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Zum 150. Todestag am Grab Jacob Grimms
Schließung der Berliner Arbeitsstelle des Grimmschen Wörterbuchs
(Grimmforum, 21. September 2013)

Am 20. September 2013 besuchten Mitglieder der ehemaligen Arbeitsstelle des „Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin die Grabstelle der Familie Grimm auf dem St.-Matthäus-Friedhof. Der Besuch war auch ein Abschied von der jahrzehntelangen Berliner Arbeitstradition am Grimmschen Wörterbuch. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften stellt die Arbeiten an diesem Wörterbuch Ende September ein. An der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen werden sie noch fortgesetzt.


*

Die bisherige Berliner Arbeitsstelle des Grimmschen Wörterbuchs wird nun großenteils für das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS) eingesetzt.

Berthold Friemel, 21. September 2013

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„Die Welt“: Das böse Ende eines märchenhaften Wörterbuchs
Akademie kündigt „digitalen Grimm“ an
(Grimmforum, April 2013)

„Die Welt“ vom 17. April enthält einen langen Artikel über Qualitätsmängel und Planungsfehler in der jüngeren Entwicklung der Wörterbuchprojekte der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und kritisiert die „Abwicklung“ des Grimm’schen Wörterbuchs:

Skandal in Berlin: Das legendäre „Deutsche Wörterbuch“ der Brüder Grimm wird hastig, ohne Rücksicht auf wissenschaftliche Sorgfalt, abgewickelt und sein digitaler Nachfolger DWDS ist unzulänglich.

Bonoboche, 18. April 2013
📩

Akademie kündigt „digitalen Grimm“ ab 2017 an

In einer Replik gegenüber der „Welt“ sprach sich ein Vertreter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für eine digitale Weiterführung der Arbeiten am Grimmschen Wörterbuch aus:

… kündigte er an, dass 2017 in Berlin und in der Göttinger Akademie der Wissenschaften die Arbeit an einem neuen, von Anfang an digitalen „Grimm“ beginne – wenn die Mittel bewilligt werden.

http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article115689880/Der-Online-Grimm-wird-kommen.html

Bonoboche, 30. April 2013

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Wörterbuch-Veranstaltung „Grimm der Zukunft“
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Grimmforum, 5. Februar 2010)

Öffentliche Veranstaltung des Zentrums Sprache der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Montag, 22. Februar 2010, 18-20 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Akademiegebäude am Gendarmenmarkt
Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin:

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften schrieb: Der "Grimm der Zukunft"
Perspektiven der Lexikographie im 21. Jahrhundert

Das von den Brüdern Grimm begonnene "Deutsche Wörterbuch" setzt bis heute den Standard der deutschen Wortforschung; es hat die Anregung zu vielen weiteren Wörterbüchern gegeben. Die Entwicklung der Technik ermöglicht nun, die bisherigen Erkenntnisse der Wortforschung in ein großes digitales System zu integrieren und sie mit neuen Forschungsergebnissen zu verbinden. Dies geschieht im "Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache" (DWDS). Einige Schritte dieses Übergangs werden auf der Veranstaltung präsentiert, insbesondere die Integration des "Etymologischen Wörterbuchs des Deutschen" von Wolfgang Pfeifer u.a. und eine Darstellung der Aussprache als Audiodateien.

Der "Grimm der Zukunft"
Perspektiven der Lexikographie im 21. Jahrhundert

18.00 Uhr
Wolfgang Klein
Begrüßung

18.15 Uhr
Ingo Schulze
Das Wort für die Sache – halten – über den Begriff "Verlierer"

18.45 Uhr
Hartmut Schmidt
Das Deutsche Wörterbuch und die aktuellen Aufgaben der Wortforschung

19.15 Uhr
Wolfgang Klein / Alexander Geyken
Das "Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache" – Konzept und derzeitiger Stand

19.45 Uhr
Wolfgang Klein
Schlusswort

Weitere Informationen:
info
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Berthold Friemel, 5. Februar 2010

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19.11.: Briefwechsel Brüder Grimm mit ihren Wörterbuchverlegern
(Grimmforum, 6. November 2007)

Buch­vorstel­lung am 19. No­vember:
Wir freuen uns, dass am Montag, dem 19. November, ein neuer Band der Edition „Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Kritische Ausgabe in Einzelbänden“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden kann. Der neue Band enthält auf 768 Seiten die Korrespondenz der Brüder Grimm mit Karl Reimer und Salomon Hirzel, den Verlegern des «Deutschen Wörterbuchs». Von Reimers ersten Vorschlägen für ein solches Wörterbuch während der Göttinger Jahre der Brüder Grimm bis zu den letzten Manuskriptsendungen Jacob Grimms im Sommer 1863 kann hier die Vorbereitung und Ausarbeitung des Wörterbuchs verfolgt werden.
Alan Kirkness wird in die Besonderheiten dieses Briefwechsels einführen und über seine Erfahrungen in der jahrelangen Arbeit an den Manuskripten der Briefe berichten. Zu Grußworten anlässlich der Präsentation des Bandes dürfen wir begrüßen: Herrn Professor Werner Röcke, den Präsidenten unserer Sozietät und Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats für die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel; Herrn Professor Uwe Meves, den Sprecher des Herausgeberkollegiums der Kritischen Grimm-Briefausgabe; Herrn Dr. Peter Schmitt, den Leiter der Arbeitsstelle «Deutsches Wörterbuch» an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; und auch Herrn Dr. Thomas Schaber, den gegenwärtigen Leiter des von Salomon Hirzel begründeten Verlags, in dem bis heute das Wörterbuch der Brüder Grimm erscheint.

Wie gewohnt bietet sich bei unserer Buchpräsentation auch wieder Gelegenheit zu Gesprächen. Ansichtsexemplare des neuen Buches können mit Rabatt erworben werden.

