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Ausstellungskuratorin Lepp über neue „Grimmwelt“ Kassel
(Grimmforum, Juli 2015)

Die Berliner Ausstellungskuratorin Professorin Nicola Lepp sprach mit der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ über die Dauerausstellung für die neue „Grimmwelt“ Kassel. Das neue Ausstellungshaus mit der von Lepps Agentur kuratierten Dauerausstellung und einer Sonderausstellung über Haare (aus derselben Hand) soll am 4. September öffnen.

Über die wissenschaftlichen Grundlagen der Ausstellung führte Professorin Lepp laut HNA aus:

Nicola Lepp über die Recherche: Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten. Wir sind Kulturwissenschaftler und mit der Literaturgeschichte vertraut. Trotzdem sind wir 2013 erst einmal in die Bibliothek gegangen und haben mehrere Bücher gelesen. Fünf Monate lang haben wir zu viert am Konzept gearbeitet, Ideen entwickelt und uns Rat bei Experten geholt. [Hervorhebungen Bonoboche]

„Die neue Kasseler Grimmwelt soll Kinder ebenso ansprechen wie Experten der Sprachforscher und Märchensammler“, so die HNA zusammenfassend.

http://www.hna.de/kultur/neue-grimmwelt-soll-mehr-museum-sein-5276618.html

Bonoboche, 24. Juli 2015
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Nicola Lepp und Andrea Linnebach-Wegner über „Grimmwelt“

Frau Prof. Nicola Lepp teilte uns am Montag, dem 27. 7., mit, dass ihr „der Artikel in der HNA vor der Veröffentlichung nicht vorgelegt worden“ sei, dass es darin ein „falsches Zitat“ gebe, sie „sehr ungehalten über diese Schreibweise“ sei und sich „dazu mit der Kasseler Pressestelle in Verbindung setzen“ wolle. Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel Berlin, die von der Agentur Hürlimann & Lepp seit über einem Jahr für „Rat“ (u. a. Vorschläge zu Themen, Exponaten und Quellen, Recherchen, Korrektur von Ausstellungstexten) herangezogen wurde, forderte Frau Prof. Lepp daraufhin nochmals auf, aus ihrer Sicht näher zu interpretieren, was an dieser Stelle gemeint sein sollte, und bat sie um Richtigstellung am selben Ort in der Kasseler Zeitung. Sollte dies nicht erfolgen, so sei die Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsstelle und Frau Lepps Agentur beendet.

Aus Kassel richtete Frau Dr. Andrea Linnebach-Wegner, die an Grimm-Editionsprojekten beteiligt ist, einen offenen Brief an Nicola Lepp, in dem es heißt:

Dr. Andrea Linnebach-Wegner schrieb:
Mit ausgesprochenem Befremden habe ich gelesen, dass Sie der „sicheren“ Ansicht sind, „dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten.“ Eine solche Diskreditierung von Fachwissenschaftlern kann nicht unwidersprochen bleiben. Im Gegenzug: die Einbeziehung kompetenter Fachleute in Ihr Team hätte sicherlich manchen Fehler und manche Peinlichkeit in der „Grimmwelt“ vermeiden lassen, wie etwa Ihr Ausstellungs-ABC samt seinem „Ärschlein“. Mit Schrecken habe ich gesehen, dass Ihre Begleitpublikation unter dem gleichen Motto „Die Grimmwelt. Von Ärschlein bis Zettel“ erscheinen soll. Dies führt zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung: nicht nur, dass das Alphabet hier mit einem Umlaut beginnt, nein, „Ärschlein“ ist auch einer der kürzesten Einträge im Deutschen Wörterbuch überhaupt, denn der Begriff wird nur mit einem einzigen knappen Beleg, noch dazu aus einer französischen Übersetzung (Rabelais), vermerkt. Auch seine Zuordnung zu den „Schimpfwörtern“, wie in der Ausstellung vorgesehen, taugt nicht, da er keines ist. So erscheint das Ganze als krampfige Suche nach Originalität, in Folge als spießig-verklemmte Anal-Komik. Dies konterkariert das Lebenswerk der Brüder Grimm grundlegend. Wehren können sie sich nicht mehr …

