Handexemplar Jacob
Grimms vom ersten Band des Grimmschen Wörterbuchs im Museum
Haldensleben
Bei einem Besuch aus Anlass der neuen
Dauerausstellung mit Originalgegenständen aus der Familie Grimm im
Museum Haldensleben entdeckte der Germanist Professor Alan Kirkness aus
Auckland (Neuseeland) im Sommer 2005 in den Buchbeständen des Museums
ein bisher unbekanntes Arbeitsexemplar Jacob Grimms vom ersten Band des
„Deutschen
Wörterbuchs“.
Alan Kirkness weilte damals als Stipendiat der Alexander von
Humboldt-Stiftung an der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel der
Humboldt-Universität zu Berlin, wo er die etwa 700 Briefe der Brüder
Grimm mit ihren Wörterbuchverlegern Karl Reimer und Salomon Hirzel für
den Druck vorbereitete.
Das von ihm entdeckte Buch ist einer von etwa
1.800 Bänden aus der Familie Grimm im Museumsbestand, von denen einige
in der neuen Dauerausstellung zu sehen sind, darunter bereits ein
Handexemplar des Wörterbuchs vom zweiten Bruder Wilhelm. Jacobs
Exemplar weicht jedoch in bemerkenswerter Weise von der üblichen
Buchhandelsfassung ab, deren erster Band mit dem Stichwort „Biermolke“
endet. Jacob Grimm ließ zusätzlich den Rest des Buchstabens B und das
gesamte C mit einbinden — so enthält der Band alles, was er in seiner
ersten Arbeitsphase am Wörterbuch 1851—55 selbst ausgearbeitet hatte.
Der Band ist damit ein Unikum.
Dieses besondere Exemplar erwähnte Jacob
Grimm in einem Brief an seinen Verleger Hirzel vom 3. März 1855, in dem
er bedauerte, dass nicht auch die Buchhandelsausgabe in dieser Weise
eingerichtet worden war:
„jetzt
bereue ich, dasz ich auf den gedanken kam, diesen [ersten band] mitten
im B abzubrechen. denn die 600 spalten [B und C] hätten sich noch recht
gut zu den 1824 schlagen lassen und einen band von 2400 oder 1200
seiten gefüllt, der sehr passend ABC und dazu den abschlusz meines
übernommnen stücks geliefert hätte. wenigstens will ich mirs so lassen
einbinden.“
1855—58 setzte Wilhelm Grimm die Arbeit am
Wörterbuch allein fort, ab 1858 arbeiteten die Brüder gemeinsam weiter.
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