Die Veranstaltung findet am 19. November um 18 Uhr im Reutersaal, Dorotheenstraße 24, Eingang Hegelplatz (Raum 2.301) in Berlin statt. Da dies unsere erste Veranstaltung an diesem neuen Ort ist, wird der Weg vom Eingang dorthin besonders ausgeschildert.

Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.

Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit den Verlegern des «Deutschen Wörterbuchs» Karl Reimer und Salomon Hirzel, herausgegeben von Alan Kirkness unter Mitarbeit von Simon Gilmour. Stuttgart 2007. 768 Seiten, 51 Abbildungen. ISBN 3-7776-1525-0.

Klaus B. Kaindl, 6. November 2007

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Nachrichten aus Krakau, April 2006
(Wörterbuch-Handexemplare)
(Grimmforum, 30. April 2006)

Bei einem Besuch in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau (am 25. und 26. April) haben wir die Möglichkeit gehabt, mit Angehörigen der Bibliothek über die Umstände zu sprechen, unter denen die neun Bände des DWB aus dem Besitz der Brüder Grimm dort entdeckt wurden. Die Mitarbeiter der Bibliothek, Frau Katarzyna Cieślik und Herr Piotr Kuliszewicz, berichteten uns, daß die Bände sich an verschiedenen Stellen der Bibliotheksmagazine befanden. Vor drei Jahren wurden Frau Cieślik und Herr Kuliszewicz bei der Bearbeitung von Beständen auf einen Band aufmerksam, der durch einen Hinweis auf die Brüder Grimm im Vorsatz, durch Notizen und durch das rote Signaturschild der Libri impressi cum notis manuscriptis auffiel. Als sie erkannt hatten, worum es sich handelt, suchten sie in den Magazinen nach anderen derartigen Bänden, bis die Exemplare 2005 komplett vorlagen. Sie wurden im Herbst 2005 der Handschriftenabteilung überwiesen, nachdem sie desinfiziert worden waren, wie es bei allen Beständen, die neu in die Handschriftenabteilung überführt werden, der Fall ist.

Die Bände sind in sehr gutem Zustand. Alle neun sind Halbleinenbände mit Titelschildern aus Papier auf dem Rücken, auf die jeweils die Inhaltsangaben geschrieben sind. Die Bände mit den Korrekturfahnen (Nr. 33 und 34) ließ offenbar noch Jacob Grimm anfertigen. Auf den Rückenschildern stehen von seiner Hand die Beschriftungen „A—C.“ und „D E.“, die später in der Königlichen Bibliothek um den Titel und die Verfassernamen ergänzt wurden. Die Schilder zu den sieben Bänden von Jacob Grimms Handexemplar (Nr. 35 bis 41) sind komplett in der Königlichen Bibliothek geschrieben. Hier gibt es keine Anhaltspunkte, daß die Bände bereits zur Lebenszeit Jacob Grimms so gebunden waren. Eher ist zu vermuten, daß die breitrandigen Bögen bis zu seinem Tod lose neben seinem Schreibtisch aufgestapelt waren und daß Herman Grimm sie binden ließ. Jacob Grimms Handexemplar ist ganz einheitlich gebunden; die beiden Bände 33 und 34 weichen deutlich davon ab und unterscheiden sich auch voneinander (durch verschiedenfarbiges Marmorpapier).

Die vollständige Sichtung der Bände bestätigt die Feststellungen, die schon anhand der Probescans getroffen wurden. Jacob Grimms Exemplar (35 bis 41) ist durchgehend mit Nachträgen annotiert; bis zu den letzten Artikeln (das Exemplar reicht bis FROMM) gibt es kaum Doppelseiten, die keine Annotationen enthalten. Die bisher als „Wilhelm Grimms Exemplar“ bezeichneten Bände (33 und 34) sind nun eindeutig als eine Sammlung der Korrekturbögen zu identifizieren, auf denen v. a. der Verleger Hirzel und der Korrektor Hildebrand den Brüdern Grimm während ihrer jeweiligen Arbeitsphasen am Wörterbuch Ergänzungsvorschläge und Anfragen übermittelten. Annotationen von Jacob und Wilhelm Grimm sind in diesen beiden Bänden selten. Diejenigen Korrekturen, die sie aus den Leipziger Notizen übernahmen, sowie ihre eigenen Korrekturen schrieben sie in ein weiteres Exemplar der Druckfahnen, das sie aus Leipzig erhalten hatten und mit ihren Entscheidungen zurückschickten. Auch hiervon ist manches erhalten, allerdings nicht in Krakau.

Wir danken Frau Anna Kozłowska, Frau Cieślik, Herrn Kuliszewicz und Herrn Bibliotheksdirektor Prof. Pietrzyk für ihre freundliche und sachkundige Betreuung während unseres Aufenthalts.
Alan Kirkness
Berthold Friemel


Berthold Friemel, 30. April 2006

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Stichwortnachträge J. Grimms zu D
(Krakauer DWB-Handexemplar)
(Grimmforum, 14. März 2006)

Von Jacob Grimm nachgetragene Stichwörter auf der Alphabetstrecke
D – DARMBÄHE, Band 2, Spalte 641 – 780

