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Vortragsreihe zur Ausstellung
„Rotkäppchen kommt aus Berlin!“
(Grimmforum, November / Dezember 2012)

Die am 8. 11. in der Staatsbibliothek, Haus II, Potsdamer Str. 33 eröffnete Ausstellung zum 200jährigen Jubiläum der „Kinder- und Hausmärchen“ betrachtet die Märchensammlung der Brüder Grimm aus regionaler Perspektive. Berlin und die Grimmschen Märchen sind durch eine reiche gemeinsame Geschichte verbunden, von der Erstausgabe bei Georg Reimer 1812 bis zu den populären Ausgaben des Ostberliner Kinderbuchverlags, die sich in unserer Region ungebrochener Beliebtheit erfreuen.

Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Philosophischen Fakultät II veranstaltet zur Ausstellung eine Vortragsreihe im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, die am Dienstag, dem 13. 11., mit dem Vortrag von Prof. Dr. Rüdiger Steinlein eröffnet wird, in dem es um das Erfolgsrezept der Grimms geht. Rüdiger Steinlein betreute viele Jahre am Institut für deutsche Literatur das Fachgebiet der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur.

Die Vorträge finden bis zum 18. 12. jeweils dienstags im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums statt:

Weitere Vorträge folgen bis Weihnachten jeweils dienstags 18 Uhr. Zum Gesamtprogramm siehe: http://www.grimmnetz.de/download/Plakat_Vortragsreihe_Gesamt.pdf

Die Vortragsreihe ist auch Teil der 23. Berliner Märchentage.

Berthold Friemel, 12. November 2012
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13.11.: Märchen der Grimms – Stationen der Erfolgsgeschichte

Berthold Friemel, 12. November 2012
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20.11.: Berliner Illustrationen zu Grimms Märchen

Berthold Friemel, 14. November 2012
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27.11.: Schrecken und Angst in Märchen

Berthold Friemel, 25. November 2012
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Alan Kirkness über Wörterbücher

Berthold Friemel, 28. November 2012
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Heinz Rölleke über Rotkäppchen

Berthold Friemel, 8. Dezember 2012
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Michael Gebhardt über Jacob Grimms letzten Vortragsentwurf

Berthold Friemel, 13. Dezember 2012

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150. Todestag Wilhelm Grimms: Presse und Funk
(Grimmforum, 17. Dezember 2009)

Hier eine Auswahl von Links zu lesens- und hörenswerten Medienbeiträgen aus Anlass des 150. Todestages von Wilhelm Grimm (siehe auch die SWR-Filmreihe zu diesem Anlass, http://www.grimmnetz.de/wp/2020/12/18/2839/)

WDR-Zeitzeichen:
http://www.wdr5.de/nachhoeren/zeitzeichen.html
Der Todestag des Sprachwissenschaftlers Wilhelm Grimm
16. Dezember 1859

SWR2-Musikstunde „Es waren mal zwei Brüder“ (Sendungsmanuskript):
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/musikstunde/-/id=5593970/property=download/nid=659552/4kvzcr/swr2-musikstunde-20091214.pdf

Interview der „Hessisch-Niedersächischen Allgemeinen“ Kassel mit dem Grimm-Biographen Steffen Martus:
http://www.hna.de//kulturstart/00_20091215203500_Die_Grimms_quotKantige_knorrige_Typenquot.html

„Die Zeit“, Wie Wilhelm Grimm das Märchen erfand:
http://www.zeit.de/2009/51/Maerchen-Wilhelm-Grimm?page=1

Deutschlandradio Kultur, Inverview mit Heinz Rölleke:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1089271/
Berthold Friemel, 17. Dezember 2009

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KHM 109: Das Todtenhemdchen
(Grimmforum, Februar / November 2007)

