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Grimm-Bestände aus Familienbesitz in Kassel zusammengeführt
(Grimmforum, 21. September 2013)

Mehrere hundert Kunstwerke, Gebrauchs- und Erinnerungsgegenstände aus der Familie Grimm, die sich bisher noch bei den Nachfahren Wilhelm und Dortchen Grimms befanden, sind seit 2006 in Kassel zusammengeführt worden. Zunächst gelangte die Sammlung von Wilhelm Grimms Urenkel Marko Plock nach Kassel. Marko Plock ist 2012 verstorben. Inzwischen kam der Grimm-Besitz des anderen Familienzweiges hinzu. Dessen Ankauf wurde durch eine Spende der Kasseler Sparkasse ermöglicht, an deren Sitz der Bestand am 3. September 2013 öffentlich vorgestellt wurde. Die Gegenstände befinden sich im Eigentum des Brüder-Grimm-Platz e. V. Kassel. Der Verein wird sie als Dauerleihgabe in das vorbereitete neue Grimm-Museum ("Grimm-Welt") in Kassel einbringen. Der Grundstein für das neue Gebäude wurde vor einigen Wochen gelegt.

Ein Inventar der Grimm-Bestände aus Familienbesitz wurde im "Brüder Grimm Gedenken", Bd. 17 (2012), veröffentlicht.

Berichterstattung des Hessischen Rundfunks über den Familienbestand:
http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=5986&key=standard_document_49525589

Berthold Friemel, 21. September 2013

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Buchvorstellung am Brüder-Grimm-Platz Kassel
(Brüder Grimm Gedenken, Bd. 17)
(Grimmforum, 4. November 2012)


Berthold Friemel, 4. November 2012

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Grimm-Museumsbestände aus Familienbesitz,
Eve Rotthoff über „Ahnegraben“
(Grimmforum, November 2007)

Die Kasseler Lokalpolitikerin Eve Rotthoff, Präsidentin des Rotary-Clubs Kaufungen-Lossetal, schrieb in diesen Tagen einen Brief an Honoratioren in Kassel, in dem sie sich ablehnend mit den Initiativen für eine Grimm-Arbeitsstelle an der Universität Kassel, für die Gewinnung des ehemaligen Wohnhauses der Brüder Grimm am Wilhelmshöher Tor als museale Grimm-Stätte, zum Ankauf von Museumsgegenständen aus der Familie Grimm durch den Brüder-Grimm-Platz e. V. und mit der Welterbe-Resolution der IHK Kassel auseinandersetzt.

Hier sei auf den Grimmschen Familiennachlass und konkret auf das darin enthaltene Bild „Im Ahnegraben“ eingegangen:

Zu den dank der Kooperation mit den Nachfahren Wilhelm und Dortchen Grimms möglich gewordenen Erwerbungen für Kassel führt Frau Rotthoff aus:

Der in der Lokalzeitung HNA gewählte Titel zur ‚Heimkehr‘ eines Grimm-Nachlassbestandes ist wohl doch nicht so falsch, wie Frau Rotthoff meint, weder im realen noch im symbolischen Sinn. Der erworbene und der noch zu erwerbende Teil des Bestandes enthalten zahlreiche Gegenstände, die in die Kasseler Jahre der Brüder Grimm oder in noch frühere Perioden der Familiengeschichte datiert werden können.

Zu den auf Kassel bezüglichen Gegenständen gehört auch das von Frau Rotthoff genannte Bild (Öl auf Leinwand, nicht signiert oder datiert, sichtbare Bildfläche ungefähr b 26 cm, h 21 cm), zu dem in der Familie der Grimm-Nachfahren der Titel „Im Ahnegraben“ überliefert ist und das dort als ein Altersbild Ludwig Emil Grimms gilt:

Frau Rotthoff merkt an, dieses Bild, das auf einer unlängst erschienenen Postkarte gezeigt wird, bestätige den Eindruck, dass der erworbene Grimm-Bestand mehrheitlich nicht aus Kassel oder Hessen stamme und mit den Brüdern Grimm unmittelbar nichts zu tun habe. Das andere Beispiel, das sie dafür anführt, ist die Kopie eines altdeutschen Bildes aus der Sammlung Boisserée, die Achim von Arnim für seine Braut Bettine anfertigen ließ und die später in den Besitz der Familie Grimm gelangte (hierzu bereits ein anderer Beitrag im Grimmforum). Auf der Postkarte zum „Ahnegraben“ heißt es rückseitig:

