage betr. Handexemplare

Gestern fiel mir beim Surfen im Internet auf, daß mittlerweile die Antwort online zugänglich ist, die der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts auf die Anfrage einiger Landtagsabgeordneter zu den Rechtsverhältnissen um die Kasseler Handexemplare der Grimmschen Märchen gegeben hat. Sie sei hier dokumentiert:

Kleine Anfrage
der Abg. Lenz (Hanau), Oppermann und Klein (Freigericht) (CDU)
vom 06.12.2006

betreffend Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen der
Brüder Grimm

und Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst

Vorbemerkung der Fragesteller:
Der Hanauer Anzeiger berichtet in einem ausführlichen Artikel seiner Ausgabe vom 18. November 2006 über Eigentumsansprüche, welche der gegenwärtige Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft in Kassel auf die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm erhebt. Angesichts der Tatsache, dass die Handexemplare Teil des UNESCO-Weltdokumenterbes sind und die Brüder Grimm als Exponenten hessischer Identität einen hohen Stellenwert genießen, fragen wir die Landesregierung:

Diese Vorbemerkung der Fragesteller vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Frage 1. Sind der Landesregierung Eigentumsansprüche durch den Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft auf die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm bekannt?
Der Landesregierung ist bekannt, dass im Zusammenhang mit der in der Fragestellung angesprochenen Diskussion über die Eigentumsrechte an den Handexemplaren der Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft bislang davon ausgegangen war, das Brüder-Grimm-Museum in Kassel oder auch die Brüder-Grimm-Gesellschaft sei seit der Übergabe der Dokumente an das Grimm-Museum Eigentümer der Handexemplare.

Frage 2. Wo befinden sich diese gegenwärtig?
Die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen befinden sich im Brüder-Grimm-Museum Kassel.

Frage 3. Wer ist nach Kenntnis der Landesregierung Eigentümer der Handexemplare und seit wann?
Die Frage der Eigentumsrechte ist, wie sich bei den vorläufigen Prüfungen im Zusammenhang mit der Aufnahme der Handexemplare in das Weltdokumentenerbe der UNESCO ergeben hat, bisher nicht eindeutig geklärt worden.
Seit Dezember 2006 prüft das Rechtsamt der Stadt Kassel die umstrittenen Übergabeverträge und auch das Land Hessen hat zwischenzeitlich entschieden, ein eigenes Gutachten zu erstellen. Das Gutachten des Rechtsamts der Stadt Kassel soll in Kürze vorgestellt werden.

Frage 4. In welcher Beziehung steht die Brüder-Grimm-Gesellschaft in Kassel zum Land Hessen bzw. zu Einrichtungen des Landes?
Es bestehen keine Beziehungen zum Land Hessen bzw. zu Einrichtungen des Landes.

Frage 5. Gibt oder gab es personelle und/oder institutionelle Verbindungen zwischen dem Land Hessen oder Einrichtungen des Landes und der Grimm-Gesellschaft?
Es gibt keine derartigen Verbindungen.

Frage 6. Wie beurteilt die Landesregierung die Situation konkurrierender Grimm-Vereine (Brüder-Grimm-Gesellschaft in Kassel, Grimm-Sozietät in Berlin) im Hinblick auf die weitere Erforschung des Werkes der Brüder Grimm?
Wesentliche Teile des Lebenswerkes der Brüder Grimm befinden sich sowohl in Kassel als auch in Berlin. Dies erklärt die Existenz der beiden Organisationen, die sich jeweils der Pflege eines Teils des Nachlasses widmen. Aus der Sicht des Landes ist die Kooperation beider Institutionen im Hinblick auf eine umfassende Aufarbeitung des Lebenswerkes dieser wichtigen und international bekannten Vertreter der deutschen Geistesgeschichte wünschenswert.

Frage 7. Wie beurteilt die Landesregierung im Hinblick auf den hohen Rang der Brüder Grimm als Repräsentanten hessischer Identität den öffentlichen Streit um das Eigentum an ihrem Erbe?
Die öffentliche Diskussion um die Eigentumsrechte an den Originalexemplaren resultiert aus der wechselvollen Geschichte der Bestände in den Kasseler Bibliotheken und aus nicht eindeutig zu interpretierenden Vertragswerken. Im Hinblick auf die internationale Aufmerksamkeit durch die Aufnahme in das Weltdokumentenerbe ist eine zügige juristische Klärung der strittigen Fragen wünschenswert.

Wiesbaden, 19. Februar 2007
Udo Corts

Eingegangen am 5. März 2007 · Ausgegeben am 12. März 2007
Druck und Auslieferung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden

http://www.landtag.hessen.de/Dokumente/Plenarsitzungen/06632.pdf

Berthold Friemel, 13. April 2007

Kategorien
Allgemein

Alter Streit zwischen Grimm-Museum und Kasseler Bibliothek
(Grimmforum, 23. Juni 2006)

Ins HNA-Forum brachte der Disputierer mit Nickname "Froschkönig" einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1995 ein, der den bis heute ungelösten Streit um die alten Kasseler Grimm-Bestände behandelt. Ursprünglich (ab Gründung 1959) war das Grimm-Museum eine Einrichtung in der Bibliothek; seit der Trennung von der Bibliothek hält das Museum Bücher und Autographen aus Bibliotheksbesitz zurück und verbrachte besonders kostbare Teile der Bestände Mitte der neunziger Jahre in das Palais Bellevue, angeblich weil die räumlichen Verhältnisse im Bibliotheksgebäude die weitere Verwahrung der Sammlungen dort nicht gestatteten. Hier das interessante Dokument, O-Ton "Froschkönig" zunächst:

Meine Damen und Herren,
ich habe in meinem Brunnen ein vergilbtes Schriftstück nicht mehr ganz frischen Datums gefunden. Ob sich das damals Vorgefallene in Wohlgefallen aufgelöst hat? Wer kann Kunde geben? Wie ging das Märchen aus?

HNA v. 11.12.95 schrieb:

Wenn das die Brüder Grimm wüssten*

Um 900 Bücher rund um das Werk der Brüder Grimm streiten Hochschulbibliothek und Brüder-Grimm-Museum anscheinend seit Jahren. Jetzt ist das Gerangel erneut eskaliert.

Kassel. Ungeklärte Besitzansprüche, Mahnverfahren, Fristversäumnisse, Ausschlussverfahren und offenen Gebührenrechnungen von einigen tausend Mark sind das derzeitige Ergebnis einer offenen Rechnung zwischen Land Hessen und Stadt Kassel, genauer gesagt, der Hochschul-Bibliothek in Trägerschaft des Landes und des städtischen Grimm-Museums. Das Objekt der beiderseitigen Begierde sind rund 900 Bücher von den Brüdern Grimm, über sie und ihr Werk.

Diese so genannte *Grimmiana" beanspruchen sowohl die Hochschulbibliothek als auch das Brüder-Grimm-Museum im Palais Bellevue für ihre Bestände. Derzeit stehen die teilweise wertvollen Handschriften und Erstausgaben im Archiv des Museums – ausgerechnet im Gebäude der Murhardschen Bibliothek, die zur Hochschulbibliothek gehört. Dort sind sie zwar allgemein zugänglich, aber "unrechtmäßig" untergebracht, sagt Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß, Leiter der Hochschulbibliothek. 1975 wurden die Landesbibliothek und die Murhardsche mit der Hochschulbibliotehk zusammengelegt. Damit traten neue Eigentumsverhältnisse in Kraft.

Für die Bestände der Murhardschen, inklusive der jetzt umstrittenen *Grimmiana" bedeutete das: Sie bleiben im Eigentum der Stadt, werden aber in die Verwaltung, der Hochschulbibliothek, also des Landes, übergeben.

Die Stadt habe damals erklärt, die *Grimmiana" dem Brüder-Grimm-Museum zuordnen zu wollen und nicht der Hochschule, meint dagegen Joachim Ebel, Leiter des städtischen Kulturamts. *Absichtserklärungen, die aber nie realisiert wurden", hält Kahlfuß dagegen. Trotz diverser Gespräche auf höherer Ebene scheint bis heute ungeklärt, wer nun den Bücherschatz rechtmäßig verwaltet. Derweil wird hinter den Kulissen kräftig gezerrt und geschoben.

Ein neues Kapitel im Bücherstreit begann 1984.

Die Bestände der Hochschulbibliothek wurden datenmäßig erfasst und katalogisiert. "Auch die Grimmiana", erinnert sich die Museumsangestellte Ursula Roggensack. Um den besonderen Schatz auf einen Blick von allen anderen bereichen unterscheiden zu können, seien den Büchern gelbe Schilder auf den Rücken geklebt worden – auf Anweisung der Bibliotheksleitung. Diese Kennzeichnung hielt der Dauer des Streits nicht stand, viele Aufkleber lösten sich, ließen nur wenige Klebereste auf den Rücken zurück. Jetzt schritt man seitens des Museums zur Tat und drückte den Büchern kurzerhand den eigenen Stempel auf. Solches Treiben empörte wiederum die Bibliotheksleitung.

Großzügig hatte man den ganzen Bestand nach der Erfassung 1984 auf einem Ausweis zur Dauerausleihe dem Grimm-Museum überlassen. Das Museum habe diese großzügige Geste damit beantwortet, dass man Bücher auch dann nicht herausgab, wenn sie per Fernleihe angefordert wurden, beklagt Kahlfuß. Stimmt nicht, kontert man seitens des Museums. "Die Bücher gehen bei Nachfrage in die Ausleihe und sind im übrigen jedem zugänglich" so Roggensack. Seit neuestem allerdings kämen ausgeliehene Grimmiana auf Anweisung der Bibliotheksleitung nicht wieder zurück ins Museum, so sei der Sachverhalt.

Inzwischen sind die Museumsleute von der Benutzung der Hochschulbibliothek ausgeschlossen. Als oberster Bibliothekar verweist Kahlfuß auf die Benutzerordnung: Ausleihfristen überzogen, Mahnverfahren missachtet, mithin ständig gegen die Benutzungsordnung verstoßen, also alle Bedingungen erfüllt, nach § 13 von der Benutzung der Bibliothek ausgeschlossen zu werden. *Nur, damit die Verhältnisse mal grundsätzlich geklärt werden", sei man jetzt so streng vorgegangen, erklärt Kahlfuß.

Jetzt soll ein Gespräch zwischen dem Präsidenten der Hochschule, Prof. Hans Brinckmann, und Oberbürgermeister Georg Lewandowski den Bücherstreit beenden. Ob die jetzt neue Bändchen kleben oder noch einen Stempel anbringen lassen, darf mit Spannung erwartet werden. Die ältesten und wertvollsten Stücke des Bestandes blieben von solcherlei Maßnahmen übrigens bis heute gänzlich verschont, denn sie waren zum Zeitpunkt der Erfassung zur Ausstellung ausgeliehen.

Bonoboche, 23. Juni 2006

Kategorien
Allgemein

Kritik an Grimm&Kassel un-anonym und auf den Punkt
Grimm / Kassel im HNA-Forum
(Grimmforum, 23. Juni 2006)

In den letzten Tagen wurde im Kasseler „Extra-Tip“ und durch den dortigen Kulturbürgermeister Junge neuerlich behauptet, die an den Kasseler Grimm-Zuständen und an der Person, die sie vor allem zu verantworten hat, geübte Kritik sei nicht nachvollziehbar, nicht nachprüfbar oder disqualifiziere sich durch Anonymität. Indessen werden diese Auseinandersetzungen ja sehr sichtbar zwischen Personen und Personengruppen ausgetragen und werden – aus guten Gründen und nach den Gepflogenheiten dieses neuen Mediums – in zwei Internet-Foren kritisch begleitet. Es scheint mir angemessen, konkrete Kritikpunkte zusammenzutragen, die ganz offen, keineswegs aus einem anonymen Dunkel vorgebracht wurden, um den durchsichtigen Abwehrstrategien den Boden zu entziehen. Zunächst zitiere ich den „Extra-Tip“ (21. 6. 2006):

Was man dem überaus aktiven Museumschef eigentlich genau vorwarf, das konnte nie richtig geklärt werden. Da wurde eher mit Unterstellungen und Vermutungen gearbeitet, konkrete Nachweise fehlten komplett. … Die hartnäckigsten Gegner von Dr. Bernhard Lauer sind ja nie aus dem Schutz der Anonymität hervorgetreten.

Die HNA in einem Internet-Beitrag vom 21. zitiert den Kasseler Kulturbürgermeister Junge:

„Die Arbeit von Dr. Lauer wird anerkannt“, sagt Junge. Die Vorwürfe gegen den Museumsleiter seien nicht nachprüfbar.

Dazu ist festzustellen: Kritik ist seit Monaten detailliert vorgetragen worden, öffentlich und nichtöffentlich. Die Kritikpunkte wurden mit zahlreichen Beispielen und Nachweisen versehen. Die Kasseler Reformgruppe kann Zeugen für Missstände wie Mobbing und das Xxxxxxxxxxxx von Beständen beibringen, sofern die Kasseler Stadtregierung diese Möglichkeit hätte in Anspruch nehmen wollen. Scharfe Kritik wurde vielfach frank und frei vorgetragen. Einige Beispiele:

Frau Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde, Professorin für mittelalterliche deutsche Literatur an der Universität Kassel, Mitglied des Wissenschaftlichen Rats der Brüder Grimm-Gesellschaft:

… was Herrn Lauer auszeichnet: dass er immer nur seine Position sieht und immer alles sofort abqualifiziert, was von einer Seite kommt, die nicht mit seiner Arbeit vollständig einverstanden ist. im DeutschlandRadio Kultur, 5. 5. 2006

Herr Prof. Dr. Alan Kirkness, emeritierter Professor für Germanistik und für linguistische Methodik aus Auckland, Neuseeland, u. a. Mitarbeiter am „Deutschen Fremdwörterbuch“ des IDS Mannheim, langjähriges Mitglied der Brüder Grimm-Gesellschaft, Experte für die Geschichte des Grimmschen Wörterbuchs:

Daß die Kasseler Bestände ohne Wenn und Aber allen Grimm-Forschern zugänglich gemacht werden, ist eine Selbstverständlichkeit. Daß dies jedoch in der jüngeren Vergangenheit xxxxx immer xxxx xxx xxxxxx der Fall gewesen zu sein scheint, wie aus Forenbeiträgen hervorgeht, xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx. Hier sind m. E. auf der Mitgliederversammlung dem bisherigen Vorstand harte Fragen zu stellen, die eine Antwort verlangen. Hier tut eine neue, ganz andere Praxis bitter not. in grimmforum.de, 24. 4. 2006

Herr Prof. Dr. Heinz Rölleke, Forscher zu den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm mit ausgezeichnetem internationalem Ruf, Grimm-Preisträger 1999, Mitglied des Wissenschaftlichen Rats der Brüder Grimm-Gesellschaft

Meine Damen und Herren, auf der schön gestalteten Einladung zu dieser heutigen Veranstaltung … ist ein altes Möbelstück abgebildet, ein Sekretär im Stil des frühen 19. Jahrhunderts. Ich weiss nicht, ob die Gestalter dieser Karte damit ein wenig einem Irrtum aufgesessen sind oder ob sie in sehr subtiler Ironie auf einige Gegebenheiten in und im Umfeld der Kasseler Brüder Grimm-Gesellschaft anspielen wollten. … Denn: Dieses Möbelstück ist seit knapp sechs Jahren weltberühmt. Seine Abbildungen zieren Hunderte Fotoalben, vor allem auch in Japan und den USA, mit Reiseandenken. Unter anderem dieser Sekretär vertrat nämlich auf der Expo in Hannover das Land Hessen und seine Kultur. Er war von der Brüder Grimm-Gesellschaft als Märchenschreibtisch der Brüder Grimm, sozusagen als das kostbarste Möbelstück aus der Grimmschen Märchenwerkstatt, identifiziert, angepriesen und eben auch nach Hannover herumgereicht worden. Nun wissen wir alle, dass sich an das Gedenken an die Märchen-Brüder Grimm mehr erfundene Märchen geheftet haben als sonst schon allenthalben im kulturgeschichtlichen Erinnern üblich. Doch die meisten dieser bestenfalls gut gemeinten, jedenfalls seriöse Interessenten irreführenden Erfindungen gehen aufs Konto der Manager der sogenannten Märchenstraße oder lokaler Kulturstätten, die nicht auf Genauigkeit aus sind, sondern auf Attraktion, und die gern für eine Steigerung der Touristenzahlen ihre Seele verkaufen. Hier aber hat sich die Brüder Grimm-Gesellschaft, die nach dem Wortlaut ihrer Satzung eine internationale wissenschaftliche Gesellschaft ist, die wissenschaftliche Zwecke verfolgt, mit einem zumindest fahrlässigen Irrtum vor aller Welt geoutet. Der in Frage stehende Sekretär wurde nach nicht zu bezweifelnder Familientradition im Jahr 1837 durch Ludwig Hassenpflugs, des vormaligen Schwagers der Brüder Grimm, zweite Gattin, Agnes von Münchhausen aus Rinteln, in die Ehe eingebracht. Vor einiger Zeit ist er dem Kasseler Grimmmuseum durch Frau Dr. Hassmüller aus Freiburg zum Geschenk gemacht worden. Ob dieses harmlose Möbelstück, das auf jeden Fall direkt überhaupt nichts mit den Brüdern Grimm zu tun hat, nun aus Unkenntnis oder in bewusster Irreführung falsch deklariert und zu einer kostbaren Reliquie aus dem Märchenhaus und aus dem Nachlass der Brüder Grimm hochstilisiert und gehandelt wurde, steht dahin. Beides ist in meinen Augen nicht recht entschuldbar. bei einem Vortrag in Kassel, 28. 4. 2006, Mitschnitt vorh. in Uni-Bibliothek Kassel; zu der genannten Einladung und zum Exponat „Märchenschreibtisch“ siehe http://www.grimmnetz.de/wp/2020/12/10/2347/

Herr Prof. Dr. Klaus Siebenhaar, Ausstellungs- und Theaterexperte, gebürtiger Kasseler, Professor für Kulturmanagement in Berlin:

Die Grimms und Kassel sind von außen betrachtet ein drittklassiges Trauerspiel oder ein bitteres Lehrstück kultureller Krähwinkelei. Keine Frage, die Grimms sind und bleiben ein kultureller Exportschlager und ein unvergleichliches Erbe. Wer aber die Weltmarke Grimm für sich reklamiert, muss international Erstklassiges bieten. Beispielsweise – und da beginnt das Elend – eine Ausstellung, eine Präsentation und Visualisierung des Grimmschen Erbes mit dem Zentralbereich Märchen auf höchstem Standard. Und das heißt: konzeptionell-didaktisch, ausstellungsästhetisch und -medial auf internationalem Museumsniveau, wie es einer Weltmarke gebührt. Nichts davon ist in Kassel sicht- und spürbar … Das Weltkulturerbe der Grimms verdient eine andere Pflege und Darstellung, sonst muss man sich nicht wundern, wenn andere dieses Erbe antreten oder längst angetreten haben. im Lion’s Club Kassel, Anfang 2006; Volltext wurde von der HNA veröffentlicht

Die Zusammenstellung lässt sich leicht ergänzen, aber für’s erste dürfte es wohl zur Anregung der Diskussion ausreichen, sich diese vier Zitate noch einmal genau zu überlegen. Ich rufe zur Ergänzung der Sammlung auf. Das in Kassel kursierende Windfuhr-Papier zur Qualität der Ausstellungsarbeit im BGM wäre es auch wert, zumindest in Auszügen noch einem größeren Personenkreis bekannt zu werden (mir liegt es z. Z. nicht vor).

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

milatosSO36, 23. Juni 2006
📩

Im Leserforum der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“, der einzigen ernstzunehmenden eigenständigen Zeitung in Kassel, besteht seit Anfang Februar ein Thread, der sich auf eine witzig-ironische, in den vertretenen Anliegen aber zumeist ernsthafte Weise mit den krisenhaften Entwicklungen der letzten Monate um das Brüder Grimm-Museum und die Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel auseinandersetzt (http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?id=800). Der Thread mit fast 1.900 Beiträgen und weit über 46.000 Zugriffen ist wohl das Thema, das in dem Kasseler Forum bisher das größte Interesse gefunden hat und damit Bürgermeisterwahl, Flughafenausbau Calden, Gestaltung von Königsplatz und Bahnhofsvorplatz usw. spielend überholte. Auch in der Geschichte des Grimm-Gedenkens und der Grimm-Forschung wird dieser Thread mehr als eine Fußnote sein, und daher möchte ich vorschlagen, die dortigen Erörterungen hier in konzentrierter Weise zusammenzufassen und als Bezugstexte für die Zukunft verfügbar zu machen. Denn in Wirklichkeit ist der Reformbedarf bei den Kasseler Grimm-Institutionen ja unverändert, und die Wahlentscheidung der BGG vom 6. 5. ist nur ein Aspekt der Sache; auch die Wahlentscheidung ist vielleicht keine so eindeutig „konservative“ wie zunächst gedacht; andere parallel verlaufende Entwicklungen verweisen nach wie vor in ganz andere, durchaus zukunftsträchtige Richtungen. In jedem Fall ist ein Dreivierteljahr nach dem Zutagetreten der Kasseler Probleme eine bereits deutlich veränderte Situation entstanden.

Zu dem Zweck, eine Zusammenfassung des Kasseler Threads hier zu beginnen, habe ich als eine der dort diskutierenden „Personen“ mich nun auch hier im Grimmforum registriert. Es scheint mir lohnend, sich gemeinsam darum zu bemühen, den Verlauf der Diskussionen in dem Kasseler Forum hier so zu rekonstruieren, daß man sich ohne zu großen Zeitaufwand ein Bild machen kann. Der Humor und die Vielfalt der Kasseler Diskussionen sollten dabei erhalten bleiben. Wo es inhaltlich dazugehört, sollten auch Beiträge aus den dortigen Diskussionen zu den Themen „Märchenwunderland“ und „Museumslandschaft“ einbezogen werden. Mein Vorschlag wäre, daß wir der Chronologie folgen und der Zeitbezug der einzelnen Beiträge immer möglichst sichtbar gemacht wird. Es wird nötig sein, dabei etwas zu experimentieren, und vielleicht können die Moderatoren des Forums Unterstützung leisten, wenn es nötig werden sollte, diesen Thread später zu straffen, denn das Ausmaß des Kasseler Originals sollte er nicht annehmen. Diskussionen über die Gestaltung dieses Zusammenfassungs-Threads kann man vielleicht in einem eigenen weiteren Thread führen und sich hier nur auf die möglichst zutreffende Zusammenfassung des Kasseler Hergangs beschränken.

Bonoboche, 4. Juni 2006
📩

Der Thread im HNA-Forum wurde am 6. Februar von einem Teilnehmer namens „Grimmig“ eröffnet, nachdem zuvor in dem Anzeigenblatt „Extra Tip“ zwei deutlich von B. Lauer inspirierte Beiträge erschienen waren, mit denen die bisherigen Zustände in Grimm-Gesellschaft und Grimm-Museum verteidigt werden sollten. Im ersten dieser Beiträge (vom 1. 1.) hieß es:

Klaus Becker schrieb am 1. 1. 06
Polit-Intrigen in Grimm-Gesellschaft Kampagne gegen den anerkannten Experten und Museumsleiter Dr. Lauer – SPD-Mann soll an die Spitze
Um ihr stolzes Erbe geht es: Jakob (rechts) und Wilhelm Grimm. Foto: privat

Sie ist eine Gesellschaft, die einen der größten Schätze Kassels hütet: die Erinnerung an die legendären Brüder Grimm. Die nicht nur als Märchensammler Weltruhm für ihre nordhessische Heimat sicherten, sondern auch als herausragende Wissenschafter im internationalen Gedächtnis weiterleben. Anerkannt von internationalen Organisationen wie der UNESCO, respektiert praktisch in allen Ländern, in denen sie ihre Kenntnis über Sprachen und deren Herkunft auf sicheres, wissenschaftliches Niveau hoben. Nur die nach ihnen benannte Brüder Grimm-Gesellschaft in Kassel scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Dort droht jetzt eine Gefahr, die man lange von der Gesellschaft fernhalten wollte: Sie wird hineingezogen in politische Querelen.
Von KLAUS BECKER
KASSEL – Als neuen Präsidenten der Brüder Grimm-Gesellschaft möchte OB Bertram Hilgen ausgerechnet den Vorsitzenden des Kulturforums der Kasseler SPD durchsetzen, den früheren Uni-Präsidenten Hans Brinkmann. Der außer seiner parteipolitischen Qualifikation in Sachen Grimm bisher nicht in Erscheinung getreten ist.
Das Ganze läuft Hand in Hand mit einer massiven Kampagne gegen den Direktor des Brüder Grimm-Museums in Kassel, Dr. Bernhard Lauer. Der hat sich in den letzten Jahren mit unermüdlichen Fleiß – manche sagen sogar mit ausgesprochener Besessenheit – um das Thema ,Brüder Grimm‘ gekümmert. Fast 100 Publikationen aus seiner Feder sind in dieser Zeit zu den Grimms erschienen. Auch international hat sich Dr. Bernhard Lauer einen Namen gemacht. Zuletzt präsentierte er im spanischen Malaga eine Ausstellung über die Brüder Grimm, die große Anerkennung findet. Neben seiner intensiven Kenntnis über Leben und Werk der Brüder Grimm zeichnet sich Dr. Lauer wie die berühmten Brüder durch eine ausgesprochene Sprachen-Begeisterung aus. Kaum eine der großen Kultursprachen, in denen er nicht über die Brüder Grimm referieren kann. Selbst Japanisch hat er gelernt, um dem großen Interesse an den Brüdern in diesem fernöstlichen Land gerecht zu werden. Doch in Kassel selbst – der Prophet gilt bekanntlich am wenigsten im eigenen Lande – wird er angefeindet. Der Hauptvorwurf: Dr. Lauer „monopolisiere“ die Erinnerung an die Brüder Grimm, lasse andere nicht zum Zuge kommen. Der kann die Vorwürfe leicht zurückweisen: Unter seiner Verantwortung sind fast 100 Publikationen zum Thema Grimm erschienen, an denen zahlreiche Autoren beteiligt waren. Der Direktor des Brüder Grimm-Museums hat immer dafür gesorgt, möglichst viele andere Wissenschaftler mit einzubeziehen. Allerdings, daraus macht er keinen Hehl, verlangt er einen gewissen Einsatz und ein gewisses Niveau. So kann er zum Beispiel die Vorwürfe aus den Reihen von Kasseler Universitäts-Lehrern nicht verstehen, er xxxxxxxxx diese in ihrer Arbeit. Wer auf ihn zukomme, dem helfe er: Eine Erfahrung, die auch viele Journalisten bestätigen können, die von Dr. Lauer immer intensiv und ausgiebig mit Material versorgt wurden. Bedauerlicherweise sei aus den Reihen der Kasseler Universität bislang das Thema ,Brüder Grimm‘ zu selten aufgegriffen wurden. Sonst hätte er natürlich selbstverständlich gern auch diese Arbeiten unterstützt.
Beobachter vermuten, dass hinter der neuesten Kampagne gegen den Grimm-Experten Dr. Lauer ein Gegner aus der Brüder Grimm-Gesellschaft steht. Wolfgang Windfuhr, früherer Landtags-Vizepräsident der CDU und mehrere Jahre Präsident der Brüder Grimm-Gesellschaft. Er hat es bis heute nicht verwunden, dass die Grimm-Gesellschaft ihn nicht bedingungslos unterstützt hat und er deshalb zurücktreten musste. Beobachter sehen inzwischen eine seltsame Koalition. Dort der Mann des konservativen Lagers, auf der anderen Seite OB Bertram Hilgen, der seinen Kandidaten Hans Brinkmann in das Amt des Präsidenten hieven möchte. Was den für diese Aufgabe auszeichnet, können nur wenige sehen. Als Uni-Präsident hat sich Brinkmann nicht für die Grimms ausgezeichnet. Er sich nicht auch nicht mit Ruhm bekleckert in seiner Rolle als einer der Haupt-Initiatoren von Kassels privater Uni ,KIMS‘. Denn die musste bekanntlich mit beträchtlichen Schulden den Betrieb aufgeben. Eine Entwicklung, die Brinkmann offenkundig lange verborgen blieb. Jetzt möchte ihn OB Hilgen gern als Präsidenten der Grimm-Gesellschaft. Der frühere Uni-Präsident hat sich stets durch Sympathie zum früheren abgewählten OB Bremeier bemerkbar gemacht. Und man vermutet, dass er als Vorsitzender des Kulturforums der Kasseler SPD jetzt weitere Qualifikationen braucht, nachdem das Unternehmen ,KIMS‘ so kläglich gescheitert ist.
Hand in Hand mit dem Plan, Brinkmann in der Grimm-Gesellschaft durchzusetzen, läuft der Versuch, den anerkannten und renommierten Wissenschaftler und Museumsleiter Dr. Bernhard Lauer abzusägen. Er soll sich aus allen Gremien der Gesellschaft zurückziehen, so lautet die kategorische Forderung aus dem Rathaus. Eine Forderung, die Grimm-Begeisterte nur mit Fassungslosigkeit zur Kenntnis nehmen. Offenkundig soll die Grimm-Gesellschaft politisiert werden. Und der Sozialdemokrat Brinkmann, mit der ,KIMS‘ gescheitert, soll als Präsident durchgesetzt werden. (Zitat: Extra-Tip Kassel vom 1. 1. 2006, hier nach der Online-Ausgabe)

Am 29. Januar legte das Blatt nach, wiederum mit einem Beitrag von Klaus Becker, der mit B. Lauer seit den Zeiten der Veranstaltungsgesellschaft „200 Jahre Brüder Grimm“ (1985 / 86) zusammenarbeitet:

Klaus Becker schrieb am 29. 1. 06

(Bild- und Textzitat: Extra-Tip Kassel vom 29. 1. 2006)

Das Erscheinen dieses „Extra-Tip“-Beitrags war Anlaß für rege Diskussionen, die zunehmend nicht nur in privaten Kreisen, sondern auch im Internet geführt wurden, zum Beispiel auch im Grimmforum. In Kassel war dies der Zeitpunkt, als nach Meinung des HNA-Lesers „Grimmig“ das Faß übergelaufen war und er am 3. 2. seinen bis heute so sehr besuchten Thread eröffnete (http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?id=800&p=1):

Grimmig schrieb am 3. 2. 06: Der Kasseler Extra-Tip hat nach eigenen Recherchen und in Zusammenarbeit mit dem Direktor des Brüder-Grimm-Museums in Kassel, Bernhard Lauer, herausgefunden: Herr Lauer ist der GröForZ – der größte Forscher aller Zeiten – und Auffinder Büchern, die niemand vorher aufzufinden wusste. Jede Kritik an dem zugegebenermaßen merkwürdigen und leicht überdrehten Forscherverständnis wird als Intrige gekennzeichnet und durch den GröHaz – den größten Herausgeber aller Zeiten – Klaus Becker in die Welt hinausposaunt. Vertreter der Uni Kassel hat man bereits in der Brüder-Grimm-Gesellschaft den Stuhl vor die Tür gestellt und sie öffentlichkeitswirksam als Intriganten und Nichtsnutze (bezüglich der Grimmforschung) gebrandmarkt und im Sinne moderner Anprangerung der Lächerlichkeit preisgegeben.