Die Bereitschaft, Wörter ins Wörterbuch an alphabetischer Stelle aufzunehmen, auch wenn sie im Sprachgebrauch (noch) nicht voll durchgesetzt sind, scheint bei Jacob Grimm größer zu sein als bei seinem Bruder. So bemerkt er zum Artikel DANNEN (Spalte 746): „die verba mit dan und dannen wären aufzuführen wie die mit hin und hinnen. u. die mit dar.“ Wilhelm Grimm hatte insgesamt 24 Verbindungen von dannen mit Verben in den Artikel integriert, einige davon sogar mit zwei bzw. drei Belegen, wie etwa dannen kehren, dannen tun, dannen ziehen. Der Grund für diese abweichende Praxis Wilhelm Grimms mag darin zu sehen sein, daß sich die Verbalverbindungen mit dannen nur bis Ende des 16. Jahrhunderts nachweisen lassen. Ab dem 17. Jahrhundert lebt dannen fast ausschließlich in der Verbindung von dannen weiter.
Jacob Grimm geht auf die unterschiedliche Praxis bei der Behandlung der Präfixbildungen bzw. „Partikelzusammensetzungen“ im Vorwort zu Band 2, Sp. IV f., datiert „6. februar 1860“, noch einmal ein: „ich kann es nicht folgerichtig finden, dasz alle mit durch gebundnen verba, neben sorgfältiger unterscheidung ihrer trennbarkeit und untrennbarkeit, einzeln und alphabetisch eingetragen, die an den partikeln dannen, dahin, daher, danieder, daran, darein haftenden aber unter diesen partikeln verzeichnet und abgehandelt werden. Das heiszt grammatisch verfahren, nicht lexicalisch. im lexicon will man alphabetisch aufschlagen und zur stelle finden, was man sucht.“
Die Aufnahme und Behandlung wenig gebräuchlicher Wörter ist auch für die Nachfolger der Brüder Grimm ein nie befriedigend gelöstes Problem geblieben. In den jüngeren Bänden wurde mit den sogenannten Kompositionstypen eine Darstellungsform entwickelt, die möglichst viele Wörter zu berücksichtigen vermochte, ohne das Wörterbuch allzusehr aufzuschwemmen. An alphabetischer Stelle erscheinen die Wörter, deren schriftsprachliche Gebräuchlichkeit hinreichend nachzuweisen ist.
Wilhelm Grimm hat neben der die Verbindungen mit Verben zusammenfassenden Darstellung bei DANNEN in vielen Artikeln für die Partikelzusammensetzungen eine frühe Form der Kompositionsübersichten genutzt, die eine schnelle Information ermöglicht. Dabei wird das Hauptstichwort mit Kapitälchen gekennzeichnet, die einzelnen Partikelzusammensetzungen werden in normaler Type, abgesetzt und in alphabetischer Folge, wiedergegeben. Jacob Grimms Nachträge sind teils als Kapitälchenansätze, teils in Normalschrift nachgetragen.

Zeichen in der Liste

* Vorhanden ist eine lateinische und / oder deutsche Bedeutungserklärung, oft in der Form einer Synonymenangabe oder eines Synonymenverweises.
# Vorhanden ist ein Textbeleg mit Belegstellenangabe und / oder ein vom Lexikographen selbst formuliertes Textbeispiel, meist ein kurzes Syntagma.
+ Vorhanden ist ein Stellennachweis, z.B. ein Hinweis auf eine Buchung in einem Wörterbuch oder Glossar, und / oder ein Belegstellenangabe ohne Textbeleg.
^ Vorhanden ist ein Querverweis auf ein anderes Stichwort, und zwar nicht nur auf ein von Jacob Grimm bereits bearbeitetes Stichwort, sondern auf (potentielle) Stichwörter mit einem beliebigen Anfangsbuchstaben.

DABENEBST +
DACHBALLE m. #
DACHKLINSE #
DACHLÖSE f. destructio +
DADADADERN #
DADRAUF +
dadrüben +
DÄFTLE, n. +
daheim, n. heimgang, grab +
daher halten #
daher lügen #
daher regnen #
daher schnarchen #
daher schneien #
daher setzen # (von W. G. unter 2, Sp. 680, zitiert)
daher streichen #
daher tagen #
daher traben #
DAHEREIN +
dahin haben *
dahin leben #
dahin rollen
dahin schmitzen +
dahin wagen #
DAIG #
damascenieren +
DÄMEL, m. #
DÄMLICH, was dämisch. # (W. Grimm: DÄMELIG, wie dämisch)
DÄMMERHAFT.
DÄMPFE f. +
danieder reiten #
danieder stauchen #
daran wollen #
dran rücken #
DARAUF HIN #
drauf los nehmen.
drauf los schlagen
drauf los trinken
drein metzen #
drein plumpen
drein tappen +
DARF, s. dürfen. ^
DARHEBEN #

Wilhelm Braun, 14. März 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplare des Buchstabens D
(Grimmforum, 7. März 2006)

Die bisherigen Beiträge in diesem Forum zu den Grimmschen Handexemplaren des „Deutschen Wörterbuchs“ galten der von Jacob Grimm in der ersten Lieferung bearbeiteten Wortstrecke A bis ALLVEREIN. Hier berichten wir kurz über die von Wilhelm Grimm ausgearbeitete Wortstrecke D bis DARMBÄHE, DWB Bd. II, Sp. 641-780.