Volltext des offenen Briefes von Dr. Andrea Linnebach-Wegner:

http://www.grimmnetz.de/download/linnebach_lepp_offener_brief.pdf

Administrator, 28. Juli 2015
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Re: Ausstellungskuratorin Lepp über neue „Grimmwelt“ Kassel

Am Mittwoch, dem 29. 7., erhielten wir eine nochmalige Mitteilung von Prof. Nicola Lepp zum HNA-Artikel über die Dauerausstellung für die „Grimmwelt“ Kassel, der Anlass zur in diesem Forumszweig dokumentierten Dískussion war.

Im Gespräch mit dem HNA-Journalisten sei es laut Frau Prof. Lepp um die Zusammensetzung ihres Teams aus drei Mitarbeitern gegangen, die aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen kommen. Frau Prof. Lepp habe gesagt, „wir hätten eine andere Ausstellung gemacht, wären die bürointernen wissenschaftlichen Mitarbeiter Grimm-Spezialisten gewesen“. Es sei nicht um ein Qualitätsurteil gegangen.

Ausdrücklich betont habe sie an anderer Stelle des Gespräches, dass sie intensive Unterstützung durch externe Grimm-Experten erfahren habe. Dies habe in dem Artikel jedoch keinen Niederschlag gefunden.

Die Kasseler Zeitung zitierte Frau Prof. Lepp vor einer Woche mit dem Wortlaut „Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten“, wie im obigen Forumsbeitrag wiedergeben.

Falls die Zeitung eigenmächtig den Wortlaut aus „eine andere Ausstellung“ in „keine gute Ausstellung“ geändert hat, wirft das Fragen zur redaktionellen Strategie der HNA auf.

Administrator, 29. Juli 2015
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Matthias Lohr (Kasseler „HNA“) zu Zitat der Kuratorin Lepp

Wir erhielten freundlicherweise eine Mitteilung des Journalisten Matthias Lohr von der Kasseler „HNA“, der die Ausstellungskuratorin Prof. Nicola Lepp in seinem Artikel über die neue Kasseler „Grimmwelt“ mit folgender Einschätzung zitierte:

Nicola Lepp über die Recherche: Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten.

Herr Lohr informierte uns, Frau Prof. Lepp habe den Satz genau so gesagt, wie Herr Lohr ihn zitiert habe. Er stehe wortwörtlich so in seinen Unterlagen.

Administrator, 29. Juli 2015

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Briefverzeichnis
Briefedition Bd. 7 mit „Renart“-Fragment
(Grimmforum, 12. Mai 2015)

Briefwechsel der Brüder Grimm:
Neue Version des Gesamtverzeichnisses und neuer Band der gedruckten Edition — verschollenes Fragment des altfranzösischen „Roman de Renart“ entdeckt

Zusammenfassung: Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin stellt eine neue Version ihres Verzeichnisses sämtlicher Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm sowie den Band 7 der gedruckten Ausgabe des Briefwechsels vor. In letzterem wird auch ein wichtiges Fragment der mittelalterlichen französischen Literatur erstmals veröffentlicht.

Nach Beginn des Sommersemesters stellt die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin jetzt die Version 4.0 ihres Verzeichnisses sämtlicher Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm vor. Das Verzeichnis weist Handschriften und bisherige Drucke zu etwa 20.000 Briefen nach. In der neuen Version sind auch die Empfangsorte der Briefe angegeben. In Zusammenarbeit mit einem Projekt an der Universität Amsterdam werden die Ortsangaben dazu genutzt, den Briefwechsel auf einer Karte anschaulich zu machen. Diese Karte wird in der „Grimmwelt“ Kassel verwendet, einem neuen Museum, das im kommenden September eröffnet wird. In einer künftigen Version des Grimm-Briefverzeichnisses, an der jetzt gearbeitet wird, sollen Faksimiles der Originalbriefe, durchsuchbare Texte und Kommentare zugänglich sein.