Mit der Extra-Tip-Meldung vom letzten Sonntag scheint jedoch das Fass übergelaufen zu sein: Zumindest für die bundesdeutschen Grimmforscher, basiert der Artikel doch auf einer Lüge. Dennoch – nicht alle werden wach: Die Stadt Kassel und „Mitinhaber“ und „Chef“ des Brüder-Grimm-Museums / der Brüder-Grimm-Gesellschaft haben einen Burgfrieden verordnet – aus politischen Gründen, stehen doch demnächst Kommunalwahlen auf dem Programm. Und so haben zur Zeit weder OB Hilgen, noch Bürgermeister Junge ein Interesse an öffentlicher Aufruhr. Und die würde sich sofort einstellen, wenn der Dienstherr seinem Angestellten mal die Leviten lesen und Konsequenzen aus derartigem Verhalten ziehen würde. Fazit: Es geht kaum jemandem um das Brüder-Grimm-Museum, sondern lediglich um die eigenen Interessen. OB Hilgen sieht die SPD im Aufwind, verordnet Stillschweigen und sieht zu, wie sein Parteigenosse und designierter Nachfolger im Amt der Brüder-Grimm-Gesellschaft, Brinkmann, öffentlich demontiert wird. Der Bürgermeister und Kulturdezernent Junge hingegen mag sowieso keinen Stress und pflegt die Vorurteile derjenigen, die in dem Theologen eher einen zweiten Pfarrer Fliege als einen Politiker mit Weit- und Durchsicht sehen.

Die Knallhütter Brauerei im Landkreis kocht ihr eigenes Süppchen – hier gibt es keine Parteifreunde mehr, sondern es zählt nur noch das Geschäft – und so distanziert sich der Knallhüttenchef und SPD-Mitglied Bettenhäuser von seiner eigenen Partei und hofft auf weiteren Umsatz unter dem Märchenmann Lauer – das Schneewittchenbier muss schließlich unter das Volk. Übrigens auch der Stahlschrott von Kettensägen-Ricky, dessen Skulpturen sich in Kassel mittlerweile weiter Verbreitung erfreuen – Lauer sei Dank. Und so avanciert Ricky Weber auch schon mal zum lautstarken Sprachrohr Lauers – wie z. B. auf der letzten Versammlung der Brüder-Grimm-Gesellschaft – und bügelt die Lauerkritiker mit unterstem „Fullebrüggen“-Jargon nieder.

Das Brüder-Grimm-Museum und die Brüder-Grimm-Gesellschaft sind zu Versorgungsträgern verkommen. Zu Versorgungsträgern einiger lauerfreundlicher Mitläufer, die sich auf Kosten des kleinen Mannes – dem Steuerzahler mithin – ihre Schäflein ins trockene bringen, sekundiert von einer Zeitung, die ja – wohlgemerkt – kein Geld kostet und sich aus Anzeigen finanziert – ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

Anmerkungen: Buch oben im Bild: nicht die Krakauer DWB-Handexemplare, sondern im BGM Kassel befindliches Handexemplar der Märchen;
OB Bertram Hilgen, gewählt 2005 = SPD;
Bürgermeister Thomas-Erik Junge, verantwortlich für Kultur und schon länger amtierend = CDU;
Frank Bettenhäuser = Inhaber von Brauerei und Restaurant Knallhütte bei Kassel (aus der Inhaberfamilie stammte die Grimmsche Märchenbeiträgerin Dorothea Viehmann);
Kettensägen-Ricky = Reinhold Weber, Skulpturenkünstler in Kassel, stellte in Kassel in Zusammenarbeit mit dem BGM und mit der Firma Truss Haustechnik mehrere großformatige Zinkplastiken auf, die von Grimmschen Märchen inspiriert sind;
Fullebrüggen-Jargon: bezieht sich auf die Örtlichkeit „Fuldabrücke“ am Rand der Kasseler Altstadt, von „Grimmig“ am 26. 2. im HNA-Forum, # 317, noch folgendermaßen erklärt: „Fullebrüggenschbroche ist Kasselänisch auf Ephesus und Kupille Niveau. Ach ja – für die ‚Nichtkasseler‘: Fullebrüggenschbroche ist Kasseler Dialekt, der von den einfachen Leuten gesprochen wird / wurde. Für Nicht-Kasseler mag diese derb-deftige Sprache (hör moh Henner, host’se denn nit mähr alle, ahle Schlagge) als sehr beleidigend empfunden werden. Die ‚Neu-Fullebrüggenschbroche‘ weist weniger Dialekt auf, dafür wirkt sie in hochdeutscher Form sehr aggressiv und ist als Soziolekt auf einen bestimmten Gebrauchsraum beschränkt. Bei Missachtung dessen, kann es leicht zu Irritationen kommen, vor allem in Kombination mit erhöhter Lautstärke. So konnte bei vielen Teilnehmern der letzten GG-Versammlung der Eindruck entstehen, dass aus einer bestimmten Ecke eine Art ‚Niederbrüllkommando‘ eingesetzt wurde, wobei der Kasseläner an sich sofort erkannt hätte, dass es sich dabei lediglich um normales Rumpöbeln handelte. Ich hoffe, die Frage einigermaßen beantwortet zu haben.“

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

Bonoboche, 4. Juni 2006

Kategorien
Allgemein

Grimm-Gesellschaft Kassel in der Verantwortung
Dieter Staubach neuer Präsident
(Grimmforum, April-Juni 2006)

Das Forum der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“, http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=12197#p12194, enthält heute einen meines Erachtens sehr klugen Beitrag über die Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel. Der Autor, Ralph Hallstein, weist vollkommen richtig darauf hin, dass die Verantwortung für die Zukunft der Grimm-Aktivitäten in Kassel zum großen Teil bei den Mitgliedern dieser Gesellschaft liegt. Aus persönlicher Erfahrung gibt er den Eindruck wieder, dass manche Mitglieder die während der letzten Monate zutagegetretenen Ungereimtheiten und Missstände eher verdrängen, wenn sie sie nicht gar als „Schlitzohrigkeit“ im Interesse der Kasseler Grimm-Interessen beschönigen (dabei wäre dann wohl an die Unterschiebung eines Möbels, das die Grimms bestenfalls ab 1837 vereinzelt und kurz bei Hassenpflugs gesehen haben könnten, als ‚Grimm-Schreibschrank‘ [Expo 2000, jetzt Japan-Tournee] oder die nicht erschienenen, aber als verfügbar bekanntgemachten Veröffentlichungen zu denken usw. usf.; beides wurde im Forum der HNA sehr ausführlich diskutiert).
Den heutigen Beitrag aus dem HNA-Forum zur Stimmungslage in der Grimm-Gesellschaft möchte ich ins Grimmforum übertragen, um Mitglieder der Grimm-Gesellschaft und interessierte Nichtmitglieder auch hier einzuladen, diese Einschätzung zu überprüfen und die unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten zu diskutieren. Denn in den nächsten Tagen ist ja damit zu rechnen, dass der amtierende Rumpf-Vorstand die Unterlagen zur Wahlversammlung an die Mitglieder versendet.

Aus dem Beitrag von Ralph Hallstein über die Stimmungslage in der Grimm-Gesellschaft

Um es vorweg zu sagen: ich bin nicht Mitglied der BGG und verfolge als (kultur)interessierter Kasseler Bürger das HNA-Forum seit Wochen mit Interesse und auch Vergnügen.
In meinem Bekanntenkreis befindet sich ein Ehepaar, das seit Jahrzehnten Mitglied der Gesellschaft ist und ich sprach dieses auf die laufenden Vorgänge an. Erstaunlicherweise waren beide eher unberührt von den massiven, aber für Außenstehenden doch plausibel vorgetragenen Vorwürfen gegen Dr.Bernhard Lauer. Mit der fragwürdigen Qualität des Museums wollten sie sich gar nicht auseinandersetzen, sondern zogen sich auf die Position „woanders ist es auch nicht besser“ zurück.Die gravierenden Vorhaltungen hinsichtlich der – vorsichtig ausgedrückt – „inszenierten Gelehrsamkeit“ des Museumsleiters wurden in ihrem Gehalt und ihrer Bedeutung gar nicht verstanden.
Im Gegenteil: Lauers Verhalten erscheint als Ausdruck einer gewissen Schlitzohrigkeit und Cleverness, die insgeheim bewundert wird.
Muß ich befürchten, daß diese Haltung für die Mehrheit der Mitglieder repräsentativ ist? Ich kann nicht die Motivation beurteilen, Mitglied der BGG zu werden. Meiner Beobachtung nach spielen Motive der Heimatverbundenheit (Grimm=Kassel) und das Interesse an Märchen eine zentrale Rolle, wobei die Beschäftigung mit komplexeren Fragen, wie etwas Editionswissenschaft und Philologie eher als marginal, ja lästig angesehen wird.
Daß die BGG als Verein offensichtlich eine ganz spezielle Institution ist, ersehe ich aus dem merkwürdigen Verhalten Dr.Lauers und des Restvorstandes.
Angesichts solch massiver Vorwürfe, wäre es in jedem x-beliebigen Sportverein eine Frage des guten Geschmackes gewesen, die Tätigkeit des Geschäftsführers bis zur Klärung dieser Vorwürfe ruhen zu lassen. Wohl gemerkt: eine Frage des Stils – aber auch als Zeichen, selbst an einem gemeinschaftlich zu findenden Kompromiß mitzuwirken.
Ich schließe aus dem Verhalten Dr.Lauers auf einen ungebremsten Machthunger, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob dieser nur in einer erstarrten Persönlichkeitsstruktur verankert ist, oder auf noch nicht offengelegte Vorgänge verweist, die man gerne vor der Öffentlichkeit verbergen möchte.
Selbst wenn man nur die Psychologie weiter bemühen will, scheint mir bei Dr.Lauer noch ein ganz anderes Motiv wirksam zu sein: Angst.
Die Erfahrung lehrt, daß Charaktere wie er neben sich keine ebenbürtigen oder überlegeneren Persönlichkeiten dulden. Daraus wird verständlich, wie wenig er etwa die Hochschullehrer aus Kassel akzeptieren konnte, bzw. nach kurzer Zeit schmerzlich hätte erfahren müssen, auf welch sandigem Grund seine Lebenslüge des „Wissenschaftlers von internationalem Rang“ aufgebaut war.
Die Kritik an der zögerlichen Haltung der relevanten Politiker ist meiner Meinung gerechtfertigt. Aber ich warne vor einem allgemeinen „Politiker-Bashing“. Man sollte an die Mitglieder der BGG appellieren, sich ihrer Verantwortung auch für Kassel bewußt zu werden und nicht durch eine weitere Unterstützung Dr.Lauers die Peinlichkeiten in die Zukunft zu verlängern. Immerhin verwundert es, daß die überregionale Presse noch nicht von dieser Mischung aus Provinzposse, wissenschaftlicher Großmannssucht und kulturpolitischer Ignoranz Kenntnis genommen hat.
Was wenn?
Nicht nur die BGG, sondern ganz Kassel wäre wieder einmal der Blamage ausgesetzt.

Es ist sehr zu hoffen, dass die Mitglieder der Grimm-Gesellschaft ihre Verantwortung ernstnehmen. Sollten sie es mehrheitlich für gut halten, vor dem im Verlauf von mehr als einem Jahrzehnt entstandenen Desaster die Augen zu verschließen, müsste man andererseits fragen, ob die zentrale Stellung der Gesellschaft für die Kasseler Grimm-Aktivitäten so fortbestehen kann oder ob einzelne Bereiche besser dort abgelöst und in andere Organisationsformen überführt werden sollten. Die Mitglieder mögen letztlich nach ihrem Gutdünken und Belieben entscheiden; bei ihren Entscheidungen sollten sie sich des Interesses der kritischen interessierten Öffentlichkeit am Ergebnis der bevorstehenden Mitgliederversammlung – und der zu erwartenden Reaktionen – aber bitte bewusst sein! Öffnung oder Einmauern, Ausweitung auf weitere Themen und Arbeitsgebiete oder Einengung auf das Spektrum, das vom verbliebenen Rest abgedeckt werden kann, Erlangung überregionaler Qualitäten oder unaufhaltsamer Abstieg auf Provinzniveau, das sind Alternativen, über die auf der Mitgliederversammlung Anfang Mai zu entscheiden ist.

milatosSO36, 3. April 2006
📩

Nach dem 26. März – ein Zwischenruf
Auswärtige Freunde fragten die letzten Tage telephonisch nach dem weiteren Fortgang des „Kasseler Reformprozeßes“ an. Dabei wurde mir bewußt, daß ohne die Kenntnis der politischen Lage nach den Kommunalwahlen vom 26.3. eine realistische Einschätzung des möglichen weiteren Verlaufs nicht möglich ist. Ich will hier meine Bewertung zur Diskussion stellen und für den Fortgang der Ereignisse über den 6.Mai hinaus eine Voraussage wagen.
Am 26.3. erreichte die SPD in Kassel gegen den Landestrend bei einer Wahlbeteiligung von ca. 37 % (!) das beste Ergebnis in einer hessischen Großstadt. Die Verluste der CDU waren mit ca. 28 % nicht so dramatisch wie erwartet, während die Grünen mit ca. 16 % ihre Position behaupten konnten. Anfang der Woche nun erklärte OB Hilgen, mit dem bisherigen Magistrat weiterarbeiten und seine Politik mit einer parteiübergreifenden Konstellation fortsetzen zu wollen. Ein Vorhaben, das in der Bevölkerung auf Sympathie stößt und sich als sehr geschickt erweist, da es verdeckt, daß sich mittlerweile der berühmt-berüchtigte „rote Filz“ früherer Jahre auf der Verwaltungsebene wieder rekonstruiert. Für die Kulturpolitik interessant: so wechselte der bisherige Leiter des Kulturamtes – ein für das Grimmdesaster mitverantwortlicher xxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxxxxxx – in die höhergewichtige Postion der Leitung des Hauptamtes, also in die unmittelbare Nähe des OB.
Zur Zeit steht auch die Neubesetzung der Leitung des zweiten städtischen Hauses, des Stadtmuseums, an. Der bisherige Leiter, Karl – Hermann Wegner, ein altes bewährtes Schlachtroß der Kasseler Geschichte und oft unbequemer Mahner, geht in Pension. Der dieses Haus flankierende Verein, die „Freunde des Stadtmuseums“ (ca. 1600 Mitglieder), wird seit einiger Zeit von der Gattin des ehemaligen OBs, Ministerpräsidenten, Bundesfinanzministers und gegenwärtigen MdB Hans Eichel geleitet, wobei es ihr mit diskreter Beharrlichkeit gelingt, vortrefflich die politische Linie ihres Anvertrauten in Position zu bringen.
Also ein kulturpolitischer Sieg der SPD auf ganzer Linie?
Da scheinen die Verhältnisse um das BGM und die BGG doch etwas komplexer.
Zwar ist Professor Brinckmann – ein klug und nicht parteipolitisch operierender ehemaliger Präsident der hiesigen Universität – SPD-Mitglied, doch kann er sich im Falle des BGG seiner Genossen nicht ganz sicher sein.
Neben Kassel hat die SPD auch in den nordhessischen Landkreisen gute Ergebnisse eingefahren und vor allem die Position des langjährigen Landrates Dr.Udo Schlitzberger gestärkt. Dieser ist – neben dem Grimmschankwirt und Viehmannabkömmling Bettenhäuser (SPD) – ein glühender Verehrer Dr. Lauers, der diesem – ein gerne als passionierter Kulturkenner kokettierender Machtmensch – häppchenweise die Grimmsche Märchenwelt schmackhaft macht, die einst in einem gigantischen Märchenparkprojekt enden soll.
Viele Bürger halten die Kulturdiskussion im Allgemeinen und die Grimmdebatte im Besonderen für ein eher marginales Problem. Dem ist nicht so.
Kassel erlebte seit 40 Jahren eine dramatische Deindustrialisierung, der Anteil an Dienstleistungen wuchs nicht in dem Maße, wie es sich die Politiker insgeheim erhofft hatten. Nur Schönfärber rechnen mit einer Stabilität der Arbeitsplätze im noch wichtigsten Industriebetrieb der Region, dem VW-Werk in Baunatal.
Unter diesen Umständen erscheint das Wort „Kultur“ wie ein Simsalabim, das den Weg aus der allgemeinen Beschäftigungskrise weisen kann. Bestärkt durch modische Marketingintellektuelle wie den mit einer durchaus realistischen Beurteilung des BGM jüngst hervorgetretenen Professor Klaus Siebenhaar, ergeht sich eine Schar von Provinzpolitikern in Blütenträumen von einer expandierenden Kulturlandschaft in und um Kassel herum. Man schätze den Einfluß derartiger Berater nicht zu gering ein: würde eine Expertise aus dem Hause Siebenhaar nachweisen, daß das kommunale Steueraufkommen bei gleichzeitiger Realpräsenz Grmmscher Märchenfiguren wachsen würde, würden aberdutzende von Ein-Euro-Jobber als Froschkönige durch den Bergpark Wilhelmshöhe hüpfen.
Satire?- Gewiß : aber halten wir fest: die Tendenz, die Grimms primär als Reservoir merkantiler Interessen zu nutzen wird eher zu – als abnehmen.
Für das Thema Grimm und die Philologie wird es in Kassel eng bleiben. Angesichts der fatal-verfestigten Verhältnisse in der Stadt, die en miniature dem Staatsbürger die ambivalenten Folgen einer de-facto-Allparteienkoalition vor Augen führt, vermute ich, daß sich die Position Dr. Lauers noch verfestigen wird. Zumal er mit dem OB Hilgen einen Vorgesetzen gefunden hat, der um des lieben Friedens willen selbst die eigene Autorität und Würde beschädigen läßt.
Sollte Dr. Lauer gegen Prof. Brinckmann mit einer Hiwi-Mehrheit als Präsident der BGG das Rennen machen, werden OB und die Rathausmehrheit dies als Zeichen einer demokratischen Willensbildung respektieren und damit einen Zero als Nero weiterherrschen lassen.
Sollte er unterliegen, wird man ihn als bewährten städtischen Mitarbeiter weiter streicheln und die Gelegenheit geben, seine Hauptbeschäftigung nicht in der Verbesserung des Museums, sondern in Intrigen gegen den „Brinckmann-Vorstand“ zu suchen.
Die engagierten Kritiker werden erst einmal resignieren und beim nächsten Lauer-Skandal vielleicht den einen oder anderen Leserbrief schreiben, wohl wissend gegen eine Wand anzureden.
Vor einigen Tagen sah ich einen Fernsehbericht über Walter Jens, der auf die Frage nach den wirkenden Gestalten der deutschen Kultur wie ganz selbstverständlich neben Goethe und Schiller die Grimms nannte. Wäre es allzu vermessen, eine Unterstützung von jener Reihe von „old great man (and women !)“ zu erhalten, die noch Sinn und Bedeutung des Grimmschen Werkes einschätzen können?
Kurz: Ohne kompetenten Druck von außen ist für mich die Abwendung eines langanhaltenden Desasters nicht mehr vorstellbar.

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

Rudolf Theisen, 6. April 2006
📩

Neuer Kandidat für den Vorsitz der BGG
In die Diskussion um den Vorsitz der BGG ist Bewegung gekommen, da mit dem Zusenden der Einladung zur Mitgliederversammlung am 6.5.2006 eine weitere Persönlichkeit ihre Kandidatur angemeldet hat. Das betreffende Schreiben sollte hier zur Kenntnis gebracht werden.

Kassel, 23.03.2006

Sehr geehrte Herren,
für die Mitgliederversammlung am 06.05.2006 schlage ich Herrn Dieter Staubach, Berlin, für die Wahl zum Vorsitzenden der Brüder Grimm-Gesellschaft vor.
Herr Staubach ist ein international erfahrender Unternehmer mit ausgeprägten kulturellen Interessen. Er wirkte u.a. lange Jahre als Geschäftsführer der Fa. Herzlitz GmbH und war über veschiedene weitere Firmen an zahlrecihen internationalen Projekten beteiligt. Auch an der Entwicklung eines Weinbauhofes zu einer großen Fereinanlage hat er maßgeblich und verantwortlich gearbeitet.
Herr Staubach hat über seine wirtschaftlichen Aktivitäten ausgeprägte Kontakte zu Behörden in Deutschland sowie in der Europäischen Gemeinschaft aufgebaut und wird seine ganze berufliche Erfahrung vor allem für die Beschaffung von Zweit – und Drittmitteln nutzen können. Er wird seine Reputation in den Dienst der Brüder Grimm-Gesellschaft stellen, um die Arbeit der Gesellschaft auf allen Ebenen zu intensivieren, auf eine größere Basis zu stellen und vor allem das Engagement der politisch unabhängigen Bürger für dieses wichtige kulturpolitische Ziel stärken.
Seine wirtschaftlichen Aktivitäten hat Herr Staubach stets mit großem kulturellem Engagement verbunden, es ging ihm nie um den geschäftlichem Erfolg allein, sondern immer auch um die Vermittlung kultureller Werte und künstlerischer Ideen.
Nach meiner Einschätzung ist Herr Staubach für das Amt in besonderer Weise qualifiziert, da er über reiche Erfahrungen und wichtige Kontakte verfügt und frei ist von jeglicher Einflußnahme durch Gruppierungen und Parteien.
Mit freundlicher Empfehlung

Ingo Günther

Der Brief ist handgeschrieben und teilt gedruckt neben dem Namen des Verfassers die Adresse mit:
Franzgraben 6-8, 34125 Kassel
Ruf: 0561.87906 10

Anzumerken wäre folgendes:
die Adresse ist identisch mit der der Firma
August Truss GmbH&Co.KG
Franzgraben 6 – 8
34125 Kassel
Tel. 0561/87908 – 0
Die Firma ist im Zusammenhang mit Aktivitäten des BGM im Internetthread der HNA schon in Erscheinung gebracht worden.

Während der 70erJahre zur Oppositionszeit der CDU/CSU pflegte Franz-Josef Strauß auf Ambitionen auf die Kanzlerschaft zu sagen : „Es ist egal wer unter mir Kanzler wird!“ Dr. Lauer hat offensichtlich beschlossen, das Repertoire des Grimm-Museums noch durch Marionettentheater zu erweitern und man muß leider sagen, daß ihm dies wahrscheinlich gelingen könnte. Liebhaber Lauerscher Hermeneutik mögen sich in den Text vertiefen, das Geschick bei der Positionierung der geeigneten Versatzstücke ist immer wieder beeindruckend. Es bleibt dabei: der Fall Lauer droht zum Fall Hilgen zu werden. Ich empfehle dem auswärtigen Publikum, diese peinlichen Notizen aus der Provinz weiter zu verfolgen.
Eine zweite Voraussage :
die seriöse Grimmforschung wird nicht mehr in Kassel stattfinden.