Von Frau Maennersdoerfer erhielten wir Anfragen zu den Quellen von KHM 109.
Unter anderem sucht Frau Maennersdoerfer nach einem Autograph oder einer glossierten Druckfahne des Märchens.
Grimms selbst merken zu dem Märchen an, es stamme aus Bayern. Rölleke meint, das Märchen sei vielleicht durch J. N. Ringseis mitgeteilt worden.
In den KHM ist der Text seit 1815.
Daß es ein Autograph gibt, glaube ich nicht; die Druckmanuskripte der KHM sind ja nicht erhalten. Man könnte deshalb m. E. nur die vorhandenen Handexemplare der Märchen auf Randnotizen durchsehen; eine Übersicht der vorhandenen Handexemplare geben Denecke / Teitge.
Kann sonst noch jemand hinsichtlich Quellen und Grimm-Autographen zu diesem Märchen helfen?

Berthold Friemel, 17. Februar 2007
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KHM 109 Beitrag von Ferdinand Grimm

Herr Prof. Rölleke macht uns freundlicherweise darauf aufmerksam, daß der Text von Ferdinand Grimm beigesteuert wurde. Aus diesem Fall ist ersichtlich, daß es vorteilhaft ist, immer auch die jeweils aktuellen und verbesserten Auflagen seiner Reclam-Ausgabe nachzusehen.

Berthold Friemel, 26. November 2007

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14.12.: Buchpräsentation: Brüder Grimm, Sagenkonkordanz
(Grimmforum, 28. November 2006)

Am 14. Dezember 2006 um 17 Uhr wird in Berlin (Jägerstraße 10-11) der neu erschienene Band der Kritischen Grimm-Briefwechsel-Ausgabe präsentiert: die „Sagenkonkordanz“. Der Herausgeber, Professor Dr. Heinz Rölleke, wird in seinem Vortrag auf ihre Entstehung und Bedeutung eingehen.
Die erstmals veröffentlichte Sagenkonkordanz ist ein fast tausend Motive umfassender Index zur epischen Volksdichtung, wie sie die Brüder Grimm als ursprünglichste und wertvollste Form aller Poesie ansahen. Das Buch erscheint als Band 1.2 innerhalb der Kritischen Ausgabe des Briefwechsels der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm bei S. Hirzel in Stuttgart, womit nunmehr der vierte Band dieser Ausgabe vorliegt. Informationen sowie eine Möglichkeit, das neue Buch zu bestellen, finden sich auch unter http://www.grimmnetz.de

Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.

Beachten Sie bitte, daß diese Veranstaltung nicht wie gewohnt schon um 16 Uhr, sondern erst um 17 Uhr beginnt. Zudem finden trotz des Umzugs der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel in das Germanistik-Institut (Hegelplatz 2) die Veranstaltungen vorerst weiter in der Jägerstraße 10-11 statt.

Klaus B. Kaindl, 28. November 2006

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28. April: Rölleke über Grimm-Gesellschaft in Kassel
„Märchenwerkstatt der Brüder Grimm“ auf der EXPO 2000
Grimm-Museumsbestand aus Familienbesitz
(Grimmforum, April / Mai 2006)

Das Kulturnetz Kassel lädt zu einem Vortrag Heinz Röllekes über das Kasseler Grimm-Erbe ein:

Der Vortrag steht im Kontext des Kasseler Reformprozesses, siehe andere Beiträge.
Das Bild auf der Einladung gibt Anlass zum Kopfschütteln. Aber vielleicht ist es ironisch gemeint? Jedenfalls zeigt es ein als ‚Schreibschrank aus der Familie Grimm‘ und Relikt der ‚Märchenwerkstatt‘ auf der Expo 2000, im Grimm-Museum und zur Zeit auf einer Tournee in Japan präsentiertes Möbelstück, das allerdings mit den Brüdern Grimm so gut wie nichts zu tun hat. Im Forum der HNA wurde dies ausführlich diskutiert. Da dieses Ausstellungsstück symbolisch für die Kasseler Grimm-Probleme stehen kann und die Informationen dazu im Grimmforum noch nicht zu lesen sind, sollte man sie evtl. hier auch zusammenstellen und ergänzen.
Mit diesem meinem Beitrag möchte ich lediglich auf den Kasseler Vortrag von Heinz Rölleke aufmerksam machen. Die Informationen zu dem Schreibschrank sollten anderweitig noch hier zusammengetragen werden. ✍
Droese, 19. April 2006
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Wortmeldung Dr. Lauers