Zugleich präsentiert die Arbeitsstelle einen neuen Band der 2001 begonnenen Grimm-Briefedition. Er enthält die Briefwechsel der Brüder Grimm mit Gustav Freytag, Moriz Haupt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Franz Joseph Mone. Alle Briefautoren des Bandes sind prominente Persönlichkeiten ihrer Zeit. Am bekanntesten von ihnen ist heute Hoffmann von Fallersleben als Verfasser des Textes der deutschen Nationalhymne. Für die Brüder Grimm waren sie Fachkollegen, mit denen sie nicht nur Meinungen austauschten, sondern die Briefpartner halfen sich auch gegenseitig mit neuesten Informationen und Quellenmaterialien. Als kleine Sensation darf man bezeichnen, dass unter den Quellen, die der neue Band der Grimm-Briefausgabe zugänglich macht, auch das seit Jahrzehnten verschollene und bisher nie edierte Fragment e des mittelalterlichen französischen „Roman de Renart“ ist, das (in Abschrift von Mone) als Beilage zu einem der Briefe gehört. Dieser Fund hat für die mittelalterliche französische Literatur ungefähr eine ähnliche Bedeutung, als ob für die deutsche ein verschwundenes Fragment des Nibelungenliedes wieder auftauchen würde. Der neue Band zeigt also, dass diese Briefwechsel auch der heutigen Wissenschaft vieles zu bieten haben, was sie auf andere Weise nicht erlangen könnte.

Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Freytag, Moriz Haupt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Franz Joseph Mone, hrsg. von Philip Kraut, Jürgen Jaehrling, Uwe Meves und Else Hünert-Hofmann. Stuttgart: Hirzel 2015, 566 S., 56 €. ISBN 978-3-7776-2487-7

Weitere Informationen und Zugang zum Grimm-Briefverzeichnis:
http://www.grimmnetz.de / http://www.grimmbriefwechsel.de

Kontakt:
Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin, Philip Kraut, +49-30-20935302, kraut[at]grimmbriefwechsel.de

Bilder zur Verwendung im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung:

Band 7 der Grimm-Briefedition:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/Grimm-Briefwechsel_Bd7.tif

Brief Jacob Grimms an Hoffmann von Fallersleben, als dieser aus politischen Gründen als Professor der Universität Breslau entlassen wurde:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/JG_sw.tif
(Abbildung aus dem Band)

Letzter Brief Hoffmanns von Fallersleben an Jacob Grimm:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/Brief_hoffmann_1.jpg
(Abbildung aus dem Band)

Administrator, 12. Mai 2015

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Zum 150. Todestag am Grab Jacob Grimms
Schließung der Berliner Arbeitsstelle des Grimmschen Wörterbuchs
(Grimmforum, 21. September 2013)

Am 20. September 2013 besuchten Mitglieder der ehemaligen Arbeitsstelle des „Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin die Grabstelle der Familie Grimm auf dem St.-Matthäus-Friedhof. Der Besuch war auch ein Abschied von der jahrzehntelangen Berliner Arbeitstradition am Grimmschen Wörterbuch. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften stellt die Arbeiten an diesem Wörterbuch Ende September ein. An der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen werden sie noch fortgesetzt.


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Die bisherige Berliner Arbeitsstelle des Grimmschen Wörterbuchs wird nun großenteils für das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS) eingesetzt.

Berthold Friemel, 21. September 2013

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Buchpräsentation „Brüder Grimm Gedenken 2012“
Grimm-Briefwechsel, Bände 4 und 6
(Grimmforum, 13. Dezember 2012)

Mit Band 17 kehrt das Brüder Grimm Gedenken nach Hessen zurück. Ein Tagebuch Wilhelm Grimms aus den Kasseler Jahren 1820 bis 1822 stellt in Text und Kommentar wesentliche biographische Informationen erstmals zur Verfügung. Unter den hessischen Autoren des Bandes ist Wilhelm Grimms Urenkel, der über Grimm-Überlieferungen der Familie schreibt. Bisher noch im Besitz der Nachfahren verbliebene Grimm-Bestände werden in einer Übersicht und in Beispielen vorgestellt.