Rudolf Theisen, 7. April 2006
📩

Zur Staubach-Kandidatur: Ein Zwischenruf
Um dem Vorwurf des Pessimismus entgegenzutreten, hier noch eine kurze Einschätzung zu dem gestern von mir mitgeteiltem Sachverhalt:
Dieter Staubach ist wohl als Kandidat der „Grimm-Kommerz-Fraktion“ einzuschätzen und somit – trotz der beteuerten Parteiferne und Unabhängigkeit – für die SPD des Landkreis Kassel ein mehrheitsfähiger Kandidat. Das längere Zeit grassierende Gerücht, der Schankwirt Bettenhäuser (SPD) wäre ein möglicher Kandidat für die Präsidentschaft hat sich damit nicht bestätigt, obwohl es interessant gewesen wäre zu erleben, wie OB Hilgen et.al. eine solche Peinlichkeit geschluckt hätten. Aber : was für den Landkreis gut ist, kann für die Stadt nicht schlecht sein.
Es zeichnet sich ab, daß nicht Herr Brinckmann, sondern Her Staubach der Kompromißkandidat ist. Ich bitte, die Devise des OB ernstzunehmen, so weiter zu machen wie bisher. Auch für den Lauerfreund T.E.Junge, Bürgermeister, Müllbeauftragter und Kulturdezernent (CDU) ist diese Lösung voll akzeptabel.
OB Hilgen wird einer Wahl Lauers zum Präsidenten mit Hilfe der Strohpuppe Staubach – eine Kunstfigur, die ab sofort als „Laubach“ eingeführt ist – keinen Widerstand entgegensetzen. Er wird und kann nicht anders entscheiden, als zuzustimmen. Zumal er in seiner bürokratischen Korrektheit nichts mehr fürchtet, als zu einer Streitfrage Farbe bekennen zu müssen.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob Herr Brinckmann die Vorgänge kennt, bzw. überhaupt wahrnimmt. Zu seinen Gunsten will ich annehmen, daß er kein zweideutiges Spiel betreibt. Wer die SPD von innen her kennt weiß, wie stark affektiv diese Partei auch als „politische Heimat“ verstanden wird, und somit die Frage nach der Loyalität nicht irrelevant ist:
Loyalität zur Partei oder zur Sache?
Ich betone nochmals: es ist schade, daß die Vorgänge nur in einem kleinen Rahmen verhandelt werden, da hier auch kulturpolitisch weitergehende Probleme aufgeworfen worden sind:
einmal läßt sich das Mißverhältnis zwischen überspanntem kulturellen Qualitätsanspruch und den fortgesetzten mageren Ergebnissen hier konkret studieren,
dann muß gefragt werden, wie weit der Einfluß von Poltikern auf kulturpolitische Entscheidungen definiert werden soll.
Abgewartet werden muß auf die kommenden Ausgaben des Lauerschen Referenzorgans „Extra – Tip“, der den neu gefundenen Wunderkandidaten sicher mit dem bekannten Getöse der Kasseler Öffentlichkeit präsentieren wird.

Rudolf Theisen, 8. April 2006
📩
Grimm-Beruhigung als Aufgabe der Stadt
In der HNA von heute findet sich ein Kommentar von Dirk Schwarze, der online nicht verfügbar ist, jedoch allen Grimm-Forschern bekannt werden sollte:

Noch keine Beruhigung
Dirk Schwarze über die Grimm-Gesellschaft

Die Hoffnung trog, mit der Beauftragung von Hans Brinkmann als Moderator sei der Konflikt in der Grimm-Gesellschaft halbwegs überwunden. Der Restvorstand und die ihn tragenden Mitglieder geben nicht auf.
Man könnte die Auseinandersetzung leicht als vereinsinternen Streit abtun, wenn der Personen- nicht zugleich ein Richtungsstreit wäre. Der Ruf und die wissenschaftliche Zukunft der Grimm-Gesellschaft stehen auf dem Spiel. Insofern ist der Konflikt ein öffentlicher. Pikant wird die sich für den 6. Mail abzeichnende Konfrontation dadurch, dass Lauer mit seinem Beharren auf der Doppelfunktion als Museumsleiter und Geschäftsführer seine Vorgesetzten, den Oberbürgermeister und Kulturdezernenten, herausfordert. Die hatten es anders gewollt. Sie müssen nun in dem Konflikt Farbe bekennen.

Alexandra Marheineke, 10. April 2006
📩

Kandidat Staubach
Im Antrag von Ingo Günther, Franzgraben 6-8, 34125 Kassel*, an die Mitgliederversammlung der Grimm-Gesellschaft heisst es:

schlage ich Herrn Dieter Staubach, Berlin, für die Wahl zum Vorsitzenden der Brüder Grimm-Gesellschaft vor.
Herr Staubach ist ein international erfahrener Unternehmer mit ausgeprägten kulturellen Interessen. Er wirkte u. a. lange Jahre als Geschäftsführer der Fa. Herzlitz und war über verschiedene weitere Firmen an zahlreichen internationalen Projekten beteiligt. Auch an der Entwicklung eines Weinbauhofes zu einer großen Ferienanlage hat er maßgeblich und verantwortlich gearbeitet.

Erhänzend zu den im Forum der HNA, , bereits eingebrachten Internetrecherchen habe ich folgendes festgestellt:
1. In den maßgeblichen Berliner Web-Angeboten Berlin.de und Berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/ (Archiv der „Berliner Zeitung“ seit 1994) ist Herr Staubach nicht auffindbar. Das heisst, dass er mit seinen internationalen Aktivitäten, insbesondere auch solchen auf kulturellem Gebiet, in Berlin nicht mit Spuren präsent ist. Vielleicht legt er Wert auf Diskretion. Will er aber gewählt werden, sollte er deutlicher machen, durch welche Fähigkeiten und Erfahrungen er geeignet ist, in der jetzigen sehr schwierigen Situation das Amt des Grimm-Präsidenten zu übernehmen.
2. Die Aussagen zu Ferienanlage / Weinbauhof Staubachs lassen sich im Internet ebenfalls nicht verifizieren. Es ist allerdings auch unklar, was die Ferienanlage mit dem angestrebten Amt zu tun hat. Nächste Mitgliederversammlung dann dort, wenn er die Wahl gewinnt?

*Wie oben von Theisen angemerkt wurde, handelt es sich um die Firmenadresse der Installateure Truss in Kassel; das Unternehmen wurde, wie im HNA-Forum steht, durch eine Kunst-ABM des Grimm-Museums vor einem finanziellen Einbruch und vor Kurzarbeit bewahrt und ist seitdem an der Grimm-Gesellschaft besonders interessiert. Teilnehmer der letzten Mitgliederversammlung berichten, dass Mitglieder aus dieser Klientel sich dort mit lautstarken Pöbeleien hervorgetan hätten.

milatosSO36, 11. April 2006
📩

Internet-Recherche
Herr Staubach ist z.B. Mitglied im Vorstand der „Freunde und Förderer des Hauses am Waldsee e.V.“ in Berlin.
siehe: http://www.hausamwaldsee.de/mitglieder.php

Was Tun, 3. Mai 2006
📩

Dieter Staubach neuer Präsident der BGG
In der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung der BGG am gestrigen Samstag hat eine deutliche Mehrheit die Frage nach der Notwendigkeit von Reformen verneint. Wie in den letzten Tagen im HNA-Forum vermutet, hat Dr. Lauer mit großer Entschlossenheit seine Position nicht nur behauptet, sondern auch noch ausgebaut. Der von ihm favorisierte Berliner Unternehmer Dieter Staubach konnte sich mit 116 Stimmen gegen den früheren Kasseler Universitätspräsidenten Brinckmann (81 Stimmen) bei 12 Enthaltungen deutlich durchsetzen. In den folgenden Wahlen zogen die Kandidaten des „Reformlagers“ ihre Kandidatur zurück, so daß nun ein rein Lauer-dominierter Vorstand installiert wurde. Lauer selbst erhielt als Geschäftsführer 132 Stimmen (53 Nein, 29 Enthaltungen).
Aus der Fülle der Details hier einige Impressionen:
Der Vorstellung der Kandidaten folgte die Mehrheit eher lustlos, die Stimmung ließ frühzeitig eine bereits festgelegte Majorität erkennen. Brinckmann wiederholte seine in den Anlagen formulierten Positionen und stellte eine „Zukunftskonferenz“ in Aussicht. Staubach, dessen sprachlicher Duktus sich verblüffend an die Versatzstückrhetorik des Museumsleiters anlehnte, begründete seine Nähe zu den Grimms mit Nekrophilem. Neben dem Blick auf die Grimm-Gräber aus seinem Zimmer in Berlin nutzte er in der Dankesrede das Bild von den „im Grabe rotierenden Brüdern“ angesichts der gegenwärtigen Zustände, ein Bild, das der Verfasser dieser Zeilen sich hinsichtlich dieses Präsidenten auch gern zu Eigen machen möchte.
Die Einlassungen Dr.Lauers strotzten vor selbstbewußtem Stolz hinsichtlich des Geleisteten der letzten 16(!) Jahre und – natürlich – voller Abscheu über Pressekampagnen gegen seine Person. Professor em. Bleek, der sich mehr und mehr zum Psychopompos des waidwunden Museumsleiters entwickelt, nahm seinen Schützling mit der von ihm bekannten intellektualisierenden Weitschweifigkeit in Schutz. Lauer räumte in zerknirschter Pose abschließend ein, daß auch er ein Mensch sei, ergo Fehler mache, sich zur Zeit aber vermutlich in einer „Mitleidscrisis“ befände, um damit auch noch einen Beitrag zum Sigmund Freud-Jahr zu leisten.
Ein TV-Team mußte den Saal während der Aussprache verlassen, nachdem es mit wachsender Begeisterung den schreinartig drapierten Tisch mit Publikationen aus dem Verlagshause Lauer gefilmt hatte.
Mitglieder der Reformfraktion mühten sich vergeblich, einem argumentativem Diskurs Bahn zu brechen.
Höhe – wie zugleich Tiefpunkte waren die Auftritte der Herren Hilgen (OB) und Junge (Kulturdezernent), die fälschlicherweise annahmen, ihre Argumente würden in die Entscheidungfindung der Mitgliederschaft einfließen. Halten wir fest: es ist das zweite Mal, daß von einem egomanischen Mitarbeiter die Autorität des OB in aller Öffentlichkeit in Frage gestellt worden ist. Kann ein Politiker von einigem Anstand und Format auf die Dauer solche Demütigungen über sich ergehen lassen?
Der Ablauf der „Krisenbewältigung“ seit dem November provoziert doch folgende Alternative:
Entweder ist Brinckmann bewußt als Kandidat verheizt worden, dann muß dieser es mit seinen zynischen Parteigenossen ausmachen,
oder wir sind Zeuge eines Regierungsstils, der nurmehr als dilettantisch, blauäugig oder fahrlässig zu bezeichnen ist. Letzteres müßte jeden Kasseler Bürger interessieren. Die BGG mag ein kleines Problem sein, ihre jetzt eingeschlagene Entwicklung in einen marginalen Heimatverein mit flankierenden Emeriti, mäßig begabten Provinzkünstlern und Kneipenbetreibern ist für das Schicksal der arg gebeutelten Kommune Kassel eher zweitrangig. Mir scheint aber, daß hier ein Moment von politischem Nicht-Handeln deutlich wird, das man beim Auftreten gravierender politischer Probleme einmal bitter bezahlen wird.
Die voll Abscheu inkriminierten Internetforen haben vorausgesagt, was eingetreten ist. Und der letzte Satz des voller Ekel zitierten“Speigel“-Artikels trifft es : „Die Posse geht weiter“ – wenn sie nicht noch zur Tragikomödie mutiert.
P.S.
Für den kleinen, feinen und ständig wachsenden Kreis der Lauer-Bibliophilen hier zwei Hinweise:
Das neue Jahrbuch ist erschienen und zirkulierte am Rande der Veranstaltung – ich weise schon jetzt auf eine Innovation hin: statt Leinenbindung praktisch biegbarer Karton, wieder ein Zweijahresband von 160 Seiten.
Für die Liebhaber der ELFE ein kleiner Leckerbissen:
Dr. Lauer erwähnte, daß die Weisgerber-Habilitation jetzt „in Vorbereitung“ sei, was prompt den anwesenden Prof.em.Weisgerber jr. zu einer heftigen Attacke auf die gemeinen Heckenschützen gegen Dr. Lauer veranlaßte.
Mit Speck fängt man Mäuse…

Rudolf Theisen, 7. Mai 2006

📩

Reformpozess am Ende?

Die Kasseler Postille „Extra-Tip“ des Chefredakteurs Klaus Becker, eines langjährigen Wegbegleiters von Museumsleiter Dr. Bernhard Lauer, trat am heutigen Mittwoch mit einer Bilanz der bisherigen Reformbemühungen hervor. Zwar sendete das Fernsehen des HR gestern einen kritisch-ironischen Beitrag über die Kasseler Grimm-Miseren, aber vor Ort scheint jene Sicht weit verbreitet, die der neue Artikel des Anzeigenblatts vermittelt. Die Argumentation desjenigen Lagers in der Grimm-Gesellschaft, das die bisherigen Zustände und Dr. Lauer als Geschäftsführer beibehalten wollte, ging und geht in eine ähnliche Richtung. Der Wunsch, es ‚der Politik zu zeigen‘, ‚die ohnehin zu wenig tut und über den mündigen Bürger hinwegregiert‘, scheint (neben persönlicher Solidarität dem bedrängten Lauer gegenüber und der Mentalität einer Burgbesatzung im Belagerungszustand) ein wesentlicher Faktor dabei gewesen zu sein, dass die Entscheidungen der Grimm-Gesellschaft so gefallen sind, wie R. Theisen in seinem Beitrag bereits berichtet hat.
Das Anzeigenblatt „Extra-Tip“ war mit einer ganzen Kette von Artikeln an der Entwicklung der letzten Monate beteiligt und hielt konsequent die Linie Lauers. Es spricht auch vieles dafür, dass Redakteur Becker seine Artikel mit Lauer vorbespricht. Der heutige Artikel, womöglich ein Schlusspunkt unter die Reformbemühungen der letzten Monate – und ein stilechter! – sei auch hier dokumentiert. Ich übernehme ihn aus dem Forum der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“, http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=14619#p14619. Auf der Website des „Extra-Tip“, http://www.extratip.de, ist der Artikel (noch) nicht verfügbar.

Zwischenruf – Von Gestern

Von Klaus Becker

Hätten sich Kassels Bürger- und Medien häufiger so intensiv um die Brüder Grimm gekümmert wie in den letzten Wochen, dann wäre die Ausstrahlung des berühmten Brüderpaares sicherlich noch viel wirkungsvoller als bisher. Doch da überschatteten erstmal Streitigkeiten und Querelen das Gedenken an Kassels große Geisteshelden aus dem 19. Jahrhundert. Irgendwie waren auch diese Streitigkeiten märchenhaft. Denn hinter den Konflikten von heute verbargen sich Konflikte, die eigentlich vor mehreren Jahrzehnten schon ausgetragen wurden. Betrachtet man die Ursachen für das Scheitern jener Gruppe, die zum Kampf gegen den Grimm-Museumsleiter Dr. Bernhard Lauer aufrief, dann finden sich dort auch Gründe für ihr Scheitern in den frühen 90er Jahren. Hochmut und völliger Unkenntnis dessen, was die Menschen tatsächlich denken und bewegt. Man konnte sich ja nur erstaunt die Augen reiben: Da machte sich jene Fehleinschätzung breit, und wieder spielte dabei der frühere OB Bremeier mit seinem „Kulturnetzwerk“ eine entscheidende Rolle bei dieser falschen Analyse und den auf sie folgenden Schritten. Lauer-Gegner wähnten sich eine Zeitlang sicher. Sie wurden dabei von Medien massiv unterstützt, die damit ihre Niederlage vorbereiteten. Auf lokaler Ebene oder noch krasser in den Berichten der überregionalen Medien wie in jenem dümmlich-arroganten Artikel des „Spiegel“, der Lauer-Anhänger allesamt zu „Klofrauen und Vitrinenwächtern“ einstufen wollte.
Jetzt muss ein Neuanfang gemacht werden. Die Tatsache, dass mit Dieter Staubach nun ausgeprägter Techniker an der Spitze der Grimm-Gesellschaft steht, ist für diese Geschäft eine Chance. Damit könnte sie herauskommen aus jenem grotesken Intrigenspiel, das die Geisteswissenschaften nur allzuoft prägt.
Auf die Nase fielen auch jene Vertreter des Kasseler „Bürgertums“, die sich auf geradezu peinlich-unterwürfige Weise dem Anti-Lauer-Lager andienten. Aufgeblasenen Wichtigtuer und billige Intriganten, die offenkundig überhaupt keine Resonanz finden.
Wie es weitergeht? Gewinnen wird der, der das größte Maß an Lernfähigkeit entwickelt. Sich den Blick nicht verstellen lässt. Kassels OB hatte sich auf der falschen Seite eingeordnet. Nicht weil es ihm an klarem Blick fehlte, sondern weil er auf die falschen Ratgeber hörte. Immer noch gibt es Leute, die sich nicht mit dem Willen mündiger Bürger abfinden können. Und wenn die nicht lernen wollen, müssen sie wohl noch einige Niederlagen einstecken.

(Zitat: „Extra-Tip“ Kassel, Ausgabe vom 10. Mai 2006.)

milatosSO36, 10. Mai 2006

📩

Ein Dokument zur Geistesgeschichte Kassels

Milatos hat den Kommentar Klaus Beckers aus dessen Extra Tip dankenswerterweise einem auswärtigem Publikum zugänglich gemacht. Die besondere Qualität dieses Textes liegt darin, daß er geradezu exemplarisch das Reflexionsniveau vermittelt, mit dem in dieser Stadt permanent zu rechnen ist. Herr Becker begann in jungen Jahren als Pressesprecher des OB Karl Branner seine Karriere. Dessen Nachfolger Hans Eichel trennte sich von ihm aus Gründen, die bis heute undurchsichtig geblieben sind, aber bei Becker offensichtlich eine bis heute anhaltende Verletzung ausgelöst haben. Als Trostpflaster durfte er für die SPD, der er bis heute angehören soll, eine Mitgliederzeitung für den Bezirk Nordhessen gestalten. Nachdem diese von der Partei eingestellt worden war, gelang ihm mit dem – kostenlos verteilten – Extra Tip eine erfolgreiche Unternehmung, die als Alternative zur HNA sofort große Beliebtheit erlangte. Becker wiederholt in manischer Weise Themata wie: tatsächliche und vermutete Verfehlungen im öffentlichen Dienst (vor allem finanzielle Verschwendung), Faulheit und Inkompetenz von Lehrern und Professoren, verbunden mit einem abstrakten Lamentieren über den Zusammenbruch von Werten und guten Sitten im Zusammenhang mit dem Einfluß der „Alt-68er“ in Kultur und Erziehung.im Allgemeinen und seiner Genossen im Besonderen. Diese – zum Teil durchaus berechtigte – Kritik erfolgt nun nicht im Kontext eines reflektierten liberal-konservativen Weltbildes, sondern im Rahmen eines ad-hoc-Populismus, der modische Versatzstücke beliebig kombiniert und zur Erzeugung publikumswirksamer Empörung auch Ausflüge in offene Vulgarität nicht scheut. Damit ist umrissen, in welchen intellektuellen Umfeld die Lauergruppe angekommen ist und mit welchem Geschick sich Dr. Lauer im Geflecht politischer und persönlicher Neurosen eingerichtet hat. Für den auswärtigen Betrachter macht die Auseinandersetzung zumindestens plausibel, warum mit einer seriösen Grmmforschung aus Kassel in absehbarer Zeit nicht mehr zu rechnen sein wird. Dr. Lauer ist Jahrgang 1954. Unter Zugrundelegung der gegenwärtigen Pensionsregelungen erfolgt das Ende seiner Dienstzeit im Jahre 2019. Realisten können dann mit einer Wiederaufnahme der Reformdiskussion rechnen.Wir sehen uns wieder.

Rudolf Theisen, 11. Mai 2006

📩

Grimmforschung geht weiter

Jetzt da Sie verloren haben, sollten sie zur Kenntnis nehmen dass in Kassel unbeirrt weitergemacht wird. Hier können Sie auch lesen dass Herr Dr. Lauer perfekt russisch spricht und intensiv die Myten und Sagen der slavischen Länder kennt.

Extra-Tip v. 17.05.2006

Kassel als Vorbild für fernen Ural

Beeindruckte die Gäste aus dem fernen Osten Russlands nicht nur mit seinen perfekten russischen Sprachkenntnissen, sondern auch durch seine intensiven Kenntnisse der Mythen und Sagen der slawischen Länder: Museumschef Dr. Bernhard Lauer mit seinen Gästen aus der russischen Republik Baschkortostan im Grimm-Museum. Links: Ewald Griesel.

Bild

Der Name der russischen Republik Baschkortostan dürfte bisher den meisten Nordhessen fremd geblieben sein. Mit reichen Bodenschätzen gesegnet, dazu eine herrliche Gebirgslandschaft. Wie man all das touristisch besser vermarktet, wollen die Dozenten und Studentinnen wissen, die als Gäste der Akademie für Absatzwirtschaft Kassel (AfAK) einen intensiven Besuch in Nordhessen absolvierten.

Die russischen Gäste zeigten sich beeindruckt, als ihnen Thermen-Geschäftsführer Hendrik Schellinger vom Erfolg der Kurhessen-Therme berichtete – gibt es doch im Ural jede Menge von Heilquellen, die man touristisch nutzen will. Karl Görnhardt führte die Gäste aus dem fernen Land bei einem Rundgang durch den Tierpark Sababurg, bei dem besonders die Greifvogel-Vorführung einen tiefen Eindruck machte. In Niederzwehren und auf der Knallhütte orientierte man sich über Dorothea Viehmann. Beeindruck seien die Gäste gewesen, so Ewald Griesel, Vorsitzender des AfAK-Trägervereins, durch den im perfekten Russisch gehaltenen Vortrag von Grimm-Museumschef Dr. Bernhard Lauer, und zudem dessen große Kenntnis über Mythen und Sagen der slawischen Länder.

Grimmfreund, 18. Mai 2006

📩

Es gibt nun doch etwas Bewegung. In der Kasseler Lokalzeitung HNA vom 21.6.2006:

„Habe einen Ruf in der Welt“
Grimm-Museumsleiter Bernhard Lauer will Geschäftsführerposten abgeben

Von Christina Hein

KASSEL. Dr. Bernhard Lauer wird bis Ende des Jahres von seinem Posten als Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft zurücktreten. So lautet eine Abmachung zwischen dem Literaturwissenschaftler und der Rathausspitze. Und das seit längerem.

In der Doppelrolle Lauers als Leiter des städtischen Brüder-Grimm-Museums und gleichzeitig Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft sieht Bürgermeister Thomas-Erik Junge ein „großes Problem“. „Wir wollen das entflechten“, sagt Junge gegenüber der HNA, „auch im Namen von Oberbürgermeister Bertram Hilgen“, der außerdem Kuratoriumsvorsitzender ist.

Stefan Lange, 22. Juni 2006

📩

In einem Brief an die Kasseler Lokalzeitung dementierte Museumsleiter Dr. Lauer, von seiner ehrenamtlichen Funktion als Geschäftsführer der Brüder Grimm-Gesellschaft zurücktreten zu wollen, wie es die HNA nach einem Gespräch u. a. mit ihm und Kulturbürgermeister Junge gemeldet hatte. Ob er zurücktreten werde, hänge von Entscheidungen in Sachfragen ab. Junge kündigte daraufhin eine Sitzung des für das Grimm-Museum zuständigen Kuratoriums an. Der Bericht der HNA über den Brief Lauers im Wortlaut:

Lauer auf Konfliktkurs
Chef des Grimm-Museums: Gebe Posten in Grimm-Gesellschaft erst mal nicht auf
Von Tibor Pézsa
KASSEL. Der Leiter des Brüder-Grimm-Museums, Dr. Bernhard Lauer, hat gestern bestritten, dass er bis Jahresende als Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft zurücktreten wolle. So hatte es unsere Zeitung am Donnerstag nach einem gemeinsamen persönlichen Gespräch mit Lauer, Kulturdezernent Thomas-Erik Junge und Stadtsprecherin Petra Bohnenkamp gemeldet. Entgegen Lauers Darstellung bestätigten aber Junge und Bohnenkamp gestern die Richtigkeit der HNA-Berichterstattung.
Wie berichtet, wollen Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Junge die Doppelfunktion von Bernhard Lauer auflösen. Das geht nur, indem Lauer entweder seinen Posten als Museumschef aufgibt oder seine Funktion in der Grimm-Gesellschaft.
Die Debatten um seine Person hatte Lauer selbst ausgelöst, als er versucht hatte, zusätzlich zu seinem Geschäftsführer-Posten auch noch Präsident der Grimm-Gesellschaft zu werden. Damit wäre er sein eigener Chef geworden, denn der Präsident der Grimm-Gesellschaft bildet neben dem Oberbürgermeister und dem Kulturdezernenten das Kuratorium des Brüder-Grimm-Museums. Nach heftigen Querelen um seine Person war Lauer unlängst auf einer Mitgliederversammlung wieder zum Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft gewählt worden.
Lauer machte gestern in einem Schreiben an die HNA deutlich, dass er „als Person der Sache der Brüder Grimm nicht im Wege stehen werde“. Das heißt für ihn aber offenbar nicht das, was Junge und Hilgen von ihm erwarten.
Lauer schreibt: „Ob und wann ich meine ehrenamtliche Funktion als Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft zur Verfügung stellen werde, wird davon abhängen, wie die anstehenden Sachfragen entschieden werden.“
Als „Sachfragen“ nennt Lauer beispielsweise den „Ausbau des Grimm-Standortes Kassel, die Verwaltung der Sammlungen, wissenschaftliche und publizistische Konzepte“. Damit setzt sich der Museumschef einmal mehr in einen scharfen Gegensatz zu der Forderung des Kulturdezernenten und des Oberbürgermeisters. Bertram Hilgen und Thomas-Erik Junge mochten gestern auf Anfrage der HNA keine Stellung zu dem Vorgang nehmen. Es werde aber „umgehend“ eine Sitzung des Kuratoriums der Brüder-Grimm-Gesellschaft einberufen, „in der die Folgerungen aus der derzeitigen Situation erörtert werden.“
23.06.2006

http://www.hna.de/kasselstart/00_20060623201459_Lauer_auf_Konfliktkurs.html

Bonoboche, 24. Juni 2006

📩

Alles wird gut …

http://www.grimmnetz.de/grf/grimmskoch.jpg

(Ausschnitt und Bild: Extratip Kassel)

Jeanne d’Arc, 5. Juli 2006

Kategorien
Allgemein

Grimms Werke und Briefe, Kasseler Ausgabe
vermisste Bände und weitere vermisste Publikationen („ELFE“)
(Grimmforum, 2006-2007)

Da so viel Kasseler Geschichte und Gegenwart hier in den ersten Wochen des Forumbetriebs Thema war und ist, kann vielleicht gleich noch ein weiterer Aspekt hinzugeholt werden. Es geht um die vor einigen Jahren gestartete Kasseler Ausgabe von Werken und Briefen der Brüder Grimm.

Zur Zeit liegt mir Matthias Janßens Edition von Jacob Grimms Literaturgeschichtsvorlesung zur Rezension vor; der letzte meines Wissens bisher in dieser Reihe erschienene Band, ein sehr schönes und empfehlenswertes, leider sehr teures Buch.

Durch unseren Berliner HU-UB-Bestandskatalog geistern aber vier an sich auch sehr interessante und vielversprechende Bände aus dieser insgesamt bisher anscheinend siebenbändigen Edition mit Angaben über Seitenzahl, Bilder und ISBN, bei denen ich etwas verunsichert bin, aber es mir eigentlich scheint, daß sie bisher noch nicht existieren? Dies wäre allerdings kaum glaublich, über die Hälfte so einer Edition, als vor Jahren erschienen angezeigt, eigentlich nur eine Fata Morgana? Vielleicht weiß jemand mehr.

Die Gesamtübersicht in dem HU-Katalog sieht jedenfalls so aus:

Man kann, wenn man das überfliegt, natürlich ein Schmunzeln nicht unterdrücken, weil da immer das Wort „Kapitalerhöhung“ als „Schlagwort“ dazwischen steht. Was das soll?
Unten sind die einzelnen Bände aufgezählt, die die HU-UB besitzen müßte. Das sind insgesamt sieben; bei vier davon meine ich, sie existieren eigentlich gar nicht? Wie kommt es dann, daß sie in so einem Bibliothekskatalog auftauchen?
Jedenfalls sind die Bände in dem Katalog als Bestand der Zweigbibliothek Germanistik eingetragen.