Jacob Grimms Exemplar (Libri impr. c. n. mss. 2° 37) zeigt ein ähnliches, aber viel weniger extensiv annotiertes Bild wie bei A. Etwa 10 der 70 gescannten Seiten weisen keine Notizen auf; auf anderen Seiten stehen nur verinzelt Zusätze und Anmerkungen; andere Spalten wiederum enthalten viel mehr Nachträge. Insgesamt wird deutlich, daß er die Arbeit seines Bruders sehr genau gelesen hat. Er fügt auch hier neue Stichwörter hinzu, einige in Versalien, einige dagegen, vor allem Subeinträge bei den Partikelverben mit DAHER und DAHIN etc., in Kleinbuchstaben: darauf geht Wilhelm Braun in einem gesonderten Beitrag näher ein. Die meisten Annotationen sind zusätzliche, aus schriftlichen Quellen zitierte Textbelege und selbverfaßte Textbeispiele. Grimm vervollständigt einige Quellen- und Belegstellenangaben und trägt einige Querverweise ein. Selten kommentiert er die Arbeitspraxis seines Bruders. Ein aufschlußreiches Beispiel hierfür ist DAME auf Sp. 702, wo Jacob Grimm zunächst Wilhelms Angabe, daß es „wahrscheinlich erst in der zweiten hälfte des 17ten jahrhunderts bei uns eingeführt ist“, in Frage stellt und am breiten rechten Rand viele Belege nachträgt, die ein früheres Vorkommen belegen. Es erhebt sich die Frage, ob er eigens dazu eine kleine Untersuchung durchgeführt oder aber mit der für ihn typischen Nachlektüre der Quellen und mit seiner ernormen Kenntnis gearbeitet hat? In der Neubearbeitung des DWB und des historischen „Deutschen Fremdwörterbuchs“ wird das deutsche Lehnwort Dame jetzt übrigens übereinstimmend auf 1592 zurückdatiert.
Bei Wilhelm Grimms Exemplar (Libri impr. c. n. mss. 2° 34) handelt es sich wiederum offensichtlich um Revisionsbogen. Die meisten Korrekturen und Nachträge, seien es Textbelege, seien es Syntagmen als Beispiele, stammen vom Korrektor Rudolf Hildebrand. Es ist auffällig, daß in der Druckfassung Wilhelm Grimm die allermeisten berücksichtigt und übernommen hat. Dies trifft ebenfalls auf die Notizen des Verlegers Salomon Hirzel zu: zu beinahe 20 Stichwörtern trägt Hirzel an den Rändern zusätzliche Textbelege nach, ganz besonders aus Goethe und Schiller, und diese Belege werden in die endgültige Fassung der Buchhandelsausgabe auch aufgenommen. Am unteren Rand von Sp. 706 trägt er beispielsweise zwei Belege aus Goethe zum Stichwort DAMM nach und unterhalb Sp. 742 zwei Goethe-Belege für DANN. Auf Sp. 670 fügt Hirzel einen Textbeleg aus Schiller für das Stichwort DACHUNG hinzu, und in der gleichen Spalte korrigiert Hildebrand u.a. die unalphabetische Anordnung der Stichwörter DACHTRAUFE bis DACHTSTANGE.

In einigen wenigen Fällen lesen sich die Notizen Hirzels wie Briefe an Wilhelm Grimm. So steht z.B. am unteren Rand zwischen Spalten 676 und 677: „der setzer bittet ehrerbietig um etwas brot“ und unterhalb Sp. 714: „MS dankbar erhalten“.
Im Gegensatz zu den vorliegenden Seiten aus A finden sich diesmal auch Notizen von Wilhelm Grimm selbst. Oberhalb Sp. 641 hat er beispielsweise das Empfangsdatum der Korrektur notiert: „31 märz 1855“, und oberhalb Sp. 770: „am 29ten O[ct.?]“. Am linken Rand oberhalb Sp. 777 schreibt er: „Ich bitte mir noch eine Revision zu senden“. Die vier Spalten 777-780 liegen unter den gescannten Seiten in nicht weniger als drei Fassungen vor. In der ersten Fassung finden sich zahlreiche Korrekturen und Nachträge von Wilhelm Grimm selbst. In der zweiten Fassung, wohl der von Wilhelm erbetenen nochmaligen Revision, kommen Notizen von Hildebrand und Hirzel vor, wie sie sonst von Sp. 641 bis 776 verzeichnet sind. Die dritte Fassung entspricht genau der Buchhandelsausgabe und weist keine Notizen mehr auf. (Nebenbei angemerkt: Die anschließenden vier Spalten 781-784 liegen ebenfalls in drei Fassungen vor.) Die Klärung der hier aufgeworfenen Fragen nach den verschiedenen Stadien der Korrektur und Revision muß einer genaueren Untersuchung vorbehalten bleiben.

Insgesamt läßt sich aus den vorliegenden gescannten Ausschnitten aus den Grimmschen Handexemplaren folgendes schließen:
Bei Jacob Grimms Exemplar handelt es sich – wie zu erwarten war – um die Buchhandelsausgabe auf gutem Schreibpapier mit breitem Rand, die der Verleger eigens hergestellt hat, damit die Grimms wohl mit Blick auf eine etwaige zweite Auflage Nachträge und Zusätze hinzufügen könnten. Jacob hat einer solchen zweiten Auflage auch vorgearbeitet, wohl wissend, daß er selbst sie nicht mehr erleben würde.
Bei Wilhelm Grimms Exemplar handelt es sich – wider Erwarten – um Korrektur- und Revisionsbogen, die vor allem Notizen von Rudolf Hildebrand und Salomon Hirzel aufweisen. Sie bieten für eine etwaige zweite Auflage kein neues Material, sind dahingegen für die Entstehung der Erstbearbeitung sehr aufschlußreich. Sie werfen zugleich die Frage auf: wo befindet sich das Exemplar Wilhelms auf gutem Schreibpapier mit breitem Rand? Der erste Band wird jetzt im Museum Haldensleben aufbewahrt, aber der Standort des zweiten Bands ist noch unbekannt.
Ob überhaupt, und wenn ja, inwieweit sich diese vorläufigen Ergebnisse bestätigen werden, wird sich erst bei der Autopsie der übrigen jetzt in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau wieder zugänglichen Handexemplare ergeben.

(Bilder: ehemalige Preußische Staatsbibliothek, z. Z. in der Biblioteka Jagiellonska Kraków, Libri impr. c. n. mss. 2° 37, Sp. 702, und 2° 34, Sp. 670)
Alan Kirkness

Alan Kirkness, 7. März 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplar Jacob Grimms
Neue Stichwörter
(Grimmforum, 15. Februar 2006)