Auf den Schreibsekretär, der auf obigem Bild zu sehen ist, wurde bei der Rölleke-Veranstaltung in Kassel am vorigen Freitag weiter eingegangen. Heinz Rölleke meinte, er wisse nicht, ob der Abbildung des Schreibsekretärs auf der Einladungskarte ein Irrtum oder subtile Ironie zugrundliege. Seit knapp sechs Jahren sei das Möbelstück durch die Ausstellung als Grimm-Schreibschrank auf der Expo berühmt; zahlreiche Photographien von ihm zierten als Reiseandenken Photoalben, vor allem in Japan und den USA, in der Annahme, es handle sich hierbei um den „Märchenschreibtisch“, das kostbarste Möbelstück aus der Grimmschen Märchenwerkstatt. Aus dem HNA-Forum übernehme ich hier noch ein Bild von der Situation, wie der Schreibsekretär auf der Expo Hannover 2000 stand:


(Quelle: http://www.manfred-roeben.com)

Die Presse berichtete damals überregional, das Land Hessen zeige auf der Expo den Schreibschrank der Brüder Grimm. Da es sich um ein Möbelstück handelt, das die Brüder Grimm vermutlich, wenn überhaupt, nur sehr selten zu Gesicht bekamen (es kam in die Familie ihres Schwagers Ludwig Hassenpflugs zu einer Zeit, als sie mit diesem kaum noch Kontakte hatten), geriet die Legende von der „Märchenwerkstatt“ in den letzten Wochen in Kritik, zuletzt durch den „Spiegel“-Artikel von gestern (näheres im HNA-Forum in den Intrigenstadl- und Märchenwunderland-Threads). Auf der Veranstaltung am Freitag meldete sich Dr. Lauer, der Leiter des Brüder Grimm-Museums, zu Wort und äußerte sich zu dem Exponat.

Ich wollte was zu dem Schreibsekretär auf der Expo sagen. Die ganze Wahrheit ist, daß auf der Expo nicht nur der Schreibsekretär aus der Familie Hassenpflug präsentiert worden ist (und das ist auch so in der Beschriftung dargestellt worden), sondern im Zentrum dieser Präsentation standen die Kasseler Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm, und auf dem Schreibtisch gab es einige originale Stücke aus dem Nachlaß der Brüder Grimm, die auch ganz klar aus dem Nachlaß stammten. Und das Wort „Märchenwerkstatt“ war sowohl auf der Expo als auch jetzt in dem kleinen Führer durch das Brüder Grimm-Museum, wo wir jetzt zu Leben und Werken der Brüder Grimm 64 Seiten publiziert haben, stand diese „Märchenwerkstatt“ in Anführungszeichen. Und die Präsentation, da mußte man einige Kompromisse auch an solche Ausstellungsmacher auf der Expo machen. Wir waren nicht in der Lage, einen originalen Schreibtisch etwa aus Nürnberg in die Expo hineinzubringen, das wurde abgelehnt. Und die Märchenwerkstatt der Brüder Grimm wurde dann ergänzt, die authentische Märchenwerkstatt, repräsentiert durch die Handexemplare der „Kinder- und Hausmärchen“, die ja im vergangenen Jahr auf unsere Bemühungen hin als Weltdokumentenerbe von der Unesco anerkannt worden sind, diese Handexemplare bekamen dann eine Hülle dieses Hassenpflug-Sekretärs, der ist aber nirgendwo als Möbel der Familie Grimm oder als aus dem direkten Nachlaß der Familie Grimm stammend bezeichnet worden. Das nur zur Korrektur.