Die vier mir bisher nie „live“ begegneten Bände habe ich oben im Bild mit den roten Punkten markiert. Es sind alles sehr wertvolle, zentrale Texte, die darin enthalten sein dürften. Deshalb ist die Frage, ob die Bücher eigentlich schon existieren oder nicht, für alle, die sich für die Brüder Grimm interessieren, keine so trockene und bibliographische.

Das erste davon, schon 2001 erschienen, ist der Briefwechsel der Brüder Grimm und der ihres Lehrers Savigny mit dem Pfarrer Bang in Goßfelden, einem klugen und lebenserfahrenen Mann, der dem gesamten Familien- und Freundeskreis um Clemens Brentano und Friedrich Carl von Savigny sehr nahestand:

Die Familie Bang hat auch zu den „Kinder- und Hausmärchen“ der Grimms beigetragen; das wäre also wirklich ein Band, den die Forschung braucht, zumal die Briefe der Bangs an die Grimms bisher nur in Auszügen oder gar nur Regesten veröffentlicht sind.
Ungeachtet meiner Aufmerksamkeit auf neue Grimm-Publikationen habe ich von diesem nun ja schon gegen fünf Jahre alten Band, mit seinen 400 Seiten und zahlreichen Illustrationen, bisher kein Exemplar gesehen. Als ich die Einträge neulich in dem HU-Bibliothekskatalog bemerkte, kamen mir doch arge Zweifel an meiner Grimm-Kompetenz, weil mir etwas so Wichtiges entgangen war.

Ebenfalls nie gesehen habe ich die laut HU-UB-Katalog 2002 erschienenen zwei Bände mit politischen und sprachwissenschaftlichen Schriften der Grimms:
1

2

Schade um diese 800 + 400 Seiten von 2002 kritisch-kommentiert neu herausgegebenen Grimm-Schriften, daß sie offenbar bisher kaum jemandem zu Gesicht gekommen sind.

Ebenso leider der stolze Band mit den autobiographischen Schriften der Brüder Grimm – ich muß sagen, dieser fehlt mir am meisten, denn eine gute Edition dieser zum Teil noch nie gedruckten Aufzeichnungen hätte man sehr gern neben sich am Arbeitsplatz stehen:

Ich frage mich und das Forum-Publikum nun: Wo sind eigentlich diese Bücher? Was ist mit ihnen passiert? In der HU-UB sind sie offenbar trotz dieser vielversprechenden Katalogeinträge wohl nicht aufzutreiben? Oder kann mir jemand von den dortigen Kolleginnen und Kollegen helfen? Immerhin vier, und sehr gewichtige, Bände dieser neuen Grimm-Gesamtausgabe, die eigentlich seit Jahren erschienen sein müssen? Falls sie doch gar nicht existieren, wie kommen sie dann in so einen Bibliothekskatalog?

Einen letzten Hinweis schenkt uns der HU-UB-Katalog, namens , noch:
Die Bände seien „in Erwerbung“:

Dies seit 2001, 2002, 2003? Warum dauert das bei der HU-UB so lange? Oder säumt der Buchhändler? Bekommt der Verlag (Verlag der Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel) jetzt laufend Mahnungen auf den Tisch wegen dieser Bände, vier der insgesamt sieben anscheinend bisher erschienenen? Wie kommt es, daß aber der 2005 in derselben Ausgabe erschienene Band von Janßen sehr wohl ganz hübsch mit seiner Signatur in den Freihandbestand eingeordnet und benutzbar ist? Wo stecken die vier vermißten wirklich? Hat jemals jemand schon ein Exemplar auch bloß eines von diesen vier Bänden gesehen?

Berthold Friemel, 31. Januar 2006
📩
Die normative Kraft der Ankündigung

Sehr geehrter Herr Friemel,

da sprechen Sie einen Punkt an, über den ich mich als Herausgeber des Bandes 1 schon sehr lange ärgere. Ich wurde damals während der Bearbeitung meines Bandes immer wieder zur Eile gedrängt, schließlich wurde mir im Sommer 1998 die Pistole auf die Brust gesetzt, ich müsse bis Dezember mit der Bearbeitung fertig sein, weil der Druckkostenzuschuss von der Kasseler Sparkasse sonst verfallen würde. Danach war das Bearbeitungstempo offensichtlich nicht mehr so entscheidend. Man bedenke, dass verschiedene Leute jetzt schon zehn Jahre an ihren Bänden sitzen.

Außerdem gehörte es von Beginn an zum Selbstverständnis der Briefekommission, keinerlei Ankündigungen zu machen, sondern Fakten zu schaffen. Die Mitglieder der Kommission werden sich an die Schlagworte von der „normativen Kraft des Faktischen“ und vom Kampf gegen die so genannten „Platzhirsche“ erinnern, die ein Thema für sich monopolisieren und es nie bearbeiten.

Warum es zu einer solchen Ankündigungspraxis gekommen ist, vermag ich nicht zu beurteilen, da mein Verhältnis zu Herrn Dr. Lauer schon seit längerer Zeit nicht mehr ungetrübt ist. Sie werden Herrn Bluhms Rezension im „Wirkenden Wort“ kennen; dort wird nach einem Band gefragt, der sich angeblich im Druck befindet, allerdings bis heute nicht erschienen ist (vgl. Lothar Bluhm: „Wir scheinen überhaupt bestimmt, an einander zu rennen“. Anmerkungen zum Briefwechsel der Brüder Grimm mit Ludwig Hassenpflug und zum Streit um die „Kasseler Ausgabe“. In: Wirkendes Wort 3 (2002), S. 458-464, hier S. 460).

Im Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft finden Sie übrigens noch sehr viel mehr solcher öffentlicher Ankündigungen. Ich halte diese Praxis für falsch, weil sie der Seriosität des Kasseler Ausgabe stark abträglich ist.

Mit freundlichen Grüßen
Holger Ehrhardt

Holger Ehrhardt, 1. Februar 2006

📩

Zur Publikationspraxis Dr.Lauers noch eine persönliche Erfahrung :

Vor einigen Jahren wollte ich einem kunstsinnigen Schwager einen von der Brüder Grimm-Gesellschaft herausgegebenen Bildband schenken. Es handelte sich dabei um ein Werk über den Maler Gerhard von Reutern. Durch die Freundlichkeit eines Bibliothekars wurde ich auf einen ausführlichen Publikationshinweis in den Mitteilungen der BGG aufmerksam gemacht, der neben einer längeren Beschreibung des Werkes auch die ISBN – Nummer und den Preis (ich glaube ca. 49.- DM) enthielt. Leider war das Buch weder im Buchhandel noch bei der Gesellschaft in Kassel erhältlich. Ich wandte mich an die „Deutsche Bibliothek“ in Frankfurt, die das Werk nicht in ihrem Bestand nachgewiesen hat.
Ich empfehle allen, in Zweifelsfällen diese Institution zu kontaktieren, da sich dort real materialisierte Druckwerke befinden und nicht solche, die nur in der Imagination Dr.Lauers existent sind.
Man mag dessen Verlegerpraxis für eine Schrulle halten, ich sehe aber noch ein gravierenderes Problem. Die seriöse Presse ist voll von sich häufenden Berichten von Betrug, Schwindel und faulem Zauber – vornehmlich in der Medizin und den Naturwissenschaften (ein Beiträger dieses Forums brachte den Namen Protsch von Zieten ins Spiel).
Besteht nicht hier die Gefahr, daß auch in den Geisteswissenschaften eine notwendige Basis wissenschaftlicher Ethik verlassen wird ?
Wenn man verhindern will, daß sich in der Öffentlichkeit der Eindruck durchsetzt, daß das von Dr.Lauer gepflegte Verhalten zum wissenschaftlichen Alltag gehört, muß stärker gegen dessen offensichtlich systematisch betriebene Flunkermethoden Stellung genommen werden.
Hier wäre ein deutliches Wort der Professorenschaft wichtig !

Rudolf Theisen, 2. Februar 2006

📩

Rudolf Theisen schrieb: Zur Publikationspraxis Dr.Lauers noch eine persönliche Erfahrung :

Vor einigen Jahren wollte ich einem kunstsinnigen Schwager einen von der Brüder Grimm-Gesellschaft herausgegebenen Bildband schenken. Es handelte sich dabei um ein Werk über den Maler Gerhard von Reutern. Durch die Freundlichkeit eines Bibliothekars wurde ich auf einen ausführlichen Publikationshinweis in den Mitteilungen der BGG aufmerksam gemacht, der neben einer längeren Beschreibung des Werkes auch die ISBN – Nummer und den Preis (ich glaube ca. 49.- DM) enthielt. Leider war das Buch weder im Buchhandel noch bei der Gesellschaft in Kassel erhältlich. Ich wandte mich an die „Deutsche Bibliothek“ in Frankfurt, die das Werk nicht in ihrem Bestand nachgewiesen hat.

Ja, der Band müßte 1994 erschienen sein. Im „Jahrbuch der Brüder Grimm Gesellschaft“, Bd. 3 (1993), finden sich Hinweise dazu:
a.

b.

Es scheint ja nach der bisherigen Resonanz (nämlich: niemand hat die vier gesuchten Bände der Kasseler Ausgabe je gesehen) so zu sein, daß manches mit bibliographischen Angaben und ISBN bekanntgemacht wurde, was bis heute, in dem Fall nach über einem Jahrzehnt, gar nicht existiert. Anscheinend ist es auch mit diesem Reutern-Band so. Oder hat jemand im vorliegenden Fall nähere, andere Informationen?

(Bild- / Faksimile-Zitate: Informationsteil zu Publikationen der Brüder Grimm-Gesellschaft in: Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel, Bd. 3 [1993], S. 165 f.)

Berthold Friemel, 4. Februar 2006

📩

Fachfremder Beitrag

Ich war im Jahr 2003 beim Ideenwettbewerb zur Erweiterung des Brüder-Grimm Museums zum Erlebnismuseum am Rand involviert und kenne daher die hier im Forum häufig behandelte Person des Museumsdirektors Dr. Lauer ein wenig. Ich muß sagen ich bin erschüttert über die Heftigkeit der Vorwürfe, die man hier in Kassel in der Tagespresse aber auch in diesem Forum miterleben konnte. Ich muß auch einräumen, daß mir die Bekanntschaft mit den Vertretern der Brüder-Grimm Gesellschaft damals keinen durchweg günstigen Eindruck hinterlassen hat, weswegen ich mich hier auch lieber anonym (abgesichert durch den bisherigen Konsens im Forum zu diesem Thema) zu Wort melden möchte.
Ich betone, daß ich beim Verfolgen des Streites in der Zeitung schon den Eindruck gewonnen habe, daß sich Herr Dr. Lauer da in eine Sache verrannt hat, aus der er nun nicht mehr herauskommt und in der er allem Anschein nach nicht Recht behalten wird. An dieser Stelle sind auch die Bestrebungen hier im Grimmforum zu loben, (Herr Theisen u. Herr Bernstein),die Vorwürfe gegen Herrn Dr. Lauer zu versachlichen und von seiner Person abzukoppeln. Bei meiner damaligen Tätigkeit gewann ich nämlich den Eindruck einer zwar problematischen Persönlichkeitsstruktur, bei der dennoch ein bemerkenswerter Arbeitsinput zu beobachten ist.
Ich halte es für angebracht, zunächst eine der brillantesten architektonischen Ideen von damals hier noch einmal kurz in das Gedächtnis zu rufen. Auch wenn nun ganz andere Konzepte in der Politik favorisiert werden, sind die damaligen Arbeiten noch immer nicht ganz abgeschrieben und verdienen immer noch beachtet zu werden. Beeindruckend war für mich das Konzept, das die Idee verfolgt, das Brüder- Grimm Museum in eine Gestalt zu kleiden, die der weltweiten Beachtung und Bedeutung für Kassel gerecht wird. Daraus resultiert eine Dominanz des Museums im Stadtraum und eine architektonische Identität, die eine Verdichtung am Standort Bellevue im Geist der im Stadtgrundriß noch lebendigen orthogonalen hugenottischen Struktur entwickelt. Solche konzeptionellen Ansätze, die Modernisierung im historischen Prisma begreifen, gründen auf die historische wie die museale Selbsreferenz und Präsentation des Museums selbst und somit des Direktors Dr. Lauer. Diese eindrucksvollen Ideen, über die es weit mehr zu berichten gäbe, das muß man ehrlich zugeben, sind verankert in diesen Vorarbeiten, und ich möchte an dieser Stelle eine Lanze für Dr. Lauer brechen, dem bei allen Problemen der letzten Tage ebenso die Beachtung seiner Verdienste um die „Grimm Architektur“ zugestanden werden sollten. Die Handreichungen zum Gelingen dieses Ideenwettbewerbs stammten von Keinem anderen als ihm. Ebenso erkenne ich seine Handschrift in der Dokumentation dieses Wettbewerbs, einer synenergetischen Zusammenschau politischer, wissenschaftlicher sowie architektonischer Ideen.

Entgegen den Behauptungen, Herr Dr. Lauer habe keine nennenswerten Bücher geschrieben, finde ich beim erneuten Nachschlagen in der damaligen Dokumentation auf Seite 46 ein bereits vorliegendes Werk von ihm:
Lauer, Bernhard: Das Palais Bellevue in Kassel, Kassel, 2003 Sie werden hier nicht die Tatsache einer verdienstvollen Buchveröffentlichung in Abrede stellen können, auch wenn es sich eher um eine architekturhistorische Schrift handelt als um ein streng wissenschaftliches Buch zu den Brüdern Grimm.

Kasseler, 5. Februar 2006

📩

Ein déjà -vu-Erlebnis ?
„Kasseler“ hat – unter allzu bescheidener Überschrift – einen plastischen Eindruck in die Planungen für einen Neubau des Brüder Grimm-Museums gegeben. Die beabsichtigten architektonischen Vorhaben sind seinerzeit in der Presse mit Wohlwollen kommentiert worden – zu Recht ! Dies geschah während der Bewerbung Kassels für die Kulturhauptstadt Europas 2010, und es ist zu hoffen, daß das Konzept trotz des Scheiterns dieser Bewerbung weiter verfolgt werden wird. Sicher muß man das Engagement aller Beteiligtenn – und ich sage hier ausdrücklich : auch das von Dr.Lauer ! – positiv würdigen, zumal „Kasseler“ eindringlich die architektonischen Planungen auch mit den Problemen der historischen und aktuellen Stadtgestaltung schildert – eine gerade für Kassel schwierige Angelegenheit !
Mir sind Geschichte und Bedeutung des „Bellevue“ bekannt und bewußt. In einem Punkt möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, „Kasseler“ um eine Präzisierung zu bitten.
Die Darstellung des Architektenwettbewerbs ist in einer Druckschrift der Stadt Kassel erschienen – ich erinnere mich an ein Bändchen mit Ringheftung, für dessen Inhalt u.a. Kulturdezernent Junge, der damalige Präsident der BGG, Wolfgang Windfuhr und Herr Dr.Lauer verantwortlich zeichneten.Beziehen Sie sich bei Ihrem bibliographischen Hinweis darauf ?
Ich mußte vor einigen Monaten einen Sachvehalt über das „Bellevue“ recherchieren und wollte das von „Kasseler“ zitierte Buch von Bernhard Lauer benutzen. Weder im „Hessischen Lesesaal“ der Murhardschen Bibliothek, noch in der Bibliothek des „Stadtmuseums“ – den beiden Adressen der Wahl für Kasseler Stadtgeschichte – war das Buch vorhanden. Auch konnten sich die Bibliothekare nicht an eine solche Publikation erinnern.
Vielleicht kann „Kasseler“ mit aus seinem Exemplar Verlag, Erscheinungsort und Umfang mitteilen, vielleicht ist das Buch in einem etwas entlegenen Verlag herausgekommen.
Oder sollten wir wie im leidigen Fall des Werkes über Gerhard von Reutern einem déjà -vu-Erlebnis teilhaftig werden ?

Rudolf Theisen, 6. Februar 2006

📩
Hier die Nachweise?
1. Vielleicht meint der Herr folgende Publikation:
Brüder Grimm-Museum Kassel
(Historische Ansicht des Palais‘ Bellevue)
A1-Format
5,00 EUR
Diese ist bei grimms.de als Veröffentlichung der Brüder Grimm-Gesellschaft nachgewiesen.
Möglicherweise ist es auch eine Digitalpublikation, die ausführliche Darstellung von B. Lauer in grimms.de, mit dem Titel „Das Palais Bellevue in Kassel, Sternwarte, Fürstensitz, Museum“. Ist Ihnen das entgangen.
Darüberhinaus in den Datenbanken keine Ergebnisse. Haben Sie denn Angaben, dass das Buch vorgelegen haben soll.

2. Der zehnte Band vom Jb der Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel e.V. zum Jahr 2000 ist wirklich nach meiner Kenntnis gerade vor einigen Wochen erschienen, das ist richtig festgestellt worden, auch wenn bei buchhandel.de nur bis Bd 7.1997 nachweisbar.

Droese, 6. Februar 2006

📩

Präzisierung
Da meine knappen Bemerkung zu einer architekturgeschichtlichen Veröffentlichung von Herrn Dr. Lauer doch ein ein bißchen Verwirrung ausgelöst hat, will ich Ihnen gerne die genauen Angaben zu diesem Buch geben. Sie finden Sie in einen Buch mit dem Titel
Erweiterung Brüder Grimm Erlebnismuseum am Palais Bellevue, Dokumentation, Ideenwettbewerb, 5.-7. Dezember 2003 im dock 4.
Einen Autor hat das Buch nicht, ein Grußwort hat Herr Bürgermeister Junge geschrieben, das andere Herr Präsident Windfuhr und der Geschäftsführer Dr. Lauer. Sie finden auf den Seiten 10/ 11 einige Äußerungen zur Geschichte der Schönen Aussicht. Auf den Seiten 12/ 13 zur Geschichte und Bedeutung der Brüder Grimm wohl von Herrn Dr. Lauer. In dem sogenannten „Quellennachweis“ finden Sie auf S. 46 zwei Werke. Das eine ist das schon Erwähnte.
Lauer, Bernhard: Das Palais Bellevue in Kassel;. Kassel 2003
Das andere ist
Lauer, Bernhard: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel; 2003. Das hatte ich gestern nicht erwähnt, weil es vermutlich bei Grimm Forschern bekannt ist.

Kasseler, 6. Februar 2006

📩
Eine kleine Zwischenbilanz
Sehr verehrte Forumsteilnehmer,
es ist ja nachgerade absurd, nach Publikationen eines Mannes zu suchen, die es überhaupt nicht gibt. Ich habe die letzten beiden Stunden versucht, wenigstens einen der hier angesprochenen Buchtitel zu finden mit dem Ergebnis „Fehlanzeige“.
Das veranlaßt mich, die bisher in diesem thread herausgefundenen Nichtbücher von Dr. Lauer zusammenzufassen. An dieser Stelle möchte ich jedoch schon dem Land Hessen im allgemeinen und der Stadt Kassel im besonderen zu diesem einzigartigen Wissenschaftler gratulieren.

1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7
2) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
3) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.
4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
6) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
7) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X

Holger Ehrhardt schrieb: Im Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft finden Sie übrigens noch sehr viel mehr solcher öffentlicher Ankündigungen.

Ich möchte Holger Ehrhardt dringend auffordern, falls er noch weitere Titel von Nichtbüchern kennt, diese hier zu benennen. Ein solch unglaublicher Fall von Hochstapelei muß in vollem Umfang namhaft gemacht werden.
Wollen wir zu dieser sehr schönen Liste nicht vergesssen, daß der Herr vor einer Woche als Entdecker der Handexemplare des Grimm’schen „Wörterbuchs“ gastierte. Zudem scheint das 2006 erschienene Jahrbuch für das Jahr 2000 auch auf einige Mißstände hinzudeuten.
Ich möchte mich an dieser Stelle wiederholen: Das erinnert alles doch sehr fatal an den Frankfurter „Anthropologen“ Reiner Protsch von Zieten.

P. Schmitz, 8. Februar 2006

📩

Jahrbuch 2000 schon 2005 erschienen
Guten Morgen,

eine kleine Berichtigung
das Jahrbuch der Grimm-Ges. 2000 lag m.W. bereits 2005 Ende d.J. gedruckt vor.
Alles andere, was Herr Schmitz zusammengetragen hat, ist zutreffend. Die 7 Bücher, die von Forumteilnehmern gesucht wurden und in Bibliografien oder Prospekten oder im Bibliothekskatalog stehen und angeblich existieren oder bestellbar sein sollen, existieren nicht. Das Buch, was Benutzer „grimmfreund“ erwähnt, mit den Bildern, ist 2005 erschienen, und hat einen ganz anderen Titel, Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Es ist auf alle Fälle nicht das gesuchte Buch Nummer 3.

Droese, 8. Februar 2006

📩

Re: Eine kleine Zwischenbilanz

P. Schmitz schrieb: Ich möchte Holger Ehrhardt dringend auffordern, falls er noch weitere Titel von Nichtbüchern kennt, diese hier zu benennen. Ein solch unglaublicher Fall von Hochstapelei muß in vollem Umfang namhaft gemacht werden.

Sehr geehrter Herr Schmitz,
ich werde mich aus leicht nachvollziehbaren Gründen zu diesem Fall nicht weiter äußern.
Mit freundlichen Grüßen
Holger Ehrhardt

Holger Ehrhardt, 8. Februar 2006

📩

„Kasseler“ und „Droese“ –
die Angelegenheit konnte bibliographisch geklärt werden :
die Bücher existieren nicht.
So kann man im Blick auf die Publikationsliste Dr.Lauers mit Rocco in „Fidelio“ nur feststellen :
„Wo sich Nichts mit Nichts verbindet,
ist und bleibt die Summe klein.“

Rudolf Theisen, 8. Februar 2006

📩
Listennachtrag
Da Herr Ehrhardt sich (aus für mich jedenfalls nicht nachvollziehbaren Gründen – Insiderwitz?) gegen eine Aufklärung entschieden hat, habe ich im Lesesaal 2 der hier ansässigen Uni-Bibliothek angefangen, nach nicht vorhandenen Publikationen von Dr. Lauer zu suchen. Nach zwei (!) Minuten wurde ich im „Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft“, Bd. 1/1991 fündig. In einem eingeleiteten Briefwechsel, herausgegeben von LAUER/PLÖTTNER/LAURENT, über J. Grimm und die moderne Keltologie wird auf S. 19 geschrieben: „Für die Vorgeschichte des hier veröffentlichten Briefwechsels entscheidend sind die frühen Kontakte und Beziehungen Jacob Grimms zu Vertretern der Academie Celtique in Paris, die von 1805 bis 1814 bestand und deren Mitglied Jacob Grimm seit 1811 war.“
Anmerkung dazu lautet:
„Vgl. dazu ausführlich Bernhard Lauer u. Bärbel Plöttner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung).“
Ich konnte dieses Werk, das ja schon 1991 – vor 15 Jahren, wenn auch ohne ISBN und Seitenzahl – angekündigt wurde, in den Göttinger Katalogen nicht finden. Bevor ich das Werk in die Liste der Ankündigungen aufnehme, bitte ich also um externe Prüfung.

P. Schmitz, 13. Februar 2006

📩

Eine neue Reihe der Grimm-Gesellschaft
Nun, es gelingt offenbar Keinem, die gesuchten Monographien zu ermitteln?

Vielleicht werden einige Teilnehmer des Forums aber fündig bei einer im Jahr 1996 geplanten Reihe der Grimm-Gesellschaft? Im Jahrbuch der Brüder-Grimm-Gesellschaft des Jahres 1996 steht auf Seite 200 im >Bericht über die Mitgliederversammlung der Brüder-Grimm-Gesellschaft am 19.10.1996<:
„Geplant sind schließlich verschiedene Faksimile-Drucke herausragender Werke (insbes. von Handexemplaren) der Brüder Grimm im Rahmen der

neuen BGG-Reihe Facsimilia Grimmiana (hrsg. von Bernhard Lauer).“

In den elektronischen Datenbanken der SUB kann ich eine solche Reihe nicht nachweisen … und die anderen Forumbesucher können sich die Arbeit sparen. Es ist bei dieser vor immerhin zehn Jahren getätigten Ankündigung geblieben.

Selbstverständlich sind Planungen nichts Ehrenrühriges. Auch bei so lange zurückliegenden, nicht ausgeführten Projekten mag es ehrenwerte Gründe geben, weshalb sie nicht zustandegekommen sind. Im Kontext mit mehreren als erschienen angekündigten, mit ISBN versehenen, Seitenangaben und Abbildungen beschriebenen Büchern, die definitiv nicht existieren und die alle aus der Feder eines nun alles andere als bescheiden auftretenden Dr. Bernhard Lauer stammen sollen, zeigt die Ankündigung dieser ebenso vollmundigen Reihe „Facsimilia Grimmiana“ vermutlich nur weiteres Beispiel von Phantompublikationen.

Könnte es sein, daß Dr. Lauer seinen Namen einfach nur gerne als Verfasser bombastisch klingender Bücher gedruckt sieht und ihm das ein solch tolles Vergnügen bereitet, daß ihm das Schreiben der Bücher dann egal ist?

Ergo: ein weiterer Eintrag in die Logfile.

P. Schmitz, 20. Februar 2006

📩

P. Schmitz schrieb: Könnte es sein, daß Dr. Lauer seinen Namen einfach nur gerne als Verfasser bombastisch klingender Bücher gedruckt sieht und ihm das ein solch tolles Vergnügen bereitet, daß ihm das Schreiben der Bücher dann egal ist?

Sehr geehrter Herr Schmitz !

Ihre Anfrage nach einer Reihe „Facsimilia Grimmiana“ klingt resigniert und nach der Logik des Induktionsschlußes vermuten Sie eine weitere Fiktion (gleichsam „Ficta Grimmiana“). Ich habe einen Band einer so bezeichneten Reihe nicht in der Hand gehabt. Er wäre, der Sache gemäß ja auch üppiger als üblich gestaltet gewesen, also ins Auge gesprungen. Aber vielleicht irren wir uns diesmal. Man sollte noch einmal den üblichen bibliographischen Arbeitsgang wählen. Ihre Vermutung über die Motivation Dr. Lauers klingt bitter – der Fall wird in der Tat immer bizarrer, zumal der Angesprochene ja diese in der gegenwärtigen philologischen Forschungslandschaft einmalige Publikationspraxis selbst kommentieren – was ja auch heißt : einem größeren und durchaus noch wohlwollenden Publikum plausibel machen könnte.

Beim Bibliographieren stieß ich allerdings vor kurzem auf einen Titel, der auf den ersten Blick eine erste Dr. Bernhard Lauer-Biographie vermuten läßt :

David Faßmann
Der gelehrte Narr, Oder Gantz natürliche Abbildung Solcher Gelehrten, Die da vermeynen, alle Gelehrsamkeit und Wissenschaften verschlucket zu haben, auch in dem Wahn stehen, daß ihrer gleichen nicht auf Erden zu finden, wannhero sie alle Menschen gegen sich verachten, einen unerträglichen Stoltz und Hochmuth vor sich spüren lassen[…]
Nebst einer Dedication und sonderbarer Vorrede […] geschrieben
(erschienen in Freyburg 1729)

P.S. Im HNA – Forum wird eine Einrichtung „ELFE“ angeregt.

Rudolf Theisen, 20. Februar 2006

📩

Einrichtung der ELFE
Dank dem Verweis von Rudolf Theisen möchte ich die Idee übernehmen, die in diesem Forum gefundenen Hochstapeleien in einer Art Liste einzutragen. Im HNA-Forum schlägt nämlich ein Spaßvogel die Einrichtung der „Elektronischen Lauer Forschungs-Enzyklopädie“ (ELFE) vor. Aber leider verbirgt sich hinter solchen Scherzen der bittere Ernst eines bisher vermutlich unbemerkten Wissenschaftsskandals.