Jacob Grimm: Neue Stichwörter AALKISTE bis ALLVERBREITUNG

Die nachfolgende Liste umfaßt Stichwörter, die Jacob Grimm nachträglich in sein Handexemplar der ersten Lieferung des „Deutschen Wörterbuchs“, Bd. I, Sp. 1—240 (A bis ALLVEREIN, Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Libri impr. c. n. mss. 2° 35) eintrug. Häufig besteht der neu angelegte Wörterbuchartikel, wie in der gedruckten Buchhandelsausgabe, aus dem Stichwort und unterschiedlichen weiteren Komponenten, die hier durch Zeichen zumindest angedeutet werden sollen. Nicht eindeutige Fälle werden durch runde Klammern ( ) angezeigt; unterschiedliche Kombinationen von Zeichen bzw. Komponenten sind möglich. Diese etwa 330 neu angesetzten Wörter machen einen besonders charakteristischen Anteil der Nachträge aus, die Jacob Grimm vorgenommen hat; mengenmäßig überwiegen aber bei weitem die zusätzlichen Belege und Hinweise zu bereits vorhandenen Artikeln.
Wilhelm Braun in Berlin, ein großer Kenner des Grimmschen Wörterbuchs, an dem er mehrere Jahrzehnte mitgearbeitet hat (sowohl am Abschluß der ersten Ausgabe als auch an der Neubearbeitung seit den 60er Jahren), legte folgende erste Beobachtungen zu der Liste vor. Er hat auch selbst einen sorgsamen Vergleich der Liste mit den Kopien der Originale vorgenommen und Korrekturen / Ergänzungen beigetragen.

Zu den Nachträgen Jacob Grimms in seinem Handexemplar Band I des DWB, Spalte 1—240 (= A—ALLVEREIN)
Auf dieser Alphabetstrecke mit 2.805 Stichwörtern trägt Jacob Grimm — offenbar als Vorbereitung einer zweiten verbesserten Auflage — insgesamt etwa 330 weitere Wörter nach (darunter auch einige bloße Verweise, oder auch Wörter, deren Gestalt noch nicht festgelegt ist). In der Regel sind diese Nachträge mit je einem Beleg bzw. mit einem Hinweis auf eine Fundstelle versehen; mehrfach findet sich ein Verweis auf ein Vorgängerwörterbuch wie etwa STIELER (1691).
Von diesen nachgetragenen Stichwörtern wurden in der Neubearbeitung des „Deutschen Wörterbuchs“ (2DWB) 130 zumeist mit eigenem Artikel berücksichtigt, die übrigen 200 Wörter sind auch im 2DWB-Archiv nicht ausreichend belegt und aus unterschiedlichen Gründen zurecht nicht aufgenommen worden. Es handelt sich dabei um
1. (Mehrfach)zusammensetzungen wie: ABDANKPLATZ, ABENDSFUNKE, ABENDGOLDGEWÖLK, ABENDLISPEL, ACKERPOSTLAUF, AFFENBOSSIERLICHKEIT
2. ung-Ableitungen: ABMERGELUNG, ABPRÜGELUNG
3. Mundartausdrücke: ABFERGETE, ABGAGELN, ABGOSCHEN, ABSCHARBEN
4. engfachsprachliche Ausdrücke: AALKISTE, ABERKALB
5. Diminutiva: ABSCHIEDSLIEDCHEN.
In der Vorrede zu Band I, Sp. XXV f. spricht Jacob Grimm von der „sucht der vervielfältigung und übertreibung aller ableitungs- und zusammensetzungstriebe der deutschen sprache“, der auch CAMPE erlegen sei. Es ist daher zunächst davon auszugehen, daß seine zahlreichen Nachträge, denen „die rechte beglaubigung abgeht“, noch nicht in jedem Fall für eine Neuauflage des DWB endgültig vorgesehen waren. W. Braun

Zeichen in der Liste

* Vorhanden ist eine lateinische und / oder deutsche Bedeutungserklärung, oft in der Form einer Synonymenangabe oder eines Synonymenverweises.
# Vorhanden ist ein Textbeleg mit Belegstellenangabe und / oder ein vom Lexikographen selbst formuliertes Textbeispiel, meist ein kurzes Syntagma.
+ Vorhanden ist ein Stellennachweis, z.B. ein Hinweis auf eine Buchung in einem Wörterbuch oder Glossar, und / oder ein Belegstellenangabe ohne Textbeleg.
^ Vorhanden ist ein Querverweis auf ein anderes Stichwort, und zwar nicht nur auf ein von Jacob Grimm bereits bearbeitetes Stichwort, sondern auf (potentielle) Stichwörter mit einem beliebigen Anfangsbuchstaben.

