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Amtshaus Steinau – Kindheitsort der Brüder Grimm
virtuelle Rundgänge Grimm-Haus
und Museum Steinau (2020)

Das Anwesen in Steinau, auf dem die Brüder Grimm den größten Teil ihrer Kindheit verbrachten, wird seit den 1990er Jahren als vielfach geschätztes und gewürdigtes Museum genutzt. Im ehemaligen Amtshaus, das dem Vater der Brüder Grimm – Amtmann in Steinau – als Wohnhaus und Dienstsitz zur Verfügung stand, wurde ein Museum über die Brüder Grimm mit einem speziellen Anteil auch für den Zeichner, Graphiker und Maler Ludwig Emil Grimm aufgebaut. Die Scheune, die auf diese Weise vor dem Verfall bewahrt werden konnte, wurde zum Museum über die Geschichte Steinaus umgestaltet. Der Hof und beide Häuser sind durch zwei von der Marketingagentur Gandayo angefertigte virtuelle Rundgänge zugänglich:

– Amtshaus mit Grimm-Museum: https://my.matterport.com/show/?m=zKL6x6LZA2d
– Scheune mit Steinau-Museum: https://my.matterport.com/show/?m=PfreB6HzQBT

(Screenshot des Rundgangs Grimm-Haus [Hof], Agentur Gandayo, Link s. o.)

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In der Scheune gibt es noch die Leiter, die als Abenteuerspielplatz der Grimm-Söhne bezeugt ist:

(Screenshot aus dem Rundgang Steinau-Museum, Agentur Gandayo, Link s. o.)

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Im Amtshaus haben vor allem die Erdgeschossräume um die Küche noch etwas von der Stimmung bewahrt, in der sie die Grimms um 1790 wahrnahmen, auch wenn die Herdstelle aus Gründen der Besucherführung nicht an der Innenwand rekonstruiert wurde, wo sie sich vermutlich während der Nutzung befand:

(Screenshots des Rundgangs Grimm-Haus, Agentur Gandayo, Link s. o.)

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Im Zugangsbereich des Hauses, dem mundartlich so genannten Ehren, stand zur Grimm-Zeit die in Familienbesitz erhaltengebliebene, immer wieder biographisch bezeugte große Uhr, die inzwischen Teil der Grimm-Dauerausstellung des Museums Haldensleben ist, wohin sie Wilhelm Grimms Enkelin übergab. Im Steinauer Eingangsbereich war vor einigen Jahren eine Nachbildung dieser Uhr aufgestellt, anscheinend hat man sich von ihr derzeit aber wieder verabschiedet:

(Screenshot des Rundgangs Grimm-Haus, Agentur Gandayo, Link s. o.)

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Die virtuellen Rundgänge sind mit zahlreichen Blickpunkten und Detailinformationen ausgestattet. Bei eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten zu Museen vermögen sie beinahe den Aufenthalt vor Ort zu ersetzen.

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„Ärschlein“ in Kassel und „verarscht“ in Steinau
(Grimmforum, 3. August 2015)

Während in Kassel die neue „Grimmwelt“ unter dem Motto „von Ärschlein bis Zettel“ heraufdämmert (siehe den offenen Brief von Andrea Linnebach-Wegner zu den Äußerungen der Kuratorin Nicola Lepp), sind Teile der Ausstellung des bisherigen, Ende 2014 geschlossenen Brüder Grimm-Museums Kassel nach Steinau gebracht worden und sollen gegen erheblichen lokalen Widerspruch in einer umgestalteten und ergänzten Form neu eröffnet werden – und zwar im dortigen Schloss. Das Schloss wurde – analog zur ehemaligen Kasseler Institution – dafür in Brüder Grimm-Schloss Steinau umgetauft. (zum Schloss Steinau siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Steinau)

Davon, dass es in Steinau schon eine sehr erfolgreiche und verdienstvolle Grimm-Ausstellung im Amtshaus gibt (dem ehemaligen Kindheits-Wohnhaus der Brüder Grimm, wo ihr Vater als landgräflicher Beamter untergebracht war), waren die Zuständigen in Kassel, Wiesbaden und Bad Homburg offenbar wenig beeindruckt. Kleinliche Bedenken in den Augen groß denkender Politiker! (zum Museum im Amtshaus siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCder_Grimm-Haus_Steinau)

Wie die „Gelnhäuser Neue Zeitung“ am Wochenende berichtete, hätten die Stadt Steinau und die Verwaltung der hessischen Schlösser und Gärten sich in der letzten Zeit zwar einem Kooperationsvertrag angenähert. Nun habe das Land jedoch einen Alleingang forciert.

Gestern flatterte Bürgermeister Malte Jörg Uffeln eine Einladung zur Eröffnung der neu gestalteten Brüder-Grimm-Ausstellung im Schloss auf den Schreibtisch. Und das ohne Abstimmung mit der Stadt. Das Steinauer Schloss, Wahrzeichen der Stadt, hat die Schlösserverwaltung nebenbei umbenannt. Es heißt jetzt Brüder-Grimm-Schloss. Der Rathauschef ist außer sich. Uffeln: „Man kommt sich hier echt verarscht vor“
… Zu Uffelns Verwunderung steht in der Einladung auch, dass er bei der Eröffnung der Ausstellung ein Grußwort sprechen soll. Uffeln ist zu diesem Zeitpunkt aber auf Delegationsreise in Ungarn. „Ich werde mit Sicherheit kein Grußwort sprechen“, sagte Uffeln der GNZ. Die Gestaltung der Einladung sei zu keiner Zeit mit der Stadt besprochen worden. Dazu kommt, dass auf der Einladung nicht Uffelns voller Name steht. „Malte Uffeln“ heißt es dort. „Ich bin nicht eitel“, sagt der Rathauschef dazu, trotzdem zeige auch dieser Punkt, welches Interesse die Staatliche Schlösserverwaltung an Steinau hat.

Die Stadt Steinau protestiert auch dagegen, dass ihr Logo ohne Genehmigung verwendet worden sei. Das sei ein Urheberrechtsverstoß, der die Stadt eigentlich dazu berechtige, vom Land die Beseitigung der Einladungen und eine Widerrufserklärung zu verlangen.

Sehr besorgt äußerte sich laut „Gelnhäuser Neuer Zeitung“ der Leiter des Brüder-Grimm-Hauses Steinau, Burkhard Kling.

Burkhard Kling, Museumsleiter im Brüder-Grimm-Haus, fürchtet um die Besucherzahlen seines Hauses. „Wir versuchen seit Jahren, eine authentische Brüder-Grimm-Stätte hier zu etablieren. Es sieht ganz so aus, dass die Bemühungen, die ja durchaus erste Früchte getragen haben, einfach übernommen werden sollen und andere die Früchte ernten wollen.“ … Bald haben die Gäste in Steinau nun die Wahl zwischen Brüder-Grimm-Haus und -Schloss. Letzteres könnte für die Besucher attraktiver klingen und dem Amtshaus sinkende Besucherzahlen einbringen.

Eine Zusammenfassung des Artikels bringt die „Gelnhäuser Neue Zeitung“ auf ihrer Website:
http://www.gnz.de/artikelansicht01/noticias/161746/region+altkreis-schluechtern/nachste-runde-im-ausstellungs-streit-1508249

Die „Fuldaer Zeitung“ erläutert in einem Kommentar von Sabine Schuchardt einen wichtigen Aspekt der jetzigen Spannungen zwischen Stadt Steinau und Land Hessen, die möglicherweise von lachenden Dritten geschickt genutzt werden:

Einen bitteren Beigeschmack bekommt die Angelegenheit dadurch, dass die Stadt Steinau jede Ausgabe für ihr städtisches Museum begründen muss, da sie mit dem Land Hessen einen Konsolidierungsvertrag abgeschlossen hat. Genau dieses Land ist es nun aber, das die Einrichtung einer zweiten Grimm-Ausstellung fördert. Und diese hat noch dazu einen größeren Werbeetat zur Verfügung. Dass da Ängste auf Seiten der Stadt Steinau geschürt werden, ist völlig verständlich. Diese werden entweder immer noch nicht richtig ernst genommen oder es handelt sich dabei um eiskaltes Kalkül.

Bonoboche, 3. August 2015

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Ausstellungskuratorin Lepp über neue „Grimmwelt“ Kassel
(Grimmforum, Juli 2015)

Die Berliner Ausstellungskuratorin Professorin Nicola Lepp sprach mit der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ über die Dauerausstellung für die neue „Grimmwelt“ Kassel. Das neue Ausstellungshaus mit der von Lepps Agentur kuratierten Dauerausstellung und einer Sonderausstellung über Haare (aus derselben Hand) soll am 4. September öffnen.

Über die wissenschaftlichen Grundlagen der Ausstellung führte Professorin Lepp laut HNA aus:

Nicola Lepp über die Recherche: Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten. Wir sind Kulturwissenschaftler und mit der Literaturgeschichte vertraut. Trotzdem sind wir 2013 erst einmal in die Bibliothek gegangen und haben mehrere Bücher gelesen. Fünf Monate lang haben wir zu viert am Konzept gearbeitet, Ideen entwickelt und uns Rat bei Experten geholt. [Hervorhebungen Bonoboche]

„Die neue Kasseler Grimmwelt soll Kinder ebenso ansprechen wie Experten der Sprachforscher und Märchensammler“, so die HNA zusammenfassend.

http://www.hna.de/kultur/neue-grimmwelt-soll-mehr-museum-sein-5276618.html

Bonoboche, 24. Juli 2015
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Nicola Lepp und Andrea Linnebach-Wegner über „Grimmwelt“

Frau Prof. Nicola Lepp teilte uns am Montag, dem 27. 7., mit, dass ihr „der Artikel in der HNA vor der Veröffentlichung nicht vorgelegt worden“ sei, dass es darin ein „falsches Zitat“ gebe, sie „sehr ungehalten über diese Schreibweise“ sei und sich „dazu mit der Kasseler Pressestelle in Verbindung setzen“ wolle. Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel Berlin, die von der Agentur Hürlimann & Lepp seit über einem Jahr für „Rat“ (u. a. Vorschläge zu Themen, Exponaten und Quellen, Recherchen, Korrektur von Ausstellungstexten) herangezogen wurde, forderte Frau Prof. Lepp daraufhin nochmals auf, aus ihrer Sicht näher zu interpretieren, was an dieser Stelle gemeint sein sollte, und bat sie um Richtigstellung am selben Ort in der Kasseler Zeitung. Sollte dies nicht erfolgen, so sei die Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsstelle und Frau Lepps Agentur beendet.

Aus Kassel richtete Frau Dr. Andrea Linnebach-Wegner, die an Grimm-Editionsprojekten beteiligt ist, einen offenen Brief an Nicola Lepp, in dem es heißt:

Dr. Andrea Linnebach-Wegner schrieb:
Mit ausgesprochenem Befremden habe ich gelesen, dass Sie der „sicheren“ Ansicht sind, „dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten.“ Eine solche Diskreditierung von Fachwissenschaftlern kann nicht unwidersprochen bleiben. Im Gegenzug: die Einbeziehung kompetenter Fachleute in Ihr Team hätte sicherlich manchen Fehler und manche Peinlichkeit in der „Grimmwelt“ vermeiden lassen, wie etwa Ihr Ausstellungs-ABC samt seinem „Ärschlein“. Mit Schrecken habe ich gesehen, dass Ihre Begleitpublikation unter dem gleichen Motto „Die Grimmwelt. Von Ärschlein bis Zettel“ erscheinen soll. Dies führt zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung: nicht nur, dass das Alphabet hier mit einem Umlaut beginnt, nein, „Ärschlein“ ist auch einer der kürzesten Einträge im Deutschen Wörterbuch überhaupt, denn der Begriff wird nur mit einem einzigen knappen Beleg, noch dazu aus einer französischen Übersetzung (Rabelais), vermerkt. Auch seine Zuordnung zu den „Schimpfwörtern“, wie in der Ausstellung vorgesehen, taugt nicht, da er keines ist. So erscheint das Ganze als krampfige Suche nach Originalität, in Folge als spießig-verklemmte Anal-Komik. Dies konterkariert das Lebenswerk der Brüder Grimm grundlegend. Wehren können sie sich nicht mehr …

Volltext des offenen Briefes von Dr. Andrea Linnebach-Wegner:

http://www.grimmnetz.de/download/linnebach_lepp_offener_brief.pdf

Administrator, 28. Juli 2015
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Re: Ausstellungskuratorin Lepp über neue „Grimmwelt“ Kassel

Am Mittwoch, dem 29. 7., erhielten wir eine nochmalige Mitteilung von Prof. Nicola Lepp zum HNA-Artikel über die Dauerausstellung für die „Grimmwelt“ Kassel, der Anlass zur in diesem Forumszweig dokumentierten Dískussion war.

Im Gespräch mit dem HNA-Journalisten sei es laut Frau Prof. Lepp um die Zusammensetzung ihres Teams aus drei Mitarbeitern gegangen, die aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen kommen. Frau Prof. Lepp habe gesagt, „wir hätten eine andere Ausstellung gemacht, wären die bürointernen wissenschaftlichen Mitarbeiter Grimm-Spezialisten gewesen“. Es sei nicht um ein Qualitätsurteil gegangen.

Ausdrücklich betont habe sie an anderer Stelle des Gespräches, dass sie intensive Unterstützung durch externe Grimm-Experten erfahren habe. Dies habe in dem Artikel jedoch keinen Niederschlag gefunden.

Die Kasseler Zeitung zitierte Frau Prof. Lepp vor einer Woche mit dem Wortlaut „Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten“, wie im obigen Forumsbeitrag wiedergeben.

Falls die Zeitung eigenmächtig den Wortlaut aus „eine andere Ausstellung“ in „keine gute Ausstellung“ geändert hat, wirft das Fragen zur redaktionellen Strategie der HNA auf.

Administrator, 29. Juli 2015
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Matthias Lohr (Kasseler „HNA“) zu Zitat der Kuratorin Lepp

Wir erhielten freundlicherweise eine Mitteilung des Journalisten Matthias Lohr von der Kasseler „HNA“, der die Ausstellungskuratorin Prof. Nicola Lepp in seinem Artikel über die neue Kasseler „Grimmwelt“ mit folgender Einschätzung zitierte:

Nicola Lepp über die Recherche: Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten.

Herr Lohr informierte uns, Frau Prof. Lepp habe den Satz genau so gesagt, wie Herr Lohr ihn zitiert habe. Er stehe wortwörtlich so in seinen Unterlagen.

Administrator, 29. Juli 2015

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Lexikographischer Spaß aus dem Digitalen Wörterbuch
der deutschen Sprache: „Gegenwart-Sau-Tor“
(Grimmforum, 16. Juni 2015)

Die Beta-Version des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache liefert zum Lemma GEGENWARTSAUTOR folgendes lustige Ergebnis:

http://zwei.dwds.de/?q=Gegenwartsautor
abgerufen am 16. Juni 2015

Bonoboche, 16. Juni 2015

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Briefverzeichnis
Briefedition Bd. 7 mit „Renart“-Fragment
(Grimmforum, 12. Mai 2015)

Briefwechsel der Brüder Grimm:
Neue Version des Gesamtverzeichnisses und neuer Band der gedruckten Edition — verschollenes Fragment des altfranzösischen „Roman de Renart“ entdeckt

Zusammenfassung: Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin stellt eine neue Version ihres Verzeichnisses sämtlicher Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm sowie den Band 7 der gedruckten Ausgabe des Briefwechsels vor. In letzterem wird auch ein wichtiges Fragment der mittelalterlichen französischen Literatur erstmals veröffentlicht.

Nach Beginn des Sommersemesters stellt die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin jetzt die Version 4.0 ihres Verzeichnisses sämtlicher Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm vor. Das Verzeichnis weist Handschriften und bisherige Drucke zu etwa 20.000 Briefen nach. In der neuen Version sind auch die Empfangsorte der Briefe angegeben. In Zusammenarbeit mit einem Projekt an der Universität Amsterdam werden die Ortsangaben dazu genutzt, den Briefwechsel auf einer Karte anschaulich zu machen. Diese Karte wird in der „Grimmwelt“ Kassel verwendet, einem neuen Museum, das im kommenden September eröffnet wird. In einer künftigen Version des Grimm-Briefverzeichnisses, an der jetzt gearbeitet wird, sollen Faksimiles der Originalbriefe, durchsuchbare Texte und Kommentare zugänglich sein.

Zugleich präsentiert die Arbeitsstelle einen neuen Band der 2001 begonnenen Grimm-Briefedition. Er enthält die Briefwechsel der Brüder Grimm mit Gustav Freytag, Moriz Haupt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Franz Joseph Mone. Alle Briefautoren des Bandes sind prominente Persönlichkeiten ihrer Zeit. Am bekanntesten von ihnen ist heute Hoffmann von Fallersleben als Verfasser des Textes der deutschen Nationalhymne. Für die Brüder Grimm waren sie Fachkollegen, mit denen sie nicht nur Meinungen austauschten, sondern die Briefpartner halfen sich auch gegenseitig mit neuesten Informationen und Quellenmaterialien. Als kleine Sensation darf man bezeichnen, dass unter den Quellen, die der neue Band der Grimm-Briefausgabe zugänglich macht, auch das seit Jahrzehnten verschollene und bisher nie edierte Fragment e des mittelalterlichen französischen „Roman de Renart“ ist, das (in Abschrift von Mone) als Beilage zu einem der Briefe gehört. Dieser Fund hat für die mittelalterliche französische Literatur ungefähr eine ähnliche Bedeutung, als ob für die deutsche ein verschwundenes Fragment des Nibelungenliedes wieder auftauchen würde. Der neue Band zeigt also, dass diese Briefwechsel auch der heutigen Wissenschaft vieles zu bieten haben, was sie auf andere Weise nicht erlangen könnte.

Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Freytag, Moriz Haupt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Franz Joseph Mone, hrsg. von Philip Kraut, Jürgen Jaehrling, Uwe Meves und Else Hünert-Hofmann. Stuttgart: Hirzel 2015, 566 S., 56 €. ISBN 978-3-7776-2487-7

Weitere Informationen und Zugang zum Grimm-Briefverzeichnis:
http://www.grimmnetz.de / http://www.grimmbriefwechsel.de

Kontakt:
Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin, Philip Kraut, +49-30-20935302, kraut[at]grimmbriefwechsel.de

Bilder zur Verwendung im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung:

Band 7 der Grimm-Briefedition:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/Grimm-Briefwechsel_Bd7.tif

Brief Jacob Grimms an Hoffmann von Fallersleben, als dieser aus politischen Gründen als Professor der Universität Breslau entlassen wurde:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/JG_sw.tif
(Abbildung aus dem Band)

Letzter Brief Hoffmanns von Fallersleben an Jacob Grimm:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/Brief_hoffmann_1.jpg
(Abbildung aus dem Band)

Administrator, 12. Mai 2015

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Zum Tod von Wilhelm Grimms Ururenkelin Inge Wurf
(Grimmforum, 9. März 2014)


Berthold Friemel, 9. März 2014

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Wolf – Geißlein – Rotkäppchen
Studie zur Verbreitung dieser Märchentypen
von Jamshid J. Tehrani (2013)

In einer an naturwissenschaftlichen Methoden orientierten, 2013 publizierten Studie auf Basis schriftlicher Belege über die Verbreitung der Märchentypen ATU 333 (Rotkäppchen) und 123 (Wolf und Geißlein) strebte Jamshid J. Tehrani an, die genetischen Zusammenhänge zwischen beiden zu klären. Das verwendete Belegmaterial kommt aus Asien, Afrika und Europa:

Das Märchen vom Wolf und den Geißlein ist in den Grundzügen seit dem 5. Jahrhundert schriftlich nachweisbar. Es wird angenommen, dass es zusammen mit Rotkäppchen auf eine gemeinsame Tradition zurückgeht. Die 2013 publizierte Untersuchung macht es wahrscheinlich, dass die Variante mit Ziegen und Wolf die ältere ist, dass sie sich seit der klassischen Antike vom Mittelmeerraum aus zu verbreiten begann und dass die mit Großmutter und Enkelin später aus ihr abgewandelt wurde. Die gefährlichen Tiere sind in Teilen dieser Überlieferung auch ein Bär, ein Tiger oder ein Phantasieungeheuer (ein Werwolf), die Überfallenen können Kaninchen, Lämmer oder Menschen sein.

(Graphik Jamshid J. Tehrani: The Phylogeny of Little Red Riding Hood. PLoS ONE, Jg. 8 [2013], Nr. 11. doi:10.1371/journal.pone.0078871)

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Zum 150. Todestag am Grab Jacob Grimms
Schließung der Berliner Arbeitsstelle des Grimmschen Wörterbuchs
(Grimmforum, 21. September 2013)

Am 20. September 2013 besuchten Mitglieder der ehemaligen Arbeitsstelle des „Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin die Grabstelle der Familie Grimm auf dem St.-Matthäus-Friedhof. Der Besuch war auch ein Abschied von der jahrzehntelangen Berliner Arbeitstradition am Grimmschen Wörterbuch. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften stellt die Arbeiten an diesem Wörterbuch Ende September ein. An der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen werden sie noch fortgesetzt.


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Die bisherige Berliner Arbeitsstelle des Grimmschen Wörterbuchs wird nun großenteils für das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS) eingesetzt.

Berthold Friemel, 21. September 2013

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UNESCO beendet Streitigkeiten um Märchen-Handexemplare in Kassel
(Grimmforum, 21. September 2013)

Nachdem ein fehlerhafter Antragstext der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. jahrelange Auseinandersetzungen und eine mühsame Neufassung des Antrags zur Folge hatte, wurde inzwischen eine neue Urkunde über den Titel „Memory of the World“ für fünf Bände Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ ausgestellt und in Kassel übergeben. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst teilt dazu mit:

In dem 2004 von der Brüder Grimm-Gesellschaft eingereichten Antrag zur Aufnahme der Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ in das UNESCO-Programm „Memory of the World“ bezeichnete die Brüder Grimm-Gesellschaft sich als Eigentümerin der fünf Handexemplare. Nach der Anerkennung als Weltdokumentenerbe und der alleinigen Ausstellung der Urkunde auf die Brüder Grimm-Gesellschaft wurden dieser Sachverhalt und weitere Passagen im elektronischen Antragstext öffentlich von verschiedenen Seiten kritisiert.
Die Handexemplare gehörten seit 1932 zum Bestand der Hessischen Landesbibliothek. Aufgrund der wechselhaften Geschichte der Hessischen Landesbibliothek, deren Trägerschaft zwischen dem Land Hessen und der Stadt mehrmals wechselte, sind die Eigentumsverhältnisse zwischen den beiden strittig. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft macht dagegen keine Eigentumsansprüche geltend. Land und Stadt haben in Folge der öffentlichen Diskussion entschieden und gemeinsam erklärt, dass der öffentliche Zugang und eine adäquate restauratorische Betreuung des international bedeutsamen Kulturguts vorrangig seien.
Die von der UNESCO kritisierten Stellen im Antragsformular wurden unter Federführung der Stadt und in Abstimmung mit dem Land und der Brüder Grimm-Gesellschaft überarbeitet und der UNESCO Ende 2012 zur Prüfung vorgelegt. Neu gefasst wurde der Gegenstand der Beantragung; die Provenienz der Bücher wurde unstrittig dargelegt, und die Authentizität der Werke wurde von einem unabhängigen Experten belegt. Des Weiteren wurden die Bibliographie überarbeitet und mit Prof. Dr. Heinz Rölleke und Prof. Dr. Hans-Jörg Uther zwei ausgewiesene Experten für die Grimmsche Märchenforschung benannt.
Die Ausstellung der Urkunde in ihrer neuen Form ist das Resultat dieses Prozesses.
https://hmwk.hessen.de/presse/pressemitteilung/gluecklicher-schlusspunkt-eines-langen-verfahrens

Die „Kinder- und Hausmärchen“ auf der Website des UNESCO-Programms (mit geändertem Antragstext):
http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/flagship-project-activities/memory-of-the-world/register/full-list-of-registered-heritage/registered-heritage-page-4/kinder-und-hausmaerchen-childrens-and-household-tales/

Berthold Friemel, 21. September 2013

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Grimm-Bestände aus Familienbesitz in Kassel zusammengeführt
(Grimmforum, 21. September 2013)

Mehrere hundert Kunstwerke, Gebrauchs- und Erinnerungsgegenstände aus der Familie Grimm, die sich bisher noch bei den Nachfahren Wilhelm und Dortchen Grimms befanden, sind seit 2006 in Kassel zusammengeführt worden. Zunächst gelangte die Sammlung von Wilhelm Grimms Urenkel Marko Plock nach Kassel. Marko Plock ist 2012 verstorben. Inzwischen kam der Grimm-Besitz des anderen Familienzweiges hinzu. Dessen Ankauf wurde durch eine Spende der Kasseler Sparkasse ermöglicht, an deren Sitz der Bestand am 3. September 2013 öffentlich vorgestellt wurde. Die Gegenstände befinden sich im Eigentum des Brüder-Grimm-Platz e. V. Kassel. Der Verein wird sie als Dauerleihgabe in das vorbereitete neue Grimm-Museum ("Grimm-Welt") in Kassel einbringen. Der Grundstein für das neue Gebäude wurde vor einigen Wochen gelegt.

Ein Inventar der Grimm-Bestände aus Familienbesitz wurde im "Brüder Grimm Gedenken", Bd. 17 (2012), veröffentlicht.

Berichterstattung des Hessischen Rundfunks über den Familienbestand:
http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=5986&key=standard_document_49525589

Berthold Friemel, 21. September 2013