Nach meiner heutigen Lektüre des Jahrbuchs 2 (1992) habe ich nämlich wieder unglaubliche Beispiele gefunden:
S. 137
Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Zur Erstellung eines Itinerars für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm:
„Die Erstellung eines umfassenden Itinerars zu Leben und Werk der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm unter Einbeziehung ihrer familiären Umgebung, ihrer offiziellen Kontakte und freundschaftlichen Verbindungen zu gelehrten und anderen Zeitgenossen sowie ihrer wissenschaftlichen, amtlichen und politischen Tätigkeit stellt seit langem ein Desiderat … dar. Für die Vorbereitung historisch-kritischer Ausgaben von Briefen und Werken der Brüder ist eine detaillierte „Brüder Grimm-Chronik“ ein unumgängliches Handwerkszeug, da nur so etwa die vielfältigen Querverbindungen zwischen den einzelnen Teilen ihres Werkes, die verschiedenen Quellen, aus denen sich ihre Arbeit speiste, oder auch ihre europaweiten Beziehungen zu Gelehrten … und anderen Persönlichkeiten vollständig erschlossen werden können.“
S. 138 Anm. 5
„Im Kasseler Brüder Grimm-Museum ist 1990 mit der systematischen Zusammenstellung eines umfangreichen Arbeitsregisters aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges begonnen worden.“
S. 141 Anm. 25
„Die Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) wird seit 1990 in Kassel vorbereitet.“
S. 156 (Hier verweist Bärbel Plöttner auf das 1991 schon als in Vorbereitung befindliche) Bernhard Lauer und Bärbel Plöttner: Jacob Grimm und die Académie Celtique (in Vorbereitung).
S. 210
„Im Bereich der Bibliothek … werden vorrangig die internationalen KHM-Übersetzungen mit Unterstützung zahlreicher Kollegen im In- und Ausland bearbeitet (gleichzeitig ist eine diesbezgl. wissenschaftliche Dokumentation in Vorbereitung.)
„Der systematische Aufbau einer Grimm-spezifischen Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – wurde bislang auf die Jahre 1986 bis 1992 ff. konzentriert; in der Zwischenzeit wurde weiterhin mit der Bearbeitung des Zeitraumes zwischen 1971 und 1985 begonnen.“

Ich schlage folgende Kategorien vor, nach denen man diese Ergebnisse ordnen sollte:
1. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
3. Ankündigungen von Werken
4. Ankündigungen von Datenbanken
5. Sonstiges

Nun ordne ich die Werke von Herrn Dr. Bernhard Lauer in diese Kategorien ein und begründe damit die ELFE. In regelmäßigen Abständen sind Updates zu erwarten. Auch die scientific community ist herzlich dazu eingeladen.

ELFE 1.0 (22.02.06)

1. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
1.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
1.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

2. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
2.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7
2.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
2.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
2.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
2.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X

3. Ankündigungen von Werken
3.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plöttner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
3.2) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
3.3) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
3.4) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]

4. Ankündigungen von Datenbanken
4.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
4.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
4.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]

5. Sonstiges

P. Schmitz, 23. Februar 2006

📩

Fairneß bei der ELFE
Nach längerer Zeit schaue ich wieder einmal vorbei und stelle fest, daß meine Hinweise sich eher ins negative für Dr. Lauer verkehrt haben. Ich muß zwar zugeben, daß die Einträge in das ELFE-Register peinlich sind. Das habe ich nicht erwartet. Ich möchte aber trotzdem dringend zur Fairness aufrufen. Bitte stellen Sie den Nichtveröffentlicheungen von Dr. Lauer auch die wirklichen Bücher und Aufsätze gebenüber!!! Erst dann ergibt sich ein abgerundetes Bild.
Grüße aus Kassel

Kasseler, 28. Februar 2006

📩

Vorschlag zur Erweiterung der ELFE
Der heutige Beitrag von „Kasseler“ entspricht einer Überlegung, die mir auch schon durch den Kopf gegangen ist. Eine saubere Erfassung der Werke Dr.Lauers erfordert die Erweiterung um einen 6.Gliederungspunkt: Veröffentlichte Publikationen (Monographien und Aufsätze) .
Was so zu verstehen ist: zum Thema Grimm im weitesten Sinne (Dr.Lauers Veröffentlichungen zur Slawistik sollten, sofern sie sich nicht auf Märchen beziehen, hier nicht in Betracht kommen.)

Einem Rundschreiben der Brüder Grimm-Gesellschaft vom 18.2.2006 entnehme ich für Punkt 6):
1)Kurzführer zur Dauerausstellung im Palais Bellevue (in englischer Sprache),
2)Grimmig & Groß – Ausstellungskatalog zu den Märchenskulpturen von Reinhold Weber,
3)“Wenn Scheherazade erzählt…“ Kunstmappe –
alle drei Kassel 2005/2006

Der Rundbrief teilt eine weitere positive Entwicklung mit, ich zitiere:
„Im Rahmen der Neuordnung der Kasseler Museumslandschaft wird in der Stadt Kassel vorrangig auch die Erweiterung des Museums am Standort Bellevue durch den Ausbau der Ausstellungsräume und einen Erweiterungsbau intensiv diskutiert. Im Bereich der Dauerausstellung wird gegenwärtig der Einbau neuer Vitrinen sowie neuer Installationen und gleichzeitig eine durchgängig in deutscher und englischer Sprache gestaltete Beschriftung vorbereitet ; mit der Unterstützung unserer japanischen Mitglieder ist eine zusätzliche Beschriftung und Kommentierung der Ausstellung in japanischer Sprache in Arbeit, die im Sommer graphisch umgesetzt werden wird.“ (fett von mir R.T.)
Der Mensch entwirft sich mit seinem Handeln in die Zukunft. Drücken wir die Daumen, daß das löbliche Vorhaben im Laufe des Sommers zur Realisierung gelangen wird, so daß wir Skeptiker nichts mehr zu kritisieren haben werden!

Rudolf Theisen, 28. Februar 2006

📩

Neues vom Vorstand der BGG
Ein Mitglied der Brüder Grimm-Gesellschaft hat im HNA-Forum den Brief des geschäftsführenden Vorstands vollständig ins Netz gestellt. Dieses Dokument sollte den Teilnehmern dieses Forums nicht vorenthalten bleiben.

Brief vom Vorstand an die Mitglieder der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V., 18.02.06

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Blick auf den Geburtstag Wilhelm Grimms (24.02.1786), der sich in der nächsten Woche zum 220. Mal jährt, möchten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen und Arbeiten unserer Gesellschaft informieren und gleichzeitig Ihnen in der Anlage den Nachweis über den 2005 gezahlten Mitgliedsbeitrag sowie auch den Mitgliedsausweis für das Jahr 2006 überreichen.

In den letzten Monaten sind von verschiedener Seite das Ansehen der Gesellschaft beeinträchtigende Mitteilungen an die Presse gegeben sowie die Arbeit des Vorstandes kritisierende Briefe an einzelne Mitglieder versandt worden. Der Vorstand beteiligt sich nicht an der in der Presse unsachlich und teil anonym geführten Auseinandersetzung; er ist aber selbstverständlich bereit, in der nächsten Mitgliederversammlung, die für den 06.05.2006 ab 14.00 Uhr im Bürgersaal des Kasseler Rathauses geplant ist, ausführlich zu allen Fragen der Mitglieder Stellung zu nehmen. Die Diskussion über die Zukunft unserer Gesellschaft muß intern versachlicht und an Fachfragen orientiert werden. Nachfolgend erhalten Sie daher -wie schon im letzten Mitgliederbrief vom 15.12.2005 – aktuelle Informationen über die laufenden Geschäfte und Aktivitäten.

Die BGG hat in den letzten Jahren in fruchtbarer Zusammenarbeit mit zahlreichen in- und ausländischen Wissenschaftlern erfolgreiche Arbeit geleistet, die durch die ehrenvolle Anerkennung der Kasseler Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ als Weltdokumentenerbe der Unesco gekrönt wurde. Auch die verschiedenen Reihen der Gesellschaft und des Museums, die Kasseler Ausgabe der Werke und Briefwechsel der Brüder Grimm, schließlich das inzwischen zwölf Jahrgänge umfassende Jahrbuch haben ein klares wissenschaftliches Profil ausgeprägt, das weiterentwickelt werden muß.

Der Vorstand hat sich in den letzten Monaten im Verein mit zahlreichen Mitgliedern insbesondere folgenden Aufgaben gewidmet:

– Die im Winder 2004/2005 durch den ehrenamtlichen Einsatz der Mitarbeiter des Brüder Grimm-Museums sowie weiterer Mitglieder unserer Gesellschaft nach Kassel transportierte Bibliothek des Germanisten Ulrich Pretzel mit ca. 50.000 Bänden wird inzwischen im Palais Bellevue, wo der Kernbestand zur Deutschen Klassik und zur Deutschen Romantik bereits Aufstellung gefunden hat, katalogisiert, in einem jetzt angemieteten großen Außendepot werden weitere Bestände nach Sachgruppen sortiert und systematisch aufgestellt. Allen ehrenamtlichen Helfern, ohne die dieses große (und schwere!) Unternehmen nicht zu leisten wäre, danken wir herzlich. Die Erhaltung und Pflege der Pretzel-Bibliothek bedarf jedoch weiterer Unterstützung, da zahlreiche ältere Bände dringend restauriert und viele Bücher neu eingebunden werden müssen.

– Der Vorstand der BGG ist seitens des Geschichtsvereins Eisenach wiederholt angesprochen worden, die Restaurierung und Wiederaufstellung des Grabsteines der 1867 dort verstorbenen Ehefrau Wilhelm Grimms, Dorothea, geb. Wild, zu unterstützen. In den vergangenen Jahren sind die Kasseler Grimm-Gräber mit Mitteln des Lions Clubs Kassel Brüder Grimm sorgsam restauriert worden; es sollen jedoch die Kasseler Gräber der Familie Hassenpflug, aus der u.a. die wichtigsten Märchenbeiträgerinnen des ersten Bandes der „Kinder- und Hausmärchen“ hervorgingen, ebenfalls noch restauriert werden. Für beide Vorhaben bittet der Vorstand um zweckgebundene Spenden sowie um weitere Bekanntmachung dieser Aktivitäten.

– Das Brüder Grimm-Museum Kassel hatte im vergangenen Jahr eine weitere Zunahme seiner Besucher zu verzeichnen, wobei auch ein Anstieg des internationalen Interesses an den dort gezeigten Sonderausstellungen („Des Märchens neue Kleider“, „Hans Christian Andersen und die Brüder Grimm“; „Grimmig & Groß – Märchenplastiken von Reinhold Weber“ und „Die Märchenfrau – Dorothea Viehmann und die Brüder Grimm“) deutlich wurde. Im Rahmen der Neuordnung der Kasseler Museumslandschaft wird in der Stadt Kassel vorrangig auch die Erweiterung des Museums am Standort Bellevue durch den Ausbau der Ausstellungsräume und einen Erweiterungsbau intensiv diskutiert. Im Bereich der Dauerausstellung wird gegenwärtig der Einbau neuer Vitrinen sowie neuer Installationen und gleichzeitig eine durchgängig in deutscher und englischer Sprache gestaltete Beschriftung vorbereitet; mit der Unterstützung unserer japanischen Mitglieder ist eine zusätzliche Beschriftung und Kommentierung der Ausstellung in japanischer Sprache in Arbeit, die im Sommer graphisch umgesetzt werden wird. Einer guten Resonanz erfreut sich die seit dem Frühjahr 2005 organisierte Veranstaltungsreihe „Mittwochs bei Grimms“, in der ganz verschiedene Angebote vom wissenschaftlichen Vortrag über Werkstattberichte bis zu künstlerischen Darbietungen angeboten werden.

– Im Brüder Grimm-Haus Steinau wird noch bis April 2006 die Kasseler Ausstellung „Wenn Scheherazade erzählt – Märchen aus 1001 Nacht“ gezeigt; gleichzeitig wurde jetzt eine Steinauer Ausstellung zur Rezeption des Märchens von „Hänsel und Gretel“ in Dichtung, Kunst, Musik und Theater präsentiert, die bis zum 17.12.06 in Steinau zu sehen sein wird und bereits sehr positiv in der FAZ vom 14.02.2006 rezensiert wurde. Ab 01.05.2006 zeigen wir ein weiteres Mal die Ausstellung „Hans Christian Andersen und die Brüder Grimm“. Im Sommer dieses Jahres soll schließlich in der Amtshofsscheune das von unserem Mitglied Burkhard Kling konzipierte und inhaltlich gestaltete neue Steinauer „Museum an der Straße“ eröffnet werden, das die Geschichte Steinaus und der Handelsstraße zwischen Frankfurt am Main und Leipzig regionalgeschichtlich aufarbeiten wird.

– An Veröffentlichungen konnten wir in den letzten drei Monaten den von unseren Mitgliedern Daniel Rothen, Norman Seliger und Dr. Bernhard Lauer (im Zusammenwirken mit der Druckerei Boxan und der Gaststätte Knallhütte) gestalteten Märchenkalender 2006 herausbringen; ferner sind erschienen die Kunstmappe „Wenn Scheherazade erzählt …“, außerdem ein deutsch-englischer Kurzführer zur Dauerausstellung im Palais Bellevue sowie der Ausstellungskatalog Grimmig & Groß zu den Märchenskulpturen von Reinhold Weber.

– Zwischen den Jahren wurden auch die wissenschaftlichen Vorhaben und geplanten Veröffentlichungen der BGG weitergeführt. Das nächste Jahrbuch der BGG befindet sich gegenwärtig im Druck und wird den Mitgliedern der Gesellschaft als Jahresgabe 2006 in Kürze zugestellt werden. Allen Beiträgern und Unterstützern dieser Arbeit sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt. Vorbereitet wird auch das nächste Kasseler Akademie-Gespräch über „Grimm-Forschung und Grimm-Rezeption im 20. Jahrhundert“, das im Frühsommer im Brüder Grimm-Museum stattfinden wird. In diesem Zusammenhang muß auch auf eine Arbeitstagung in der Evangelischen Akademie Hofgeismar über „Die Brüder Grimm im Kontext Europas“ vom 07. bis 09.04.2006 hingewiesen werden, die unter der Leitung von Dr. Heike Radeck von unseren Mitgliedern Prof. Heinz Rölleke, Prof. Alan Kirkness und Dr. Bernhard Lauer sowie von Dr. Berthold Friemel aus Berlin inhaltlich bestritten werden wird.

– Im Rahmen der Museumsnacht 2005 in und am Brüder Grimm-Museum Kassel haben wir in Zusammenarbeit mit dem Lions Club Kassel Brüder Grimm, der Gaststätte Knallhütte und der Hütt-Brauerei sowie dem ebenfalls ehrenamtlichen Engagement zahlreicher weiterer Helfer aus unserer Gesellschaft wieder das große Märchenfest gestalten können. Der Lions Club Kassel Brüder Grimm hat den Ertrag seiner Aktivitäten unserer Gesellschaft gewidmet und den Erwerb der Skulptur „Die Märchenprinzessin“ aus der Werkstatt der hessischen Künstlerin Karin Bohrmann-Roth für das Brüder Grimm-Museum ermöglicht. Die Übergabe der Skulptur fand am 17.2.2006 in Anwesenheit von Lions-Präsident Dr. Werner Brand, Bürgermeister Thomas-Erik Junge, Museumsleiter Dr. Bernhard Lauer und der Künstlerin statt. Dem Lions Club Kassel Brüder Grimm gilt unser herzlicher Dank. Die Kasseler Zeitung hat in ihrer heutigen Ausgabe darüber positiv berichtet.

– Unsere Gesellschaft unterstützt in zunehmendem Maße auch die Bemühungen des hessischen Fremdenverkehrs, die Brüder Grimm touristisch angemessen darzustellen, und wird sich daher an der Produktkonferenz am 28.02.2006 mit einem Informationsstand sowie einem Grundsatzreferat beteiligen.

Der Vorstand der BGG wird sich bis zur Mitgliederversammlung am 06.05.2006 vorrangig mit der sachlichen Arbeit zu den genannten Themen beschäftigen und für die Erhaltung und weitere Schärfung des wissenschaftlichen Profils der BGG eintreten. Er bittet die Mitglieder um ihre Unterstützung bei der Erfüllung dieser durch die Satzung vorgegebenen Aufgaben. Da bei der Mitgliederversammlung Neuwahlen anstehen, bitten wir alle Mitglieder unserer Gesellschaft darum, ggf. ihre Anregungen und Vorschläge bis zum 25.3.2006 dem Vorstand schriftlich einzureichen.

Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand

gez. PD Dr. Grothe Dr. Lauer OAR Tampe

Offline

gast, 2. März 2006

📩

Zum neuesten Jahrbuch der BGG für 2001/2002

Wie in dem Rundschreiben des amtierenden Vorstandes der BGG angekündigt, ist das neue Jahrbuch, d.h. jenes für 2001/2002 ausgeliefert worden. Die erstmalige Doppelung zweier Jahrgänge erklärt die etwas eigenwillige Zählung in der vorausgehenden Vorstandsmitteilung. Der Band ist drucktechnisch hervorragend gelungen und nutzt wiederum die leserfreundliche Garamountvariante Nr.67 aus den Schriften Lauer BM Nr.1 und Nr.2 mit dem Copyright Lauer 1998 (vergleiche Impressum). Auf die Beiträge soll hier nicht eingegangen werden – für den Zeithistoriker interessant sind die Berichte der Mitgliederversammlungen 2001 und 2002, die Informationen aus jenen Jahren mitteilen, die aus bibliographischen Gründen instruktiv sind.Die in diesem Forum bereits gestellte Frage nach dem Schicksal des Weisgerbernachlaßes erhält auf Seite 149 ein teilweise Antwort:
„Im Berichtszeitraum wurde der persönliche und wissenschaftliche Nachlaß von Leo Weisgerber von Bonn nach Kassel überführt und in einem speziellen Raum im Palais Bellevue aufgestellt; aus diesem Anlaß erschien eine von seinem Sohn verfaßte Würdigung dieses großen Sprachwissenschaftlers. Die Benutzung des Nachlaßes wird voraussichtlich frühestens in drei bis vier Jahren möglich sein, wenn die Materialien sortiert und inventarisiert sein werden; dazu soll bei der DFG ein Antrag gestellt weden.“
Die Frage stellt sich: ist das Angekündigte geschehen?
Was ist aus dem DFG-Projekt geworden?
Flankierend dazu finde ich in der zitierten Broschüre „Leo Weisgerber – Leben und Werk“ (Kassel 2000) aus der Feder Bernhard Weisgebers auf Seite 5 nach einem Hinweis auf Material, das wissenschaftsgeschichtlich interessant ist und nicht gedruckt wurde : „Dies gilt beispielsweise von seiner Habilitationsschrift Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform aus dem Jahre 1924, die wegen der damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse nicht im Druck erschienen ist, nun aber in Kürze von der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. als Buch publiziert werden soll.“
Ist dieses Buch erschienen?
Im vorliegenden Jahrbuch 2001/2002 werden S.153 ff. sämtliche Publikationen von BGM und BGG aufgelistet – der Weisgerbertitel fehlt.
Wohl wieder ein Fall für die ELFE : Angekündigtes und Nichterschienenes – oder irre ich mich?
P.S.
Eine kleine Beobachtung am Rande: der hintere innere Schutzumschlag listet die Jahrbücher von 1991 bis 2001/2002 auf und nennt für den Jahrgang 2001/2002 240 Seiten. Mein Exemplar enthält 160 Seiten. Ein Versehen? Oder so für die ISBN-Informationen an die Bibliotheken weitergegeben?

Rudolf Theisen, 13. März 2006

📩

Durch die gestrige Zeitungsmeldung in der HNA und verschiedene Beiträge und Kritiken an der ELFE (Elektronische Lauer- Forschungsenzyklopädie), die es sich zum Ziel gesetzt hat, das fortgesetzte xxxxxxxxx wissenschaftliche Verhalten des Kasseler Museumsdirektors Bernhard Lauer zu erforschen, ist es notwendig geworden, eine überarbeitete Fassung vorzulegen. Neben den neu hinzugekommenen Funden nicht existierender Bücher wird auch eine neue Rubrik eingerichtet und auf Platz 1 gesetzt, die die wirklich existierenden Bücher zur Grimm-Forschung auflistet. Aus Gründen der Übersichtlichkeit empfiehlt es sich allerdings, hier auf die Aufnahme von Aufsätzen zu verzichten. Das kann sehr gerne in diesem Forum an anderer Stelle geleistet werden. Des weiteren ist in der ELFE auch von der Rubrik „Herausgeberschaft von Werken“ abzusehen. Im wissenschaftlichen Bereich weiß jeder, daß das bloße Vorsetzen eines Namens vor die gesammelten Aufsätze anderer Autoren häufig mißbraucht wird, um eigene Werke vorzutäuschen. „Unbedarften“ Lesern wird damit Sand in die Augen gestreut. Wenn eine solche Liste dennoch zusammengestellt werden soll, wird sie in Bezug zu den wirklich geschriebenen Werken zu setzen sein.

Als wirkliches Werk ist die auf den wissenschaftlich unvorbelasteten Museumsbesucher zielende, bewußt populärwissenschaftlich gehaltene, reich bebilderte Biographie „Brüder Grimm. Leben und Werk“ von Bernhard Lauer zu nennen, die im letzten Jahr erschienen ist.

Im Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft 10 (2000), das vor wenigen Monaten erschienen ist, finden sich folgende, dem Punkt 3 zuzuordnende Ankündigungen von Werken:
S. 13: Die Edition des Briefwechsels zwischen Grimm und Richthofen ist in Vorbereitung.
S. 16: … auch die Edition dieses Briefwechsels [zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel] ist in Vorbereitung.
Die 1990 zum erstenmal angekündigten Tagebücher feiern auf der gleichen Seite das 15jährige Jubiläum ihrer Ankündigung:
S. 16: Eine vollständige Edition der Tagebücher Wilhelm Grimms wird … erscheinen (Brüder Grimm: Werke. Band 1: Autobiographische Schriften und Fragmente. Hrsg. u. bearb. von Bernhard Lauer; Kassel i.V.).

ELFE 2.0 (15.03.06)

1. existierende Werke
1.1) Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Kassel 2005. 64 S., mit zahlr. [65]Abb., ISBN: 3-929633-37-X

2. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
2.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

3. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
3.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7
3.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
3.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
3.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
3.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X [mehrfach angekündigt seit 1990 bis 2005]

4. Ankündigungen von Werken
4.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plöttner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
4.2) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
4.3) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
4.4) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]
4.5) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Karl von Richthofen. [2005]
4.6) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel [2005]

5. Ankündigungen von Datenbanken
5.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
5.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
5.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]

6. Sonstiges

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

P. Schmitz, 15. März 2006

📩

Währungsumstellung bei Scheinpublikation
Auf den unbedingt lesenswerten, von Matthias Janssen herausgegebenen und bearbeiteten Band „Jacob Grimm – Vorlesung über deutsche Literaturgeschichte“ (Materialienband 1 der „Kasseler Grimmausgabe“ 2005) ist hier bereits hingewiesen worden. Noch nicht gewürdigt worden ist hingegen der Anhang „Veröffentlichungen der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V.“ (S. 603 ff.), der einige Präzisionen zu Lauerschen Nichtexistenta bietet. So wird der bereits vor Wochen vermißte Band „Gerhard von Reutern: Ein Lebensbild“ wiederum als „in Vorbereitung“ mit ISBN-Nummer angekündigt. Im Gegensatz zur ersten Ankündigung im vergangenen Jahrhundert ist der Preis von 49.80 DM auf 29.80 Euro korrigiert worden.
Ein weiterer Titel hingegen scheint mir neu zu sein :
„Gurimu Kyodai. Beiträge zum Ersten Deutsch-Japanischen Brüder Grimm-Symposion in Steinau an der Straße vom 16.bis 19.September 1999. Herausgegeben von Bernhard Lauer, ca. 320 S. – In Vorbereitung 49.80 Euro“. Bevor ich diesen Band fälschlicherweise für die „ELFE“ reklamiere, möchte ich fragen, ob jemand dieses Buch in der Hand gehabt hat. In der hiesigen Kasseler Universitätsbibliothek ist es trotz ISBN-Nummer nicht nachweisbar. Ferner wird die Weisgerbersche Habilitationsschrift angekündigt und dem Interessenten der vollständige Titel mitgeteilt:
„Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform. Eine Untersuchung über das Wesen der Sprache als Einleitung zu einer Theorie des Sprachwandels. Kassel, ca. 192 S. – In Vorbereitung – ISBN: 3-929633-78-7 29.80 Euro“. Hierbei tritt erstaunlicherweise Dr. Lauer weder als Bearbeiter noch als Herausgeber in Erscheinung. Bemerkenswert bleibt die präzise Seitenangabe sowohl bei dem von Reutern- wie dem Weisgerber – Titel: ca. 192 Seiten. Können wir daraus schließen, daß die Publikation unmittelbar bevorsteht oder tritt hier ein, was wir mit einem Heinz-Rühmann-Filmtitel umschreiben können: „Er kann’s nicht lassen.“ ?
Zu Weisgerber wäre noch zu bemerken, daß in den letzten Jahren in verschiedenen Veröffentlichungen wissenschaftshistorisch interessante Sachverhalte publiziert worden sind – so etwa zur Rolle Weisgerbers in der „Westforschung des 3.Reichs“ und – in der „Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ – zur Sprachwissenschaft in der genannten Zeit. Ist irgendwo etwas über den inhaltlichen Bestand des in Kassel verwahrten Nachlaßes veröffentlicht worden ? Ich finde keinen Hinweis in den Publikationen der BGG. Es stellt sich da doch die Frage, mit welcher Sorgfalt mögliche wichtige Fundstücke vor der Forschung verborgen bleiben. Ein Umstand, der in der „Reformdiskussion“ doch mit größerer Deutlichkeit herausgearbeitet werden sollte.


Rudolf Theisen, 29. März 2006

📩
Update ELFE
Vielen Dank an Herrn Theisen für die neuen Beiträge zur ELFE. Da mir der von Ihnen erwähnte Band über Jacob Grimms Vorlesungen zur Literaturgeschichte nicht bekannt ist, bitte ich Sie, hier noch die von Ihnen erwähnte, aber nicht genannte ISBN des nicht existierenden Gurimu-Kyodai-Bandes anzugeben. Die ELFE muß in diesen Dingen schon auf Exaktheit großen Wert legen. Sollte der Band dann doch existieren, wird er wieder entfernt und ich werde ich mich beim Herausgeber Dr. Lauer an dieser Stelle öffentlich dafür entschuldigen, daß der Band fälschlicherweise in die ELFE eingestellt war.

Sehr kurios ist die Übereinstimmung der noch kurioseren Angabe „ca. 192 S.“ bei zwei nicht-existierenden Büchern: „Gerhard von Reutern“ und „Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform“. Ist das Zufall oder ist beim Jonglieren mit den vielen Zahlen ein Drag-and-drop-Fehler passiert? Wenn man ein „circa“ angibt, dann erscheint es wenig sinnvoll, eine solch genaue Seitenangabe wie „192“ zu machen. Oder soll damit eine höhere Glaubwürdigkeit erreicht werden?