Stichwortliste

[alltageshut, m. +]
[alltagspfif, +] (diese beiden ersten unter anderen Stichwörtern eingetragen, nicht durch Kapitälchen als Stichwörter ausgewiesen?)
AALKISTE, f. *
AALWEHRE, +
ABAB, #
ABBALBIEREN, #
ABBEDEUTEN, * #
ABBEILEN, *
ABBEITEN, * +
ABBEKÜMMERN, #
ABBERSTEN, #
ABBESTATTEN, +
ABBICKELN, #
ABBILLIGEN (?), #
ABBLATTERN, *
ABBLÜMEN, +
ABBLUTEN, *
ABBRECHER, m. #
ABBRICH, *
ABBRÜCHLICH, +
ABBUDEN, *
ABBÜFFEN, *
ABBUHLEN, * #
ABCONTRAFEHUNG, f. +
ABDANK, #
ABDANKPLATZ, m. +
ABDRUMEN, #
ABE, #
ABEBBEN, #
ABENDBROCKE, m. #
ABENDDÄMMER, +
ABENDGOLDGEWÖLK, n. #
ABENDHELL, #
ABENDKÜRZUNG, f. +
ABENDLISPEL, m. +
ABENDRAST, #
ABENDSCHREIER, m. (*)
ABENDSFUNKE, m #
ABENDVESPER, f. +
ABENDZEHRUNG, f. #
ABENTEUERTÜCHER, * +
ABERBETEN, #
ABERBULEN, #
ABERDROHEN, * #
ABEREINS, * +
ABERFLEHN, #
ABERGESANG, m. +
ABERKALB, n. *
ABERLÜGEN, #
ABERMANEN, + (lies ABERMAHNEN)
ABERNÖTHEN, * #
ABERRATEN, * +
ABERSCHINDEN, +
ABERSCHWÄTZEN, +
ABERST, * +
ABERTRAGEN, * +
ABERTRIEGEN, +
ABERWARTEN, #
ABFÄLLIGKEIT, f. +
ABFEIM, m. * +
ABFERGETE, f. * +
ABFICKEN, *
ABFICKFACKEN, * #
ABFILLEN, #
ABFIRMEN, * #
ABFISELN, * #
ABFITZELN, #
ABFLACHSEN, #
ABFLEIEN, * +
ABFLIEHEN, * +
ABFLÜCHTIG, +
ABFRISCHEN, * #
ABGAGELN, #
ABGEBÄNDE, #
ABGEBRANNT, ^
ABGEFEIMT, ^
ABGEFÜHRT, ^
ABGEGRIFFENHEIT, (*)
ABGEILEN, * +
ABGELTUNG, f. #
ABGERITTEN, #
ABGESCHLAGENHEIT, f. * +
ABGESCHÖPF, n. #
ABGESCHR[IFT] (? nicht eindeutig zu lesen, weil im Bug), +
ABGEWOGENHEIT, * +
ABGLUMSEN, * +
ABGOSCHEN, *
ABGRUNDSUNGEHEUER, n. #
ABHARREN, * #
ABHÄSZIG, * #
ABHAUSEN, * +
ABHELGEN, * #
ABHELL ?, * #
ABHELLEN, * #
ABHELLIG, *
ABHINDERN, #
ABKAMPELN, #
ABKAUEN, #
ABKAUZEN, * + ^
ABKERBEN, #
ABKIFFELN, (*) +
ABKIRREN, ABKITTERN, * #
ABKLUCKEN, * #
ABKRAUEN, #
ABKRIECHEN, +
ABKÜLLERN, #
ABLÄHMEN, * +
ABLAPPEN, #
ABLÄSSIG, # ^
ABLASSUNG, f. * #
ABLÄSZ, #
ABLEGEKAMMER, f. *
ABLEIB, m. * +
ABLESUNG, f. * +
ABLEUCHTEN, # +
ABLIEBEN #
ABLÖFFELN, #
ABLÖSCHIG, +
ABMÄKELN, *
ABMAUSEN, * +
ABMERGELUNG, f. * +
ABMORDEN, #
ABMUCKEN, *
ABMÜRPFEN, * +
ABMURZEN, *
ABMUSELN ?, +
ABNÖTEN, #
ABÖSEN, #
ABPFETZER, m. * +
ABPFITSCHEN, ^ + (#) (Belege für pfitschen, nicht abpfitschen, daher ( ))
ABPLUMPEN, * +
ABPRACTICIEREN, * #
ABPRÜGELUNG, +
ABRAMMELN, sich +
ABRAUSCHEN, #
ABRED, adj. * #
ABRÖSTEN, * +
ABRUPFER, m. * +
ABSAGUNG, f. #
ABSAMMELN, *
ABSÄUBERUNG, f. +
ABSCHALTEN, #
ABSCHÄNDEN, # ^
ABSCHARBEN, * # ^
ABSCHATZ, m. *
ABSCHEIBELN, #
ABSCHEISZEN, +
ABSCHEUBILD, n. +
ABSCHEUUNG, f. +
ABSCHIEDLÄCHELN, n. #
ABSCHIEDSLIED, n. #
ABSCHIEDSLIEDCHEN, n. #
ABSCHLAFEN, #
ABSCHLEUFEN, * +
ABSCHLINGEN, * #
ABSCHLITZEN, *
ABSCHMAROTZEN, +
ABSCHNAUZEN, +
ABSCHNEID, ^
ABSCHNEIDLICH, #
ABSCHRÄGUNG, #
ABSCHÜSSELN, +
ABSCHWEINEN, +
ABSCHWENZEN, +
ABSCHWINDELN, *
ABSETZFERKEL
ABSETZLING, *
ABSICHTREIN, #
ABSINNEN, +
ABSOLUTZ, f. # +
ABSPELTEN, * +
ABSPRACHE, f. * #
ABSPRÜTZEN, * +
ABSTALT, f. * #
ABSTEUEN, #
ABSTOCK[EN ?], # +
ABSTRAUFEN, ^ +
ABSTRIEFELN, +
ABSTÜPPELN, * #
ABTANZ, m. #
ABTGEMÄSZ, #
ABTHEILIG, * #
ABTIEFEN, #
ABTILGER, m. #
ABTRAMEN, * +
ABTRAPPEN, # +
ABTRAUER, f. *
ABTREIBLING, m. # +
ABTRETER, m. * #
ABTRITTEL, n. #
ABTRITTSHAUS, n. * +
ABTRÖCKELN, +
ABTROLLERN, * #
ABTRÜBEN, #
ABTRUNKEN, +
ABTSMÜTZE, * +
ABURKUNDEN, +
ABVERSTELEN, #
ABVERSTERBEN, * #
ABVEXIEREN, #
ABWALMEN, # ^
ABWANK, m. +
ABWEDELN, #
ABWEIBEN, ^
ABWEISSTEIN, m. #
ABWERT[HUNG ?], * +
ABWINSELN, #
ABWIRTSCHAFTEN, #
ABWÖLBEN, #
ABWÜNSCHEN, #
ABZAPP[ELN], #
ABZÄRTELN, *
ABZÄRTELUNG, f. #
ABZAUBERN, # +
ABZEISEN, +
ABZEUGEN, #
ABZINS, m. +
ABZUCKEN, +
ABZÜGELN, #
ABZWÄNGEN, #
ACCURAT, +
ACHSELKLAPPE
ACHSELZWICKEL
ACHSENSTELLER, n. pr. +
ACHTEST, ^
ACHTHABUNG, f. * +
ACHTSNIT, m. #
ACKE, ^
ACKERBUB, m. +
ACKERBURSCH, * +
ACKERGANG, m. #
ACKERMAUS, f. * +
ACKERN, ^
ACKERPOSTLAUF, m. #
ACKERSAME, m. +
ACKERSCHATZ, m. +
ACKERSITZ, m. #
ACKERWERKEN, #
ACKERZEILE, f. * +
ADAMAST, m. * +
ADAMSFLECK, m. #
ADAMSRIPPE, f. * #
ADELHEU, n. #
ADELKEIT, f. +
ADELSBURSCH, ^
ADELSOHN, m. *
ADELSPAR, m. *
ADELWEIB, n. * +
ADENLICH, #
ADERHOLZ, n. *
ADERLASZBINDE, f. #
ADERZOGE ?, #
ADLERGEDANKE, #
ADUCHE, f. * +
ÂFAR, * #
AFFENBERNE, * +
AFFENBOSSIERLICHKEIT, +
AFFENBOSZLER, ^
AFFENGEPRÄNG, n. +
AFFENGEZAU, n. (*) +
AFFENSCHA[NDE ?]
AFFENSCHMA[LZ ?], #
AFFENSPRUNG, m. #
AFFENTHAL, n. +
AFFENTHALER, m. #
AFFENTHIER, n. * #
AFFENWAGEN, m. #
AFTERASZ, + (*)
AFTERAUS, adv. * +
AFTERBELL, f. * +
AFTERBERGEN, * +
AFTERGEDING, +
AFTERHASZ, m. +
AFTERKALB, n. *
AFTERKLAFFEN, * +
AFTERKLAPPE, f. (*)
AFTERKOSE, f. #
AFTERKRANZ, m. #
AFTERLIST, f. +
AFTERMONTAGS, +
AFTERREDERISCH, #
AFTERTEIDING, f. +
AFTERTHEIL, * +
AFTERWAGEN, m. #
AFTERZORN, +
AHEDUCHT, ADUCHT, f. ^
AHNENSTAMM, m. #
AHNIG, #
ALAMODIST, +
ALANTSBIRN, +
ALASTER, ^
ALBERSTOLZ, m. #
ALBERTÄTIG, * +
ALBRECHT, * #
ALCHEN, * #
ALENBOCK, * +
ALFÄNZELN, #
ALLAN, (*) #
ALLAS, ^
ALLBEFRUCHTEND, #
ALLBLENDEND, +
ALLDERO, +
ALLEBENS, adv. + ^
ALLEGAR, *
ALLEHAND, * +
ALLEINMACHT, f. +
ALLELAUT, * + #
ALLENGAHENS, +
ALLENHAND, adv. +
ALLENSAND, # ^
ALLERA[?], *
ALLERHAND, adv. * #
ALLERKRAUSEST, #
ALLERLEUTSBRAUT, f. *
ALLERSACH, adv. * #
ALLERSCHLACHTER, m. (*) +
ALLERUNAUSSTEHLICHST
ALLERWERTHEST, * ^
ALLESAN, ^ #
ALLFÄLLIG, #
ALLGEHORSAM, +
Allhand, * # (so eingetragen auf Sp. 236, aber ohne Kapitälchen)
ALLHEUT, adv. +
ALLKRAFT, f. #
ALLMANNSMUTTEL, *
ALLMITALL, +
ALLMITT, #
ALLMITTELST, adv. *
ALLREIT, adv. * +
ALLSDINGS, adv. #
ALLSONST, *
ALLSONSTEN, #
ALLTAG, adv. +
ALLTAGSWEISE, +
ALLVERBREITUNG, f. +