Wie der Schreibschrank im einzelnen auf der Expo oder bei anderen Ausstellungsstationen beschriftet wurde, weiß ich nicht (zur Zeit ist er in Japan). In der vor einigen Monaten erschienenen Broschüre „Die Brüder Grimm. Leben und Wirken. Zusammengestellt und kommentiert von Bernhard Lauer“ ist auf S. 60 der Schreibtisch ungefähr in derselben Präsentationsform wie auf der Expo abgebildet, nämlich so wie oben auf dem Einladungsbild (dieses scheint ein Ausschnitt des Bildes in der Broschüre zu sein). In der Broschüre steht dazu ein vierzeiliger Bildtext, der nachfolgend noch zitiert sei.

Bernhard Lauer schrieb: Die „Märchenwerkstatt“ der Brüder Grimm mit Möbelstücken aus Familienbesitz, den Handexemplaren der Ersten Auflage der Märchen und Jacob Grimms Leseglas; dahinter ein Blick in die Marktgasse aus der Wohnung der Brüder Grimm, die im Haus Nr. 17 unweit der ehemaligen Sonnenapotheke mit der Mutter und vier anderen Geschwistern von 1805 bis 1814 lebten. Elektronische Collage von B. Lauer und Daniel Stein. Kassel, 2005.

Weitere Erläuterungen zu den auf dem Bild gezeigten Möbelstücken sind in der Broschüre nicht enthalten.
Nun frage ich Sie:
Wie würden Sie den Wortlaut des Bildtextes hinsichtlich der Provenienz der Möbelstücke verstehen? Und warum erscheint so eine Collage in der Handreichung des Brüder Grimm-Museums mit diesem Text, wenn nicht um zu suggerieren, man habe hier den Arbeitsplatz vor sich, an dem die Märchensammlung entstanden sei? Übrigens trifft es hier ja nicht zu, daß originale Möbelstücke nicht verfügbar waren. Für die Collage hätte man ja durchaus Bilder wirklicher Grimm-Möbel verwenden können. Offenbar geht es doch aber darum, genau dieses Kasseler Möbelstück im Bildgedächtnis des Rezipienten festzubannen mit der Assoziation, es handle sich um das wichtigste Möbelstück der „Märchenwerkstatt“, das nämlich, an dem die Texte zu Papier gebracht wurden. Insofern trifft hier das, was Rölleke sagte, wohl den Nagel vollkommen auf den Kopf – und so geht es nicht, das ist Irreführung mit der Strategie, daß die Mehrheit der Besucher es nicht so genau wissen will und sich gern so ein Möbelstück in der Annahme anschaut, es handle sich um die „Märchenwerkstatt“, ohne weiter nachzufragen oder gar selbst zu recherchieren. Nicht umsonst sind (bzw. waren) im Grimm-Museum auch die Provenienzen weiterer Exponate auf genau dieselbe verschwommene Weise ausgedrückt (oder gar nicht erst angegeben).

Berthold Friemel, 30. April 2006
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Die HNA zum Rölleke-Vortrag vom 28.April 2006

In der heutigen HNA wird über die Veranstaltung mit Heinz Rölleke berichtet und der Vorgang kommentiert.

Hier zunächst der Bericht:

Grimm-Nachlass für Kassel?
Erben wollen Gegenstände abgeben – Kritik an Grimm-Gesellschaft

KASSEL. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft und das Grimm-Museum haben die Chance, einen umfangreichen Nachlass der Brüder Grimm sowie ihrer Nachkommen zu übernehmen. Die Nachlassliste umfasst mehr als tausend Objekte, vornehmlich Möbel und Haushaltsgegenstände, von denen etwa 15 bis 20 Prozent aus dem Besitz von Jacob und Wilhelm Grimm stammen sollen.