Den soeben erschienenen Band stellen wir gemeinsam mit den Bänden 4 und 6 der Edition Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Kritische Ausgabe in Einzelbänden am Dienstag, dem 18. Dezember, in Berlin öffentlich vor. Mit der Veranstaltung wird die Vortragsreihe zur Ausstellung Rotkäppchen kommt aus Berlin! 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen in Berlin abgeschlossen.

Im Band 4 der Briefedition sind Briefwechsel der Brüder Grimm mit T. G. von Karajan, W. Wackernagel, J. H. Wyttenbach und J. Zacher zu mediävistischen Themen enthalten. Band 6 vereinigt die Briefwechsel der Brüder Grimm mit R. Hildebrand, M. Lexer und K. Weigand als den wichtigsten unmittelbaren Fortsetzern des Deutschen Wörterbuchs.

Eine Verbindung zwischen den drei Büchern ist der sensationelle Fund eines angeblichen althochdeutschen Kinderliedes in Wien 1858, dem Jacob Grimm noch kurz vor seinem Tod einen Akademievortrag widmen wollte. Sein Entwurf dazu ist im Brüder Grimm Gedenken 2012 veröffentlicht. Das althochdeutsche Schlummerlied gilt seit langem als Fälschung. Zur Buchvorstellung spricht Michael Gebhardt (Innsbruck) über Georg Zappert als Fälscher und Jacob Grimm als sein Opfer.

Berthold Friemel, 13. Dezember 2012

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Vortragsreihe zur Ausstellung
„Rotkäppchen kommt aus Berlin!“
(Grimmforum, November / Dezember 2012)

Die am 8. 11. in der Staatsbibliothek, Haus II, Potsdamer Str. 33 eröffnete Ausstellung zum 200jährigen Jubiläum der „Kinder- und Hausmärchen“ betrachtet die Märchensammlung der Brüder Grimm aus regionaler Perspektive. Berlin und die Grimmschen Märchen sind durch eine reiche gemeinsame Geschichte verbunden, von der Erstausgabe bei Georg Reimer 1812 bis zu den populären Ausgaben des Ostberliner Kinderbuchverlags, die sich in unserer Region ungebrochener Beliebtheit erfreuen.

Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Philosophischen Fakultät II veranstaltet zur Ausstellung eine Vortragsreihe im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, die am Dienstag, dem 13. 11., mit dem Vortrag von Prof. Dr. Rüdiger Steinlein eröffnet wird, in dem es um das Erfolgsrezept der Grimms geht. Rüdiger Steinlein betreute viele Jahre am Institut für deutsche Literatur das Fachgebiet der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur.

Die Vorträge finden bis zum 18. 12. jeweils dienstags im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums statt:

Weitere Vorträge folgen bis Weihnachten jeweils dienstags 18 Uhr. Zum Gesamtprogramm siehe: http://www.grimmnetz.de/download/Plakat_Vortragsreihe_Gesamt.pdf

Die Vortragsreihe ist auch Teil der 23. Berliner Märchentage.

Berthold Friemel, 12. November 2012
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13.11.: Märchen der Grimms – Stationen der Erfolgsgeschichte

Berthold Friemel, 12. November 2012
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20.11.: Berliner Illustrationen zu Grimms Märchen

Berthold Friemel, 14. November 2012
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27.11.: Schrecken und Angst in Märchen

Berthold Friemel, 25. November 2012
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Alan Kirkness über Wörterbücher

Berthold Friemel, 28. November 2012
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Heinz Rölleke über Rotkäppchen

Berthold Friemel, 8. Dezember 2012
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Michael Gebhardt über Jacob Grimms letzten Vortragsentwurf

Berthold Friemel, 13. Dezember 2012

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Buchvorstellung am Brüder-Grimm-Platz Kassel
(Brüder Grimm Gedenken, Bd. 17)
(Grimmforum, 4. November 2012)