Alan Kirkness

Alan Kirkness, 15. Februar 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplar Jacob Grimms
(Grimmforum, 15. Februar 2006)

Zu Probescans aus Jacob Grimms Handexemplar des „Deutschen Wörterbuchs“ (wie im Fall des anderen, vor zwei Tagen vorgestellten zweiten Exemplars handelt es sich um die erste Lieferung von 1852, A bis ALLVEREIN) folgt hier eine erste Auswertung von Alan Kirkness, die dieser übersandt hat und die wir mit Bildern von zwei Spalten illustrieren. Im Unterschied zu dem anderen Exemplar handelt es sich hier beim Drucktext um die im Buchhandel erschienene Endfassung, zu der Jacob Grimm nachträgliche Zusätze notierte. Die insgesamt sieben Bände von Jacob Grimms Exemplar haben die Signaturen Libri impr. c. n. mss. 2° 35—41.

Jacob Grimms Handexemplar der ersten, von ihm bearbeiteten Lieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ (Spalten 1—240, Stichwörter A bis ALLVEREIN) weist auf jeder Seite Zusätze und Nachträge auf. Auf mancher Seite ist nicht nur der eigens dafür vorgesehene breite Rand voller Notizen, sondern ebenfalls auch die anderen Ränder, und häufig finden sich weitere Notizen zwischen den Zeilen des gedruckten Textes. Alle Notizen stammen ausnahmslos von Jacob Grimm. Es handelt sich in erster Linie um zusätzliche Textbelege mit Belegstellenangaben, z. B. aus Hans Sachs, und um von ihm selbst verfaßte kurze Beispieltexte. Hinzu kommen nachgetragene Angaben zur Bedeutung und zur Bedeutungsentwicklung und / oder zur grammatischen Verwendung bestimmter Stichwörter sowie Querverweise auf bereits bearbeitete und noch zu erarbeitende Stichwörter. Darüber hinaus nimmt Jacob Grimm ca. 330 ganz neue, durch Versalien kenntlich gemachte Stichwörter auf, die unten aufgelistet und kurz kommentiert werden (die Liste dieser Stichwörter wird ebenfalls hier im Grimmforum zugänglich gemacht).