Prof. Hans Brinckmann gab das im Auftrag der Initiativgruppe, die einen Neuanfang der Grimm-Gesellschaft versuchen will, in der Vortragsveranstaltung im Hörsaal des Landesmuseums bekannt, in der Prof. Heinz Rölleke heftige Kritik an der derzeitigen Geschäftsführung der Grimm-Gesellschaft übte. Eingeladen zu der außerordentlich gut besuchten Veranstaltung hatte das Kulturnetz in Verbindung mit dem Literaturhaus und der Goethegesellschaft.

Nach Brinckmanns Worten sind die beiden Nachfahren der Brüder Grimm, die über die Nachlass-Gegenstände verfügen, bereit, die Objekte, zu denen Buffets, Bücherschränke, Bücher, Gemälde, asiatisches Porzellan und andere Haushaltsartikel gehören, nach Kassel zu geben. Der Preis stehe noch nicht fest, müsste aber erschwinglich sein. Brinckmann ist auch sicher, dass man die nötigen Gelder mithilfe von Kulturstiftungen und Bürgerengagement aufbringen könne. Wie Dr. Berthold Friemel von der Berliner Grimm-Sozietät ergänzte, würde das Grimm-Museum mithilfe des Nachlasses erstmals im größeren Umfang die Wohnkultur der Grimm-Familie dokumentieren und inszenieren können.

Im Zentrum der Veranstaltung hatte der Vortrag des Märchenexperten Prof. Heinz Rölleke gestanden, der eine Generalabrechnung mit der Grimm-Gesellschaft vornahm. Er warf ihr Fehler und Versäumnisse vor und beklagte – wie schon im Interview unserer Zeitung -, dass die Gesellschaft andere Grimm-Forscher xxxxxxxxx, und dass sie für sich einen Alleinvertretungsanspruch reklamiere.

Die Kritik zielte insbesondere auf Dr. Bernhard Lauer, der Direktor des Grimm-Museums und Geschäftsführer der Grimm-Gesellschaft ist. Lauer, der sich die Kritik geduldig anhörte, meldete nur in einem Punkt Widerspruch an: Er habe den Schreibsekretär, der im Jahr 2000 auf der Expo gezeigt worden war und dessen Bild auch die Einladung zu der Veranstaltung zierte, nicht fälschlich als Schreibtisch der Brüder Grimm ausgegeben. Vielmehr habe er gewusst, dass der Sekretär aus dem Umfeld der Grimms, der Familie Hassenpflug, stammte. Er habe lediglich das Arrangement in der Expo-Vitrine, zu der auch die Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen gehörte, mit Blick auf die Veranstaltung „Märchenwerkstatt“ genannt.

Der leitende Redakteur Dirk Schwarze schreibt dann unter „Kommentar: Einmaliger Vorgang“:

Die Brüder-Grimm-Gesellschaft ist in eine derartige Krise geraten, dass sich die vereinsinterne Opposition andere Kulturgesellschaften als Plattform suchen musste, um ihre massive Kritik öffentlich vorzutragen. Das Kulturnetz bot in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus und der Goethegesellschaft diese Plattform und ermöglichte so diesen einmaligen Vorgang.
Als Anwalt hatte man sich den angesehenen Grimm-Experten Prof.Heinz Rölleke geholt. Der erledigte die ihm übertragene Aufgabe mit großer Sorgfalt. Es war, als würde er ein schier endloses Sündenregister aufblättern. Schnell wurde klar, dass ein Neuanfang nötig ist, wenn dei Grimm-Gesellschaft auch außerhalb Kassels eine Zukunft haben will. Umso mehr verwundert, dass die Generalkritik nicht mit größerer Gelassenheit vorgetragen wurde. Schließlich hätte es gut getan, stärker in die Zukunft zu blicken, wozu die Aussicht, den Grimm’schen Haushaltsnachlass nach Kassel zu holen, genügend Anlass geboten hätte.
Dass Dr.Bernhard Lauer die in vielen Teilen auf ihn gemünzte Kritik ruhig anhörte, forderte selbst seinen Widersachern Respekt ab. Lauer gab damit aber auch zu verstehen, dass er sich weiter dem Kampf um die Führung der Grimm-Gesellschaft stellt.
dsc

