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UNESCO beendet Streitigkeiten um Märchen-Handexemplare in Kassel
(Grimmforum, 21. September 2013)

Nachdem ein fehlerhafter Antragstext der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. jahrelange Auseinandersetzungen und eine mühsame Neufassung des Antrags zur Folge hatte, wurde inzwischen eine neue Urkunde über den Titel „Memory of the World“ für fünf Bände Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ ausgestellt und in Kassel übergeben. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst teilt dazu mit:

In dem 2004 von der Brüder Grimm-Gesellschaft eingereichten Antrag zur Aufnahme der Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ in das UNESCO-Programm „Memory of the World“ bezeichnete die Brüder Grimm-Gesellschaft sich als Eigentümerin der fünf Handexemplare. Nach der Anerkennung als Weltdokumentenerbe und der alleinigen Ausstellung der Urkunde auf die Brüder Grimm-Gesellschaft wurden dieser Sachverhalt und weitere Passagen im elektronischen Antragstext öffentlich von verschiedenen Seiten kritisiert.
Die Handexemplare gehörten seit 1932 zum Bestand der Hessischen Landesbibliothek. Aufgrund der wechselhaften Geschichte der Hessischen Landesbibliothek, deren Trägerschaft zwischen dem Land Hessen und der Stadt mehrmals wechselte, sind die Eigentumsverhältnisse zwischen den beiden strittig. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft macht dagegen keine Eigentumsansprüche geltend. Land und Stadt haben in Folge der öffentlichen Diskussion entschieden und gemeinsam erklärt, dass der öffentliche Zugang und eine adäquate restauratorische Betreuung des international bedeutsamen Kulturguts vorrangig seien.
Die von der UNESCO kritisierten Stellen im Antragsformular wurden unter Federführung der Stadt und in Abstimmung mit dem Land und der Brüder Grimm-Gesellschaft überarbeitet und der UNESCO Ende 2012 zur Prüfung vorgelegt. Neu gefasst wurde der Gegenstand der Beantragung; die Provenienz der Bücher wurde unstrittig dargelegt, und die Authentizität der Werke wurde von einem unabhängigen Experten belegt. Des Weiteren wurden die Bibliographie überarbeitet und mit Prof. Dr. Heinz Rölleke und Prof. Dr. Hans-Jörg Uther zwei ausgewiesene Experten für die Grimmsche Märchenforschung benannt.
Die Ausstellung der Urkunde in ihrer neuen Form ist das Resultat dieses Prozesses.
https://hmwk.hessen.de/presse/pressemitteilung/gluecklicher-schlusspunkt-eines-langen-verfahrens

Die „Kinder- und Hausmärchen“ auf der Website des UNESCO-Programms (mit geändertem Antragstext):
http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/flagship-project-activities/memory-of-the-world/register/full-list-of-registered-heritage/registered-heritage-page-4/kinder-und-hausmaerchen-childrens-and-household-tales/

Berthold Friemel, 21. September 2013

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Grimm-Kongress in Kassel beendet
(Grimmforum, 20. Dezember 2012)

In Kassel fand exakt zum 200jährigen Jubiläum der „Kinder- und Hausmärchen“ der Kongress „Märchen, Mythen und Moderne. 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“ statt. Wie der Hessische Rundfunk berichtet, nahmen 240 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teil. Neben den Märchen sei es auch um die politische Bedeutung der Brüder Grimm und um ihre Sprachforschung gegangen, teilte die Kongresspräsidentin Prof. Claudia Brinker-von der Heyde mit.
Internetseiten des Kongresses:

http://www.uni-kassel.de/projekte/brueder-grimm-kongress-2012/startseite.html
Bericht des Hessischen Rundfunks:

http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=78361&key=standard_document_47002087

Berthold Friemel, 20. Dezember 2012

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Antrittsvorlesung von Holger Ehrhardt in Kassel
(Stiftungsprofessur Werk und Wirkung der Brüder Grimm)
(Grimmforum, 6. Juli 2012)

Als Grimm-Stiftungsprofessor hielt Holger Ehrhardt am 2. Juli 2012 in Kassel seine Antrittsvorlesung, wie die Kasseler HNA berichtet: http://www.hna.de/nachrichten/kultur/kultur-lokal/duesteres-auftakt-2376779.html
Die Antrittsvorlesung hatte das Thema "Zur Rezeption der Brüder Grimm im Nationalsozialismus". Die HNA fasst zusammen:

HNA schrieb:Ehrhardt nahm es auf sich, die festliche, positiv gestimmte Atmosphäre vorübergehend zu trüben. Das Werk der Grimms und dessen Wirkung sei eigentlich „nicht erforscht“, sagt Ehrhardt selbstbewusst, ein großer Teil des Nachlasses überhaupt nicht erschlossen und aufgearbeitet.
Das gelte auch für ein düsteres Kapitel der deutschen Germanistik: Die Indienstnahme der Grimms für die rassisch-völkische Gedankenwelt des Nationalsozialismus. Es konnte einem der Atem stocken angesichts des „Schreckenskabinetts“ an Aufsätzen, mit dem Ehrhardt die tiefe Verstrickung mancher Germanisten in die Blut-und-Boden-Ideologie deutlich machte. Da wurde aus den Märchen der vermeintlich heldische Gehalt herausgelesen, der Kampfeswillen, Kraft und Zähigkeit befördere, da wurden die Grimms gewürdigt, zur „Erweckung des Rassegedankens“ beigetragen zu haben. Grimm-Forscher Wilhelm Schoof hätte, so Ehrhardt, mit Jacob Grimm auch noch gerechtfertigt, wenn Himmlers SS-Truppen die Innere Mongolei besetzt hätten.
Es war aber möglich, sich der Vereinnahmung zu entziehen, als Forscher auch im Dritten Reich widerständige Sätze einzuschmuggeln, wie Ehrhardt belegte. Dass man die Grimms ganz anders lesen konnte, zeigte auch sein Hinweis auf Carl Zuckmayer, der im Exil in den USA zu den Brüdern griff: aus Sprach-Heimweh.