Zur Illustration wird hier zunächst Spalte 45 (ABGEBUNG und ABGEHEN) abgebildet und kurz kommentiert. Oben werden zwei neue Stichwörter in Versalien nachgetragen, ABGEFEIMT und ABGEFÜHRT, beide nur mit einem Verweis versehen.
Am schmalen Bugrand werden zahlreiche Belege mit Belegstellenangaben zum Stichwort ABGEHEN hinzugefügt. Auf der oberen Hälfte der Spalte werden einige weitere Belege und zwei Textbeispiele zwischen den Zeilen des gedruckten Textes nachgetragen. Am unteren Rand, unterhalb der beiden Spalten 45 und 46, finden sich noch zahlreiche Textbeispiele ohne und Textbelege mit Belegstellenangaben. Die Belege sind sowohl Wörterbüchern als auch literarischen Quellen entnommen, wobei die meisten aus frühneuhochdeutscher Zeit stammen, z. B. Keisersberg und Hans Sachs. Die genaue An- und Zuordnung der Beispiele und Belege bleibt völlig unklar, denn nirgends gibt Jacob Grimm an, wo sie in den Text zu integrieren wären.

Sodann wird Spalte 175 (ACKERRAIN—ADAM) abgebildet. Am breiten Rand links der Spalte werden sechs neue Stichwörter nachgetragen, am Rand unten noch ein weiteres. Die substantivischen Stichwörter werden durch die Angabe m. oder f. grammatisch bestimmt; ggf. durch ein lateinisches (ACKERZEILE) oder ein deutsches (ADAMAST) Interpretament semantisch erklärt; und entweder mit einem Beleg oder einem Stellennachweis versehen. Unklar ist, ob das ebenfalls am linken Rand nachgetragene ackerschwein als Stichwort gilt oder nicht. Zwischen den Zeilen des Textes wird nur einmal ein Stellenhinweis hinzugefügt (s. ACKERSCHNALLE). Zum Stichwort ADAM werden zahlreiche Belege nachgetragen, deren Zuordnung wiederum unklar bleibt.

(Bilder: ehemalige Preußische Staatsbibliothek, z. Z. in der Biblioteka Jagiellonska Kraków, Libri impr. c. n. mss. 2° 35, Sp. 45 und 175)

Berthold Friemel, 15. Februar 2006

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Krakau: Wörterbuch-Exemplar „Wilhelm Grimms“
(Grimmforum, 13. Februar 2006)

Alan Kirkness schickte folgende Resultate einer ersten Durchsicht der Probescans zu dem Handexemplar des Grimmschen Wörterbuchs in Krakau, das als das „Wilhelm Grimms“ gilt (Libri impr. c. n. mss. 2° 33 f.). Überraschendes Hauptresultat der ersten Analysen ist, daß Wilhelm Grimms Handschrift auf diesen 120 Seiten gar nicht erscheint, daß die bisherige Zuordnung also gründlich überdacht werden muß.

Außerdem bestätigt sich, daß der gedruckte Text hier im Exemplar „Wilhelm Grimms“ meist nicht der endgültige ist. Es handelt sich überwiegend um Druckfahnen.
Und nun hat Alan Kirkness das Wort:

Wilhelm Grimms Handexemplar der ersten Lieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ (Sp. 1—240, Stichwörter A bis ALLVEREIN) besteht hauptsächlich aus Druckfahnen und weist Notizen von vier verschiedenen Autoren auf:
1. Jacob Grimm — nur vereinzelt;
2. Karl Reimer, Spiritus rector und bis Ende 1852 Mitverleger des Wörterbuchs — ebenfalls nur vereinzelt;
3. Salomon Hirzel, bis Ende 1852 Mitverleger und ab 1853 alleiniger Verleger des Wörterbuchs — Notizen auf etwa 10 Seiten;
4. Rudolf Hildebrand, Korrektor des Wörterbuchs und später Nachfolger der Brüder Grimm als Bearbeiter — viele Notizen auf ca. 100 Seiten.
Die Zuordnung der Notizen ist nicht immer eindeutig, außer jedem Zweifel steht jedoch, daß keine einzige von Wilhelm Grimm stammt. Korrekturen von Satz- und Druckfehlern sind rar. Bei den meisten Annotationen handelt es sich um zusätzliche Textbelege und -beispiele zu vorhandenen Stichwörtern; weniger häufig finden sich Angaben zur regionalen oder zeitlichen Verbreitung bestimmter Wortformen und -verwendungen; und vereinzelt werden neue Stichwörter nachgetragen. Jacob Grimm reagiert unterschiedlich auf die Korrekturen und Nachträge: in vielen Fällen nimmt er sie, meist in abgewandelter Formulierung, in die endgültige Druckfassung auf; in anderen Fällen dagegen berücksichtigt er sie nicht.

Zur Illustration werden hier Sp. 221—222 abgebildet, wo nacheinander Hildebrand, Reimer und Hirzel Nachträge zum Stichwort ALLERDINGS liefern.
Am breiten Rand rechts weist Hildebrand in deutscher Schrift auf unterschiedliche, von Jacob Grimm nicht erwähnte Verwendungen von ALLERDINGS hin und fügt in lateinischer Schrift zwei kurze, selbst verfaßte Textbeispiele für eine konzessive Verwendung des Stichworts hinzu.

Dann trägt Reimer zwei Belege aus Lessing und Dahlmann mit genauen Belegstellenangaben nach.
Am rechten Rand unten gibt Hirzel zwei Textbelege aus Schleiermacher und Goethe an, und am unteren Rand trägt er noch drei weitere Belege nach, einen in der Mitte aus Schlegel und zwei unterhalb von Sp. 221 aus Jacob Grimms Schrift „Über seine Entlassung“.

a.

b.

(alle Bilder bisher: ehemalige Preußische Staatsbibliothek, z. Z. in der Biblioteka Jagiellonska Kraków, Libri impr. c. n. mss. 2° 33, Sp. 221 f.)

Bei seiner Revision nimmt Jacob Grimm in die Druckfassung die Angabe „Oft concessiv“ auf und belegt diese Verwendung mit drei, allerdings stark gekürzten Hirzel-Belegen aus Schleiermacher, Goethe und Schlegel.

(Quelle: Online-DWB, http://www.dwb.uni-trier.de)

Berthold Friemel, 13. Februar 2006