Die Zuschreibung bezieht sich auf die Familienüberlieferung. Diese bleibt bei der Erforschung der Gegenstände solange von Gewicht, wie sie nicht durch andere Erkenntnisse widerlegt werden kann. So zu verfahren, hat bei der bisherigen Erforschung des erworbenen Bestandes oder auch der zu ihm in engem Zusammenhang stehenden Grimmiana des Museums Haldensleben bereits zu beachtlichen Fortschritten bei der Datierung und Zuordnung von Gegenständen geführt (etwa im Fall der Standuhr im Museum Haldensleben, die sich bereits seit der Steinauer Zeit in der Familie Grimm befand).

Es hat sich auch gezeigt, dass die mündliche Überlieferung bei der bisherigen Pflege der aus der Familie Grimm stammenden Gegenstände auf bedauerliche Weise vernachlässigt wurde. Hier gilt es nachzuholen, was jetzt noch möglich ist.

Was die familiäre Zuschreibung des Bildes „Im Ahnegraben“ betrifft, hat sich bisher noch kein entscheidendes Argument gefunden, sie zu entkräften. Bisherige kunsthistorische Expertisen erbrachten eine Datierung in die erste Hälfte oder die Mitte des 19. Jh. und einen für Ludwig Emil Grimm eher untypischen Malstil; die Wahrscheinlichkeit, dass die familiäre Überlieferung korrekt ist, wurde mit etwa 50 % bewertet.

Die neue Expertise Frau Rotthoffs, dass das „Gemälde mit dem ‚Ahnegraben‘ mit Sicherheit (vgl. Malweise, Perspektive, Sujet) nicht von Grimm ist“, erscheint angesichts mehrerer anderer eingeholter Meinungen fragwürdig. Niemand sonst hat sich bisher so apodiktisch dazu geäußert, und man darf sich wundern, woher Frau Rotthoff die Kompetenz dazu nimmt.

Was das Sujet, das Flüsschen Ahna in und bei Kassel, betrifft, lässt sich folgendes entgegnen:

Dieses tatsächlich bei Ludwig Emil Grimm mehrfach vorkommende Sujet ist vielmehr ein Anzeichen dafür, dass die Familienüberlieferung zutreffen könnte; dazu kann man verweisen auf ein Bild „Im Ahnegraben nach der Natur gezeichnet in Wf.“ (Wasserfarben), Juli 1830, 24 x 26 cm, ehemals im Besitz der Nachfahren L. E. Grimms (entspricht in den Maßen dem vom Brüder-Grimm-Platz e. V. erworbenen Bild); s. a. Koszinowski / Leuschner L 168 (Weg an der Ahna mit Blick auf den Herkules, Federzeichnung, 1822), sowie L 241, 1829?, Feder; vgl. ferner Stoll Nr. 221, dazu Freund S. 100.

Zur Provenienz des Grimmschen Familiennachlasses, dessen Erwerbung der Brüder-Grimm-Platz e. V. vorantreibt, äußert sich Eve Rotthoff mit ähnlicher Bestimmtheit:

Diese Aussage Eve Rotthoffs ist lediglich teilweise richtig.

Der Familiennachlass, um den es derzeit geht, befand sich nur zum Teil im Besitz des Genannten; dieser Anteil wurde bereits vom Brüder-Grimm-Platz e. V. erworben. Ein weiterer, umfangreicherer Teil, dessen Inventarisierung vor Ort noch andauert, befindet sich im Besitz eines anderen Familienzweiges. Einige besonders herausragende der schon vom Brüder-Grimm-Platz e. V. erworbenen und sämtliche künftig noch zur Erwerbung vorgesehenen Grimmiana standen bisher noch nie für öffentliche Sammlungen zur Verfügung, sondern wurden bewusst in der Familie behalten.

Schon die Tatsache, dass die Verfasserin des Briefes von dem größeren Teil nichts weiß, schränkt die Plausibilität ihrer Aussagen erheblich ein.