(siehe auch http://www.uni-kassel.de/uni/universitaet/nachrichten/article/brueder-grimm-stiftungsprofessur-antrittsvorlesung-von-dr-holger-ehrhardt.html)

Berthold Friemel, 6. Juli 2012

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Große Grimm-Konferenz in Kassel
(Grimmforum, 17. Mai 2011)

Die Universität Kassel lädt auf ihren Internetseiten zu einer großen internationalen Konferenz anläßlich des 200jährigen Jubiläums der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm ein, die im Dezember 2012 stattfinden soll:

Universität Kassel schrieb:

Folgende Aspekte, sollen zur Sprache kommen, können aber auch noch ergänzt werden:
Die Brüder Grimm, die Romantik und Vormärz.

Romantische Geschichtsphilosophie und die Entdeckung der Volksliteratur.
Volkskunde/Folkloristik und die/ in der Moderne.
Die Brüder Grimm und das Mittelalter: Imagination, Projektion und Rekonstruktion.
Die Brüder Grimm und die Entstehung der (National-) Philologien; Sprache und nationale Identität.
Die Deutsche Grammatik und das Deutsche Wörterbuch
Die Brüder Grimm und die Anfänge nationaler Mythenforschung.
Märchennovellistik in Europa vom 16. bis zum 18.. Jahrhunderts und deren Bewertung durch die Brüder Grimm.

Die Kinder- u. Hausmärchen – ideologische Prämissen, Quellen, Beiträger, Bearbeitungsgrundsätze, Auflagengeschichte, Rezensionen, Übersetzungen internationale Rezeption, Geschichte der Märchenillustration, Formen des Märchenerzählens, mediale Umsetzungen, Märchen und Psychoanalyse usw.

Wirken und Wirkung der Brüder Grimm national und international.

http://www.uni-kassel.de/projekte/brueder-grimm-kongress-2012/kongress.html – heruntergeladen 17. Mai 2011

Eine Frist zur Einreichung von Vortragsthemen und Abstracts (auf den Internetseiten der Universität Kassel „Call for Paper“ genannt) läuft bis zum 14. November 2011 (http://www.uni-kassel.de/projekte/ brueder-grimm-kongress-2012/call-for-paper.html – heruntergeladen 17. Mai 2011).

Universität Kassel schrieb:
Tagungsgebühren:
Die Gebühren für den Grimm-Kongress 2012 betragen:
Für TagungsteilnehmerInnen 250 €
Für ReferentInnen 180 €
Für Studierende 100 €
Bitte erkundigen Sie sich bei Ihren Institutionen nach Zuschüssen für Tagungen.
Für Nachwuchswissenschaftler, die nicht an einer Universität beschäftigt sind, bemühen wir uns um Fahrtkostenzuschüsse, können jedoch hierfür noch keine Zusage machen.
Kosten für das Rahmenprogramm sind in der Tagungsgebühr nicht enthalten.
Vielen Dank.
http://www.uni-kassel.de/projekte/brueder-grimm-kongress-2012/anmeldung/tagungsgebuehren.html – heruntergeladen am 17. Mai 2011

Bonoboche, 17. Mai 2011

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Gebühren für großen Kasseler Grimm-Kongress „vorläufig“

Die Universität Kassel hat ihre Seite zu Tagungsgebühren, die sie für ihren Grimm-Kongress Ende 2012 zu erheben beabsichtigt, verändert.

Die Gebühren belaufen sich nach wie vor auf 250 €, für Vortragende 180 €, für Studierende 100 €. Allerdings lautet der Titel der Seite jetzt „Vorläufige Tagungsgebühren“, und zum Trost wird den vermutlich sehr zahlreichen Interessierten mitgeteilt, man bemühe sich um weitere Fördergelder und hoffe, den Referentinnen und Referenten daraus „hohe Zuschüsse“ zu Reise- und Übernachtungskosten zahlen zu können. Die ähnliche tröstliche Bemerkung an „Nachwuchswissenschaftler, die nicht an einer Universität beschäftigt sind“ aus der vorigen Fassung der Seite ist inzwischen weggefallen:

Universität Kassel schrieb:

Märchen, Mythen und Moderne

Vorläufige Tagungsgebühren

Die Gebühren für den Grimm-Kongress 2012 betragen:

Für TagungsteilnehmerInnen 250 €

Für ReferentInnen 180 €

Für Studierende 100 €

Wir bemühen uns um weitere Fördergelder und hoffen damit, hohe Zuschüsse zu Reisekosten und Unterkunft für Referenten und Referentinnen geben zu können.

Bitte erkundigen Sie sich bei Ihren Institutionen nach Zuschüssen für Tagungen.

Kosten für das Rahmenprogramm sind in der Tagungsgebühr nicht enthalten.