ELFE 3.0 (01.04.06)

1. existierende Werke
1.1) Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Kassel 2005. 64 S., mit zahlr. [65]Abb., ISBN: 3-929633-37-X

2. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
2.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

3. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
3.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7 [2005: ca. 192 S., Währungsumstellung auf 29,80 €]
3.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
3.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
3.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
3.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X [mehrfach angekündigt seit 1990 bis 2005]
3.6) Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform. Eine Untersuchung über das Wesen der Sprache als Einleitung zu einer Theorie des Sprachwandels. Kassel, ca. 192 S., in Vorbereitung, ISBN: 3-929633-78-7, 29,80 Euro [2005]
3.7) Gurimu Kyodai. Beiträge zum Ersten Deutsch-Japanischen Brüder Grimm-Symposion in Steinau an der Straße vom 16. bis 19. September 1999. Herausgegeben von Bernhard Lauer, ca. 320 S., in Vorbereitung 49,80 €, ISBN:

4. Ankündigungen von Werken
4.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plöttner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
4.2) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
4.3) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
4.4) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]
4.5) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Karl von Richthofen. [2005]
4.6) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel
[2005]

5. Ankündigungen von Datenbanken
5.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
5.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
5.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]

6. Sonstiges

P. Schmitz, 1. April 2006

📩

P. Schmitz schrieb: noch kurioseren Angabe „ca. 192 S.“ bei zwei nicht-existierenden Büchern: „Gerhard von Reutern“ und „Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform“. Ist das Zufall oder ist beim Jonglieren mit den vielen Zahlen ein Drag-and-drop-Fehler passiert? Wenn man ein „circa“ angibt, dann erscheint es wenig sinnvoll, eine solch genaue Seitenangabe wie „192“ zu machen. Oder soll damit eine höhere Glaubwürdigkeit erreicht werden?

Die Zahl ist daraus zu erklären, dass es sich um zwölf Druckbogen handelt. Was Ihnen als krumme Zahl vorkommt, ist für Personen, die mit der Herstellung von Büchern selbst zu tun haben, somit doch eine gerade Zahl. Herr Dr. Lauer als Verleger rechnet selbstversändlich mit Druckbogen.
Dass die Menge der als existierend bz. von ihm als im Buchhandel bestellbar bekannt gemachten Bücher immer noch anwächst lese ich hier mit ungläubigem Staunen …

Droese, 1. April 2006

📩
ELFE 3.1 – Korrekturen
Gerne komme ich der Bitte zur Ergänzung der ELFE nach. Hier also die fehlende ISBN-Nummer sowie der im Titel „Sprache als gesellschaftliche Erkenntnis“ fehlende Verfassername.
Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Ermittlung nichtexistenter Titel in der Regel zeitaufwändiger ist als der existenter. P.Schmitz gebührt Dank für die Verfügungstellung kostbarer Lebenszeit. Ich hoffe, daß diese Leistung nicht an anderer Stelle untergehen wird. So erfaßt das „Deutsche Literatur-Lexikon.Das 20.Jahrhundert. Biographisch-Bibliographisches Handbuch. Zürich/München 2003 ff.“ auch Philologen und Sprachwissenschaftler. In Band 5 S.70/71 etwa ist ein Eintrag dem Lauer-Vorganger Ludwig Denecke gewidmet. Zur Zeit ist das Werk bei Band 8 bis Fischer angekommen. Da auch Dr. Lauer das Herannahen des Buchstaben L nicht verhindern kann, könnte der Bearbeiter seines Stichwortes die ELFE zur Kenntnis nehmen. Sollte in den kommenden Jahren eine der ausstehenden Publikationen doch noch das Licht der Öffentlichkeit erreichen, wird dies ohnehin mit dem bekannten provinzpublizistischen Lärm kundgetan werden.

ELFE 3.1 (04.04.06)

1. existierende Werke
1.1) Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Kassel 2005. 64 S., mit zahlr. [65]Abb., ISBN: 3-929633-37-X

2. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
2.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

3. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
3.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7 [2005: ca. 192 S., Währungsumstellung auf 29,80 €]
3.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
3.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
3.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
3.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X [mehrfach angekündigt seit 1990 bis 2005]
3.6) Leo Weisgerber: Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform. Eine Untersuchung über das Wesen der Sprache als Einleitung zu einer Theorie des Sprachwandels. Kassel, ca. 192 S., in Vorbereitung, ISBN: 3-929633-78-7, 29,80 Euro [2005]
3.7) Gurimu Kyodai. Beiträge zum Ersten Deutsch-Japanischen Brüder Grimm-Symposion in Steinau an der Straße vom 16. bis 19. September 1999. Herausgegeben von Bernhard Lauer, ca. 320 S., in Vorbereitung 49,80 €, ISBN: 3-929633-55-8

4. Ankündigungen von Werken
4.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plöttner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
4.2) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
4.3) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
4.4) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]
4.5) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Karl von Richthofen. [2005]
4.6) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel [2005]

5. Ankündigungen von Datenbanken
5.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
5.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
5.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]

6. Sonstiges

Rudolf Theisen, 4. April 2006

📩

Ein Kasseler Briefverzeichnis – ein Fall für die ELFE?
Der von der HNA betriebene Internetthread zu den Vorgängen um das BGM und die BGG erfreut sich regen Zuspruchs. Dabei sind die Beiträge durchaus durchwachsen: neben einer Lauerkonformen, weiblichen „Märchenfront“ liefern Teilnehmer wie „Keule“ oder „Hafenanlage B.“ namenadäquate herzhafte Einwürfe. Dabei drohen eine Reihe von ernsthaften, bedenkenswerten Zuschriften ein wenig an den Rand gedrängt zu werden. So schreibt ein „Maki“ unter Bezug auf die ELFE folgende Zeilen, die hier zur Kenntnis gebracht werden sollten.

„Nachfrage zu ELFE 3.0

In dem von Bernhard Lauer gemeinsam mit Holger Ehrhardt, Rotraut Fischer, Ewald Grothe und Bärbel Plötner vorgelegten Beitrag „Die Kritisch-Kommentierte Ausgabe der Briefwechsel der Brüder Grimm“ (in: Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft 8, 1998, S. 9) wird zum Thema „Typen des Grimmschen Briefwechsels“ ausgeführt:

„Für die strukturelle Gestaltung der einzelnen Bände bietet sich folgende Typisierung an, die bzgl. der Erstellung einzelner Bände inhaltlich jedoch in den möglichen Überschneidungen abgestimmt werden müssen“. Anschließend wird eine Übersicht der Briefpartner der Brüder Grimm abgedruckt, aufgeteilt nach Familienbriefen, Freundesbriefen, Bibliotheksbriefen, Wissenschaftlicher Korrespondenz, Politischer und gesellschaftlicher Korrespondenz, Amtlicher Korrespondenz, Internationalen Beziehungen, Korrespondenz mit Verlegern und Geschäftsbriefen. In einer Anmerkung dazu steht folgender weiterführender Hinweis:

„Im Rahmen dieser Editionsrichtlinien können für die geplanten Einzelbände nur Hinweise gegeben werden; wir verweisen jedoch ausdrücklich auf das Kasseler Briefeverzeichnis, das mit Unterstützung des Landkreises Kassel im Rahmen einer Förderungsmaßnahme gegenwärtig zur Veröffentlichung vorbereitet wird.“

Vielleicht ist es möglich, dass Bernhard Lauer oder die anderen Beteiligten hier die folgenden Fragen beantworten:
– Wie weit ist das genannte Verzeichnis gediehen?
– Warum ist es – entgegen der Ankündigung – bisher bibliographisch nicht nachweisbar? Wird es immer noch „gegenwärtig zur Veröffentlichung vorbereitet“?
– Ist die Veröffentlichung des Verzeichnisses 1998 der Förderungszweck für die Unterstützung des Landkreises Kassel gewesen? Wenn ja, wie sieht dieser die bisher nicht abgegoltene Veröffentlichungszusage?
– Dauert die Unterstützung des Landkreises derzeit noch an? Wenn ja, gilt sie immer noch der Veröffentlichung des genannten Briefeverzeichnisses?
– War Bernhard Lauer nicht bekannt, oder hat er dem Landkreis Kassel damals verschwiegen, dass ein Verzeichnis der Briefwechsel der Brüder Grimm bereits seit 1986 in Berlin bearbeitet wurde (mehrere Jahre ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, mittlerweile online zugänglich unter http://www.grimmnetz.de/bv), so dass es sich bei dem nochmaligen Beginn eines solchen Vorhabens unter seiner Direktion um einen mehr als fragwürdigen Einsatz von Mitteln handelte? Es wäre seine Pflicht gewesen, sich zu informieren, ob es ein solches Projekt bereits gibt. Wenn es ihm bekannt war, ist der nochmalige Einsatz von Geldern dafür bei der allgemeinen Ressourcenknappheit und den vielen unbearbeiteten Themen nur skandalös zu nennen. Beispielsweise sind die Kasseler Grimm-Bestände nicht (wie vergleichbare Sammlungen an anderen Orten) in öffentlich zugänglichen Verzeichnissen erfasst. Wer entscheidet also über solche fragwürdigen Prioritätensetzungen, bei denen anderswo begonnene Projekte parallel nochmals gestartet werden und die ureigensten Hausaufgaben liegenbleiben?“

Eine teilweise Antwort findet sich auf Seite 133 des Jahrbuches XI/XII 2001/2002, wo von einer auf ein Jahr befristeten Kraft die Rede ist, die mit Unterstützung des Landkreises Kassel „im Bereich der Kasseler Ausgabe“ eingestellt worden ist. Eine Spezifizierung der Aufgaben wird nicht mitgeteilt, ebensowenig wird mitgeteilt, was die zweite, für ein Jahr weiterbeschäftigte ABM-Kraft für Aufgaben wahrgenommen hat.
Es wäre interessant zu erfahren, wieviele ABM-Kräfte, Personal mit Werkverträgen und Praktikanten im Laufe der Jahre Dr. Lauers Big Science zugearbeitet haben. Es ist zu Recht schon vermutet worden, daß im Vergleich zu den anderen städtischen Museen der Personallage des BGM gar nicht so schlecht war und ist. Ebenso interessiert die Frage, welche Drittmittel und wenn, in welcher Höhe denn in den letzten 15 Jahren real in den Forschungstopf des BGM gefloßen sind. Ob die Mühe lohnt, die Geschäftsberichte von DFG, Volkswagenstiftung und anderer Institutionen durchzusehen? Es wird in dieser Stadt der Mythos genährt, Dr. Lauer sei zumindestens geschickt im Hereinholen von Drittmitteln. Ich befürchte, daß auch hier „die Mythe log“!
Eine weitere Frage, die mir seit Jahren nicht beantwortet werden konnte:
Wie groß ist der Grimmsche Briefcorpus –
muß man mit 20000 oder – wie im Umkreis des BGM häufig wiederholt wird – mit „bis zu 38000“ Briefen rechnen? Die Seriosität einer Schätzung dürfte doch für Drittmittelgeber nicht unerheblich sein!
Zuletzt sei noch ein weiteres Schmankerl Lauerscher Zitierkunst mitgeteilt:
In der Einladung zur Mitgliederversammlung am 6.5. schreibt er „…inzwischen ist Ihnen auch das neue Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft (Band 11-12, Kassel 2006) zugegangen, ein weiteres Jahrbuch sowie andere Veröffentlichungen werden vorbereitet.“
Man beachte die Jahreszahl: schnell ist man im Jahre 2006 angekommen, korrekt müßte es heißen: „Jahrbuch Brüder Grimm-Gesellschaft 11-12 2001-2002, Kassel 2006“.
Was die anderen, in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichungen betrifft, so seien Mitglieder der BGG auf die hier einsehbare ELFE verwiesen.


Rudolf Theisen, 1. April 2006

📩

Erklärung zum Kasseler Briefverzeichis
Erklärung

Im Thread „Intrigenstadl“ des HNA-Forums werden am 11. April 2006 (Beitrag Nr. 1195) Fragen zur folgenden Anmerkung im Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft 8 (1998), S. 9, gestellt:

„Im Rahmen dieser Editionsrichtlinien können für die geplanten Einzelbände nur Hinweise gegeben werden; wir verweisen jedoch ausdrücklich auf das Kasseler Briefeverzeichnis, das mit Unterstützung des Landkreises Kassel im Rahmen einer Förderungsmaßnahme gegenwärtig zur Veröffentlichung vorbereitet wird.“

U.a. stellt der anonyme Autor folgende Fragen:
– Wie weit ist das genannte Verzeichnis gediehen?
– Warum ist es – entgegen der Ankündigung – bisher bibliographisch nicht nachweisbar? Wird es immer noch „gegenwärtig zur Veröffentlichung vorbereitet“?
– Ist die Veröffentlichung des Verzeichnisses 1998 der Förderungszweck für die Unterstützung des Landkreises Kassel gewesen? Wenn ja, wie sieht dieser die bisher nicht abgegoltene Veröffentlichungszusage?

Die Nachfrage zielt auch darauf, mich als Mitautor dieses Beitrages wegen unseriöser Ankündigungspraxis zu diskreditieren. Dazu erkläre ich hier Folgendes:

Am 23. April 2002 fand im Palais Bellevue eine letzte Besprechung zwischen Herrn Dr. Bernhard Lauer und mir zur Endredaktion über den Beitrag „Die kritisch-kommentierte Ausgabe der Briefwechsel der Brüder Grimm“ statt. Der dieser Besprechung zu Grunde liegende Korrekturabzug mit meinen handschriftlichen Änderungen bzw. Ergänzungen, die sich in der gedruckten Fassung des Jahrbuchs wiederfinden, liegt mir vor. Auf diesem befindet sich die hier monierte Anmerkung 3 betreffend die Existenz eines Kasseler Briefeverzeichnisses nicht! Diese Anmerkung wurde ohne mein Wissen und ohne meine Billigung nach der letzten Besprechung eingefügt. Daher weise ich den Vorwurf einer Mitverantwortung entschieden von mir.

Über ein Kasseler Briefverzeichnis sind mir folgende Fakten bekannt. Im Jahr 2001 waren mehrere Mitarbeiter des Grimm-Museums damit beschäftigt, Kopien der gedruckten Briefe der Brüder Grimm anzufertigen und chronologisch sowie nach Empfängern zu ordnen. Ich selbst habe im Seitentrakt des Palais Bellevue eine Wandreihe mit Einstellordnern gesehen, in denen Kopien chronologisch einsortiert wurden. Zu den anderen Fragen kann ich keine Auskunft geben.

Kassel, 13.04.2006

Holger Ehrhardt


Holger Ehrhardt, 13. April 2006

📩
Zum Brief von Holger Ehrhardt

Es ist festzuhalten, daß sich nun endlich ein Beteiligter an der „Kasseler Ausgabe“ zu den aufgeworfenen Fragen zu Wort gemeldet hat. Herr Ehrhardt kandidiert im Mai gegen Dr. Lauer als Geschäftsführer der BGG. Da erscheint es mir verständlich, daß er jeden Anschein vermeiden will, in tieferer Weise in die publikationsstrategischen Spielereien des Museumsleiters verstrickt zu sein. Diese Sensibilität vermisse ich bei den anderen genannten Personen, vor allem bei den Damen Plötner und Fischer, die ja bereits mit anderen Lauerschen Nicht-Existenta in Erscheinung getreten sind – wahrscheinlich haben sie sich den Wilhelm-Busch-Vers „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs weiter ungeniert“ als Maxime zu eigen gemacht.
Dennoch bleibt die Frage, wie und warum Herrn Ehrhardt, aber auch den anderen damaligen Vorstandsmitgliedern um Herrn Windfuhr jahrelang die seltsame Praxis Dr. Lauers verborgen geblieben ist. Oder: waren diese Herren nur allzu gern bereit, über die seltsamen Vorgänge hinweg zu sehen, solange man sich selbst in der Öffentlichkeit im positiven Lichte präsentieren konnte?
Interessant sind dabei auch die Details über die offensichtlich begonnene Briefesammlung für ein „Kasseler Briefeverzeichnis“.
Wir können davon ausgehen, daß dies Projekt „gestorben“ ist und somit der ELFE übergeben werden kann. Wäre es auch nur annährend in die Nähe einer Realisierung gelangt, so hätte – das bislang gezeichnete Psychogramm Lauers im Blick – folgendes stattgefunden:
ein bombastischer Artikel wäre im Extra-Tip erschienen, mit Bild Lauers und diversen Aktenordnern und der Überschrift: „Herr über 36000 Briefe -Dr. Lauer erstellt Briefeverzeichnis der Brüder Grimm“.
Daß das Projekt nicht von der DFG oder der Volkswagenstiftung gefördert worden ist, ergibt sich aus der Tatsache, daß diese Institutionen die Neuerfindung des Rades in der Regel nicht finanzieren. (cf. bereits vorhandenes Berliner Verzeichnis)
Trotzdem bleibt eine Frage offen: wer hat dann eine solche Ruine finanziert – der Landkreis, die Stadt – mit Werkverträgen, mit ABM?
Kann es der BGG und auch dem Bürger gleichgültig sein, wenn Steuermttel einfach in den Sand gesetzt werden? Wo war da die staatsbürgerliche Aufsichtspflicht des alten Vorstandes?
Es wäre instruktiv von einem Mitarbeiter darüber etwas zu hören, sicher würde eine verblüffte Philologenzunft einen Einblick in Lauersche Arbeitstechniken erhalten. Ich glaube aber, daß es angesichts der immer noch vorhandenen Pro-Lauer-Stimmung in dieser Stadt wohl niemanden zuzumuten ist, den Weg in die Öffentlichkeit zu wählen.

Rudolf Theisen, 14. April 2006

📩

Nachfrage zu einer Äußerung Dr. Lauers
Ohne das leidige Aufspürspiel ELFE in alle Ewigkeit weiterzuführen, möchte ich doch bitten, in Berlin oder Göttingen in den einschlägigen Fachbibliographien folgenden Sachverhalt sauber zu recherchieren.
Dr. Lauer äußert in einem Interview mit dem DeutschlandRadio Kultur am 5.Mai zu einem Titel folgendes:

Lauer: Das Nachrichtenmagazin hat von mir eine Liste bekommen aller Publikationen der Brüder Grimm-Gesellschaft der letzten 15 Jahre. Was zum Beispiel einige Titel betrifft, wie zum Beispiel aus 1991 – das, was also jetzt nach 15 Jahren erst rauskommt, dass das angeblich nicht publiziert worden wäre -, betrifft die Brüder Grimm oder in dem Fall Jacob Grimm und die Pariser Académie celtique. Diese Dinge sind von meiner Kollegin Bärbel Plöttner, mit der ich das zusammen angekündigt habe, in einer französischen Publikation längstens erschienen. Da muss man halt auch ein bisschen in die französische Grimm-Forschung hineinschauen.

Handelt es sich um die Plöttnersche Arbeit um einen Aufsatz, der vielleicht in einer schwerer zugänglichen Fachzeitschrift erschienen ist ? Fairerweise sollte der Sachverhalt dann klargestellt werden!
Auf der Homepage von Frau Plöttner finde ich nur folgenden, dem Thema nahestehenden Titel:

Bernhard Lauer et Bärbel Plötner (avec la collaboration de Donatien Laurent) : « Jacob Grimm und Theodore Hersart de La Villemarqué. Ein Briefwechsel aus der Frühzeit der modernen Keltologie », Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, Kassel, Brüder Grimm-Gesellschaft, t.1, 1991, p. 17-83.

Eine Monographie, wie die Ankündigung von 1991 nahelegt, finde ich nicht..


Rudolf Theisen, 7. Mai 2006

📩

Académie Celtique
Der Aufsatz über den bretonischen Forscher La Villemarqué kann hier nicht gemeint sein. Denn bei dem Thema zur Académie Celtique geht es um einen anderen Personenkreis und um eine andere Zeit, zirka um 1810, 1815. Es ist sehr verwunderlich, dass das von Herrn Dr. Lauer in seinem Interview angeführte Werk von Bärbel Plötner in deren Veröffentlichungsliste auf ihrer Webseite auch nicht ersichtlich sein soll. Zumindest in Dr. Lauers Bibliografie der laufenden Grimm-Literatur im Jahrb. der Grimm-Ges. müsste das Werk aber dann aufzufinden sein, wenn es schon vor so langer Zeit erschienen sein soll. In den letzten Bänden wird diese Bibliografie nicht mehr fortgesetzt.

Droese, 7. Mai 2006

📩

Re: Nachfrage zu einer Äußerung Dr. Lauers

Rudolf Theisen schrieb: Ohne das leidige Aufspürspiel ELFE in alle Ewigkeit weiterzuführen, möchte ich doch bitten, in Berlin oder Göttingen in den einschlägigen Fachbibliographien folgenden Sachverhalt sauber zu recherchieren.

Dr. Lauer äußert in einem Interview mit dem DeutschlandRadio Kultur am 5.Mai zu einem Titel folgendes:

Lauer: Das Nachrichtenmagazin hat von mir eine Liste bekommen aller Publikationen der Brüder Grimm-Gesellschaft der letzten 15 Jahre. Was zum Beispiel einige Titel betrifft, wie zum Beispiel aus 1991 – das, was also jetzt nach 15 Jahren erst rauskommt, dass das angeblich nicht publiziert worden wäre -, betrifft die Brüder Grimm oder in dem Fall Jacob Grimm und die Pariser Académie celtique. Diese Dinge sind von meiner Kollegin Bärbel Plöttner, mit der ich das zusammen angekündigt habe, in einer französischen Publikation längstens erschienen. Da muss man halt auch ein bisschen in die französische Grimm-Forschung hineinschauen.

Handelt es sich um die Plöttnersche Arbeit um einen Aufsatz, der vielleicht in einer schwerer zugänglichen Fachzeitschrift erschienen ist ? Fairerweise sollte der Sachverhalt dann klargestellt werden!

Auf der Homepage von Frau Plöttner finde ich nur folgenden, dem Thema nahestehenden Titel:

Bernhard Lauer et Bärbel Plötner (avec la collaboration de Donatien Laurent) : « Jacob Grimm und Theodore Hersart de La Villemarqué. Ein Briefwechsel aus der Frühzeit der modernen Keltologie », Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, Kassel, Brüder Grimm-Gesellschaft, t.1, 1991, p. 17-83.

Eine Monographie, wie die Ankündigung von 1991 nahelegt, finde ich nicht..

Es findet sich dort auch noch dieser:

Bärbel Plötner, « Langue, littérature et identité nationales et régionales: Jacob Grimm entre l’Allemagne et la France. Le cas breton », Philologiques III, Qu’est-ce qu’une littérature nationale ? Approches pour une théorie interculturelle du champ littéraire, éd. par Michael Werner et Michel Espagne, Paris, Editions de la Maison des Sciences de l’Homme, t.3, 1994, p. 211-234.“

(eben da: http://lire.ish-lyon.cnrs.fr/pagesperso/Plotner_page.html)

Was Tun, 8. Mai 2006

📩

Ja, aber …
diesen Titel dort habe ich schon auch gesehen
Er scheint mir aber nicht recht einschlägig.
Wie ich feststellte, ist das genannte Buch nicht ganz leicht verfügbar aber ich werde mich darum kümmern.

Droese, 8. Mai 2006

📩

Diagnose: unheilbar im „Aufschneiden“?
Der Hinweis von Was tun ist mittlerweile durch einen Beitrag vom HNA-Forum ‚abgehakt‘ (dem ich eigentlich nichts weiter hinzuzufügen habe) – mit dem Ergebnis, dass der von Was tun genannte etwa 20seitige Aufsatz von Frau Dr. Bärbel Ploetner nicht die angekündigte Arbeit über die Académie Celtique ist, sondern im Gegenteil diese Arbeit auch in dem Beitrag von Frau Dr. Ploetner ein weiteres Mal angekündigt wird.
Fazit: Skandalös ist an diesem Fall nicht (zumindest nicht so sehr) die ursprüngliche Ankündigung, sondern die unerträgliche Art und Weise, wie eine kritische Öffentlichkeit auch jetzt, wo diese Themen diskutiert werden, hinter’s Licht geführt werden soll. Die Sache sei ‚längstens‘ veröffentlicht, man möge doch bitteschön in die ‚französische Grimm-Forschung‘ schauen … Schönen Dank auch! Damit, dass irgendjemand dieser Aussage nachgeht, wurde wohl nicht gerechnet …
Für diejenigen, die das HNA-Forum nicht mit lesen, sei der dortige Beitrag, http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=14944#p14944, auch hier zur abschliessenden Klärung dieser Angelegenheit eingefügt:

Erkundungen in der französischen Grimmforschung
Zu den in der ELFE (siehe dazu das Grimmforum) verzeichneten Titeln gehört:
4. Ankündigungen von Werken
4.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plöttner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991] …[/quote]
Auf Nachfragen nach dieser Ankündigung nahm der Urheber in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur Stellung:
http://www.dradio.de/suche/?action=search&uri=suche%2F&sp0=1&sp1=1&sp2=1&sp3=1&sa1=&sa2=&sa3=&sa4=&sn=&ss=&q=grimm+kassel (auch oben in # 1550, parodiert in # 1556):

… Fall Jacob Grimm und die Pariser Académie celtique. Diese Dinge sind von meiner Kollegin Bärbel Plöttner, mit der ich das zusammen angekündigt habe, in einer französischen Publikation längstens erschienen. Da muss man halt auch ein bisschen in die französische Grimm-Forschung hineinschauen.

Da dieser Hinweis nicht recht deutlich war, haben mehrere Leute Recherchen begonnen und hier im HNA-Forum sowie im Grimmforum erste Ergebnisse mitgeteilt (zu dem Titel allgemein vgl. u. a. oben # 111, 115, 232, 778, 780, 839, 1565, 1566, 1567, 1571, 1572, 1576). Ergebnis der Recherchen war, kurz gesagt, daß weder in französischen Bücherkatalogen noch in der Veröffentlichungsliste von Frau Dr. Plötner etwas einschlägiges zu entdecken war. Herr „Was Tun“ bzw. „Was noch“ schimpfte allerdings, daß man solch vorläufige Ergebnisse besser nicht bekanntmachen solle, und bot folgenden Titel an, der möglicherweise der Ankündigung entspreche (# 1565):

Bärbel Plötner, « Langue, littérature et identité nationales et régionales: Jacob Grimm entre l’Allemagne et la France. Le cas breton », Philologiques III, Qu’est-ce qu’une littérature nationale ? Approches pour une théorie interculturelle du champ littéraire, éd. par Michael Werner et Michel Espagne, Paris, Editions de la Maison des Sciences de l’Homme, t.3, 1994, p. 211-234.

Nach einiger Wartezeit konnte ich das Buch heute benutzen (nicht häufig anzutreffen, in der UB-LMB Kassel z. B. nicht vorhanden). Der Beitrag von Frau Plötner gliedert sich in drei Abschnitte, I. biographische Bezugspunkte zu Frankreich bei den Grimms, II. Zum Verständnis von Region und Nation in Deutschland und Frankreich zwischen 1789 und 1871, III. Der Fall Bretagne. Auf S. 226-229 faßt Frau Plötner anhand der bisherigen Literatur das Verhältnis Jacob Grimms zur Académie Celtique zusammen, wobei sie den von ihr kurze Zeit zuvor mitherausgegebenen Briefwechsel J. Grimms mit G. de la Rue heranzieht und sehr überzeugende Thesen hinsichtlich der Berührungspunkte zwischen dem Anliegen der Akademie und Jacob Grimms Arbeitsgebieten aufstellt. Daß es sich hier nicht um das angekündigte Projekt „Jacob Grimm und die Académie Celtique“ handelt, erhellt aus einer Fußnote Frau Plötners, so daß man hierüber nicht mehr spekulieren muß: S. 226 Anm. 38

Pour les détails, voir Bernhard Lauer, Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Keltische Akademie. Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, t. 3, 1993, en préparation.