Zu dem Bestand, um dessen Sicherung und spätere Ausstellung ich mich gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Brüder-Grimm-Platz e. V. bemühe, kann zur Korrektur von Frau Rotthoffs Behauptungen in Kürze folgendes mitgeteilt werden:
Es handelt sich bei den beabsichtigten und zum Teil schon getätigten Erwerbungen um diejenigen Dinge, die über die historischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts hinweg bei den Nachfahren verblieben, und zwar handelt es sich um die Option, diese Gegenstände aus beiden Familienzweigen so gut wie vollständig zusammenzuführen und zu erhalten. Es ergibt sich der seltene Glücksfall, dass aus einer prominenten Familie ein Bestand von mehreren hundert Gegenständen überliefert ist, der es erlaubt, das Leben aller Generationen dieser Familie vom 18. bis zum 20. Jahrhundert zu dokumentieren.

Während die Manuskripte aus dem Nachlass der Brüder Grimm und ihre große persönliche Bibliothek frühzeitig für eine zukünftige wissenschaftliche Nutzung an öffentliche Einrichtungen abgegeben wurden, blieben persönliche Erinnerungsstücke, Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Wertgegenstände und Kunstsammlungen mit einigen Ausnahmen zunächst in der Familie, denn an museales Interesse im heute bestehenden Umfang war zunächst nicht zu denken. Auch im 20. Jh. sind Alltagsgegenstände nur in verhältnismäßig geringem Umfang mit abgegeben worden, als die Familie weitere Teile des Familienarchivs, der Kunstsammlungen und der Bibliothek verkaufte bzw. dem Museum Haldensleben stiftete. Die Familie hat sich entschlossen, ihr noch verbliebene Grimmsche Alltagsgegenstände und sonstige Grimmiana zu verkaufen, sofern die vollständige Aufbewahrung, die Zugänglichkeit für Interessierte und die dauerhafte Ausstellung eines möglichst großen Anteils des Bestandes gewährleistet werden können. Gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin wurde damit begonnen, die Objekte zu sichten und zu inventarisieren. Eine Übersichtsdarstellung dazu erscheint demnächst im „Brüder Grimm Gedenken“ 17.

Die Besonderheiten des angebotenen Bestandes und seine Bedeutung im Kontext der schon vorhandenen Kasseler Sammlungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen (angelehnt an eine vorliegende Übersichtsdarstellung zu diesem Familiennachlass):

  • Es ist dies seit mehr als hundert Jahren die erste und voraussichtlich auch die letzte Möglichkeit, für Kassel einen großen Bestand von Gegenständen zu erwerben, der unmittelbar aus der Familie der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm stammt. Die bisher in Kassel vorhandenen größeren Bestände an Grimm-Museumsobjekten stammen dagegen von den Nachfahren Ludwig Emil Grimms und aus der Familie Hassenpflug. Der größte Teil des jetzt zur Erwerbung anstehenden Bestandes stand noch niemals zum Kauf und war auch noch nie ausgestellt.
  • Die Komplexität des Bestandes ist ausreichend, um allein mit ihm eine repräsentative Grimm-Ausstellung gestalten zu können. Wenn es später möglich wäre, ihn mit den übrigen Kasseler Grimm-Beständen und mit geeigneten Leihgaben anderer Institutionen zur Grundlage einer neuen Dauerausstellung zu machen, entstünde die reichhaltigste Grimm-Ausstellung, die sich denken lässt.
  • Die meisten Objekte des Bestandes können ohne konservatorische Bedenken in eine Dauerausstellung integriert werden (im Unterschied etwa zu Autographen und Handzeichnungen, die in Kassel in großer Zahl vorhanden sind, bei denen man aber kaum verantworten kann, sie längerfristig im Original auszustellen).
  • Der im jetzigen Angebot enthaltene Kernbestand an Alltagsgegenständen aus fast allen Lebensbereichen der Familie Grimm (von Schreibarbeit bis Musizieren, von Essen und Kochen bis Beleuchtung und Heizung, von Möblierung bis Kleidung) ist die größte, geschlossenste, vielfältigste derartige Sammlung, die je zur Erwerbung für Ausstellungszwecke zur Verfügung stand, und es ist die einzige dieser Art, die es gibt. Die Gegenstände sind zum Teil bereits seit dem 18. Jahrhundert, seit dem Haushalt der Eltern der Brüder Grimm in Hanau und Steinau, in familiärem Gebrauch gewesen und erlauben es, die Geschichte der Familie Grimm von dieser Zeit an zu erzählen. Museumsdidaktisch bietet sich die Möglichkeit, die wissenschaftlich und künstlerisch tätigen prominenten Angehörigen der Familie in ihren authentischen Lebenszusammenhängen zu zeigen und damit auch Personengruppen einen vertiefenden Zugang zum Thema Grimm zu vermitteln, die kaum wissenschaftlich oder literarisch vorgebildet sind. Der Wert und die Einzigartigkeit des Bestandes erhöhen sich dadurch, dass er zwei bis in die Zeit der Brüder Grimm zurückreichende Sammlungen von Wertgegenständen der Familie vollständig enthält, von denen andere Institutionen nichts besitzen und von denen bisher auch kaum etwas bekannt war: eine Sammlung antiker und neuzeitlicher Gemmen und eine Sammlung von Asiatica.
  • Der Bestand enthält außerdem weitere herausragende Stücke der Grimmschen Kunstsammlungen, die eine wertvolle Ergänzung des bisherigen Kasseler Besitzes bedeuten, etwa im Bereich der Plastiken Carl Hassenpflugs oder der Familienporträts.