Vielen Dank.

http://www.uni-kassel.de/projekte/brueder-grimm-kongress-2012/anmeldung/tagungsgebuehren.html – heruntergeladen am 19. Juni 2011

Bonoboche, 19. Juni 2011

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Nachträglich zu „Grimms Mördchen“
„Pfarrer Braun“ in Kassel
(Grimmforum, 30. Oktober 2010)

Hier nachträglich einige interessante Links zur Kasseler Fernsehsensation „Grimms Mördchen“. Das war ein Krimi aus der Serie „Pfarrer Braun“:

Wikipedia schrieb: Pfarrer Guido Braun kann es – trotz des ausdrücklichen Verbots durch seinen Bischof Hemmelrath – nicht lassen, sich in seiner jeweiligen Dienstgemeinde um geheimnisvolle Todesfälle zu kümmern.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrer_Braun

2009 wurde eine Folge der Serie in Kassel gedreht. Die Lokalzeitung HNA berichtete dazu:

HNA schrieb: Das wahre Leben bietet immer noch die besten Vorlagen. Auch für das Drehbuch von „Grimms Mördchen“, einer Folge der Pfarrer-Braun-Reihe, der vor einem Jahr in Kassel gedreht wurde … Laut Drehbuch kämpfen Dr. Gauß, Direktor des Brüder-Grimm-Museums, gespielt von Christoph M. Orth, und Uni-Professor Penkofer (Ludger Pistor) erbittert um das Aufbewahrungsrecht für die bibliophilen Schätze der Grimms. Mehrere Morde werden begangen.
Um die echten Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm gibt es in Kassel seit Jahren eine Auseinandersetzung, die bis heute nicht geklärt ist. Sowohl die Stadt als auch das Land beanspruchen, Eigentümer der wertvollen Bände zu sein. Bei dem Streit spielte auch der echte Direktor des Kasseler Grimm-Museums eine nicht unerhebliche Rolle.
Es ist eine Auseinandersetzung, die auch Oberbürgermeister Bertram Hilgen bestens bekannt ist. Kassels Stadtoberhaupt hat vor einem Jahr in „Grimms Mördchen“ eine Statistenrolle übernommen. Hilgen, der auch im echten Leben Jura studiert hat, spielt den Anwalt des Museumsdirektors. Die Szenen wurden im und vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) am Brüder-Grimm-Platz gedreht.

http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/moerder-grimm-erbe-963678.html

Die Stadt Kassel gab der Crew aus Anlass der Dreharbeiten einen Empfang. Auf den Internetseiten der Stadt Kassel hieß es begeistert:

Stadt Kassel schrieb: Kassel ist erneut Filmstadt. Die Hamburger Produktionsgesellschaft „Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH“ dreht eine Folge der Serie „Pfarrer Braun“ in Nordhessen. Produzent ist das Mitglied des Kassel-Beirats Hubertus Meyer-Burckhardt, der im Jahr 2002 bereits verantwortlich für den Kriminalfilm „Tödliches Vertrauen“ zeichnete.
Auch in der aktuellen Produktion sind die Kassel-Bezüge vielfältig, denn es geht um das Erbe der Brüder Grimm und traditionsreiche Schauplätze.
http://www.stadt-kassel.de//aktuelles/meldungen/14186/index.html

Zur Erstausstrahlung im Oktober 2010 wurde der Film auch in ein Kasseler Kino übertragen:

Stadt Kassel schrieb: Die Brüder Grimm sind eine Marke, die für Kassel weltweit wirbt. Auch in der neuesten Folge der Serie „Pfarrer Braun“ spielt das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen eine tragende Rolle. „Grimm Mördchen“ zeigt dabei als Kulisse einer skurrilen Geschichte rund um die Handexemplare der Brüder Grimm Kassels schönste Schauplätze. Bei der Präsentation auf großer Leinwand im Cineplex-Kino Capitol reagierte das Publikum mit Szenenapplaus. …
Oberbürgermeister Bertram Hilgen dankte dem bei der Kinopremiere anwesenden Produzenten der Serie, Hubertus Meyer-Burckhardt, der zugleich Vorsitzender des Kassel-Beirats ist, für dessen Engagement für seine Heimatstadt. „Die Pfarrer- Braun- Serie hat eine große und treue Fangemeinde. Ich bin dem großem Freund der Stadt, Hubertus Meyer-Burckhardt, sehr dankbar, dass die Episode ‚Grimms Mördchen‘ in Kassel gedreht wurde. Einzigartige Orte, wie der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe mit der Löwenburg, werden so einem breiten Fernsehpublikum vorgestellt.“
http://www.stadt-kassel.de/aktuelles/meldungen/14216/index.html

Die ARD als Auftraggeberin des Kunstwerks führte in ihrer Programmvorschau folgendermaßen in die Handlung ein:

ARD schrieb: Monsignore Mühlich (Gilbert von Sohlern) will seinen alten Schulfreund Pfarrer Hummel besuchen, doch der sitzt ziemlich leblos im Sessel. Mühlich hat gute Gründe, am natürlichen Tod des Kameraden zu zweifeln und wendet sich an den Spezialisten Pfarrer Braun (Ottfried Fischer). Für den kriminalisierenden Wanderprediger bedeutet dies: Ab nach Kassel! Brauns neues Pfarrhaus, die berühmte Löwenburg, erweist sich als reinstes Märchenschloss. Weniger märchenhaft ist die erbitterte Fehde, deren Zeuge Braun sogleich wird: Dr. Gauß (Christoph M. Ohrt), Leiter des renommierten Kasseler Brüder-Grimm-Museums, und der arrogante Germanist Prof. Penzkofer (Ludger Pistor) streiten mit harten Bandagen um das Aufbewahrungsrecht der millionenschweren Grimmschen Heiligtümer, die aus Sicherheitsgründen im Safe der hiesigen Bank lagern. Als deren Direktor Zapf (Claudius Freyer) und kurz darauf der kauzige Totengräber Bockelmann (Uwe Rohde) das Zeitliche segnen, bescheinigt die Gerichtsmedizinerin Martha (Aglaia Szyszkowitz) jeweils einen natürlichen Tod. Ist es Zufall, dass die schöne Martha mit Prof. Penzkofer verheiratet ist? Braun nimmt erst einmal eine Prise Schnupftabak und beginnt zu kriminalisieren.
http://programm.ard.de/TV/daserste/pfarrer-braun–grimms-moerdchen/eid_281066056641946#top