So haben uns Dr. Lauer und „Was tun“ / „Was noch“ recht munter herumgeschickt, von Kassel nach Frankreich und von Frankreich nach Kassel. Fazit aller Mühen: Die Schrift über „Jacob Grimm und die Académie Celtique“ ist nicht erschienen. Die zitierte Aussage B. Lauers im Interview mit Deutschlandradio Kultur ist, was sie ist. Schon recht aussagekräftig über ihren Urheber, scheint mir: ein weiteres Mal einfach mutig dahergeredet, in der Annahme, es wird schon niemand so genau nachsehen.
(Meine neuerliche und letzte Wortmeldung hier zu diesem Thema will ich nicht beenden, ohne meinen Respekt für Frau Plötners Beitrag auszusprechen. Das Gesuchte / Angekündigte zu „Jacob Grimm und die Académie Celtique“ ist er aber natürlich nicht. Ein Urteil darüber, daß Frau Plötner und Herr Lauer die genannte Schrift angekündigt haben, soll meine Wortmeldung nicht sein. Das Thema würde nach wie vor eine eigenständige Behandlung lohnen. Aber schauen Sie genauer hin, was der Geschäftsführer und Museumsleiter in Interviews, Statements und ähnlichem erzählt. Mißtrauen scheint hier angebracht.)

Droese, 17. Mai 2006

📩

Neuer Fund für die ELFE
HNA, 22.6.06:
„Ich bin der Letzte, der an seinem Posten festhält. Mir geht es allein um die Sache.“ (Dr. Lauer)

„Die Arbeit von Dr. Lauer wird anerkannt“, sagt Junge. Die Vorwürfe gegen den Museumsleiter seien nicht nachprüfbar.

Von Seiten eines natürlich anonym bleibenden Mitarbeiters des Kasseler Rathauses wurde auf eine Publikation Dr. Lauers aufmerksam gemacht, die selbst den rührigen Mitarbeitern der ELFE (der Elektronischen Lauer-Forschungs-Enzyklopädie) entgangen war, und die ein weiteres Mal illustriert, wie es Herrn Dr. Lauer um die Sache geht. In einer vor zwölf (!!!) Jahren verfassten und bis heute (wegen Raum- oder Personalmangels?) nicht umgesetzten Konzeption zum Ausbau des Brüder Grimm-Museums Kassel im Palais Bellevue kündigt der „überaus aktive Museumschef“ mit Weltruf auf Seite 5 ein legendäres Buch an, das sich nunmehr seit 1994 im Druck befindet:

Das Brüder Grimm-Museum Kassel im internationalen Spiegel von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Zus.gestellt von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1994 (im Druck).

Alles üble Nachrede und nicht mehr zu beweisen? Oder vielmehr frühes Dokument einer Neigung zur übertriebenen Selbstdarstellung? Wie wird, so fragen sich interessierte Beobachter, Dr. Lauer die ungewöhnlich lange Druckphase dieses Opus der Fachwelt erklären? Geldmangel? Personalmangel? Zeitmangel? Oder muss man eben „mal die französische Grimm-Forschung zur Kenntnis nehmen,“ wo eine Kollegin das schon lange veröffentlicht habe, wie der Herr Direktor mit unnachahmlicher Süffisance die Hörer im Deutschlandradio wissen lässt? Schaut man dann einmal in die französische Grimm-Forschung, entpuppt sich – wie oben gezeigt- sogar dieser Verteidigungsangriff als xxxxxxx Xxxx eines unheilbaren Xxxxxxxxxxxxx. Man kann immer wieder nur feststellen: Nichts da, alles nur eingebildet! Mit Kategorien der Vernunft kommt man hier nicht weiter!

Alaska, 25. Juni 2006

📩

ELFE 4.0 (26.06.06)
Vielen Dank für den schönen Hinweis von Herr/Frau Alaska. Dieses außerordentliche Werk wäre sonst den „Mitarbeitern der ELFE“ vermutlich nicht zur Kenntnis gekommen. Man höre und staune:
Das Brüder Grimm-Museum Kassel im internationalen Spiegel von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Zus.gestellt von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1994 (im Druck).
Weitere Recherchen im „Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft“ (Bd. 9, 1999/2003, S. 97, Anm. 17) haben unterdessen eine neue bisher uneingelöste Ankündigung eines Werkes ergeben, das hiermit der ELFE hinzugefügt wird:
Wie Dornröschen einst nach Kassel kam. Märchen, Politik und Kunst. Die Geschichte der Familie Hassenpflug zwischen Frankreich und Deutschland (Begleitheft i.V.)
Die ELFE muß also ein Update bekommen.
Nach wie vor werden neben den unter den Punkten 2 bis 5 angekündigten bzw. angeblich im Druck/in der Vorbereitung befindlichen Werken die 100 Publikationen „aus der Feder von Dr. Bernhard Lauer“ vermisst, auf die der „überaus aktive Museumschef“ (Klaus Becker über Dr. Lauer) mit Weltruf (Dr. Lauer über Dr. Lauer) des öfteren verwiesen hat, zuletzt als Rechtfertigung gegenüber den in der ELFE aufgelisteten Scheinpublikationen.
Vielleicht muss die ELFE bei Punkt 3 noch differenzierter vorgehen, um zu verdeutlichen, dass eine Reihe der unter diesem Punkt aufgeführten Werke schon vor vielen Jahren als „im Druck“ befindlich bezeichnet wurde, teilweise seit über einem Jahrzehnt!
Für die ungeheuer dreiste Behauptung Dr. Lauers im Deutschandradio, das hier unter 4.1. aufgeführte Werk sei in Frankreich erschienen, (vgl. die Recherche von Droese vom 17.5.06: O-Ton Lauer: „Da muss man halt auch ein bisschen in die französische Grimm-Forschung hineinschauen.“) muss, wie Alaska in seinem/ihrem letzten Beitrag anregt, eine neue Kategorie der Irrationalität eingeführt werden, Instistieren auf der Existenz von Werken, die sonst Niemand nachweisen kann

ELFE 4.0 (26.06.06)

1. existierende Werke
1.1) Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Kassel 2005. 64 S., mit zahlr. [65] Abb., ISBN: 3-929633-37-X

2. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
2.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

3. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
3.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7 [2005: ca. 192 S., Währungsumstellung auf 29,80 €]
3.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
3.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
3.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
3.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X [mehrfach angekündigt seit 1990 bis 2005]
3.6) Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform. Eine Untersuchung über das Wesen der Sprache als Einleitung zu einer Theorie des Sprachwandels. Kassel, ca. 192 S., in Vorbereitung, ISBN: 3-929633-78-7, 29,80 Euro [2005]
3.7) Gurimu Kyodai. Beiträge zum Ersten Deutsch-Japanischen Brüder Grimm-Symposion in Steinau an der Straße vom 16. bis 19. September 1999. Herausgegeben von Bernhard Lauer, ca. 320 S., in Vorbereitung 49,80 €, ISBN:
3.8.) Das Brüder Grimm-Museum Kassel im internationalen Spiegel von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Zus.gestellt von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1994 (im Druck).
3.9.) Wie Dornröschen einst nach Kassel kam. Märchen, Politik und Kunst. Die Geschichte der Familie Hassenpflug zwischen Frankreich und Deutschland (Begleitheft i.V.)

4. Ankündigungen von Werken
4.1) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
4.2) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
4.3) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]
4.4) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Karl von Richthofen. [2005]
4.5) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel [2005]

5. Werke von Dr. Lauer, die angeblich im Ausland von anderen Autoren längst publiziert wurden, die jedoch niemand außer Dr. Lauer nachweisen kann
5.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
(Präzisiert durch B. Plötner:) Bernhard Lauer, Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Keltische Akademie. Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, t. 3, 1993, en préparation.

6. Ankündigungen von Datenbanken
6.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
6.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
6.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]
Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

P. Schmitz, 26. Juni 2006
📩
„Edition Grimm“ – Neuzugang für ELFE?
Auf den Internetseiten der Stadt Kassel heißt es,
http://www.stadt-kassel.de/probuerger/public/produkt_detail.cfm?Produkt_ID=272

Als Jahresgabe der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. an ihre Mitglieder dient das mit interessanten Abbildungen ausgestattete Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, das einmal im Jahr kostenfrei an alle Mitglieder versandt wird.
Weiterhin erscheinen im Rahmen der Gesellschaft die Schriften der Brüder Grimm-Gesellschaft, die Quellen zur Brüder Grimm-Forschung sowie verschiedene Einzelpublikationen. Ferner gibt die Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. die Edition Grimm heraus, in der besonders herausragende Dokumente und Kunstwerke in hochwertigen Faksimile-Drucken erstellt werden.

Frage an die Stadt Kassel bzw. die Brüder Grimm-Gesellschaft: Ist die Reihe „Edition Grimm“ identisch mit ELFE, Titel Nr. 4.3, Facsimilia Grimmiana?
Sie schreiben, daß die Brüder Grimm-Gesellschaft die „Edition Grimm“ herausgibt. Welche Bände sind schon erschienen?

Das Jahrbuch der Grimm-Gesellschaft erhalten die Mitglieder ja übrigens zur Zeit nicht nur einmal, sondern mehrmals im Jahr. Löblich, weiter so!
Hübsch formuliert auch: „das mit interessanten Abbildungen ausgestattete Jahrbuch“, „Edition Grimm …, in der besonders herausragende Dokumente und Kunstwerke in hochwertigen Faksimile-Drucken erstellt werden“! Kompliment!

Bonoboche, 31. Juli 2006
📩

Nicht nur Faksimiles – auch das Digitalisierungsprojekt bindet in Kassel alle Kräfte. Weiß jemand, inwieweit seit letztem Jahr Fortschritte erzielt wurden?

HNA, 22. Juni 2005

„Eine Weltsensation“ Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm wurden ins Weltdokumentenerbe aufgenommen Als die kostbaren Bände gestern im Kasseler Brüder-Grimm-Museum vorgezeigt wurden, hatte sich Bernhard Lauer, der Leiter des Museums, weiße Handschuhe übergestreift. Künftig befinden sich die Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm dann im Tresor. Denn die 14 zwischen 1812 und 1857 in mehreren Ausgaben erschienenen Märchenbände sind in ihrem sowieso unschätzbaren Wert noch gestiegen, jetzt, wo sie zum Weltdokumentenerbe der Unesco gehören. Auf seiner Tagung in Lijang (China) hatte die zuständige Unesco-Kommission die mit handschriftlichen Kommentaren der Grimms versehenen Bände in das Programm „Memory of the World – Gedächtnis der Welt“ aufgenommen – zusammen mit 28 weiteren Neueintragungen aus 24 Ländern. Für Bernhard Lauer ist das eine „Weltsensation“ – aber auch eine angemessene Würdigung für die weltweit bekannteste Märchensammlung, deren kulturgeschichtliche Bedeutung mit der Lutherbibel gleichzusetzen ist. Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm haben mit ihren Kinder- und Hausmärchen aber nicht nur die bedeutendste Sammlung deutscher und europäischer Märchen vorgelegt, mit Märchen wie „Rotkäppchen“ oder „Dornröschen“. Sie haben den Märchen auch ihre gültige literarische Form gegeben, wie Lauer betont. Das Weltdokumentenerbe „Memory of the World“ verpflichtet die Herkunftsländer, für die Erhaltung und Verfügbarkeit der dokumentarischen Schätze zu sorgen. Für die Kinder- und Hausmärchen bedeutet dies, dass sie nun in digitalisierter Form veröffentlicht werden müssen, entweder als CD-ROM oder im Internet. Wie genau dies geschehen soll, konnte Lauer gestern noch nicht sagen. Es gehe dabei auch um Urheberrechte – bei einer Veröffentlichung müsse daher ein „digitales Wasserzeichen“ eingebaut werden. Der wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit sollen die Kinder und Hausmärchen im Rahmen der kritischen Kasseler Ausgabe zugänglich gemacht werden. Lauer wünscht sich nun, dass die Aufnahme ins Unesco-Programm den Grimm-Standort Kassel weiter stärkt. Von Werner Fritsch

Heinz Trautmann, 31. Juli 2006
📩

Märchen-Handexemplare / Digitalisierung
Zur Frage der Digitalisierung informierte der Vorstand die Mitglieder der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. in einem Rundschreiben, Kassel, 30. Juni 2006:

Nachdem die als Weltdokumentenerbe der Unesco anerkannten Kasseler Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ beim Stiftertag auf Schloß Biebrich bei Wiesbaden im November 2005 vorgestellt wurden, hat der Hessische Ministerpräsident einen namhaften Betrag für die weitere Erschließung und Digitalisierung der Handexemplare zur Verfügung gestellt; mit den entsprechenden Arbeiten wird in diesen Tagen begonnen.

Demnach werden die Exemplare uns allen vermutlich bald digital zugänglich sein, was erfreulich wäre. Die Originale sollten allerdings dringend dem Eigentümer, der Kasseler Bibliothek, zurückgegeben werden. Siehe dazu die im HNA-Forum seit dem 24. 7. zusammengetragenen Dokumente, ff.

Für Ihren Hinweis vielen Dank, Herr Trautmann. Ich erinnere aber an die Frage wegen der „Edition Grimm“: welche Bände sind erschienen, ist die Reihe identisch mit ELFE, Titel Nr. 4.3? Dazu sollte sich der Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. äußern!

Bonoboche, 31. Juli 2006
📩

Re: Edition Grimm – Neuzugang für ELFE?

Bonoboche schrieb: Auf den Internetseiten der Stadt Kassel heißt es,
http://www.stadt-kassel.de/probuerger/public/produkt_detail.cfm?Produkt_ID=272
Als Jahresgabe der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. an ihre Mitglieder dient das mit interessanten Abbildungen ausgestattete Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, das einmal im Jahr kostenfrei an alle Mitglieder versandt wird.
Weiterhin erscheinen im Rahmen der Gesellschaft die Schriften der Brüder Grimm-Gesellschaft, die Quellen zur Brüder Grimm-Forschung sowie verschiedene Einzelpublikationen. Ferner gibt die Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. die Edition Grimm heraus, in der besonders herausragende Dokumente und Kunstwerke in hochwertigen Faksimile-Drucken erstellt werden.
Frage an die Stadt Kassel bzw. die Brüder Grimm-Gesellschaft: Ist die Reihe „Edition Grimm“ identisch mit ELFE, Titel Nr. 4.3, Facsimilia Grimmiana?
Sie schreiben, daß die Brüder Grimm-Gesellschaft die „Edition Grimm“ herausgibt. Welche Bände sind schon erschienen?

Auf die obige Fragen komme ich zurück und stelle die These auf, daß die Publikationsreihe „Edition Grimm“ definitiv ein Fall für die ELFE ist. Denn es handelt sich nicht etwa um ein Mißverständnis aus der Internetredaktion des Kasseler Rathauses, sondern die Seiten der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. selbst machen – mit denselben Worten – für die angebliche Publikationsreihe Reklame (Snapshot von heute aus
http://www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?idcat=19):

Der Text ist ein Zeichen dafür, daß sich trotz aller vollmundigen Versicherungen Klaus Dieter Staubachs am aufgeblasenen Auftreten der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. nichts geändert hat. Die hier als existierend und von der Gesellschaft betreut vorgestellte Publikationsreihe „Edition Grimm“ existiert offenbar nicht! Das zeigen sowohl Recherchen im Internet, etwa „Edition Grimm“ (in Anführungszeichen, um gesamte Wortgruppe zu suchen) bei Google eingeben, als auch die Tatsache, daß auf meinen am 31. Juli hier und im HNA-Forum eingestellten Beitrag sich niemand gefunden hat, der von dieser „Edition Grimm“ je etwas gesehen hat. Mehr noch: Im Kunstbereich scheint solch eine Edition zu existieren (die aber in keiner Weise mit der Grimm-Gesellschaft zusammenhängt), nicht einmal der Titel wäre also frei. Schauen Sie bei Google!
Mein Fazit: Die „Edition Grimm“ ist ein klarer Fall für die ELFE.

Bonoboche, 21. August 2006
📩

Zur Edition Grimm
Aus der Reihe der BGG-Veröffentlichungen ist mir folgender Faksimiledruck bekannt:
Jacob und Wilhelm Grimm über ihre Entlassung.
Faksimile des Druckmanuskripts ihrer Rechtfertigungsschrift von 1838 aus dem Nachlaß Grimm der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin.
Mit einem Nachwort herausgegeben von Dieter Hennig.
Johannes Stauda Verlag Kassel 1984. 63 + 17 S.
= Schriften der Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel e.V. Nr. 1.
Mein Exemplar ist eine „Sonderausgabe für die Hessische Landesregierung (Nicht über den Buchhandel zu beziehen)“.
Als Beilage wird der Text der Erstausgabe von 1838, „Jacob Grimm über seine Entlassung“, abgedruckt.
Von Veröffentlichungen in einer „Edition Grimm“ der BGG ist mir nichts bekannt. Also durchaus, wie es scheint, ein Fall für ELFE.

Alan Kirkness, 21. August 2006
📩

Auf der Internetseite des Brüder-Grimm-Museums bzw. der Grimm-Gesellschaft
(Stand: September 2006) findet sich folgender Eintrag:

„Weiterhin erscheinen im Rahmen der Gesellschaft die Schriften der Brüder Grimm-Gesellschaft, die Quellen zur Brüder Grimm-Forschung sowie verschiedene Einzelpublikationen. Ferner gibt die Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. die Edition Grimm heraus, in der besonders herausragende Dokumente und Kunstwerke in hochwertigen Faksimile-Drucken erstellt werden.“

Somit muss die ELFE ein Update bekommen:

ELFE 5.0 (08.09.06)

1. existierende Werke
1.1) Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Kassel 2005. 64 S., mit zahlr. [65] Abb., ISBN: 3-929633-37-X

2. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
2.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

3. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
3.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7 [2005: ca. 192 S., Währungsumstellung auf 29,80 €]
3.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
3.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
3.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
3.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X [mehrfach angekündigt seit 1990 bis 2005]
3.6) Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform. Eine Untersuchung über das Wesen der Sprache als Einleitung zu einer Theorie des Sprachwandels. Kassel, ca. 192 S., in Vorbereitung, ISBN: 3-929633-78-7, 29,80 Euro [2005]
3.7) Gurimu Kyodai. Beiträge zum Ersten Deutsch-Japanischen Brüder Grimm-Symposion in Steinau an der Straße vom 16. bis 19. September 1999. Herausgegeben von Bernhard Lauer, ca. 320 S., in Vorbereitung 49,80 €, ISBN:
3.8.) Das Brüder Grimm-Museum Kassel im internationalen Spiegel von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Zus.gestellt von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1994 (im Druck).
3.9.) Wie Dornröschen einst nach Kassel kam. Märchen, Politik und Kunst. Die Geschichte der Familie Hassenpflug zwischen Frankreich und Deutschland (Begleitheft i.V.)

4. Ankündigungen von Werken
4.1) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
4.2) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
4.3) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]
4.4) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Karl von Richthofen. [2005]
4.5) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel [2005]
4.6. Edition Grimm [hochwertige Faksimiledrucks herausragender Dokumente und Kunstwerke] [2006]

5. Werke von Dr. Lauer, die angeblich im Ausland von anderen Autoren längst publiziert wurden, die jedoch niemand außer Dr. Lauer nachweisen kann
5.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
(Präzisiert durch B. Plötner:) Bernhard Lauer, Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Keltische Akademie. Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, t. 3, 1993, en préparation.

6. Ankündigungen von Datenbanken
6.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
6.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
6.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]

P. Schmitz, 8. September 2006
📩

Rubrikwechsel für „Edition Grimm“?
Die „Edition Grimm“ gehört meines Erachtens gemäß den Formulierungen auf den Websites der Stadt Kassel und des BGM / der BGG in die Rubrik 2 „erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke“ der ELFE. Denn es heißt auf den Websites, die BG-Gesellschaft gebe die „Edition Grimm“ heraus; dies impliziert, daß die „Edition Grimm“ überhaupt existieren müßte.
Im Forum der Kasseler „HNA“ habe ich deshalb eine in dieser Hinsicht korrigierte Version 5.1 der ELFE eingestellt, http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?id=800; nun bleibt abzuwarten, ob es innerhalb der Version 5 noch weiteren Änderungsbedarf gibt. Deshalb kopiere ich die Version 5.1 erst einmal nicht hier herüber.

Bonoboche, 11. September 2006
📩

Neues von der „Edition Grimm“
Hinsichtlich der „Edition Grimm“ möchte ich noch eine Korrektur vornehmen.
Nutzer(innen) des Forums der Kasseler „HNA“ (http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=26056#p26056) haben dankenswerterweise Informationen über die „Edition Grimm“ zusammengetragen. Demnach handelt es sich nicht um eine Buchreihe, sondern um Postkartenserien und ähnliches, was wohl außerhalb des Forschungsgebietes der ELFE liegen dürfte.
Der „Edition Grimm“ wird nach den Kasseler Erkundigungen eine Postkartenserie mit Bildern von Otto Ubbelohde zugeordnet. Dazu aus dem HNA-Forum vom heutigen Datum:

Manuela Kiesewetter schrieb: Unter den Signum der EDITION GRIMM erscheinen im Verlag der Brüder Grimm Gesellschaft eV in unregelmäßigen Abständen ausgewählte Märchen- und Sagenillustrationen die bekannte Künstler dieses Genres (hier Fehlte der Apostrof) mit einer kurzen Darstellung zu Leben und WErk oder einfach ein spezielles Theme in seinen wichtigsten Aspekten zusammenfassen und präsentieren.
Märchenillustrationen – Serie 1
Otto Ubbelohde
Redaktion: Bernhard Lauer
Grapfik: Daniel Roten
Scan: Norman Seliger

Bonoboche, 9. Oktober 2006
📩

Angemaßte Herausgabe von zwei Brief-Bänden
Liebe Kasseler,

es war interessant, in den letzten Wochen die Beiträge zur erneuten Fälschung im Zusammenhang mit der Brüder-Grimm-Gesellschaft e.V. in Kassel zu verfolgen. Beim Nachlesen des Unesco-Antrages fiel mir noch ein Detail ins Auge, das ich eigentlich nicht mehr für möglich gehalten habe. Die ELFE kann um zwei weitere Werke ergänzt werden. Doch damit nicht genug. Die neu aufzunehmenden Werke (davon konnte ich mich nach Überprüfung an den Originalausgaben überzeugen) müssen in eine bisher noch nicht erfasste Kategorie in der ELFE aufgenommen werden.
Unter
http://portal.unesco.org/ci/en/ev.php-U … N=201.html
findet sich folgende Angabe:

„Brüder Grimm: Werke und Briefwechsel in kritisch kommentierten Einzelausgaben [Works and correspondances in critical and annotaded
editions]. Hrsg. von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1998ff.; bisher umfangreiche 2 Bde, weitere im Druck bzw. in Vorbereitung.“

In den beiden Bänden mit Briefen zur sogenannten „Kasseler Ausgabe“ finde ich als Herausgeber des Bandes 1 „Holger Ehrhardt“ und als Herausgeber des Bandes 2 „Ewald Grothe“. Im Impressum beider Bände finde ich unter dem Stichwort Schriftleitung „Bernhard Lauer“. Darunter verstehe ich allerdings nicht Herausgeber, zumal auf dem Titel der Bände beide Male als Herausgeber und Bearbeiter andere Personen genannt sind.

Ein ganz klarer Fall von Anmaßung fremder Geistesprodukte, soweit man das bei Editionen sagen kann. Für die ELFE führe ich deswegen die neue Kategorie „Anmaßung fremden geistigen Eigentums“ ein. Hier wird verlegerische Tätigkeit zur Herausgebertätigkeit hochgestapelt. – Herzlichen Glückwunsch nach Kassel! Ein wahrlich interessanter Fall.

Das neue Update der ELFE lautet:

ELFE 6.0 (10.12.06)

1. existierende Werke
1.1) Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Kassel 2005. 64 S., mit zahlr. [65] Abb., ISBN: 3-929633-37-X

2. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
2.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

3. Anmaßung fremden geistigen Eigentums
3.1./3.2) Brüder Grimm: Werke und Briefwechsel in kritisch kommentierten Einzelausgaben. Hrsg. von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1998ff.; bisher umfangreiche 2 Bde, weitere im Druck bzw. in Vorbereitung.
[korrekt:

Bd. 1: Hrsg. und bearb. von Holger Ehrhardt. Kassel/Berlin 1998;

Bd. 2: Hrsg. und bearb. von Ewald Grothe. Kassel/Berlin 2000.

beide Bände: „Schriftleitung Bernhard Lauer“]

4. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
4.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7 [2005: ca. 192 S., Währungsumstellung auf 29,80 €]
4.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
4.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
4.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
4.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X [mehrfach angekündigt seit 1990 bis 2005]
4.6) Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform. Eine Untersuchung über das Wesen der Sprache als Einleitung zu einer Theorie des Sprachwandels. Kassel, ca. 192 S., in Vorbereitung, ISBN: 3-929633-78-7, 29,80 Euro [2005]
4.7) Gurimu Kyodai. Beiträge zum Ersten Deutsch-Japanischen Brüder Grimm-Symposion in Steinau an der Straße vom 16. bis 19. September 1999. Herausgegeben von Bernhard Lauer, ca. 320 S., in Vorbereitung 49,80 €, ISBN:
4.8.) Das Brüder Grimm-Museum Kassel im internationalen Spiegel von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Zus.gestellt von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1994 (im Druck).
4.9.) Wie Dornröschen einst nach Kassel kam. Märchen, Politik und Kunst. Die Geschichte der Familie Hassenpflug zwischen Frankreich und Deutschland (Begleitheft i.V.)

5. Ankündigungen von Werken
5.1) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
5.2) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
5.3) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]
5.4) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Karl von Richthofen. [2005]
5.5) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel [2005]

6. Werke von Dr. Lauer, die angeblich im Ausland von anderen Autoren längst publiziert wurden, die jedoch niemand außer Dr. Lauer nachweisen kann
6.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
(Präzisiert durch B. Plötner:) Bernhard Lauer, Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Keltische Akademie. Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, t. 3, 1993, en préparation.

7. Ankündigungen von Datenbanken
7.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
7.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
7.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]

P. Schmitz, 10. Dezember 2006
📩

Erneute Geisterpublikation
Liebe internationale Grimmforschung, liebe Stadt Kassel!

Durch den freundlichen Hinweis eines Benutzers des HNA-Forums mit dem (wohl erfundenen) Nick „Maki“ wurden die Mitarbeiter der ELFE (der Elektronischen Lauer Forschungs-Enzyklopädie) auf eine Internetseite aufmerksam gemacht, auf der sich eine weitere Buchankündigung des Kasseler Museumsdirektors Dr. Bernhard Lauer findet:

Die Passage lautet wie folgt:

„Zwei Ereignisse kommen 2005 dabei gelegen: der 250. Geburtstag der Märchenerzählerin Dorothea Viehmann und 50 Jahre documenta. Dr. Bernhard Lauer, Leiter des Brüder-Grimm-Museums in Kassel, wird ein Buch über Dorothea Viehmann veröffentlichen, die documenta soll in eine Reihe von Ausstellungen in Berlin und auch in Hamburg Thema sein […]“

Damit benötigt die ELFE ein Update.

ELFE 7.0 (03.01.07)

1. existierende Werke
1.1) Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer. Kassel 2005. 64 S., mit zahlr. [65] Abb., ISBN: 3-929633-37-X

2. erschienen gemeldete, aber nicht existierende Werke
2.1) Bernhard Lauer: Das Palais Bellevue in Kassel. Kassel 2003.
2.2) Bernhard Lauer: Die Bedeutung der Brüder Grimm gestern und heute. Kassel 2003.