Aanzumerken wäre noch, daß die HNA den Bericht mit einem Photo schmückt, auf dem Dr.Lauer, neben einer Plastik der Viehmännin stehend, eine japanische Publikation in die Kamera hält.
Dazu die Unterschrift:
Zuwachs fürs Brüder-Grimm-Museum?
Unser Archivbild zeigt den Leiter des Brüder-Grimm-Museums, Dr.Bernhard Lauer, mit einer japanischen Übersetzung anlässlich der Wanderausstellung „Die Märchenwelt der Brüder Grimm“

Dieser Beitrag wurde vom Forumsadministrator im Hinblick auf die 2008 / 2009 stattgefundene juristische Auseinandersetzung um Äußerungen zu Zugangsverhältnissen für die Wissenschaft im Grimm-Museum Kassel teilweise unlesbar gemacht.

Rudolf Theisen, 1. Mai 2006
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Der Extra-Tip über die kommende Samstagssitzung

Der heutige Extra-Tip berichtet über die bevorstehenden Wahlen am kommenden Samstag

Extra-Tip schrieb:
Grimm und die „Klofrauen“
Am Samstag entscheidende Sitzung der Grimm-Gesellschaft im Kasseler Rathaus

An diesem Samstag fallen wichtige Entscheidungen bei der Brüder Grimm-Gesellschaft in Kassel. Da geht es nämlich um die Neuwahl des Vorstandes. Zur Wahl stehen der frühere Präsident von Kassels Uni, Dr. Hans Brinckmann, der vor allem von Gegnern des bisherigen Museums-Leiters, Dr. Bernhard Lauer, vorgeschlagen wurde.

Von KLAUS BECKER

KASSEL – Unterstützt wird Brinckmann, der zugleich das documenta-Forum leitet vom „Kultur-Netzwerk“ der Kasseler SPD, einer Gründung des früheren OB Wolfram Bremeier. Auch OB Bertram Hilgen hat sich für seinen Parteifreund Brinckmann stark gemacht. Auch stehen im Lager von Brinckmann Mitglieder des Rotary-Clubs in Kassels. Mitglieder, wie Wirtschaftsprüfer Reiner Ludewig und der frühere evangelische Dekan Wittekind haben ihre Clubfreunde aufgefordert der Brüder Grimm-Gesellschaft beizutreten und Hans Brinckmann zu unterstützen. Das ist eine Initiative, die innerhalb der „Service-Clubs“ sofort auf Widerspruch stieß. Die frühere Landtagsabgeordnete Eve Rotthoff äußerte sich in einem Brief an Wirtschaftsprüfer Ludewig und wies darauf hin, dass die „Service-Clubs“ neutral und unparteiisch sein müssen und sich nicht in die Angelegenheiten anderer Vereine und Gesellschaften einmischen sollten. Sie forderte dagegen alle beteiligten Clubs auf, „Objektivität und Neutralität“ zu bewahren.
Im Mittelpunkt der Kontroverse: Der langjährige Leiter des Brüder-Grimm-Museums in Kassel, Dr. Bernhard Lauer. Letzter Punkt der Kampagne war ein Artikel, der im letzten „Spiegel“ erschien. Dr. Lauer wurden darin zahlreiche Vorwürfe gemacht, er habe Publikationen angekündigt, die noch gar nicht erschienen seien. Im üblichen „Spiegel-Stil“ wurde Lauer als eine Art von „Hochstapler und Aufschneider“ abgekanzelt. Ein Artikel, der jedoch auch bei Politikern nicht unbedingt Begeisterung auslöste. Denn dort hieß es auch: „Vitrinenwächter und Klofrauen“ seien in dem „Akademischen Club“ aufgenommen worden. Vorgeworfen wurde Lauer auch, dass er zu enge Kontakte zur mittelständischen Wirtschaft in Kassel pflege, zum Beispiel zur Brauerei „Knallhütte“, deren enge Bindung an das Lebenswerk der Brüder Grimm den Spiegel-Schreibern offensichtlich nicht bekannt ist. Unbekannt war bisher auch, dass die Brüder Grimm-Gesellschaft, zu der seit vielen Jahren besonders engagierte Bürger aus Kassel gehören, die einst vom Kasseler Verleger Karl Vötterle gegründet wurde, ein „Akademischer Club“ sein soll.
Angesichts der immer heftiger werdenden Attacken in der Brüder Grimm-Gesellschaft hat sich inzwischen ein anderer Kandidat für die Präsidentschaft gemeldet. Der Berliner Unternehmer Dieter Staubach, der seit vielen Jahren engagierte Förderer der Berliner Kulturszene, und durch familiäre Bindungen eng an Nordhessen gebunden. Er lehnt eine parteipolitische Ausrichtung der Brüder Grimm-Gesellschaft entschieden ab und möchte die Grimm-Gesellschaft weiter als Treffpunkt für Grimm-Begeisterte aus allen Regionen und Generationen über alle Parteigrenzen hinaus erhalten. Nach den heftigen, teils hasserfüllten Debatten in Kassel, hat der Kandidat aus Berlin am Samstag die Chance, sich endlich dem Kasseler Publikum vorzustellen.