Die Erstsendung des Films soll mehr als fünf Millionen Zuschauer gehabt haben:

Den Tagessieg holte Pfarrer Braun für die ARD: Bei „Grimms Mördchen“ schauten gestern zur besten Sendezeit 5,1 Millionen Zuschauer ab 3 Jahren zu – das entspricht einem Marktanteil von 15,7 Prozent.
http://www.horizont.net/marktdaten/tvquoten/pages/show.php?id=5049

Ein voller Erfolg also für die Grimm-Hauptstadt Kassel:

HNA schrieb: Die Stadt Kassel und die HNA hatten für Donnerstagabend zu einem Public Viewing ins Cineplex-Capitol eingeladen, wo Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Hubertus Meyer-Burckhardt, der Produzent des Krimis, 500 Kasseler, Kasseläner und Kasselaner begrüßten.
Die waren nach 90 Minuten nicht nur von dem Film, sondern auch von ihrer Stadt begeistert. „Ein witziger Film, der einmal mehr bestätigt hat, wie schön Kassel ist. Hoffentlich wird er noch oft im Fernsehen wiederholt“, sagte Fazilet Karakas-Butte (51) nach der Vorstellung. Irmgard Strecker (77) aus Zwehren hätte sich „Grimms Mördchen“ am liebsten gleich nochmal angeschaut. „So auf der großen Lewinwand sieht man Kassel gleich noch mal mit ganz anderen Augen“, sagte sie.
„Amüsanter Film, optimale Kulisse, gute Werbung für die Stadt“, lautete der kurze, aber begeisterte Kommentar von Kathrin Schaumlöffel (22) aus Kassel. Andreas Keuchel (45) fand: „Das war schon eine Liebeserklärung des Produzenten an seine Heimatstadt.“ (wd)
http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/quote-kasseler-pfarrer-braun-hatte-mehr-zuschauer-alsder-fussball-972877.html

Da vergisst man schnell, dass der Star des Films, Ottfried Fischer, laut der zweiten Kasseler Zeitung (dem „Extra-Tip“) einige bissige Bemerkungen über den Drehort gemacht haben soll:

„Einfach zu schade, dass es ab 23.30 Uhr am Königsplatz so dunkel ist, dass ich meine Filme dort entwickeln könnte“, lästerte er gekonnt und wies Oberbürgermeister Bertram Hilgen darauf hin, dass man in Kassel die schönen alten Häuser besonders leicht finden könne, „weil sie von hässlichen Bauten aus den 50er Jahren umrahmt sind.“
http://www.extratip.de/index.php?artikel=35759

Von auswärtigem Kritkastergerede ganz zu schweigen:

TV Spielfilm schrieb: Die hirnlosen Gags werden nur noch von den plump (Hansi Jochmann) bis peinlich (Peter Heinrich Brix) agierenden Mimen getoppt. … Unheimlich bräsige Märchenstunde.

http://www.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/pfarrer-braun-grimms-moerdchen,4295431,ApplicationMovie.html

Bonoboche, 30. Oktober 2010
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Anmerkung der Redaktion 2020
Der ARD-Krimi „Grimms Mördchen“ ist derzeit bis zum 12. 3. 2021 in der ARD-Mediathek verfügbar

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„Stiftungs-Juniorprofessur zum Werk der Grimm-Brüder“
in Kassel
(Grimmforum, 19. Februar 2010)

Laut heutigen Medienberichten wird an der Universität Kassel eine Professur zur Grimmforschung eingerichtet. In einer auf nh24.de veröffentlichten Meldung heißt es dazu:

nh24 schrieb: Freitag, 19. Februar 2010 um 11:36 Uhr
Kassel. Die Universität Kassel erhält eine Stiftungs-Juniorprofessur für die Erforschung der Werke der Brüder Grimm. Die Professur soll es ermöglichen, bislang unbeachtete Werke der beiden Sprachwissenschaftler und Märchensammler «einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen», sagte die Vizepräsidentin der Hochschule, Claudia Brinker-von der Heyde, heute in Kassel. Bei den 14 Stiftern der Professur handele es sich um Privatpersonen sowie Unternehmen aus der Region. Über die finanzielle Ausstattung der Professur machte die Universität keine Angaben.
Die Juniorprofessur nehme das Leben der Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) in Kassel zum Anlass, etwa bis heute erhaltene Dokumente der Arbeit der beiden Sprachwissenschaftler zu erforschen. Ziel sei es, eine «seriöse Grimm-Forschung» an der Universität zu etablieren, fügte Brinker-von der Heyde hinzu. (ddp-hes)

http://www.nh24.de/index.php?option=com_content&view=article&id=29845:kassel-erhaelt-stiftungs-juniorprofessur-zu-werk-der-grimm-brueder&catid=22:allgemein&Itemid=59

Bonoboche, 19. Februar 2010

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Benutzung im Grimm-Museum Kassel
einstweilige Verfügung
(Grimmforum, 1. Februar 2008)

Zu den im Grimmforum geposteten Aussagen und Meinungen über die Benutzbarkeit Kasseler Grimm-Bestände bekam ich heute eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Berlin, nach der auf Antrag des Rechtsanwalts Hartmut Lierow, Bevollmächtigtem des Museumsdirektors Dr. Bernhard Lauer, einige dieser Aussagen und Meinungen nicht weiter verbreitet werden sollen.