Berthold Friemel, 4. November 2012

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Band 4 (und Band 6)
Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm
(Grimmforum, 25. März 2009)

Seit 2006 wird auf den Band 4 der Edition „Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm“ gewartet. Er ist nun endlich druckfertig und kann der Öffentlichkeit in einigen Wochen vorgestellt werden.
Der neue Band enthält auf 381 Seiten die Korrespondenz der Brüder Grimm mit ihren wissenschaftlichen Partnern und Freunden Theodor Georg von Karajan, Wilhelm Wackernagel, Johann Hugo Wyttenbach und Julius Zacher. In diesen Briefen werden vorwiegend Bereiche der mittelalterlichen deutschen Literatur behandelt.
Der Briefwechsel mit Karajan gestattet Einblicke in die Gelehrtenwelt des 19. Jahrhunderts und in den Arbeitsalltag der drei Gelehrten, vermittelt aber auch Wissen über ihre Sorgen, Hoffnungen und Wünsche. Im Fall Wackernagels lassen die Briefe auf die Sozialgeschichte der deutschen Professoren zur damaligen Zeit schließen. Im Briefwechsel mit Wyttenbach, dem Trierer Bibliothekar, tauschen sich die Grimms mit ihm über die Trierer altdeutschen Handschriften aus. In der Korrespondenz mit Zacher lassen sich dessen akademischer Werdegang und seine Forschungen verfolgen.

Als Praktikantin der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel in Berlin habe ich in den vergangenen drei Wochen den neuen Band 6 der Edition „Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm“ druckfertig formatiert und zur Kollation freigegeben. Ich kann also an dieser Stelle zusätzlich berichten, dass auch dieser Band 6 inzwischen im Rohsatz vorliegt. Er enthält den Briefwechsel der Brüder Grimm mit den namenhaften Germanisten Rudolf Hildebrand, Matthias Lexer und Karl Weigand, den späteren Fortsetzern des Deutschen Wörterbuches. Die drei Korrespondenzen enthalten kaum private Probleme und Sorgen, so beinhaltet der Briefwechsel mit Hildebrand zum Beispiel Anmerkungen zum Inhalt und zum Druck des Wörterbuches. Mit Lexer, dem vierten Nachfolger der Brüder Grimm, tauscht sich Jacob Grimm vorwiegend über Lexers Aufzeichnungen für das Kärntische Wörterbuch aus. Im Fall Weigands enthalten die ersten Briefe Kommentare beiderseits zu Weigands Wörterbuch der deutschen Synonymen und der überwiegende Teil Weigands Bemerkungen und Aufzeichnungen zum Deutschen Wörterbuch.✍
Katja Mönnich, 25. März 2009
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Grimm-Briefwechsel 4 jetzt ausgeliefert
Exemplare des Bandes 4 der Grimm-Briefedition sind jetzt eingetroffen. Der Band kostet 38 € und ist beispielsweise direkt beim Verlag bestellbar (versandkostenfrei):
http://www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de/titel/56235.html

Berthold Friemel, 24. August 2009

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Berliner Arbeitsstelle zu Kasseler Reformbemühungen
Benutzbarkeit der Kasseler Sammlungen
(Grimmforum, März 2006)

Mitglieder der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin haben sich kürzlich zu den Bemühungen um eine Reform der Brüder Grimm-Gesellschaft und des Brüder Grimm-Museums in Kassel geäußert:

Die Bemühungen um Reformen und eine Neuorganisation der Kasseler Grimm-Verhältnisse finden wir unbedingt unterstützenswert. Kassel ist eines der Zentren der Grimm-Überlieferung und der Grimm-Forschung. Es liegt im Interesse aller Interessierten, daß die große Kasseler Tradition auf einem hohen Niveau weitergeführt wird. Wir würden es sehr begrüßen, wenn die neuen Kasseler Grimm-Strukturen und ihre Vertreter ihre wichtige Rolle bei der gleichberechtigten und fairen Zusammenarbeit der mit den Brüdern Grimm befaßten Institutionen und Personen spielen würden. Eine der unseres Erachtens dafür nötigen Voraussetzungen ist es, daß die von der Brüder Grimm-Gesellschaft betreuten Buch- und Archivbestände so zugänglich gemacht werden, wie es bei anderen Sammlungen dieser Art selbstverständlich ist.✍