Rudolf Theisen, 3. Mai 2006

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Frankenstein = Dippel?
(Grimmforum, 2006)

Ich habe eine mit Jacob Grimm verbundene Frage zur Wahrscheinlichkeit bzw. „Tiefe“ der Verbindung zwischen der Burg Frankenstein bei Darmstadt und Mary Shelleys berühmter Novelle.
Sicher keine ausschließlich entscheidende, aber zumindest als positiver Beleg möglicherweise wichtige Rolle scheint mir ein Brief zu spielen, den Jacob Grimm an Mary Shelleys Stiefmutter Mary Jane Clairmont geschrieben haben soll (Übersetzerin der Grimms) und der im Internet hier und da ohne nähere Quellenangabe erwähnt wird. In diesem Brief soll Grimm Clairmont eine Geschichte über den Alchimisten, Theologen und Arzt Johann Konrad Dippel darlegen. Dieser in unserer Gegend bis heute erzählten Geschichte zufolge (soweit ich das wirklich nachvollziehen kann, mir erzählte mein Großvater etwas Derartiges bei einem Familienspaziergang auf der Burg vor ca. 25 Jahren) hatte Dippel versucht, einen neuen Menschen aus Körperteilen und Blut von Jungfrauen zu konstruieren und dabei das Burggefängnis der Burg Frankenstein als Labor benutzt.
Dippel war ein umstrittener Alchimist, in dessen Labor (andernorts) die Farbe „Berliner blau“ entdeckt bzw. erstmals synthetisiert wurde. Historischer Hintergrund der Geschichte sind möglicher Weise Obduktionen, die Dippel durchgeführt haben mag. Womöglich haben Gegner Dippels daraus die beschriebene Geschichte konstruiert. Einen Teil der Burg soll Dippel übrigens auch versehentlich gesprengt haben (das alles gab natürlich meine Erinnerung an die gruselige Geschichte, die mein Großvater mir erzählte, nicht mehr her, sondern ist Ergebnis einer bisher eher oberfächlichen Recherche).
Mich interessiert brennend, ob dieser Brief von Jacob Grimm an Mary Clairmont tatsächlich existiert (und ob er vielleicht sogar einsehbar ist) bzw. was sich dazu sagen lässt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ihre Meinung dazu mitteilen könnten oder mir auf andere Weise bei der (womöglich vorläufig bleibenden) Beantwortung dieser umstrittenen Frage helfen könnten.
Ebenso interessant wäre für mich die Frage, ob es irgendwelche anderen Belege dafür gibt, dass die Grimms von Dippel Notiz genommen haben.