Aktuell ging es dabei 2007 um das Anliegen, zwei Auskünfte zu Autographen zu erlangen, die sich im Brüder Grimm-Museum Kassel befinden. Hierbei waren Angehörige der Universität Kassel auf Bitten von Alan Kirkness tätig.

Die genannte einstweilige Verfügung ist rechtskräftig. Als Administrator des Grimmforums habe ich daher die beiden Threads mit den nachfolgenden Titeln vorerst ganz gesperrt, da in ihnen Aussagen (zum Teil auch durch die Wiedergabe von Presseartikeln) enthalten sind, die nach der einstweiligen Verfügung von mir nicht mehr verbreitet werden sollen:
– Wahrheit über Dr. Bernhard Lauer
– Benutzbarkeit der Kasseler Sammlungen.

Ich erhielt die einstweilige Verfügung als rechtlich Verantwortlicher für die Inhalte des Grimmforums. Die 22 Seiten, die mir das Landgericht Berlin schickte, müssen zunächst genauer geprüft werden, ehe sich ergibt, ob und in welcher Fassung die besagten Threads wieder zugänglich gemacht werden können.
Geprüft wird auch, inwieweit der Wortlaut der einstweiligen Verfügung hier mitgeteilt werden kann.

1. Februar 2008
Berthold Friemel

Administrator, 1. Februar 2008

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Rechtliches

Wie am 1. 2. bereits mitgeteilt, ist es um Beiträge der Rubrik „Reformprozeß Kassel“ zu rechtlichen Auseinandersetzungen gekommen. Um diese zügig zu einer Klärung bringen zu können, wird in der nächsten Zeit in neu geschriebene Beiträge redaktionell eingegriffen, sofern sie diese Streitigkeiten nach Ansicht der Administratoren zusätzlich eskalieren lassen könnten. Getilgte Zeichen werden durch „x“ ersetzt.

Solche Änderungen werden nicht wieder rückgängig gemacht. Ein entsprechender Vermerk wird hinzugefügt.

Administrator, 3. Februar 2008

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Alter Streit zwischen Grimm-Museum und Kasseler Bibliothek
(Grimmforum, 23. Juni 2006)

Ins HNA-Forum brachte der Disputierer mit Nickname "Froschkönig" einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1995 ein, der den bis heute ungelösten Streit um die alten Kasseler Grimm-Bestände behandelt. Ursprünglich (ab Gründung 1959) war das Grimm-Museum eine Einrichtung in der Bibliothek; seit der Trennung von der Bibliothek hält das Museum Bücher und Autographen aus Bibliotheksbesitz zurück und verbrachte besonders kostbare Teile der Bestände Mitte der neunziger Jahre in das Palais Bellevue, angeblich weil die räumlichen Verhältnisse im Bibliotheksgebäude die weitere Verwahrung der Sammlungen dort nicht gestatteten. Hier das interessante Dokument, O-Ton "Froschkönig" zunächst:

Meine Damen und Herren,
ich habe in meinem Brunnen ein vergilbtes Schriftstück nicht mehr ganz frischen Datums gefunden. Ob sich das damals Vorgefallene in Wohlgefallen aufgelöst hat? Wer kann Kunde geben? Wie ging das Märchen aus?

HNA v. 11.12.95 schrieb:

Wenn das die Brüder Grimm wüssten*

Um 900 Bücher rund um das Werk der Brüder Grimm streiten Hochschulbibliothek und Brüder-Grimm-Museum anscheinend seit Jahren. Jetzt ist das Gerangel erneut eskaliert.

Kassel. Ungeklärte Besitzansprüche, Mahnverfahren, Fristversäumnisse, Ausschlussverfahren und offenen Gebührenrechnungen von einigen tausend Mark sind das derzeitige Ergebnis einer offenen Rechnung zwischen Land Hessen und Stadt Kassel, genauer gesagt, der Hochschul-Bibliothek in Trägerschaft des Landes und des städtischen Grimm-Museums. Das Objekt der beiderseitigen Begierde sind rund 900 Bücher von den Brüdern Grimm, über sie und ihr Werk.

Diese so genannte *Grimmiana" beanspruchen sowohl die Hochschulbibliothek als auch das Brüder-Grimm-Museum im Palais Bellevue für ihre Bestände. Derzeit stehen die teilweise wertvollen Handschriften und Erstausgaben im Archiv des Museums – ausgerechnet im Gebäude der Murhardschen Bibliothek, die zur Hochschulbibliothek gehört. Dort sind sie zwar allgemein zugänglich, aber "unrechtmäßig" untergebracht, sagt Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß, Leiter der Hochschulbibliothek. 1975 wurden die Landesbibliothek und die Murhardsche mit der Hochschulbibliotehk zusammengelegt. Damit traten neue Eigentumsverhältnisse in Kraft.