Was an Maß oder Anmaßung in den Aussagen des Briefes von Eve Rotthoff steckt, können Leser und Leserinnen dieses Forums anhand der vorliegenden Ausführungen selbst erwägen. Es gehört zu den erstaunlichen Phänomenen in der gegenwärtigen Kasseler Grimm-Situation, dass der Glücksfall der Existenz dieses Grimm-Bestandes und der Möglichkeit seiner Erwerbung für Kassel auf Reaktionen wie die des Briefes von Eve Rotthoff stößt. Eigentlich ist es doch fragwürdig, dass die Chancen, die hier bestehen, nicht schon viel früher von der zu solchen Zwecken in Kassel vorhandenen Institution sondiert und genutzt wurden. Statt dessen scheinen manche diesen neuen Bestand gar nicht gern in Kassel zu sehen. Was sind die Motive dafür?

Eve Rotthoff schließt ihren Brief mit den Worten:

Berthold Friemel, 7. November 2007
📩
Zur rotthoffschen Expertise
Vielen Dank für diesen plausiblen Beitrag, der einmal mehr zeigt, mit welchen Argumenten die BGG in persona Eve Rotthoff auftritt. Eine – da muss ich SIe verbessern – ehemalige hessische Landtagsabgeordnete, die bisher nur durch Ihre BH-Ausstellungen einem kleinen Kreis von Damen an der Algarve bekannt ist, ist wohl in wissenschaftlicher Thesenbildung ein wenig überfordert.

http://www.alfaliteratursalon.com/bh44.html

Heinz Trautmann, 8. November 2007

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Arnimsches Brautgeschenk am Brüder-Grimm-Platz in Kassel
(Grimmforum, 28. August 2007)

Unter den vom Brüder-Grimm-Platz e. V. in Kassel Ende 2006 neu erworbenen Gegenständen aus Grimmschem Familienbesitz ist ein Ölporträt einer Heiligen auf Holz, dessen Geschichte heute von der "Hessisch-Niedersächischen Allgemeinen" erzählt wird (kleine Schnitzer im Text, so ein Hinweis auf ein angebliches Treffen zwischen den Brüdern Grimm und Hölderlin, dürften aufs Konto der HNA gehen):

Elisabeth für Bettina gemalt
Erste neu erworbene Schätze des Kasseler Grimm-Nachlasses entfalten ihren Zauber

Kopie aus dem 19. Jahrhundert: Aus der dargestellten heiligen Christine machte Maler Epp auftragsgemäß eine Elisabeth. Foto: nh

Von Christina Hein

kassel. Gedankenverloren geht der Blick der anmutigen Schönheit im mittelalterlichen Samtkleid in die Weite einer Fantasielandschaft. Was ist es, das den Blick der dargestellten heiligen Elisabeth erregt? Oder ist sie lediglich verwirrt angesichts der Verwandlung, die sie im Laufe der Jahrhunderte durchlebt hat?

"Kassel war ein Zentrum der deutschen Romantik."
Karl-Hermann Wegner

Eine spannende, anekdotenreiche Geschichte umgibt das aparte Gemälde des Malers Friedrich Epp aus Mannheim. Ein Maler, der im Alter von 24 Jahren an Schwindsucht starb und dessen Arbeiten sogar Goethe besaß. Herausgefunden hat die Geheimnisse der Kasseler Kunstwissenschaftler Yannick Schwarz (23). Das Bild – Kleinod eines umfangreichen Nachlasses der Familie Grimm – ist nach Kassel zurückgekehrt. Von dem über 90-jährigen, in Südhessen lebenden Urenkel Wilhelm Grimms ist dieser Nachlass vom Verein Brüder-Grimm-Platz jetzt erworben worden. Zusammen mit circa 100 Nachlass-Exponaten, so Vereinsmitglied Günter Koseck, soll die Elisabeth demnächst präsentiert werden.