Grimm-Briefwechsel Berlin, 3. März 2006
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Zur Benutzbarkeit der Kasseler Grimm-Sammlungen während der letzten Jahre
Kassel besitzt mittlerweile zum zweiten Mal bedeutende Grimm-Sammlungen. Ein überwiegender und unersetzlicher Teil der alten Kasseler Grimm-Sammlung aber ist nach wie vor kriegsbedingt verschollen. Dies wiegt umso schwerer, als aus diesem verschollenen Teil der Sammlung nur ein verhältnismäßig geringer Anteil veröffentlicht wurde, das Gesammelte also nicht im historischen Gedächtnis verblieb, sondern sich zunächst an einem verborgenen Ort konzentrierte und dann mit diesem gelöscht wurde. Das Schicksal der ersten Kasseler Grimm-Sammlung läßt sich sinnbildhaft auf die in Kassel nach 1945 neu entstandenen Sammlungen beziehen. Der Besitz solcher Bestände verpflichtet dazu, alle Sorgfalt bei der sachgemäßen Verwahrung walten zu lassen, die Bestände der Erschließung und Publizierung zu öffnen und sich in erster Linie als treuhänderischer Sachwalter in der Überlieferungskette dieser Unika zu betrachten.

Unter den genannten Aspekten sind zu denjenigen Kasseler Grimm-Beständen, für die die Brüder Grimm-Gesellschaft Verantwortung trägt, kritische Anmerkungen angebracht. Klagen, daß der Zugang zu diesem Teil der Kasseler Sammlungen sich während der letzten 10 bis 15 Jahre sehr erschwert hat, kann man allenthalben hören, und es ist höchste Zeit, daß Abhilfe geschaffen wird. Bis in die erste Hälfte der 90er Jahre erfolgte der Zugang zu den im „Archiv“ des Brüder Grimm-Museums untergebrachten Beständen auf Grundlage eines Merkblatts, das sich sinnvoll an dem in Bibliotheken und Archiven üblichen Standard orientierte. Auf dieser Grundlage habe auch ich Anfang der 90er Jahre einige sehr ergebnisreiche Arbeitstage in den Räumen im Hochparterre der Murhard-Bibliothek verbracht, an die ich gern zurückdenke. Ab ca. 1993 / 94 wurde anreisenden Benutzern dann eine neue Benutzungsordnung vorgelegt, gemäß der pro Tag und Person nur noch 10 einzelne Stücke der Autographensammlung eingesehen werden konnten. Da die Autographen aus den Räumen der Murhard-Bibliothek an einen anderen Ort verbracht worden waren, sahen sich Benutzer zusätzlich mit logistischen, versicherungstechnischen und personellen Begründungen konfrontiert, die eine Benutzung der Bestände über die besagte Mengenbeschränkung hinaus komplizierten. Es kam auch zu Andeutungen, der Zugang könne noch weiter eingeschränkt oder untersagt werden, wenn wissenschaftliche Projekte unabhängig von denen der Kasseler Grimm-Gesellschaft weiterbetrieben und nicht nach deren Wünschen dort integriert würden. Meines Wissens ist es glücklicherweise allerdings nicht dahin gekommen, daß diese Andeutungen in die Praxis umgesetzt wurden.