Für die Bestände der Murhardschen, inklusive der jetzt umstrittenen *Grimmiana" bedeutete das: Sie bleiben im Eigentum der Stadt, werden aber in die Verwaltung, der Hochschulbibliothek, also des Landes, übergeben.

Die Stadt habe damals erklärt, die *Grimmiana" dem Brüder-Grimm-Museum zuordnen zu wollen und nicht der Hochschule, meint dagegen Joachim Ebel, Leiter des städtischen Kulturamts. *Absichtserklärungen, die aber nie realisiert wurden", hält Kahlfuß dagegen. Trotz diverser Gespräche auf höherer Ebene scheint bis heute ungeklärt, wer nun den Bücherschatz rechtmäßig verwaltet. Derweil wird hinter den Kulissen kräftig gezerrt und geschoben.

Ein neues Kapitel im Bücherstreit begann 1984.

Die Bestände der Hochschulbibliothek wurden datenmäßig erfasst und katalogisiert. "Auch die Grimmiana", erinnert sich die Museumsangestellte Ursula Roggensack. Um den besonderen Schatz auf einen Blick von allen anderen bereichen unterscheiden zu können, seien den Büchern gelbe Schilder auf den Rücken geklebt worden – auf Anweisung der Bibliotheksleitung. Diese Kennzeichnung hielt der Dauer des Streits nicht stand, viele Aufkleber lösten sich, ließen nur wenige Klebereste auf den Rücken zurück. Jetzt schritt man seitens des Museums zur Tat und drückte den Büchern kurzerhand den eigenen Stempel auf. Solches Treiben empörte wiederum die Bibliotheksleitung.

Großzügig hatte man den ganzen Bestand nach der Erfassung 1984 auf einem Ausweis zur Dauerausleihe dem Grimm-Museum überlassen. Das Museum habe diese großzügige Geste damit beantwortet, dass man Bücher auch dann nicht herausgab, wenn sie per Fernleihe angefordert wurden, beklagt Kahlfuß. Stimmt nicht, kontert man seitens des Museums. "Die Bücher gehen bei Nachfrage in die Ausleihe und sind im übrigen jedem zugänglich" so Roggensack. Seit neuestem allerdings kämen ausgeliehene Grimmiana auf Anweisung der Bibliotheksleitung nicht wieder zurück ins Museum, so sei der Sachverhalt.

Inzwischen sind die Museumsleute von der Benutzung der Hochschulbibliothek ausgeschlossen. Als oberster Bibliothekar verweist Kahlfuß auf die Benutzerordnung: Ausleihfristen überzogen, Mahnverfahren missachtet, mithin ständig gegen die Benutzungsordnung verstoßen, also alle Bedingungen erfüllt, nach § 13 von der Benutzung der Bibliothek ausgeschlossen zu werden. *Nur, damit die Verhältnisse mal grundsätzlich geklärt werden", sei man jetzt so streng vorgegangen, erklärt Kahlfuß.

Jetzt soll ein Gespräch zwischen dem Präsidenten der Hochschule, Prof. Hans Brinckmann, und Oberbürgermeister Georg Lewandowski den Bücherstreit beenden. Ob die jetzt neue Bändchen kleben oder noch einen Stempel anbringen lassen, darf mit Spannung erwartet werden. Die ältesten und wertvollsten Stücke des Bestandes blieben von solcherlei Maßnahmen übrigens bis heute gänzlich verschont, denn sie waren zum Zeitpunkt der Erfassung zur Ausstellung ausgeliehen.

Bonoboche, 23. Juni 2006

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Grimm-Handexemplare des „Deutschen Wörterbuchs“,
fälschliche Entdeckungs-Behauptung in Kassel
(Grimmforum, 2006)

Pressemitteilung

Arbeitsexemplare der Brüder Grimm in Krakau
Fälschliche Entdeckungs-Behauptung in Kassel

In der Kasseler Lokalpresse erschien am Wochenende eine Veröffentlichung, in der behauptet wird, die kürzlich durch zahlreiche Presseberichte bekanntgewordenen Handexemplare der Brüder Grimm von ihrem „Deutschen Wörterbuch“ seien vom Direktor des Kasseler Grimmuseums in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau entdeckt worden. Dies ist ebenso falsch wie die im selben Bericht enthaltene Behauptung, die Entdeckung und Bekanntmachung der neun Bände seien wohl Teil einer Kampagne, die zur Zeit gegen den Museumsleiter „gefahren“ werde. Letztere Behauptung steht zudem im Widerspruch zur ersteren, der Museumsdirektor selbst habe die Exemplare entdeckt.

Die verschollengeglaubten Bände wurden selbstverständlich von der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau entdeckt, in der sich ehemals ins schlesische Grüssau ausgelagerte, aus der Preußischen Staatsbibliothek stammende Rara-Sammlungen befinden. Zu diesen gehören die Exemplare.

Die Entdeckung der Exemplare, unsere seitdem begonnenen Forschungen über sie und die Veröffentlichungen im Januar hatten weder mit der Stadt Kassel noch gar mit einer Kasseler Persönlichkeit etwas zu tun. Die Information gelangte vielmehr (wie berichtet) zunächst nach Berlin, als der neuseeländische Germanist Alan Kirkness während eines Forschungsaufenthalts an der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel (Humboldt-Universität zu Berlin) die Quellenüberlieferung zum „Deutschen Wörterbuch“ im Zusammenhang mit einer Briefwechsel-Edition neu recherchierte. Die Nachricht aus Krakau traf Ende September ein. Mit einer öffentlichen Bekanntmachung haben wir gewartet, bis mit der Jagiellonen-Bibliothek Einigkeit über das weitere Vorgehen erzielt war. Diese informierte im November die Staatsbibliothek Berlin und im Dezember auch weitere sachlich zuständige Stellen. Darunter war die Brüder Grimm-Gesellschaft, die vor Weihnachten die Mitteilung aus Krakau ins Netz stellte. Im Januar schließlich berichteten deutsche und internationale Medien.