Ein Ziel des Vereins, dem auch Schwarz angehört, ist es, die einst in der Torwache befindliche Wohnung der Brüder Grimm zu einer authentischen Grimm-Stätte herauszuputzen. Zu sehen sein soll in einer rekonstruierten Wohnung – was aufgrund der exakten Zeichnungen und Bilder des Malerbruders Ludwig Emil Grimm möglich ist – auch besagter Nachlass, so Vereinsmitglied Karl-Hermann Wegner. Entsprechende Verhandlungen mit dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof, der hier residiert, seien auf einem guten Weg.

Wegner ist vor allem der starke Bezug der deutschen Romantik zu Kassel ein Anliegen: "Kassel war ein Zentrum der deutschen Romantik." Alle verkehrten sie hier, an Orten um den heutigen Brüder-Grimm-Platz, die Ikonen der Romantik: Achim von Arnim, die Brentanos, Savigny oder Hölderlin. Nicht zuletzt, um Jacob und Wilhelm Grimm zu treffen.

Auf wundersame Weise erzählt das Epp’sche Bild genau diese Geschichte. Und die deutsche Literatur- und Kunstgeschichte gleich mit dazu.

Kein Geringerer als der Dichter Achim von Arnim hatte die Arbeit 1811 in Auftrag gegeben. Wie seine Zeitgenossen war er vernarrt ins Mittelalter. Der Anblick des Altarbildes von Joos van Kleve in Heidelberg ließ sein Herz höher schlagen. Spontan beschloss er, seiner geliebten Frau Bettina dieses Bild kopieren zu lassen. Die dargestellte Christine ernannte er kurzerhand – Bettina zu Ehren – in Elisabeth um. Entsprechend musste der Kopist Epp die Attribute Rosenkörbchen und Krone hinzufügen. In einem von Schwarz aufgestöberten Brief vom 4. November 1811 kündigt Achim seiner Bettina das Geschenk bereits an, weil er befürchtete, es könnte nicht pünktlich zu ihrem Namenstag fertig sein.

Wie das Gemälde schließlich in den Grimm-Nachlass gelangte? Eine Tochter der von Arnims und ein Sohn der Grimms heirateten später. Doch das ist dann schon wieder die nächste Geschichte, die am künftigen Grimm-Ort erzählt werden soll.
http://www.hna.de//kasselstart/00_20070827215246_Elisabeth_fuer_Bettina_gemalt.html

Das Bild identifizierte Yannick Schwarz bereits kurz nachdem es nach Kassel gekommen war.
In der Familie der Grimm-Nachfahren galt die Dargestellte als Heilige Katharina, die Marterinstrumente als typische Attribute Katharinas seien entfernt worden. Außerdem hielt die Familie das Bild für ein Frühwerk Ludwig Emil Grimms.
Die falsche Benennung des "Vorbildes" als Katharina geht vielleicht noch auf Bettina von Arnim selbst zurück, von der überliefert ist, daß sie sich in diesem Sinn über das Bild äußerte. In Korrespondenzen der Arnims hat das Bild mancherlei Spuren hinterlassen. Die Heilige Christina Joos van Cleves, aus der Achim von Arnim die Heilige Elisabeth machen ließ, hielt er für das schönste Bild der Sammlung Boisserée in Heidelberg. Yannick Schwarz bereitet über das Bild und seine Geschichte einen Beitrag für den zur Zeit erarbeiteten Band 17 des "Brüder Grimm Gedenken" vor.

Berthold Friemel, 28. August 2007

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Neue Grimm-Exponate in Kassel
neuer Verein Grimm-Platz
(Grimmforum, 18. Januar 2007)

Die HNA Kassel berichtete heute ausführlich über den in Kassel Anfang Dezember gegründeten Verein „Brüder-Grimm-Platz e. V.“ und sein erstes großes Projekt: die Übernahme eines Bestandes von Originalgegenständen der Familie Grimm aus dem Besitz eines Nachfahren. Im Grimmnetz wird künftig noch ausführlich von diesem Bestand zu lesen sein. Die Gegenstände sind bisher – soweit wir wissen – noch nie in einer Ausstellung zu sehen gewesen. Hier zunächst eine Dokumentation der heutigen HNA-Berichterstattung: