Wolf – Geißlein – Rotkäppchen
Studie zur Verbreitung dieser Märchentypen
von Jamshid J. Tehrani (2013)

In einer an naturwissenschaftlichen Methoden orientierten, 2013 publizierten Studie auf Basis schriftlicher Belege über die Verbreitung der Märchentypen ATU 333 (Rotkäppchen) und 123 (Wolf und Geißlein) strebte Jamshid J. Tehrani an, die genetischen Zusammenhänge zwischen beiden zu klären. Das verwendete Belegmaterial kommt aus Asien, Afrika und Europa:

Das Märchen vom Wolf und den Geißlein ist in den Grundzügen seit dem 5. Jahrhundert schriftlich nachweisbar. Es wird angenommen, dass es zusammen mit Rotkäppchen auf eine gemeinsame Tradition zurückgeht. Die 2013 publizierte Untersuchung macht es wahrscheinlich, dass die Variante mit Ziegen und Wolf die ältere ist, dass sie sich seit der klassischen Antike vom Mittelmeerraum aus zu verbreiten begann und dass die mit Großmutter und Enkelin später aus ihr abgewandelt wurde. Die gefährlichen Tiere sind in Teilen dieser Überlieferung auch ein Bär, ein Tiger oder ein Phantasieungeheuer (ein Werwolf), die Überfallenen können Kaninchen, Lämmer oder Menschen sein.

(Graphik Jamshid J. Tehrani: The Phylogeny of Little Red Riding Hood. PLoS ONE, Jg. 8 [2013], Nr. 11. doi:10.1371/journal.pone.0078871)

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