Inzwischen ist eine Partie der Exemplare genauer untersucht worden. Erste Ergebnisse werden in der nächsten Zeit im Internet unter www.grimmforum.de zugänglich gemacht.

Alan Kirkness (Auckland, Neuseeland)
Berthold Friemel (Berlin)
🔗

Links zum Thema
Bericht von Klaus Becker, „Extra-Tip“ Kassel: http://194.25.86.242/extratip/FMPro?-DB=et-artikel.fp5&-format=artikelhoch.htm l&artikel.nummer=2677&-script=aktiv&-lay=www&-find

Beschreibungen der Krakauer Exemplare und weitere Hintergrund-Debatten sowie Kontaktmöglichkeiten zur Forschung: http.//www.grimmforum.de

📷
Bilder zur publizistischen Verwendung (Downloadmöglichkeit aus dem Grimmnetz)
1

2

1: Zwei Seiten aus einem der in Krakau aufgefundenen Grimm-Bände mit Notizen Jacob Grimms. Der Verleger Salomon Hirzel in Leipzig ließ für die Brüder Grimm Exemplare mit besonders breitem Rand auf besserem Papier drucken, so daß sie die Möglichkeit hatten, ihre neuen Erkenntnisse mit Tinte und Gänsefeder nachzutragen.
(Bild: Biblioteka Jagiellonska, Kraków)
2: Titelseite und Porträt der Brüder Grimm aus dem ersten Band des “Deutschen Wörterbuchs” (1854). Das Wörterbuch war ihr letztes und umfangreichstes gemeinsames Werk. Mit dem Porträt, einem Stich aufgrund eines Photos, war Jacob Grimm unzufrieden. Er meinte, sein Bruder Wilhelm sehe aus wie ein Kranker und er selbst wie ein herbeigerufener Hausverwalter.
(Bild: B. Friemel)

Alan Kirkness, 31. Januar 2006
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Ein gewisses Niveau

Im „Extra Tip“ vom 1.1.2006 schreibt Klaus Becker den Artikel „Polit-Intrigen in Grimm-Gesellschaft“. Hier sind noch der Kasseler OB Bertram Hilgen und der frühere Uni-Präsident Hans Brinkmann die Intriganten.
Sie intrigieren gegen Dr. Bernhard Lauer, obwohl der sehr fleißig ist: „Fast 100 Publikationen aus seiner Feder sind in dieser Zeit (den letzten Jahren) zu den Grimms erschienen.“
Eine Kolumne später liest man etwas verwirrt:
„Unter seiner Verantwortung sind fast 100 Publikationen zum Thema Grimm erschienen, an denen zahlreiche Autoren beteiligt waren. Der Direktor des Brüder Grimm-Museums hat immer dafür gesorgt, möglichst viele andere Wissenschaftler mit einzubeziehen. Allerdings, daraus macht er keinen Hehl, verlangt er einen gewissen Einsatz und ein gewisses Niveau.“

Was haben Sie alle gegen den Dr. Lauer? Sicher keine 100 Publikationen.

Carl Bernstein, 31. Januar 2006

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Aus Hessen erhielt ich Nachricht über folgende von der Universität Kassel veröffentlichte Erklärung (auch erreichbar über die Website der Universität Kassel, http://php.uni-kassel.de/hrz/db4/extern/dbexpert/pressemitteilung/showPM.php?id=293).

Die Presseerklärung von Germanisten der Universität Kassel bezieht sich auf die hier im Forum veröffentlichte andere Erklärung (von Alan Kirkness und mir) zum Thema Fälschliche Entdeckungs-Behauptung in Kassel, und diese ihrerseits ja wiederum auf den Bericht eines Kasseler Periodikums, der am vorigen Wochenende überraschende Ansprüche und eine Verschwörungstheorie hinsichtlich der in Krakau befindlichen Handexemplare der Brüder Grimm von ihrem „Deutschen Wörterbuch“ unter das Kasseler Volk brachte.

Kasseler Germanisten schließen sich Presseerklärung gegen unwahre Behauptungen an

Kassel. Für die „Grimm-Sozietät zu Berlin“ war die Entdeckung von neun als verschollen geltenden Handexemplaren des „Deutschen Wörterbuchs“ von Jacob und Wilhelm Grimm in der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek ein „sensationeller Fund“, wie u.a. der Deutschlandfunk am 18. Januar meldete. Entdecker der Texte ist die Krakauer Bibliothek, in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer Forschungsinitiative des neuseeländischen Germanisten Alan Kirkness. Der Leiter des Kasseler Brüder-Grimm-Museums, Dr. Bernhard Lauer, hat nun für sich in Anspruch genommen, der eigentliche Entdecker der Texte zu sein. Alan Kirkness und Berthold Friemel von der Berliner Grimm-Sozietät haben dies in einer Presseerklärung mit Nachdruck zurückgewiesen.