3. Anmaßung fremden geistigen Eigentums
3.1./3.2) Brüder Grimm: Werke und Briefwechsel in kritisch kommentierten Einzelausgaben. Hrsg. von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1998ff.; bisher umfangreiche 2 Bde, weitere im Druck bzw. in Vorbereitung.
[korrekt:

Bd. 1: Hrsg. und bearb. von Holger Ehrhardt. Kassel/Berlin 1998;

Bd. 2: Hrsg. und bearb. von Ewald Grothe. Kassel/Berlin 2000.

beide Bände: „Schriftleitung Bernhard Lauer“]

4. in Vorbereitung/im Druck befindliche Werke mit genauen Buchangaben
4.1) Gerhard von Reutern (1794-1865). Ein Lebensbild, dargestellt von seinen Kindern. Mit einem bio-bibliographischen Anhang. Neu herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Lauer. Kassel 1994 (in Vorbereitung), ca. 180 S., mit zahlr. Abb., 49,80 DM, ISBN: 3-929633-20-7 [2005: ca. 192 S., Währungsumstellung auf 29,80 €]
4.2) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Joh. Heinrich Bang (einschl. der Briefwechsels von Friedrich von Savingy mit J.H.C. Bang). Kassel 2001, 400 S., zahlr. Ill., ISBN: 3-929633-65-3
4.3) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Politische und zeitgeschichtliche Schriften. Kassel 2002, 400 S., ISBN: 3-929633-69-8
4.4) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Sprachtheoretische und grammatische Schriften. Kassel 2002, 800 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-70-1
4.5) Jacob und Wilhelm Grimm. Werke und Briefwechsel: Autobiographische Schriften und Fragmente. Kassel 2003, 400 S., zahl. Ill., ISBN: 3-929633-68-X [mehrfach angekündigt seit 1990 bis 2005]
4.6) Sprache als gesellschaftliche Erkenntnisform. Eine Untersuchung über das Wesen der Sprache als Einleitung zu einer Theorie des Sprachwandels. Kassel, ca. 192 S., in Vorbereitung, ISBN: 3-929633-78-7, 29,80 Euro [2005]
4.7) Gurimu Kyodai. Beiträge zum Ersten Deutsch-Japanischen Brüder Grimm-Symposion in Steinau an der Straße vom 16. bis 19. September 1999. Herausgegeben von Bernhard Lauer, ca. 320 S., in Vorbereitung 49,80 €, ISBN:
4.8.) Das Brüder Grimm-Museum Kassel im internationalen Spiegel von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Zus.gestellt von Bernhard Lauer. Kassel: Brüder Grimm-Gesellschaft, 1994 (im Druck).
4.9.) Wie Dornröschen einst nach Kassel kam. Märchen, Politik und Kunst. Die Geschichte der Familie Hassenpflug zwischen Frankreich und Deutschland (Begleitheft i.V.)

5. Ankündigungen von Werken
5.1) Rotraut Fischer und Bernhard Lauer: Itinerar für die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm [1992]
5.2) Edition dieser Tage- und Besucherbücher (von Wilhelm Grimm) seit 1990 [1992]
5.3) Reihe Facsimilia Grimmiana. Hrsg. von Bernhard Lauer [1996]
5.4) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Karl von Richthofen. [2005]
5.5) Briefwechsel zwischen den Brüdern Grimm und Paul Johannes Merkel [2005]
5.6) Bernhard Lauer: Dorothea Viehmann. Kassel 2005. [2004 angekündigt]

6. Werke von Dr. Lauer, die angeblich im Ausland von anderen Autoren längst publiziert wurden, die jedoch niemand außer Dr. Lauer nachweisen kann
6.1) Bernhard Lauer u. Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Academie Celtique (in Vorbereitung). [1991]
(Präzisiert durch B. Plötner:) Bernhard Lauer, Bärbel Plötner: Jacob Grimm und die Keltische Akademie. Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, t. 3, 1993, en préparation.

7. Ankündigungen von Datenbanken
7.1) Arbeitsregister aller mit den Brüdern Grimm in Kontakt stehenden bzw. von ihnen erwähnten Zeitgenossen in Form eines Zettelkataloges [1992]
7.2) wissenschaftliche Dokumentation der internationalen KHM-Übersetzungen [1992]
7.3) Grimm-spezifische Datenbank – im Rahmen der laufenden internationalen Brüder Grimm-Bibliographie – zwischen 1971 und 1985 [1992]

P. Schmitz, 3. Januar 2007
📩

Scheinpublikation auch in Berlin
Ihre beispiellose Hetze hier im Grimm Forum gegen Dr. Lauer hat leider nichts gefruchtet, wie man jetzt über ein Jahr nach seinem Sieg über die angeblichen „Grimm-Wissenschaftler“ mit Fug und Recht feststellen darf.

Dennoch ist von diesem Forum aus immer wieder versucht worden, seine Seriösität als Wissenschaftler in Abrede zu stellen. Mit Halbwahrheiten und Verleumdungen wurde erfolglos versucht, seine Verdienste für die Stadt Kassel und das Werk der Brüder Grimm zu verdecken.

Ein angeblicher Germanist aus Göttingen hat hier eine Liste von Büchern von Dr. Lauer „erarbeitet“, die zeigen soll, dass er ein unseriöser Wissenschaftler ist. Zu dieser haltlosen Liste hat sich Dr. Lauer geäußert, sie richtig gestellt und im übrigen ignoriert, weil ihr kein Erkenntniswert beizumessen ist.

Es ist mir eine besondere Freude heute hier im Gegenzug zu Ihren Bemühungen eine Scheinpublikation Ihrerseits vorzustellen! Es ist ein Buch von Berthold Friemel und Uwe Meves, das angeblich im Jahr 2005 erschienen ist. Unter der folgenden Email-Adresse können Sie von der „angeblichen Existenz“ dieses Werks lesen
http://www.staff.uni-oldenburg.de/uwe.meves/11461.html
(ganz nach unten scrollen)

Der Titel auf der Homepage von Professor Dr. Uwe Meves, einem führenden Mitarbeiter der Berliner Grimm-Arbeitsstelle, lautet:

B. Friemel u.a.: Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel… unter Mitwirkung von Uwe Meves. 2 Bde., Hirzel-Verlag: Stuttgart (2006) [DFG-Projekt 1993-1998,
Antragsteller L. Denecke, U. Meves, R. Reiher].

Ich will es Ihnen nicht gleichtun, und einen zynischen Namen wie „Elfe“ für diese neue Liste erfinden. Aber es bewahrheitet sich wieder einmal: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Mit besten Grüßen nach Berlin (Oldenburg)
Grimmfreund

Grimmfreund, 26. Mai 2007
📩

Prof. Meves um Löschung gebeten
Auf obigen Beitrag hin hat Berthold Friemel Herrn Prof. Meves darum gebeten, die falsche Angabe in seinem Schriftenverzeichnis bzw. zumindest Friemels Namen zu löschen. Für die falsche Eintragung in die von „Grimmfreund“ zitierte Website sind ausschließlich Prof. Meves und die Universität Oldenburg verantwortlich. Das Grimm-Briefverzeichnnis ist seit 2004 online veröffentlicht unter http://www.grimmnetz.de/bv

Administrator, 26. Mai 2007
📩

Aktualisierung der Website von Prof. Meves
Leider befand sich das Literaturverzeichnis auf meiner Website noch auf dem Stand von 2004, wie ich jetzt dank Ihres Hinweises festgestellt habe. Bei 2004 fehlte der Eintrag:

„Berthold Friemel u.a.: Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel, erarbeitet von Bettina Hartz u.a. unter Mitwirkung von Uwe Meves. www2.hu-berlin.de/grimm/bv/ [DFG-Projekt 1993 – 1998,
Antragsteller L. Denecke, U. Meves, R. Reiher]“

Bei (2005) ist der überholte Eintrag

„Bertold Friemel u.a.: Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel… unter Mitwirkung von Uwe Meves. 2 Bde., Hirzel-Verlag: Stuttgart (2006) [DFG-Projekt 1993-1998, Antragsteller L. Denecke, U.
Meves, R. Reiher]“

zu streichen.

Die unter (2005) angeführten Titel waren im übrigen durch Klammerung als noch nicht erschienen kenntlich gemacht.

Mit freundlichem Gruß
Uwe Meves
Prof. Dr. Uwe Meves
Universität Oldenburg
Postfach
D-26111 Oldenburg

Tel.: 0441-798-2904
Fax: 0441-798-2953
E-Mail: uwe.meves

Uwe Meves, 29. Mai 2007
📩
„Edition Grimm“ auf „Tendence Lifestyle“
Die im Zusammenhang mit der Elektronischen Lauer-Forschungsenzyklopädie (ELFE) besprochene „Edition Grimm“ wurde, wie die bekannte weltgrößte Kasseler Zeitung „Extra-Tip“ berichtete, erfolgreich auf der ebenso bekannten weltgrößten Lifestyle-Messe in Frankfurt am Main vorgestellt. Allmählich wird die innovative editorische Konzeption dieses Projektes wesentlich deutlicher, nicht zuletzt anhand der vom „Extra-Tip“ veröffentlichten instruktiven Abbildung. Bisher verfügte man lediglich über rätselhafte, gleichlautende kurze Werbetexte auf den Websites der Grimm-Gesellschaft und der Stadt Kassel:

http://www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?idcat=19, 21. August 2006
Nachdem Recherchen des weltgrößten Kasseler Leserforums, des Intrigenstadls der HNA, einige Nachrichten über eine Postkartenserie und über Lesezeichen unter dem Reihentitel „Edition Grimm“ zutage gefördert hatten, informierte der „Extra-Tip“ nun über eine neu begonnene Abteilung der Edition:

http://www.extratip.de/index.php?&task=artikel&artikel_id=8203

Auf der Übersichtsseite des „Extra-Tip“ in der Rubrik „Nordhessen privat“ ist der erfolgreiche Initiator der Edition zur Zeit mit zwei weiteren spannenden Reportagen präsent. Berichtet wird unter dem Titel „Schöne Märchenbilder“ über eine Postkartenserie,

die von den Freunden des Grimm-Museums um die frühere Landtags-Abgeordnete Eve Rotthoff gesammelt, von Grimm-Museums-Chef Dr. Bernhard Lauer fachkundig eingeordnet wurde http://www.extratip.de/index.php?&task=artikel&artikel_id=8429

und über

Fettenbrot und Kuchen http://www.extratip.de/index.php?&task=artikel&artikel_id=8537

*

(Bilder und Texte: Extratip)

Bonoboche, 16. September 2007

Kategorien
Allgemein

28. April: Rölleke über Grimm-Gesellschaft in Kassel
„Märchenwerkstatt der Brüder Grimm“ auf der EXPO 2000
Grimm-Museumsbestand aus Familienbesitz
(Grimmforum, April / Mai 2006)

Das Kulturnetz Kassel lädt zu einem Vortrag Heinz Röllekes über das Kasseler Grimm-Erbe ein:

Der Vortrag steht im Kontext des Kasseler Reformprozesses, siehe andere Beiträge.
Das Bild auf der Einladung gibt Anlass zum Kopfschütteln. Aber vielleicht ist es ironisch gemeint? Jedenfalls zeigt es ein als ‚Schreibschrank aus der Familie Grimm‘ und Relikt der ‚Märchenwerkstatt‘ auf der Expo 2000, im Grimm-Museum und zur Zeit auf einer Tournee in Japan präsentiertes Möbelstück, das allerdings mit den Brüdern Grimm so gut wie nichts zu tun hat. Im Forum der HNA wurde dies ausführlich diskutiert. Da dieses Ausstellungsstück symbolisch für die Kasseler Grimm-Probleme stehen kann und die Informationen dazu im Grimmforum noch nicht zu lesen sind, sollte man sie evtl. hier auch zusammenstellen und ergänzen.
Mit diesem meinem Beitrag möchte ich lediglich auf den Kasseler Vortrag von Heinz Rölleke aufmerksam machen. Die Informationen zu dem Schreibschrank sollten anderweitig noch hier zusammengetragen werden. ✍
Droese, 19. April 2006
📩
Wortmeldung Dr. Lauers

Auf den Schreibsekretär, der auf obigem Bild zu sehen ist, wurde bei der Rölleke-Veranstaltung in Kassel am vorigen Freitag weiter eingegangen. Heinz Rölleke meinte, er wisse nicht, ob der Abbildung des Schreibsekretärs auf der Einladungskarte ein Irrtum oder subtile Ironie zugrundliege. Seit knapp sechs Jahren sei das Möbelstück durch die Ausstellung als Grimm-Schreibschrank auf der Expo berühmt; zahlreiche Photographien von ihm zierten als Reiseandenken Photoalben, vor allem in Japan und den USA, in der Annahme, es handle sich hierbei um den „Märchenschreibtisch“, das kostbarste Möbelstück aus der Grimmschen Märchenwerkstatt. Aus dem HNA-Forum übernehme ich hier noch ein Bild von der Situation, wie der Schreibsekretär auf der Expo Hannover 2000 stand:


(Quelle: http://www.manfred-roeben.com)

Die Presse berichtete damals überregional, das Land Hessen zeige auf der Expo den Schreibschrank der Brüder Grimm. Da es sich um ein Möbelstück handelt, das die Brüder Grimm vermutlich, wenn überhaupt, nur sehr selten zu Gesicht bekamen (es kam in die Familie ihres Schwagers Ludwig Hassenpflugs zu einer Zeit, als sie mit diesem kaum noch Kontakte hatten), geriet die Legende von der „Märchenwerkstatt“ in den letzten Wochen in Kritik, zuletzt durch den „Spiegel“-Artikel von gestern (näheres im HNA-Forum in den Intrigenstadl- und Märchenwunderland-Threads). Auf der Veranstaltung am Freitag meldete sich Dr. Lauer, der Leiter des Brüder Grimm-Museums, zu Wort und äußerte sich zu dem Exponat.

Ich wollte was zu dem Schreibsekretär auf der Expo sagen. Die ganze Wahrheit ist, daß auf der Expo nicht nur der Schreibsekretär aus der Familie Hassenpflug präsentiert worden ist (und das ist auch so in der Beschriftung dargestellt worden), sondern im Zentrum dieser Präsentation standen die Kasseler Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm, und auf dem Schreibtisch gab es einige originale Stücke aus dem Nachlaß der Brüder Grimm, die auch ganz klar aus dem Nachlaß stammten. Und das Wort „Märchenwerkstatt“ war sowohl auf der Expo als auch jetzt in dem kleinen Führer durch das Brüder Grimm-Museum, wo wir jetzt zu Leben und Werken der Brüder Grimm 64 Seiten publiziert haben, stand diese „Märchenwerkstatt“ in Anführungszeichen. Und die Präsentation, da mußte man einige Kompromisse auch an solche Ausstellungsmacher auf der Expo machen. Wir waren nicht in der Lage, einen originalen Schreibtisch etwa aus Nürnberg in die Expo hineinzubringen, das wurde abgelehnt. Und die Märchenwerkstatt der Brüder Grimm wurde dann ergänzt, die authentische Märchenwerkstatt, repräsentiert durch die Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“, die ja im vergangenen Jahr auf unsere Bemühungen hin als Weltdokumentenerbe von der Unesco anerkannt worden sind, diese Handexemplare bekamen dann eine Hülle dieses Hassenpflug-Sekretärs, der ist aber nirgendwo als Möbel der Familie Grimm oder als aus dem direkten Nachlaß der Familie Grimm stammend bezeichnet worden. Das nur zur Korrektur.

Wie der Schreibschrank im einzelnen auf der Expo oder bei anderen Ausstellungsstationen beschriftet wurde, weiß ich nicht (zur Zeit ist er in Japan). In der vor einigen Monaten erschienenen Broschüre „Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer“ ist auf S. 60 der Schreibtisch ungefähr in derselben Präsentationsform wie auf der Expo abgebildet, nämlich so wie oben auf dem Einladungsbild (dieses scheint ein Ausschnitt des Bildes in der Broschüre zu sein). In der Broschüre steht dazu ein vierzeiliger Bildtext, der nachfolgend noch zitiert sei.

Bernhard Lauer schrieb: Die „Märchenwerkstatt“ der Brüder Grimm mit Möbelstücken aus Familienbesitz, den Handexemplaren der Ersten Auflage der Märchen und Jacob Grimms Leseglas; dahinter ein Blick in die Marktgasse aus der Wohnung der Brüder Grimm, die im Haus Nr. 17 unweit der ehemaligen Sonnenapotheke mit der Mutter und vier anderen Geschwistern von 1805 bis 1814 lebten. Elektronische Collage von B. Lauer und Daniel Stein. Kassel, 2005.

Weitere Erläuterungen zu den auf dem Bild gezeigten Möbelstücken sind in der Broschüre nicht enthalten.
Nun frage ich Sie:
Wie würden Sie den Wortlaut des Bildtextes hinsichtlich der Provenienz der Möbelstücke verstehen? Und warum erscheint so eine Collage in der Handreichung des Brüder Grimm-Museums mit diesem Text, wenn nicht um zu suggerieren, man habe hier den Arbeitsplatz vor sich, an dem die Märchensammlung entstanden sei? Übrigens trifft es hier ja nicht zu, daß originale Möbelstücke nicht verfügbar waren. Für die Collage hätte man ja durchaus Bilder wirklicher Grimm-Möbel verwenden können. Offenbar geht es doch aber darum, genau dieses Kasseler Möbelstück im Bildgedächtnis des Rezipienten festzubannen mit der Assoziation, es handle sich um das wichtigste Möbelstück der „Märchenwerkstatt“, das nämlich, an dem die Texte zu Papier gebracht wurden. Insofern trifft hier das, was Rölleke sagte, wohl den Nagel vollkommen auf den Kopf – und so geht es nicht, das ist Irreführung mit der Strategie, daß die Mehrheit der Besucher es nicht so genau wissen will und sich gern so ein Möbelstück in der Annahme anschaut, es handle sich um die „Märchenwerkstatt“, ohne weiter nachzufragen oder gar selbst zu recherchieren. Nicht umsonst sind (bzw. waren) im Grimm-Museum auch die Provenienzen weiterer Exponate auf genau dieselbe verschwommene Weise ausgedrückt (oder gar nicht erst angegeben).

Berthold Friemel, 30. April 2006
📩

Die HNA zum Rölleke-Vortrag vom 28.April 2006

In der heutigen HNA wird über die Veranstaltung mit Heinz Rölleke berichtet und der Vorgang kommentiert.

Hier zunächst der Bericht:

Grimm-Nachlass für Kassel?
Erben wollen Gegenstände abgeben – Kritik an Grimm-Gesellschaft

KASSEL. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft und das Grimm-Museum haben die Chance, einen umfangreichen Nachlass der Brüder Grimm sowie ihrer Nachkommen zu übernehmen. Die Nachlassliste umfasst mehr als tausend Objekte, vornehmlich Möbel und Haushaltsgegenstände, von denen etwa 15 bis 20 Prozent aus dem Besitz von Jacob und Wilhelm Grimm stammen sollen.

Prof. Hans Brinckmann gab das im Auftrag der Initiativgruppe, die einen Neuanfang der Grimm-Gesellschaft versuchen will, in der Vortragsveranstaltung im Hörsaal des Landesmuseums bekannt, in der Prof. Heinz Rölleke heftige Kritik an der derzeitigen Geschäftsführung der Grimm-Gesellschaft übte. Eingeladen zu der außerordentlich gut besuchten Veranstaltung hatte das Kulturnetz in Verbindung mit dem Literaturhaus und der Goethegesellschaft.

Nach Brinckmanns Worten sind die beiden Nachfahren der Brüder Grimm, die über die Nachlass-Gegenstände verfügen, bereit, die Objekte, zu denen Buffets, Bücherschränke, Bücher, Gemälde, asiatisches Porzellan und andere Haushaltsartikel gehören, nach Kassel zu geben. Der Preis stehe noch nicht fest, müsste aber erschwinglich sein. Brinckmann ist auch sicher, dass man die nötigen Gelder mithilfe von Kulturstiftungen und Bürgerengagement aufbringen könne. Wie Dr. Berthold Friemel von der Berliner Grimm-Sozietät ergänzte, würde das Grimm-Museum mithilfe des Nachlasses erstmals im größeren Umfang die Wohnkultur der Grimm-Familie dokumentieren und inszenieren können.

Im Zentrum der Veranstaltung hatte der Vortrag des Märchenexperten Prof. Heinz Rölleke gestanden, der eine Generalabrechnung mit der Grimm-Gesellschaft vornahm. Er warf ihr Fehler und Versäumnisse vor und beklagte – wie schon im Interview unserer Zeitung -, dass die Gesellschaft andere Grimm-Forscher xxxxxxxxx, und dass sie für sich einen Alleinvertretungsanspruch reklamiere.

Die Kritik zielte insbesondere auf Dr. Bernhard Lauer, der Direktor des Grimm-Museums und Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft ist. Lauer, der sich die Kritik geduldig anhörte, meldete nur in einem Punkt Widerspruch an: Er habe den Schreibsekretär, der im Jahr 2000 auf der Expo gezeigt worden war und dessen Bild auch die Einladung zu der Veranstaltung zierte, nicht fälschlich als Schreibtisch der Brüder Grimm ausgegeben. Vielmehr habe er gewusst, dass der Sekretär aus dem Umfeld der Grimms, der Familie Hassenpflug, stammte. Er habe lediglich das Arrangement in der Expo-Vitrine, zu der auch die Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen gehörte, mit Blick auf die Veranstaltung „Märchenwerkstatt“ genannt.

Der leitende Redakteur Dirk Schwarze schreibt dann unter „Kommentar: Einmaliger Vorgang“:

Die Brüder-Grimm-Gesellschaft ist in eine derartige Krise geraten, dass sich die vereinsinterne Opposition andere Kulturgesellschaften als Plattform suchen musste, um ihre massive Kritik öffentlich vorzutragen. Das Kulturnetz bot in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus und der Goethegesellschaft diese Plattform und ermöglichte so diesen einmaligen Vorgang.
Als Anwalt hatte man sich den angesehenen Grimm-Experten Prof.Heinz Rölleke geholt. Der erledigte die ihm übertragene Aufgabe mit großer Sorgfalt. Es war, als würde er ein schier endloses Sündenregister aufblättern. Schnell wurde klar, dass ein Neuanfang nötig ist, wenn dei Grimm-Gesellschaft auch außerhalb Kassels eine Zukunft haben will. Umso mehr verwundert, dass die Generalkritik nicht mit größerer Gelassenheit vorgetragen wurde. Schließlich hätte es gut getan, stärker in die Zukunft zu blicken, wozu die Aussicht, den Grimm’schen Haushaltsnachlass nach Kassel zu holen, genügend Anlass geboten hätte.
Dass Dr.Bernhard Lauer die in vielen Teilen auf ihn gemünzte Kritik ruhig anhörte, forderte selbst seinen Widersachern Respekt ab. Lauer gab damit aber auch zu verstehen, dass er sich weiter dem Kampf um die Führung der Grimm-Gesellschaft stellt.
dsc

Aanzumerken wäre noch, daß die HNA den Bericht mit einem Photo schmückt, auf dem Dr.Lauer, neben einer Plastik der Viehmännin stehend, eine japanische Publikation in die Kamera hält.
Dazu die Unterschrift:
Zuwachs fürs Brüder-Grimm-Museum?
Unser Archivbild zeigt den Leiter des Brüder-Grimm-Museums, Dr.Bernhard Lauer, mit einer japanischen Übersetzung anlässlich der Wanderausstellung „Die Märchenwelt der Brüder Grimm“

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

Rudolf Theisen, 1. Mai 2006
📩

Der Extra-Tip über die kommende Samstagssitzung

Der heutige Extra-Tip berichtet über die bevorstehenden Wahlen am kommenden Samstag

Extra-Tip schrieb:
Grimm und die „Klofrauen“
Am Samstag entscheidende Sitzung der Grimm-Gesellschaft im Kasseler Rathaus

An diesem Samstag fallen wichtige Entscheidungen bei der Brüder Grimm-Gesellschaft in Kassel. Da geht es nämlich um die Neuwahl des Vorstandes. Zur Wahl stehen der frühere Präsident von Kassels Uni, Dr. Hans Brinckmann, der vor allem von Gegnern des bisherigen Museums-Leiters, Dr. Bernhard Lauer, vorgeschlagen wurde.

Von KLAUS BECKER

KASSEL – Unterstützt wird Brinckmann, der zugleich das documenta-Forum leitet vom „Kultur-Netzwerk“ der Kasseler SPD, einer Gründung des früheren OB Wolfram Bremeier. Auch OB Bertram Hilgen hat sich für seinen Parteifreund Brinckmann stark gemacht. Auch stehen im Lager von Brinckmann Mitglieder des Rotary-Clubs in Kassels. Mitglieder, wie Wirtschaftsprüfer Reiner Ludewig und der frühere evangelische Dekan Wittekind haben ihre Clubfreunde aufgefordert der Brüder Grimm-Gesellschaft beizutreten und Hans Brinckmann zu unterstützen. Das ist eine Initiative, die innerhalb der „Service-Clubs“ sofort auf Widerspruch stieß. Die frühere Landtagsabgeordnete Eve Rotthoff äußerte sich in einem Brief an Wirtschaftsprüfer Ludewig und wies darauf hin, dass die „Service-Clubs“ neutral und unparteiisch sein müssen und sich nicht in die Angelegenheiten anderer Vereine und Gesellschaften einmischen sollten. Sie forderte dagegen alle beteiligten Clubs auf, „Objektivität und Neutralität“ zu bewahren.
Im Mittelpunkt der Kontroverse: Der langjährige Leiter des Brüder-Grimm-Museums in Kassel, Dr. Bernhard Lauer. Letzter Punkt der Kampagne war ein Artikel, der im letzten „Spiegel“ erschien. Dr. Lauer wurden darin zahlreiche Vorwürfe gemacht, er habe Publikationen angekündigt, die noch gar nicht erschienen seien. Im üblichen „Spiegel-Stil“ wurde Lauer als eine Art von „Hochstapler und Aufschneider“ abgekanzelt. Ein Artikel, der jedoch auch bei Politikern nicht unbedingt Begeisterung auslöste. Denn dort hieß es auch: „Vitrinenwächter und Klofrauen“ seien in dem „Akademischen Club“ aufgenommen worden. Vorgeworfen wurde Lauer auch, dass er zu enge Kontakte zur mittelständischen Wirtschaft in Kassel pflege, zum Beispiel zur Brauerei „Knallhütte“, deren enge Bindung an das Lebenswerk der Brüder Grimm den Spiegel-Schreibern offensichtlich nicht bekannt ist. Unbekannt war bisher auch, dass die Brüder Grimm-Gesellschaft, zu der seit vielen Jahren besonders engagierte Bürger aus Kassel gehören, die einst vom Kasseler Verleger Karl Vötterle gegründet wurde, ein „Akademischer Club“ sein soll.
Angesichts der immer heftiger werdenden Attacken in der Brüder Grimm-Gesellschaft hat sich inzwischen ein anderer Kandidat für die Präsidentschaft gemeldet. Der Berliner Unternehmer Dieter Staubach, der seit vielen Jahren engagierte Förderer der Berliner Kulturszene, und durch familiäre Bindungen eng an Nordhessen gebunden. Er lehnt eine parteipolitische Ausrichtung der Brüder Grimm-Gesellschaft entschieden ab und möchte die Grimm-Gesellschaft weiter als Treffpunkt für Grimm-Begeisterte aus allen Regionen und Generationen über alle Parteigrenzen hinaus erhalten. Nach den heftigen, teils hasserfüllten Debatten in Kassel, hat der Kandidat aus Berlin am Samstag die Chance, sich endlich dem Kasseler Publikum vorzustellen.

Rudolf Theisen, 3. Mai 2006