Alex Deppert, 12. Juni 2006
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Bestenfalls eine Teilwahrheit

Eben habe ich in die Diskussion zum betreffenden Wikipedia-Artikel eine Nachfrage geschrieben, ob sich der Kontakt der Grimms zu Lady Clairmont und deren Übersetzungsarbeit an den Grimmschen Märchen belegen lassen. Hier könnte eventuell der wahre Kern der Geschichte liegen. Nicht bestätigen läßt sich hingegen, daß in der ersten Auflage „Kinder- und Hausmärchen“ eine Frankenstein-Geschichte enthalten gewesen sei (so auch Heinz Rölleke auf Anfrage). Ohnehin hätten die Grimms eine Geschichte, die sich auf einen bestimmten Ort wie die Burg Frankenstein bezöge, eher ihren „Deutschen Sagen“ als der Märchensammlung zugeordnet.
Ein Verzeichnis der uns bekannten Grimm-Korrespondenzen findet man unter http://www.grimmnetz.de/bv. Ein Briefwechsel mit Lady Clairmont ist nicht bekannt.
Simon Gilmour, der in unserer Grimm-Briefausgabe (Stuttgart, Hirzel) die Briefwechsel der Grimms mit englischsprachigen Partnern betreut, wird aber vielleicht noch recherchieren, ob es irgendeinen Bezug des Kreises Shelley / Byron / Clairmont zu den Grimm-Märchen gibt.

PS
In den „Deutschen Sagen“ der Brüder Grimm gibt es einen Text, der sich auf die Burg Frankenstein bezieht und der davon handelt, daß ein Ritter von Frankenstein mit einem neben dem Dorfbrunnen lagernden Lindwurm gekämpft habe, siehe http://gutenberg.spiegel.de/grimm/sagen/Druckversion_g219.htm.

Berthold Friemel, 17. Juli 2006

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Bernhard Lauer zur Burg Frankenstein
In seinem Beitrag „Brüder Grimm-Stätten heute. Authentische Orte, alte und neue Mythen“ im vor einigen Wochen erschienenen „Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft“, Band 13 / 14 (2003 / 2004) behandelt Bernhard Lauer die in diesem Thread von Alexander Deppert aufgeworfene Frage (S. 47):

Mit einem sehr dubiosen Kunstgriff verbindet man die nahe Darmstadt gelegene Burg Frankenstein über die Brüder Grimm mit der berühmten Monstergestalt von Mary Shelley (1797-1851), indem man „neueste Forschung“ bemüht und auf dieser „Grundlage“ behauptet, daß deren Stiefmutter Mary Jane Clairmont, die die Grimmschen Märchen ins Englische übersetzt haben soll, mit Jacob Grimm 1813 einen Briefwechsel über diese „Sage“ geführt haben soll.(1) Weder das eine noch das andere ist zu belegen, und die Schöpfer dieses neuen Mythos flüchten sich am Schluß denn auch dahin, daß sie den angeblichen Briefwechsel in eine ominöse Privatsammlung verlegen, zu der natürlich nur sie Zutritt gehabt hätten und deren Besitzer keinerlei weitere Information darüber gestatten würde(2).

(1) Vgl. dazu z. B. den jüngst erschienenen ADAC-Führer Literaturland Hessen. Der Süden. Hrsg. von Heiner Boencke. Frankfurt a. M.: ADAC u. Hess. Rundfunk, 2004, S. 14 f.
(2) So der offensichtliche Erfinder dieses neuen Mythos‘, Walter Scheele: Burg Frankenstein. Mythos – Wahrheit – Legende. Frankfurt a. M.: Societäts-Verlag, 2001, S. 100-102; darin heißt es: „In britischem Privatbesitz liegt, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, ein Brief von Jacob Grimm an Mary Jane aus dem Jahr 1813. Donald E. Glut [ein wenig seriöser Journalist; B. L.] hat ihn gesehen, und 25 Jahre später war ich der erste, der ihn wieder zu Gesicht bekommen hat – mit der Auflage, nichts direkt daraus zu zitieren.“


Berthold Friemel, 13. August 2006