Ihrer Stellungnahme schließen sich die Germanisten der Universität Kassel Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde, Holger Ehrhardt, Prof. Dr. Andreas Gardt sowie Prof. Dr. Hartmut Kugler (Universität Erlangen-Nürnberg) an. Die Universität Kassel ist als Institution Mitglied der Brüder-Grimm-Gesellschaft. Die Germanisten betonen, dass die erwähnte Behauptung unwahr ist und in unerhörter Weise die Verdienste derjenigen leugnet, die die Entdeckung tatsächlich gemacht haben. Mit einer solchen Aneignung fremder Leistungen bringe man Kassel als Ort wissenschaftlicher Arbeit in Verruf.

Auch erweist sich die Annahme, bei der Berichterstattung über den Fund handele es sich vermutlich um eine Kampagne gegen Herrn Dr. Lauer, als unsinnig, da sie bedeuten würde, dass sich alle, die über den Fund berichteten – die Krakauer Bibliothek, der neuseeländische Germanist, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, die zahlreichen sonstigen deutschen und ausländischen Zeitungen und Sendeanstalten -, in einer internationalen Aktion zusammengefunden hätten, um der Person Dr. Lauers zu schaden.

Die Pressemitteilung von Alan Kirkness und Berthold Friemel ist abrufbar unter www.grimmforum.de sowie unter http://www.uni-kassel.de/.


Berthold Friemel, 3. Februar 2006

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Wie Till es sieht
Unter den zahlreichen Zeitungen, die im Januar über die schönen Funde in Krakau berichteten, war auch die FAZ, mit einem mehrspaltigen Bild aus Jacob Grimms Exemplar (am 19. Januar).
Der damals in dieser Zeitung berichtete, „Till“ (ein auf sympathische Weise eifriger und engagierter Reporter, er war es auch, der bei seiner Recherche-Anfrage aus Krakau die genauere Information erhielt, die Exemplare seien in einem anderen Bestand gefunden worden), dieser Till meldete sich dieser Tage wieder:

Er hat recht: Das Kasseler Blatt, in dem der seltsame und konfuse Artikel zu den Krakauer Grimm-Exemplaren vor einer Woche erschien, ist an sich keine besondere Aufmerksamkeit wert. Derlei kommt aus meinem Berliner Briefkasten meist ungelesen ins Altpapier. Ginge es nicht darum, die friedliche Weiterarbeit an den Büchern sicherzustellen, und ginge es nicht um einen höchst unfriedlichen Kasseler Kontext, der sich über das letzte halbe Jahr hinweg entsponnen hat und der alle Grimm-Interessierten etwas angeht — man hätte es auf sich beruhen lassen können. Beides zusammengenommen, war es aber doch besser, noch einmal ganz klar auszusprechen, wie es sich mit dieser Entdeckung verhält. So ist es geschehen, in Ruhe und wohl bedacht, gar nicht so zornig, eifrig und erbost wie Till meint — und schon gar nicht nach dem Motto „Berlin vs. Kassel“.

Die Reaktion auf die verwunderlichen Entdeckungs-Behauptungen, die Till in seinem neuen Beitrag zitiert, steht in den Forumtexten zu diesem Thema, da kann es jede/r selbst sehen. In das dank jahrelangem Moderdasein schon vom Schimmel befallene Schema eines Forschungskampfes zwischen Berlin und Kassel gehört dieses Thema mit seinen beiden Hauptaspekten nicht. Also weder die Entdeckung in Krakau noch der aktuelle Streit pro und contra Grimm-Reformen in Kassel, in den diese Entdeckung geschmackloserweise hineingezogen worden ist, lassen sich dem existierenden Klischee zweier verfeindeter Grimm-Bastionen in Kassel und Berlin sinnvoll zuordnen. „Kassel“ und „Berlin“ haben überhaupt nie als jeweils geschlossene Lager in der Grimm-Forschung existiert. Wer solch ein Lagerverständnis konstruiert und aufbauscht (und damit ist nicht Till gemeint), schadet der gemeinsamen Arbeit. Und schadet den Brüdern Grimm, um die es gehen sollte. Da hat Till auch wieder vollkommen recht.
(Die Pointe, die Till in diesem Zusammenhang bringt, hat er sich etwas leichtgemacht. Hätten wir geschrieben, die Krakauer Recherchen hätten mit keiner Kasseler Persönlichkeit außer den Brüdern Grimm etwas zu tun gehabt, dann hätten Reporter, wie wir sie kennen, dies doch wohl etwas pathetisch gefunden — etwa in der Art, wie jemand in einem anderen Beitrag zu diesem Forum vor einigen Tagen ‚im Namen der Brüder Grimm‘ auftrat. Und hätten wir geschrieben, das Krakauer Thema habe mit keiner lebenden Kasseler Person zu tun, so wäre dies bei der Presse doch wohl als sehr spitzfindig und noch pathetischer angekommen. Wie erst, wenn wir gesagt hätten, die Krakauer Handexemplare hätten mit den Brüdern Grimm nur in ihrer Eigenschaft als Berliner zu tun? 😉 Doch selbst das träfe zu.)

Lassen wir uns einfach von Tills Gelassenheit anstecken, und glauben wir für einen Moment daran, daß wir in diesen Angelegenheiten uns nicht mehr mühen müssen, weil der Herkules von seiner Pyramide steigt, die Wilhelmshöher Allee herabstampft und seinen antiken Großtaten eine moderne hinzufügt, indem er den ganzen „Mist“ im Turboverfahren aufräumt.

(Bildzitat / Faksimile: FAZ von Donnerstag, dem 2. Februar)


Berthold Friemel, 6. Februar 2006