Zu einer offiziellen Nachfrage wegen der eingetretenen Benutzungsbeschränkungen bei der Sadt Kassel, die wir nach dem Rat und Wunsch des Museumsleiters stellten, erhielten wir von diesem selbst am 15. September 1994 die briefliche Auskunft, daß wegen der schwierigen räumlichen und personellen Situation des Brüder Grimm-Museums verschiedene Sammlungsbestände hätten ausgelagert werden müssen, da keine Perspektive einer räumlichen Ausdehnung in der Murhard-Bibliothek bestehe. Dies bedeute, daß einige Sammlungsgruppen (Skulpturen, Gemälde, Autographen, Nachlässe, Sammlung Hausrat, Trivialzeugnisse, Teile der graphischen Sammlung u. a.) nur noch eingeschränkt benutzbar seien. „Von meinen (wenigen) Mitarbeitern, unter denen nur eine einzige Ganztagskraft ist, kann ich jedoch nicht erwarten, ständig Transporte zwischen nunmehr bereits drei verschiedenen Standorten zu organisieren.“

Diese Argumentation wirft Fragen auf. Ebenso — und zwar in sehr grundsätzlicher Weise — bereits die damalige Entscheidung zur Auslagerung der Sammlungsbestände, wobei zudem zu beachten wäre, daß ein erheblicher und besonders kostbarer Anteil davon ursprünglich von Bibliotheksseite zur Verfügung gestellt wurde und der Abtransport aus dem Bibliotheksgebäude auch aus diesem Grund fragwürdig war. Welche Priorität räumten die seinerzeit Verantwortlichen der sachgemäßen Unterbringung und der Zugänglichkeit der von ihnen betreuten Sammlungen ein? Wenn die getroffenen Entscheidungen sich rückschauend als der Benutzbarkeit abträglich herausstellen, was sind dann die Motive gewesen, gleichwohl so zu entscheiden? Ist es eine abwegige Vermutung, die Sammlungsbestände seien zum Spielball taktischer Interessen gemacht worden? Welche Strategie stand im einzelnen dahinter? Lassen diese und jene sich mit den Grundsätzen eines verantwortlichen Umgangs mit solchen Beständen, wie sie Standard in Bibliotheken, Museen, Archiven usw. sind, vereinbaren? Ist es nicht so, daß die Ausstrahlung Kassels als Grimm-Stadt sich erstens nach den Ausstellungen des Grimm-Museums und zweitens nach den einzigartigen Grimm-Beständen bemißt (die Reihe läßt sich fortsetzen)? Sind die Grimm-Bestände derzeit ihrem Potential entsprechend wirksam, oder werden sie trotz (und dann gewissermaßen auch wegen) der in den letzten Jahren durch neue Erwerbungen vorgenommenen Ausdehnung allmählich zum bloßen Mythos, weil es nicht — oder zumindest einem Teil der daran interessierten Wissenschaftler nicht — möglich ist zu ermitteln, welche Quellen zu einzelnen Forschungsgebieten sich tatsächlich in den Beständen befinden? Sind die Sammlungen überhaupt zur Zeit so verwahrt, daß sich der Zustand und die Vollständigkeit jederzeit überprüfen lassen? Welche Schritte müßten gegangen werden, damit ein normaler, den üblichen Standards entsprechender Archivbetrieb gewährleistet werden kann? Ist das Museum fachlich und personell der richtige Ort dafür? Sollte ein anderer Ort gewählt werden, der über die erforderlichen Kompetenzen und Kapazitäten der archivischen und bibliothekarischen Arbeit bereits verfügt, nachdem mehr als zehn Jahre in mehreren Etappen eine Verschlechterung vorgegangen ist? Oder sind die Grimm-Bestände es der Stadt Kassel und der Brüder Grimm-Gesellschaft wert, für sie eine eigenständige, funktionierende Institution zu schaffen? Wie kann dann gleichwohl das Verhältnis zur Bibliothek gestaltet werden, aus deren Beständen sich so immens vieles in den fraglichen Sammlungen befindet, und wie das zum Museum? Wann kann die Grimm-Forschung damit rechnen, daß die im Verantwortungsbereich der Brüder Grimm-Gesellschaft befindlichen Bestände zu regelmäßigen Öffnungszeiten zuverlässig und in ihrer Gesamtheit so zugänglich gemacht werden, wie es andere ähnliche Institutionen (auch in Kassel) selbstverständlich leisten?

Berthold Friemel, 7. März 2006